II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 92

27. Einkund Friederbusen
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Richard Alpbe“¬
„Flink und Fliederbusch.“
AAlus Wien wird uns geschrieben: Im Mittel¬
puct von Arthur Sanitlere neuer Jgurna.
listen=Komödie „Fink und Fliederbusch“, die
am Wiener „Deutschen Volkstheater“ ihre Urauf¬
führung erlebte, steht ein junger Parlaments¬
berichterstatter, namens Fliederbusch, der bei der
Tageszeitung „Die Gegenwart“ beschäftigt
.Es
ist zwar nicht seines Amtes, politische Artikel zu
schreiben, aber eines Tages versucht er sich doch
darin und zwar mit solchem Erfolg, daß der Chef¬
redakteur auf den bis dahin unbedeutenden Mit¬
arbeiter aufmerksam wird. Fliederbnich greist in
seinem Artikel den Abgeordneten Graf Nieberhof und
gleichzeitig auch einen gewissen Fink an, einen
Lournalisten, der in der Wochenschrirt „Die elegante
Welt" Piederhofs Stellungrahme gelegentlich einer
Debatte im Parlament auf das ifrigste verteidigt.
Im zweiten Akt erfährt man, daß Fink niemand
unders ist als Fliederbusch. In der „Gegenwart“
versicht erkangelegentuch die Prinzipien der Demo¬
1a0
(kratie, während er in der „Eleganten Welt“ sen¬
dalen Grundsätzen huldigt. Warum er dieses publi¬
zistische Doppelleben führt? Das erfährt man nicht.
Man ist nur auf Vermutungen angebiesen. An und
für sich ist die Grundidee der Komödie gewiß sehr
hübsch und es ist durchaus begreiflich, daß es einen
Dichter verlockt, einen schwantenden Charatier n ie
diesen Fliederbusch zu zeichnen, dem seine Gesin¬
nungslosigkeit zu einer großen Karriere verhilft.
Schnitzler läßt es jedoch bei Andeutungen bewenden
und begnügt sich damit, eine entwicklungsfähige Idee
gehabt zu haben, ohne sie wirklich zu entwickeln.
Schon im zweiten Akt stockt die Handlung und fristet
ein recht kümmerliches Dasein, bis ihr der Atem
gänzlich ausgeht. Wenn man erwartet, an einem
typischen Einzelfall den Aufstieg eines Ueberzeugungs¬
losen verfolgen zu können, wird man bitter ent¬
täuscht. Schnitzler weiß offenbar nicht viel mit
seinem Helden anzufangen. Er läßt ihn — etwas
gewaltsam — zu einem ritterlichen Ehrenhandel
zwingen, den Fink mit Fliederbusch auskämpfen soll.
Zweifellos ein amüsanter Einfall, der zum Aktschluß
seine Wirkung nicht verfehlen würde, der aber ent¬
schieden zu mager ist, um von der Mitte des Stückes
an als Hauptmotiv verwendet zu werden
Der Dialog ist voll Witz, Anmut und Geist; die
diversen Journalistentypen sind etwas karikaturistisch,
anscheinend mit gewollter Bosheit, aber doch in
einer Weise gezeichnet, die die Hand des Meisters
verrät. Necht blaß und farblos geraten ist die ein¬
zige weibliche Figur der Komödie. Das Publikum,
das erwartet, auch in diesem Stück Schnitzlers, wie
in den meisten seiner Werke, eine interessante, vir¬
tuos herausgearbeitete Frauengestalt kennen zu
lemten, ist nicht wenig erstaunt über den gänzlichen
Mangel an exquisiten Farbenvaleurs, die seine
weiblichen Porträts sonst so überaus reizvoll machen.
Von der Kritik wurde die Komödie teils tühl¬
ablehnend, teils lau=freundlich behandelt. Die ##
schauer verhielten sich reserviert. Man anblauierte
ein bischen und konstatierte nachher schpelinzelnd
einen Durchfall.
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11121977
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Ost. Illustrierte Rundschau
Wien
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Deutsches Volkstheater. Eine Schnitzler=Premiere gall
bis nun immerhin als Theaterereignis. In Erinnerung an die
Anatol=Serie, an „Liebelei", „Freiwild“ „Der junge
Medardus“ und andere erwarteten wir auch diesmal zumindest
einen interessanten Abend, zumal der Titel „Fink und
Fliederbusch“ wenig verrät, aber mancherlei vermulen
läßt. Dem war leider nicht so, unsere Erwarlungen haben sich
nicht erfüllt. Wir wollen dem Autor daraus keinen Vorwurf
machen, daß er in dieser Komödie die Journalisten — wie der
Wiener sagt — tüchtig hergenommen hat — warum sollten
gerade sie daran ausgenommen sein — zwar nur eine gewisse,
leider sehr verbreitele Sorte, die doch nicht für den ganzen
Stand gelten könne, aber dagegen müssen wir uns wenden,
daß er nur „einen guten Einfall“ zu einem dreiaktigen
Lustspiele zerdehnie, eine Schwankidee, die noch dazu schon
von den Franzosen nach allen Möglichkeiten abgewandelt
wurde, den nach zwei politischen Richlungen hin schreibenden
Schmock, wie ihn übrigens Gustav Freytag bereits in vor¬
bildlicher Darstellung gebracht hat. Dieser doppelseitige
Zeitungsmann nennt sich hier Fliederbusch in der „Gegenwart“
und Fink in der Redaktionsstube der „Eleganten Welt“; seine
gegenseitigen scharfen Angriffe bringen es so weit, daß er sich
als Fink mit Fliederbusch duellieren soll Schnitlens
altes Duellmotiv — da dies leider nicht möglich ist (so würe
wenigsiens um einen weniger), lizilieren sich um ihn und sein
vielversprechendes Talent die Herausgeber im letzten Bilde
hinauf. Wie schon im verbolenen „Professor Bernardi“ hat sich
Schnitzler auch hier vom erotischen Motive losgesagt und
läßt nur eine flüchtig gezeichnete Fürstin, um die sich Fräulein
Waldow recht und schlecht bemühle, durch zwei Akle
wandeln. Spielleitung und Darstellung waren gut und
möglichst bemühl, glaubhaft zu gestalten. Besonders Herr
Edthofer machte aus dem Schmock einen sympathischen,
lieben Kerl, der seine Stammeszugehörigkeit nur dadurch
verriet, daß er mit dem Hute auf dem Kopfe mit der
Fürstin konversierte. Besonders zu nennen wären noch die
Herren Götz, Kutschera, Klitsch, Forest, Thaller,
Millmann, Fürth, Ranzenhofer und für das
stimmungsvoll und schön gestellte Parkbild Herr Schallud.—
Die Aufnahme war eine rücksichtsvoll=freundliche Robert G.