II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 61

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27. Fink und Fliederbusch
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Wiener Montags Journal, Wies
9N0 1917


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Ist es nicht möglich, eine Täuschung wie diese, so langej schen auf die Bühne stellt
Theater, Kunst und Literatur.
aufrecht zu erhalten, so ist es noch unmöglicher, die Täuschung im Kern aber immer noch
so frivol zu lösen. Um einen solchen Kerl reißen sich die Leute Moral in Bitterkeit taucht
„Fink und Fliederbulch“.
nicht, weil das kein Einfall ist, sondern ein Lumpenmätzchen.
trotz seiner Verächtlichkeit
Eia Irrtum von Arthur Schull
Jeder Journalist kann es, zugleich Replikant und Duplikant zu
Schnitzler offenbar nicht
Drei Alte hat's, einen Dialog hat's, viele Figuren hat's
sein. Aber keiner macht es, weil er die „insame Kassierung“
sich mit einem lamorianten
und ist doch kein Theaterstück, was ist das? Das ist die neueste
fürchtet, die ihm zweifellos bevorsteht, wenn es enthüllt wird.
nicht viel vorhanden ist.
Schöpfung von Arthur Schnitzler, dem „Wiener Dichter“, der
Und mit der ersichtlich als Selbstzweck aufgestapelten „Plauderei“
oder dumm ... Sie den
#it einem Menschenalter in Wien schreibt und dichtet, ohne von
über Ueberzeugung und Gesinnung im dritten Akt füttert man
reißer Schnitzlers, aber sie
Wien mehr zu kennen, als jüdische Literatursalons und literari¬
kein abendfüllendes Stück. Alle Schnitzlerschen Handlungen sind
als sie scheinen ... Ein
sche Snobisten. Der Wiener Adel schildert, Wiener jüße Mädel,
mager, ärmlich, sichtlich nur als Dialogfutter mühsam konstruiert,[ Götz ärmlich verzapft, ein
Wienet Leben und weder Adel, noch Mädel, noch Leben kennt.
diese aber ist strüflich arm, weil sie bewußt erlogen ist. aufgeblasen. Herr Forest
In dem engen Nahmen eines verzogenen Salonlieblings ist er
Schnitzler weiß, daß solche Journalisten auch in Wien nicht geschickt aus der Affäre: sie
aufgewachsen, weil ihn seine Familie und ein kleines, rühriges
möglich sind, daß es solche nicht gibt, dennnoch stellt er sie aaf kratische Schlampe da —
Literaturkrätzl „vergötterte“, hielt er sich für „vollendet" und
die Bühne ... Was soll man dazu sagen? Gewöhnlich haßt und gezwungen verarbeitet.
mühte sich nicht ab, Leben zu sehen und zu prüfen und nun.
man den, der einem Gutes erwies, aber man verleumdet ihns in der Aristokratie nicht gi
da er älter wird und sichtlich gerne das unsterbliche Meisterwerk
doch nicht so brutal und unwaht, wenn man Charakter hat.
darzustellen sind ... All
schaffen möchte, nun sieht er nicht ein, daß er dazu schon zu
Hier streift die Phantafie des Dichters an etwas Häßliches, brutal
Publikum. Es bleibt nur
schwach ist, im Wohlleben erschlafft ... Man kann von ihm, wi¬
Verächtliches, er hat alle Ursache, recht rasch das abzuschütteln mischt allerdings mit Ekel
der selige Willomitzer vom Grafen Thun, sugen: „Die Geburt
und förmliche Abbitte zu leisten ... Wiener Journalistik à ln
Dichter=Karrikatur
mucht's nicht und die Stirnlocke auch nicht ...“
Auernheimer mag durüber lächeln ... Das ist eben im Wohl¬
Er will Journulistenmilieu schildern und gerät ins ret# leben um Gesinnung und Ueberzeugung gekommen ... Aber der
tungslose Schmocktum . .. Vielleicht gibt's in Wien solche Jour= ehrliche Provinzjournalist — und vorläufig find sie noch in der
ualisten wie er sie zeichnet — obzwar ich außer einigen be¬ überlegenen Majorität — wird erschrecken und mit Recht entsetzt
deutungslosen Theaterschmöcken keinen solchen kenne, aber die sein, daß man ihn so karrikiert.
Großstadt beherbergt doch nicht die Journalistik ... Wenn sich
Verzeichnete Karrikaturen find gewöhnlich blutleer, und
Schnitzler die Mühe genommen hätte, seine Journalistenstudien
so ist auch im ganzen Stück kaum eine einzige sympathische Figur,
zum Beispiel draußen in Deutschböhmen oder in den Alpen= auch nicht im Abschreckenden sympathisch. Die Journalisten, die
sändern zu machen, da hätte er eine andere Journalistik kennen hier ein= und ausgehen, sind keine Journalisten, die lebenden sind
gelernt. Er stellt in die Mitte seines Stückes einen jungen Men¬
entweder gefährlicher, oder bedeutender, in jedem Falle aber
schen, der zugleich Repliken und Dupliken für zwei Blätter
geistreicher. Wo mag Schnitzler nur solche Studien gemacht
schreibt. Und weiß offenbar nicht, das so etwas unmöglich ist,
haben? In der „Neuen Freien Presse“ sicher nicht. Wenn man
weil solch' ein Keel sofort gesteinigt würde. Wohl, wohl, ich ver¬
aber für die Bühne Gestalten sucht, geht man doch nicht am
stehe, das soll bloß ein Problem sein, ein dichterischer Einfall
Ende ins „Salonblatt“? Diese Leichtfertigkeit, zu karrikieren,
zur Stigmatifierung eines Prinzips. Aber dazu ist ein dichteri¬
ohne zeichnen zu können, stigmatisiert den Stümper. Schade, duß
sches Werk denn doch zu gefährlich, es macht leicht Proseliten
sich Schnitzler in seinem mehr als fünfzigsten Lebensjahr nicht
und steckt die Meinung an . .. Gerade ein von der Journalistik
ein wenig seiner selbst erinnert. Er hat sich „auf Semester
so verwöhnter Dichter, wie Schnitzler, mucht solche Experimente
hinaus“ unmöglich gemacht ...
nicht, wenn er ernst gensmmen werden will . . . Wer im zweiten
Wie gespielt wird? Ei, wie es eben unter solchen Um¬
Jahrtausend solche verbendte Schablonen als Menschen auf die
ständen möglich ist. Eine einzige lebensfrische Figur stellt Herr
Bühne stellt, der ist ärmer an Einfällen, als er selber
[Thaller auf die Veine. Aber nur, weil dieser große, auch im
glaubt
Volkstheater augenbliclib vernachcite Künstler seinen Rer