S
ma in ein und derselben Woche in verschiedenen Blättern pole¬
nach heftigem Kampf ofl langsam, aber sicher. Das sind #
misch ganz gegenseitige, ja feindliche Standpunkte vertrat und
und nicht die Schlechtesten — die zur Journalistik herunter)
eine Pointe für sich ist es, daß eben dieser Herr nun selbst über
steigen ehe sie in ihr aufgehen. Aber auch die lediglich Ge¬
Schnitzlers Komödie die kritische Feder schwan und ihr und sich
wandten die „von Haus aus — Journalisten“, welche Vielfalt
selbst, ein jämmerlicher Vogel Strauß das Leintuch eines Rie¬
von handwerklicher Tüchtigkeit müssen sie produzieren, was
äuscht
senfeuilletons über den Kopf geworfen hat.) Einer, der, wie in
müssen sie alle, alle, die da Sklaven sind der Forderungen der
Schnitzlers Stück, nebeneinander den Fink und Fliederbusch
Minute, Leibeigene und Geisteigene der Tendenz, der Marke
nes
des Tons der Zeitung an Anpassungsfähigkeit, an Verleugnung
spielte. Wie viele abe spielen hintereinander entgegengesetzte
ver¬
der Individualität bieten! Müssen, müssen, wenn sie nicht ver¬
Rollen? Müssen sie speten, denn dieses Spiel ist eben, von Fall
i dem
zu Fall — Sache des Engagements.
hungern vollen! Denn, die journalistische Tätigkeit ist eine
hteten
Reinkultur der Kompromisse. Das jeweilige politische Programm
nmit
Nämlich — Schnitzler hat das Problem gewissermaßen in
eines Blattes ist ja noch lange nicht alles; in jeder Glosse, jeder
jedem
halbgekochtem, halbausgegohrenem Zustand serviert. Der wohl¬
Kritik, jeder Notiz sogar sind Töne anzuschlagen oder zu ver..
rdoch
feile Einzelfall geht an den Kern bewußt oder unbewußt vorbei.
meiden, die von den Parolen des Verlegers, des Unternehmers
Um¬
Zunächst bedarf ein Beruf, der so viel Tüchtigkeit, Selbstver¬
und seinen Interessen hier durch sanften, dort durch energischen
ichtig
leugnung, Vielseitigkeit, Mühsal und dabei Undankbarkeit in sich
Druck bestimmt, beeinflußt sind. Und bei der „Konkurrenz“ ist
flegen,
trägt, nicht erst der Verwahrung, daß ausgemachte Schweine bei
es nicht anders und der „Markt“ auf dem das Schreibtalent ver¬
ihm nicht mitzählen. Hier zu verallgemeinern wäre so wohlfeil,
wertet werden kann, ist, ach so begrenzt. Mit jedem notwendigen
hment
wie ungerecht. Die Tragikomödie und Tragödie des Journalisten
Nebenverdienst, jeder Engagementsänderung ist ein neuer kate¬
hlecht
(ich glaube Otto Ernst hat vor ein paar Jahren eine ihrer
gorischer Imperativ zur Aupassungsfähigkeit verbunden. Es wäre
hrem
Wurzeln in dem Schauspiel „Wahrheit“ bloßgelegt) müßte die
interessant eine Psychologie des „journalisierten Menschen“ zu
war
Fink=Fliederbusch=Fälle von einer anderen Seite angehen; müßte
schreiben, und wirklich, sie bliebe nicht auf diesen einen Beruf
atire
sich mit denen beschäftigen, die auch den Journalisten unter
beschränkt. Das Sichwehren des eigenwilligen Menschen mit Ge¬
Mol¬
das Joch der kapitalistischen Gesellschaftsordnung beugen und
sinning gagen den sharten Zwang zur Assimilation, das Nach¬
Ist
biegen. Mit den Verlegern, den Herausgebern. Die machen aus
geben, die Fülle von Autosuggestionen, mit der er sich (gleichsam
btslos
Finken Fliederbüsche und aus Fliederbüschen Finken und es
instinktiv aus seelischem Selbsterhaltungstrieb) temperamentvoll
das
würde von großer Weltfremdheit oder einem gerüttelten Maß
in tägliche, stündliche Lebenslügen hineinschreibt, hineinspricht,
einer
von Heuchelei zeugen, wollte man hier mit dem Einwand kom¬
hineinhetzt. Bis er selbst an sein (jeweiliges) Blatt, an dessen
geber¬
men: kein Mensch muß müssen! „Die Literatur tötet die Poesic,
Marke, Ton, Tendenz glaubt. Wirklich glaubt. Der Pluralis
al
die Journalistik die Literatur“ meinte einmal ein Franzose
majestatis der Zeitung wird ihm zum Singular seiner Ueber¬
hem¬
aber er vergaß hinzuzusetzen, wie viel Literaten, ja vielleicht
zeugung. So wächst neben der Tragik des vom Brotherrn Mi߬
igten
Dichter von Geblüt um des lieben Brotes willen und weil sie
brauchten die Tragikomödie des Angestellten, des Werkzeuges
hms¬
ja doch nicht ihr Lebelang warten, hoffen und hungern wollen,
empor. Mein Gott, alles ist Zugeständnis, und am Ende steht
ßlich¬
sich dem Journalismus ergeben, der sie dann mit Haut und
dann zumeist der — Skeptizismus. C'est la vie. Kein Wunder,
soll,
Hoaren verspeist. Wie viel Talent geht in der Tretmühle
zu¬
wenn dann viele die Ueberzeugung haben, durchaus nicht ihre
grunde oder wird auf andere Geleise gedrängt! Und es ist eines
Gesinnung verkauft, sondern eben lediglich ihren Stil, ihr I.
