II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 78

27. Einkund Friederbusch bos 33//1
Es hätte dieser Vorsicht nicht bedurft. Was! Ueberzeugungen für Humbug erklärt und das das Herz kam bei dem Ganzen zu kurz. Das zeigt
Schnitzler schreibt, ist viel zu persönlich prägnant,
ganze Leben nur vom Sport=Standpunkt wertet. schon die knapp und klar schematisch konzirierte
als daß selbst ein Zusammentreffen zufälliger
Wie nun der wahre Protz der Gesinnungslosigkeit Fabel mit Hinweglassung jeder Nebenhandlung.
gegenüber jenem Spötter und Verächter für die
Stoffgleichheit seinen Wert irgendwie herabsetzen
Man geht aus dem Theater mit dem Gefühl.
theater
Sache der Ueberzeugung eintritt, das ist mit
könnte. Und gerade diesen Journalistenstoff hat
einer eleganten Sezierübung beigewohnt zu ha¬
einem wahrhaft insernalischen Hohn gesehen und
der Dichter mit besonderer Liebe angefaßt. Mit
ben. Allein Gefühlswärme war nie in hohem
Liebe — nicht mit Wärme. Vielmehr hätte nie¬
wiedergegeben. Zum Schluß muß sich der Jour=Grade Schnitzlers Sache. Schon der jugendliche
nic
mand dem sonst so reichen und konzilianten Dich¬
nalist mit dem Januskopf freilich selbst demas= Anatol gab sich blasiert kühl. In die Fünfzig ge¬
Mi¬
kieren. Denn auf dem Kampfplatz erscheint nur
ter solche Kraft der Satire, so ätzende, unerbitt¬
kommen, sieht er naturgemäß Welt und Menschen
schon kurz
ein Duellaut, der sich nach rechts als Fink, nach
liche Härte der Beobachtung zugetraut.
mit noch ungleich größerer Bitterkeit und Schärfe.
sten Arbei¬
links als Fliederbusch vorstellt. Aber die Ent¬
Sein Held ist ein junger Zeitungsmensch ohne
Aber er sieht sie gut! Wie lebt dieser liebens¬
Spricht es
karvung verläuft unerwartet gemütlich. Die bei¬
jede Ueberzeugung — als die eine, möglichst rasch
würdige Gesinnungslump Fink=Fliederbusch, wie
daß er —
den Chef=Redakteure trachten sich den witzigen
nberr—und günstig hinaufzukommen. Da ihm das bei
leben und atmen die Episodenfiguren, dieser her¬
Mitarbeiter förmlich ligitando gegenseitig abzu¬
der „Gegenwart“, einem politischen Tagblatt farb¬
abgekommene Aristokrat und Mitredakteur der
Ern bemüht loser Richtung nicht in der erwünschten Weise ge¬
jagen, der Graf bietet ihm die selbständige Lei¬
eleganten Welt, dieser köstliche Cajetan, das jour¬
die Gesell= lingt, kokettiert er unbedenklich mit der Gegen¬
tung einer nenzugründenden konservativen Zei¬
nalistische und schriftstellerische Mädchen für alles,
ausdauernd
tung an und — ladet die ganze Gesellschaft zum
richtung. Die Gelegenheit ergibt sich, der Graf
der in seiner Aktentasche Artikel, Lieder, Fest¬
8 Versstück
Niederhof, ein aristokratischer Sportsmann und
Frühstück ein. So geht alles in schönstem Wohl¬
spiele und Nekrologe mit sich schleppt, wie leben
Neuland be¬
gefallen aus und nur die — spärlichen — Fana¬
nebstbei Politiker, hat eine selbst vom fendalen
diese beiden Chefredakteure, der kühl=brutal=egoi¬
tiker der Gesinnung schnauben Haß und Rache. —
Standpunkt brutale Rede gehalten, worin er die
stische Sports=Aristokrat, die naiv kokette Priska
at, so zeigt
Erschießung eines Knaben bei einem Arbeiterauf¬
Es ist klar, daß es Artur Schnitzler um
kurz, alle, alle! Und welch eine kultivierte,
ich genannt
stand als belanglosen Zwischenfall bezeichnet. Der
diese Handlung, gegen deren Einzelheiten sich
von Geist gesättigte Sprache sprechen diese Men¬
tten seiner Artikel erregt in der pfendo=liberalen Redaktion
schen! Eine wahre Erholung nach dem betrüben¬
aum je hat
pent. Minte eien e her heliltr s
der „Gegenwart“ Entrüstung, Fliederbusch — so
den Tiefstand des herkömmlichen Theater=Dia¬
berlegen ge¬
heißt der Vielgewandte — wagt einen Meister= ihm der Hauptcharakter, dieser samose Fink=Flie¬
logs.
