.
Standpunkt ein wenig fraglich. Es gilt von ihnen,
was ein Kunstkritiker unlängst über die Ausstellung
der Marinebilder gesagt hat: Die allzugroße Gegen¬
ständlichkeit verschiebt die Grundsätze, nach der die
Wertung solcher Bilder erfolgt und der das Hand¬
werkzeug beherrschende Fachmann wird in der Er¬
fassung des Details weit Besseres leisten, als der
unbefangene Künstler.
Schnitzler hat von vornherein keine klare
Position bezogen. Zu wenig Zeitungsfachmann, um
aus den Einzelheiten des Berufslebens allein seine
Komödie aufbauen zu können, mußte er sich ent¬
schließen, seine Handlung durch eine Idee zu stützen.
Der Anfang ließ etwas anderes vermuten, als tat¬
sächlich geschieht. Naheliegend wäre, es gewesen, als
Person des Dramas den Beruf des Journalisten
selbst auf die Bühne zu stellen, zu zeigen, welche
Veränderungen dieser mit seinen Dienern vornimmt.
Das Hasten von einer Minute zur andern, das
Bewußtsein, nie Ewigkeitswerte zu s chaffen, das
Sich=verlieren in Fragen des Tages, die innere
Unfreiheit, die sich aus dem Allen ergibt, der ver¬
änderte Maßstab, den man sodann den Dingen jen¬
seits des Rotationspapieres beilegt, dies Alles wären
sehr naheliegende Fragen gewesen: der Kampf gegen
das eigene Ich, daß man im Dienste des Kleingelds
der Literatur nicht auch seine Ueberzeugung in Klein¬
geld umwechsle
doch halt! Kritikers ind
selten gute Dichter und so wollen wir denn hier in
der Ausmalung der vorhandenen Möglichkeiten ab¬
——
brechen und nur feststellen, daß Schnitzler keine von
ihnen benützt hat.
Was er bietet haben wir, was die Problem¬
stellung anlangt schon in der „Causa Kaiser“ und was
ihre Durchführung anlangt schon in Raimunds
„Alpenkönig und Menschenfeind“ gesehen. Nur war
Raimund vorsichtiger als Schnitzler. Er schloß vorher
einen Bund mit der Geisterwelt und konnte daher
am Schluß diese zur Beseitigung des alter
ego
heranziehen. Schnitzler vermag die Frage: wie liefere
ich mir selbst ein Pistolenduell? mit irdischen Mitteln
nicht zu lösen. Wir halten es als dramatisch nicht
sehr richtig, einen Knoten zu schürzen, von dem man
im Vorhinein weiß, daß man ihn nicht wird lösen
können. Fliederbusch und Fink sind zwei Leben in
einer Person. Eines davon mußte verschwinden
und keinem war die Möglichkeit dazu gegeben. Das
ist ein schwerer Fehler im Aufbau.
Schnitzler wollte einerseits die Relativität poli¬
tischer Ueberzeugungen, anderseits aber einen an
sich wirkenden Schwank schreiben. Das sind unver¬
einbare Dinge und so zeigt denn auch das neue Werk
des Dichters keinen einheitlichen Stil und kann sich
an literarischem Wert keineswegs mit früheren
Bühnenwerken des Autors messen. Und dennoch! Ein
so glänzender Beherrscher der Feder, wie Schnitzler
es ist, läßt sich nicht so schnell besiegen, auch nicht durch
sein eigenes Thema. Form und Inhalt fast sprengend,
jagt ein köstlicher Einfall den andern und wir müssen
herzlich lachen und die Virtuosität des Dialogs dort
rückhaltslos bewundern, wo wir im Uebrigen fühl
bleiben. Auch die Gestalten, die auf die Bühne
gebracht werden, sind nicht ehen neu. aber im Ein¬
zelnen prächtig dem Leben abgelauscht. Uns steht es
aber wohl kaum zu. mit Professorengründlichkeit, den
Rotstift in der Hand lediglich die Fehler anzustreichen.
Gelang es dem Antor über sie hinweg zu siegen. so
muß ihm dies nur umso höber angerechnet werden.
Er schlug die Schlacht fast mit den gesamten Kräften
des Volkstheaters und einen hervorheben, hieße den
andern Unrecht tun, denn es wurde durchwegs Treff¬
liches geleistet. Das Publikum war besondens nach
D. M
dem zweiten Aufzug beifallfreudig.
HNOUIR
Senn- u. Miontags Zeitung, Wian
logischen Reiz gewi
Feuilleton.
hat mit der Zweisee
sinnung, mit Nacken
Deutsches Volkstheater.