stan.
der merkwürdigsten Phänomene, wie dann Schritt um Schritt
handwerkliches Können vermietet zu haben. Weiß Schnitzler
enne
das Metier auf den Menschen abfärbt, wie der Zwang zur
nicht, daß dies auch anderswo so ist? Daß das Problem den eng
The= Fixigkeit die Sehnsucht nach Gründlichkeit verstummen macht,I gesteckten journalistischen Rahmen sprengt?
Der Advokat, der auch seine Beredsamkeitin den Dienst
dieser oder jener Causa stellt, je nachdem, lebt von der gleichen
Assimilationsg. be. (Ich hörte im Plaidoyer eines als sozialdemo¬
kratisch bekannten Advokaten, der in einem Sensationsprozesse
einen Preistreiber verteidigte, die klassischen Worte: „Die
eigenilich ausgebeuteten sind heutzutage doch die Unternehmer!“
Im Brustione der Ueberzeugung sagte er dies!) Und er und seine
Kollegen tragen den Talar, sind von halbamtlichem Nimbus um¬
wittert. Helbamtlich — offiziös — offiziell — amtlich — welche
gedanklichen Assoziationen ergeben sich da sofort! Blicken Sie,
weiter, Herr Schnitzler, weiter! Der Direktor der Sie aufführte,
hielt zur vierhundertsten Aufführung der „lustigen Witwe“ eine
gesprochene Apotheose der Operette. Heuer noch hat derselbige
Mann sich mit der Geste des Abscheus gegen die Bezeichnung
„Opere tentheaterdirektor“ gewehrt. Hundert Beispiele aus an¬
deren Berufen? Ich kann sie mir füglich ersparen. Jede Be¬
dachtnahme uf den Effelt eines Aktschlusses, auf die Resonanz
im Theaterpublikum, Ihres Publikums, Herr Schnitzler ist ein
Kompromiß. Der Knalleffekt mag Ihnen wiederstreben, aber Sie
unterwerfen sich den Geboten seiner = Nützlichteit. Nur böswilli¬
ges Vorurteil wird Sie darum einen Theaterspekulanten nen¬
nen. Der Diener nimmt auf die Direltivenssener Bedacht, von
denen er ja doch irgendwie abhängig ist. Des Diener des Pub¬
likums.
Nicht die Politik, der genze Lebenskampf verdirbt den
Charakter. Zuweilen. Immer aber zaust, prügelt, verbeult er den
Menschen. Daß dies nur äußerlich geschieht, daß er sich sein eigen¬
stes, besseres Selbst intakt erhält, darauf kommt es an. Ob
einer den Fink=Fliederbusch spielen muß oder ob er ein solcher
Schubjak ist. Und auch in den Zugeständnissen, die uns der
wirtschaftliche Zwang erpreßt, gibt es geaduelle Unterschiede.