mit welcher
derbusch. Ich glaube nicht — wogegen sich einige
streich. Er verfaßt eine höchst aggressive Entgeg¬
Das Publikum drang wohl nicht in alle verbor¬
n seine —
Kritiken der Tagespresse entrüstet verwahren —
nung auf einen Artikel, den er selbst (unter dem
genen Tiefen der Schnitzlerschen Intentionen ein,
daß der Dichter in seinem Helden etwa einen
Namen Fink) in der reaktionären Wochenschrift
sondern hielt sich mehr an die Oberfläche und
ntag und
„Die elegante Welt“ untergebracht hat. Diese
repräsentativen Vertreter des modernen Jour¬
lachte über die Kniffe des doppelzüngigen Zei¬
elikan“) bei
nalismus zu konterfeien beabsichtigte. Die Licht¬
Wochenschrift ist im Begriffe, unter der Patronanz
tungs=Protens, über die Einblicke in die Kulissen
seiten fehlen neben der düsteren Hauptgestalt ja
gen. Daß
des schon genannten Grafen Niederhof in ein
des journalistischen Betriebes, und insbesondere
säglich ver= Tagesblatt umgewandelt zu werden. Als der nicht ganz. Siehe den fanatischen politischen Re¬
die glänzende Duell=Szene, der der jüngst erschie¬
dakten: der „Gegenwart“, der lieber den Zorn des
Beweisfüh= Fliederbuschische Angriff erscheint, hält man es in
neue kaiserliche Verbots=Erlaß eine ungeahnte
he Journa=diesen Kreisen für unerläßlich, daß sich „Fink“ mit Hochmögenden auf sich nimmt, ehe er gegen seine
Aktualität verlieh. Die Aussprache zwischen
s mit einer dem Verfasser des persiden Angriffs schlagen muß. Ueberzeugung schriebe. Aber freilich — der Haupt¬
Graf und Fliederbusch, die an die tiefsten Wur¬
Stoff kann
grundzug der Komödie ist unleugbar tief pessimi¬
Fliederbusch geht belustigt darauf ein. In der
zeln des Werks rührt, blieb, wie so manches an¬
stisch, boshaft, unbarmherzig und doch durch ein
lten. Wenig„Gegenwart“ freut man sich, den Autor des
dere, sichtlich unverstanden. Trotzdem gab es
Uebermaß an Geist und Witz, wie es unter den
vor dem Artikels nennen zu können, weil der allseits ver¬
einen lauten Erfolg, der sich nach dem zweiten
— Komödie haßte junge Streber seinerzeit erklärt hatte, für lebenden Dramatikern nur Schnitzler zur
Akt beim Erscheinen des Dichters zu stürmischer
Verfügung steht, angenehm gemildert. Vor allem
rbarerweise jedes Wort mit seiner Person einzustehen. Flie¬
Herzlichkeit steigerte. Der Schluß litt durch das
jedoch — das Ganze ist, von einzelnen Uebertrei¬
wie Artur derbusch=Fink erlebt vor seinem Ehrenhandel noch
traditionelle Forteilen. Die Aufführung war
bungen und Unglaubwürdigkeiten vielleicht abge¬
Werk, eine einen kleinen Flirt mit Fürstin Priska, für die
gut, aber keineswegs hervorragend.
Dichter da=ser erst durch sein bevorstehendes Duell interessant sehen, verblüffend lebenswahr, und sichtlich von
Dr. Oskar Bendiener.
Prioritätwird, und hat eine äußerst interessante Unter= den edelsten Absichten des Satirikers getragen, die
redung mit dem Grafen Niederhof, der alle Hand bessernd auf Wunden zu legen. Allerdings,