Dinge alle heißen,
Art, zu reagieren,
„Fink und Fliederbusch“ von Artur Schnitzler.
stimmend und gleich
Im Verlaufe der Handlung sagt der Held einmal:
Angriff oppositionell
„Eigentlich eine klägliche Sache, das Ganze.“ Das ist
liche und die Reaktie
nuch der erste Eindruck, den man bekommt, aber man
gend und unbewußt
wird doch nachdenklich, wenn man sich des Autors er¬
kritischen Intellekts, vi
innert. Vor allem ist in der technischen Aufmachung
sprache. Diese Thes
mauches, was in einem krassen Mißverhältnis zum
vertreten will, und
Rontinier Schnitzler steht. Es muß ganz ausgeschlossen
herauszukristallisteren
sein, daß es dem bekannten und beliebten Wiener Dichter
doppelt reaktionsfühl
ploß um einen öden, nichtssagenden Schwank zu tun ge¬
Fliederbusch in einer
wesen sein sollte, um die Vermehrung seiner Stücke zwecks
sichtlich
— links lie
Ausnützung der Theaterkonjunktur.
mechanistische Erklärn
Die Komödie ist auch zweifellos wesentlich mehr;
werden könnte;
es ist eine beinahe blutige Auseinandersetzung des Ver¬
die Fliederbusch
fassers mit dem Wesen des Journallsmus, eine psycho¬
rechts zu schreiben,
sogische Studie von selisamer Art und ganz erstaunlichen
seinem Drang, der g
Ergebnissen. Man wird freilich die Frage aufwerfen
nach Karriere und G
bürien, ob ein Theaterstück die richtige Form für die
steckt auch keinerlei
Uintersuchung, und ob die Bühne das entsprechende Forum
ethische Hemmung; d
für den Vortrag sozialwissenschaftlicher Thesen ist; man
stellen, die man dem
darf auch Zweifel darüber aussprechen, ob die angestellte
macht, die aber bei nä
Durchleuchtung einwandfrei, ohne gehässige Voreingenommen¬
am Platze sind, offenb
heit geführt, und ob das Resultat ausreichend sundiert ist.
wertigkeit des eingesü
Aber das alles kommt erst in zweiter Linie in Betracht,
sich selbst sagt, ist —
und des beweist nur außerordentlichen Mut und großes.
stupid und ganz fern
Seibstbewußisein des Dichters Schnitzler, daß er mit so
Ganz vorzüglich ist
tühnem Griff ein Wespennest in Aufruhr gebracht hat,
Talente braucht oder
dessen Bewohner sehr wohl in der Laze und, wie man
braucht, und insbeson
gesehen hat auch sofort gerne bereit waren, sich durch
grundtiefe Salire, das
bestigste Stiche zu rächen.
hören glaubt, die auf
Doch möchte man sofort fragen: Wozu der Lärm?
Die Vorzüge d
Wa# stelt den Herren zu Diensten? Schnitzler behauptet,
Mängel; deshalb kon
haß ner der der richtige, der geborene, der gesuchte
sames Bühnenweik
Sonenalest ist, der befähigt erscheint, auf jeden psycho=] Menschliche ist ihm s#
u
Standpunkt ein wenig fraglich. Es gilt von ihnen,
was ein Kunstkritiker unlängst über die Ausstellung
der Marinebilder gesagt hat: Die allzugroße Gegen¬
ständlichkeit verschiebt die Grundsätze, nach der die
Wertung solcher Bilder erfolgt und der das Hand¬
werkzeug beherrschende Fachmann wird in der Er¬
fassung des Details weit Besseres leisten, als der
unbefangene Künstler.
Schnitzler hat von vornherein keine klare
Position bezogen. Zu wenig Zeitungsfachmann, um
aus den Einzelheiten des Berufslebens allein seine
Komödie aufbauen zu können, mußte er sich ent¬
schließen, seine Handlung durch eine Idee zu stützen.
Der Anfang ließ etwas anderes vermuten, als tat¬
sächlich geschieht. Naheliegend wäre, es gewesen, als
Person des Dramas den Beruf des Journalisten
selbst auf die Bühne zu stellen, zu zeigen, welche
Veränderungen dieser mit seinen Dienern vornimmt.