Beim Journalismus, und weiß Gott, bei allen anderen Be¬
rufen. Uns am Rande des Spiegels, den uns der Dichter vorhal¬
#ten wollte, zuckt die genialische Stirnlocke herein, mit der der
Dichter einer Literatenmode zuliebe, mit koketter Pose sich zeit¬
weilig geschmückt
Theodor Groß.
ma in ein und derselben Woche in verschiedenen Blättern pole¬
nach heftigem Kampf ofl langsam, aber sicher. Das sind #
misch ganz gegenseitige, ja feindliche Standpunkte vertrat und
und nicht die Schlechtesten — die zur Journalistik herunter)
eine Pointe für sich ist es, daß eben dieser Herr nun selbst über
steigen ehe sie in ihr aufgehen. Aber auch die lediglich Ge¬
Schnitzlers Komödie die kritische Feder schwan und ihr und sich
wandten die „von Haus aus — Journalisten“, welche Vielfalt
selbst, ein jämmerlicher Vogel Strauß das Leintuch eines Rie¬
von handwerklicher Tüchtigkeit müssen sie produzieren, was
äuscht
senfeuilletons über den Kopf geworfen hat.) Einer, der, wie in
müssen sie alle, alle, die da Sklaven sind der Forderungen der
Schnitzlers Stück, nebeneinander den Fink und Fliederbusch
Minute, Leibeigene und Geisteigene der Tendenz, der Marke
nes
des Tons der Zeitung an Anpassungsfähigkeit, an Verleugnung
spielte. Wie viele abe spielen hintereinander entgegengesetzte
ver¬
der Individualität bieten! Müssen, müssen, wenn sie nicht ver¬
Rollen? Müssen sie speten, denn dieses Spiel ist eben, von Fall
i dem
zu Fall — Sache des Engagements.
hungern vollen! Denn, die journalistische Tätigkeit ist eine
hteten
Reinkultur der Kompromisse. Das jeweilige politische Programm
nmit
Nämlich — Schnitzler hat das Problem gewissermaßen in
eines Blattes ist ja noch lange nicht alles; in jeder Glosse, jeder
jedem
halbgekochtem, halbausgegohrenem Zustand serviert. Der wohl¬
Kritik, jeder Notiz sogar sind Töne anzuschlagen oder zu ver..
rdoch
feile Einzelfall geht an den Kern bewußt oder unbewußt vorbei.
meiden, die von den Parolen des Verlegers, des Unternehmers
Um¬
Zunächst bedarf ein Beruf, der so viel Tüchtigkeit, Selbstver¬
und seinen Interessen hier durch sanften, dort durch energischen
ichtig
leugnung, Vielseitigkeit, Mühsal und dabei Undankbarkeit in sich
Druck bestimmt, beeinflußt sind. Und bei der „Konkurrenz“ ist
flegen,
trägt, nicht erst der Verwahrung, daß ausgemachte Schweine bei
es nicht anders und der „Markt“ auf dem das Schreibtalent ver¬
ihm nicht mitzählen. Hier zu verallgemeinern wäre so wohlfeil,
wertet werden kann, ist, ach so begrenzt. Mit jedem notwendigen
hment
wie ungerecht. Die Tragikomödie und Tragödie des Journalisten
Nebenverdienst, jeder Engagementsänderung ist ein neuer kate¬
hlecht
(ich glaube Otto Ernst hat vor ein paar Jahren eine ihrer
gorischer Imperativ zur Aupassungsfähigkeit verbunden. Es wäre
hrem
Wurzeln in dem Schauspiel „Wahrheit“ bloßgelegt) müßte die
interessant eine Psychologie des „journalisierten Menschen“ zu
war
Fink=Fliederbusch=Fälle von einer anderen Seite angehen; müßte
schreiben, und wirklich, sie bliebe nicht auf diesen einen Beruf
atire
sich mit denen beschäftigen, die auch den Journalisten unter
beschränkt. Das Sichwehren des eigenwilligen Menschen mit Ge¬
Mol¬
das Joch der kapitalistischen Gesellschaftsordnung beugen und
sinning gagen den sharten Zwang zur Assimilation, das Nach¬
Ist
biegen. Mit den Verlegern, den Herausgebern. Die machen aus
geben, die Fülle von Autosuggestionen, mit der er sich (gleichsam
btslos
Finken Fliederbüsche und aus Fliederbüschen Finken und es
instinktiv aus seelischem Selbsterhaltungstrieb) temperamentvoll
das
würde von großer Weltfremdheit oder einem gerüttelten Maß
in tägliche, stündliche Lebenslügen hineinschreibt, hineinspricht,
einer
von Heuchelei zeugen, wollte man hier mit dem Einwand kom¬
hineinhetzt. Bis er selbst an sein (jeweiliges) Blatt, an dessen
geber¬
men: kein Mensch muß müssen! „Die Literatur tötet die Poesic,
Marke, Ton, Tendenz glaubt. Wirklich glaubt. Der Pluralis
al
die Journalistik die Literatur“ meinte einmal ein Franzose
majestatis der Zeitung wird ihm zum Singular seiner Ueber¬
hem¬
aber er vergaß hinzuzusetzen, wie viel Literaten, ja vielleicht
zeugung. So wächst neben der Tragik des vom Brotherrn Mi߬
igten
Dichter von Geblüt um des lieben Brotes willen und weil sie
brauchten die Tragikomödie des Angestellten, des Werkzeuges
hms¬
ja doch nicht ihr Lebelang warten, hoffen und hungern wollen,
empor. Mein Gott, alles ist Zugeständnis, und am Ende steht
ßlich¬
sich dem Journalismus ergeben, der sie dann mit Haut und
dann zumeist der — Skeptizismus. C'est la vie. Kein Wunder,
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Hoaren verspeist. Wie viel Talent geht in der Tretmühle
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wenn dann viele die Ueberzeugung haben, durchaus nicht ihre
grunde oder wird auf andere Geleise gedrängt! Und es ist eines
Gesinnung verkauft, sondern eben lediglich ihren Stil, ihr I.
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der merkwürdigsten Phänomene, wie dann Schritt um Schritt
handwerkliches Können vermietet zu haben. Weiß Schnitzler
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das Metier auf den Menschen abfärbt, wie der Zwang zur
nicht, daß dies auch anderswo so ist? Daß das Problem den eng
The= Fixigkeit die Sehnsucht nach Gründlichkeit verstummen macht,I gesteckten journalistischen Rahmen sprengt?
Der Advokat, der auch seine Beredsamkeitin den Dienst
dieser oder jener Causa stellt, je nachdem, lebt von der gleichen
Assimilationsg. be. (Ich hörte im Plaidoyer eines als sozialdemo¬
kratisch bekannten Advokaten, der in einem Sensationsprozesse
einen Preistreiber verteidigte, die klassischen Worte: „Die
eigenilich ausgebeuteten sind heutzutage doch die Unternehmer!“
Im Brustione der Ueberzeugung sagte er dies!) Und er und seine
Kollegen tragen den Talar, sind von halbamtlichem Nimbus um¬
wittert. Helbamtlich — offiziös — offiziell — amtlich — welche
gedanklichen Assoziationen ergeben sich da sofort! Blicken Sie,
weiter, Herr Schnitzler, weiter! Der Direktor der Sie aufführte,
hielt zur vierhundertsten Aufführung der „lustigen Witwe“ eine
gesprochene Apotheose der Operette. Heuer noch hat derselbige
Mann sich mit der Geste des Abscheus gegen die Bezeichnung
„Opere tentheaterdirektor“ gewehrt. Hundert Beispiele aus an¬
deren Berufen? Ich kann sie mir füglich ersparen. Jede Be¬
dachtnahme uf den Effelt eines Aktschlusses, auf die Resonanz
im Theaterpublikum, Ihres Publikums, Herr Schnitzler ist ein
Kompromiß. Der Knalleffekt mag Ihnen wiederstreben, aber Sie
unterwerfen sich den Geboten seiner = Nützlichteit. Nur böswilli¬
ges Vorurteil wird Sie darum einen Theaterspekulanten nen¬
nen. Der Diener nimmt auf die Direltivenssener Bedacht, von
denen er ja doch irgendwie abhängig ist. Des Diener des Pub¬
likums.
Nicht die Politik, der genze Lebenskampf verdirbt den
Charakter. Zuweilen. Immer aber zaust, prügelt, verbeult er den
Menschen. Daß dies nur äußerlich geschieht, daß er sich sein eigen¬
stes, besseres Selbst intakt erhält, darauf kommt es an. Ob
einer den Fink=Fliederbusch spielen muß oder ob er ein solcher
Schubjak ist. Und auch in den Zugeständnissen, die uns der
wirtschaftliche Zwang erpreßt, gibt es geaduelle Unterschiede.
Beim Journalismus, und weiß Gott, bei allen anderen Be¬
rufen. Uns am Rande des Spiegels, den uns der Dichter vorhal¬
#ten wollte, zuckt die genialische Stirnlocke herein, mit der der
Dichter einer Literatenmode zuliebe, mit koketter Pose sich zeit¬
weilig geschmückt
Theodor Groß.