Das Hasten von einer Minute zur andern, das
Bewußtsein, nie Ewigkeitswerte zu s chaffen, das
Sich=verlieren in Fragen des Tages, die innere
Unfreiheit, die sich aus dem Allen ergibt, der ver¬
änderte Maßstab, den man sodann den Dingen jen¬
seits des Rotationspapieres beilegt, dies Alles wären
sehr naheliegende Fragen gewesen: der Kampf gegen
das eigene Ich, daß man im Dienste des Kleingelds
der Literatur nicht auch seine Ueberzeugung in Klein¬
geld umwechsle
doch halt! Kritikers ind
selten gute Dichter und so wollen wir denn hier in
der Ausmalung der vorhandenen Möglichkeiten ab¬
——
brechen und nur feststellen, daß Schnitzler keine von
ihnen benützt hat.
Was er bietet haben wir, was die Problem¬
stellung anlangt schon in der „Causa Kaiser“ und was
ihre Durchführung anlangt schon in Raimunds
„Alpenkönig und Menschenfeind“ gesehen. Nur war
Raimund vorsichtiger als Schnitzler. Er schloß vorher
einen Bund mit der Geisterwelt und konnte daher
am Schluß diese zur Beseitigung des alter
ego
heranziehen. Schnitzler vermag die Frage: wie liefere
ich mir selbst ein Pistolenduell? mit irdischen Mitteln
nicht zu lösen. Wir halten es als dramatisch nicht
sehr richtig, einen Knoten zu schürzen, von dem man
im Vorhinein weiß, daß man ihn nicht wird lösen
können. Fliederbusch und Fink sind zwei Leben in
einer Person. Eines davon mußte verschwinden
und keinem war die Möglichkeit dazu gegeben. Das
ist ein schwerer Fehler im Aufbau.
Schnitzler wollte einerseits die Relativität poli¬
tischer Ueberzeugungen, anderseits aber einen an
sich wirkenden Schwank schreiben. Das sind unver¬
einbare Dinge und so zeigt denn auch das neue Werk
des Dichters keinen einheitlichen Stil und kann sich
an literarischem Wert keineswegs mit früheren
Bühnenwerken des Autors messen. Und dennoch! Ein
so glänzender Beherrscher der Feder, wie Schnitzler
es ist, läßt sich nicht so schnell besiegen, auch nicht durch
sein eigenes Thema. Form und Inhalt fast sprengend,
jagt ein köstlicher Einfall den andern und wir müssen
herzlich lachen und die Virtuosität des Dialogs dort
rückhaltslos bewundern, wo wir im Uebrigen fühl
bleiben. Auch die Gestalten, die auf die Bühne
gebracht werden, sind nicht ehen neu. aber im Ein¬
zelnen prächtig dem Leben abgelauscht. Uns steht es
aber wohl kaum zu. mit Professorengründlichkeit, den
Rotstift in der Hand lediglich die Fehler anzustreichen.
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muß ihm dies nur umso höber angerechnet werden.
Er schlug die Schlacht fast mit den gesamten Kräften
des Volkstheaters und einen hervorheben, hieße den
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liches geleistet. Das Publikum war besondens nach
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ploß um einen öden, nichtssagenden Schwank zu tun ge¬
Fliederbusch in einer
wesen sein sollte, um die Vermehrung seiner Stücke zwecks
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Ausnützung der Theaterkonjunktur.
mechanistische Erklärn
Die Komödie ist auch zweifellos wesentlich mehr;
werden könnte;
es ist eine beinahe blutige Auseinandersetzung des Ver¬
die Fliederbusch
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rechts zu schreiben,
sogische Studie von selisamer Art und ganz erstaunlichen
seinem Drang, der g
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nach Karriere und G
bürien, ob ein Theaterstück die richtige Form für die
steckt auch keinerlei
Uintersuchung, und ob die Bühne das entsprechende Forum
ethische Hemmung; d
für den Vortrag sozialwissenschaftlicher Thesen ist; man
stellen, die man dem
darf auch Zweifel darüber aussprechen, ob die angestellte
macht, die aber bei nä
Durchleuchtung einwandfrei, ohne gehässige Voreingenommen¬
am Platze sind, offenb
heit geführt, und ob das Resultat ausreichend sundiert ist.
wertigkeit des eingesü
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sich selbst sagt, ist —
und des beweist nur außerordentlichen Mut und großes.
stupid und ganz fern
Seibstbewußisein des Dichters Schnitzler, daß er mit so
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tühnem Griff ein Wespennest in Aufruhr gebracht hat,
Talente braucht oder
dessen Bewohner sehr wohl in der Laze und, wie man
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gesehen hat auch sofort gerne bereit waren, sich durch
grundtiefe Salire, das
bestigste Stiche zu rächen.
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