II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 111

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27. Einkund Fliederbusch
z Frankfurter Nachrichten
se: Frankfurt a. M.
4 S. V00. 1917
7.
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2 B
ist auch die theatralische Aktion erledigt. Alles ginnt, als sie durch ein Telephongesprach hört,
Fink und Fliederbusch“.
weitere ist geistreiches Spiel und verliert sich
daß Schmockchen sich duellieren will. Es ist für
aus dem Bezirk theatralischer Realitäten ins
Jul und „llederbaich¬
die Komüdie ganz nebensächlich, was diese Für¬
Gebiet des Erklügelten, die frische Quelle der
stin Priska für eine Rolle spielt, aber es ist
Erstaufführung im Neuen Theuter.
Erfindung versiegt und es bleiben nur noch
merkwürdig wie diese oft recht lanaweilige Ko¬
In der Reihe der dramatischen (Milieustücke
geistreiche Gegensätze, Feinheiten der Diglogie,
mödie an Farbe und Leben gewinnt, wenn
## die Journalistik immer noch am besten durch
flott gezeichnete Figuren, Anfätze zum Lustspiel¬
Schnitzlor mit wenigen Worten, ganz skizzen¬
Gustav Freytag vertreten. Selt er seinen
mäßigen, aber es gestaltet sich kein harmoni¬
haft mit dem ihm eigenen Talent diese Frau
Schmock als Typ des betriebsam=charakterlosen
sches Gebilde mehr. Dazu kommt noch die aus
in Erscheinung treten läßt. So verfehlt man¬
Zeitungsschreibers auf die Brettex gestellt, hat
der liebenswürdigen Art Schnitzlers erklärliche
ches in dieser Komödie ist, so schwach die künst¬
sich wohl in der Publizistik für Tagesbedarf vie¬
Schen, einzelne Gestalten so hinzustellen, wie es
lerischen Reagentien und so falsch manche Fi¬
les geändert, die Schmocks aber sind sich gleich
ihre dramatische Psychologie und die Wirklich¬
guren geschaut sind, so sicher steht die Fürstin
geblieben. Sie schreiben heute noch nach rechts
keit bedingte. Wenn Schnitzler das Zeitungs¬
mit ihrer zarten mondänen Grazie inmitten der
und nach links, sie sind heute noch dieselben Ge¬
gebiet zum Gegenstand einer Komödie machte
schwankenden Gestalten der Zeitungsmenschen,
finnungslümpchen wie damals, aber— und das
so hätte er nicht gerade eine Schmockiade aus
von denen höchstens zwei als Typen, — auch
ist das Wesentliche — sie haben mit der Journa¬
dem Witz des doppelgängerischen Gesinnungs¬

wieder im neaativen Sinne
Anspruch auf
listik weiter nichts gemein, als daß sie Mit¬
lumpen zu machen brauchen, um dessen journa¬
lünstlerische Vollendung haben: der Hanswurst
läufer eines Berufs sind, der viel zu bedeutend
listische Fähigkeiten sich die gegnerischen Chef¬
Kajetan, der Mann, der alles macht, am
und in seiner Wirksamkeit zu weitreichend ist,
redakteure am Schlusse reißen. Niemand mag
meisten aber Reklame für seine eigenen The¬
als daß eine gewisse Hese sich nicht auch in ihm
den Humor der Schnitzlerschen Komödie besser
aterstücke, eine Fiaur, die der Wirklichkeit ent¬
zu Boden schlagen würde. Arthur Schnitz¬
zu empfinden als der Journalist selbst, das hin¬
lehnt ist, und der finstere Stor, der nieder¬
ler, von den Wiener Autoren derjenige, der
dert aber nicht an der wahrheitsgemäßen Fest¬
gebrochene Aristokrat, der sich zur Presse ver¬
dem Leben und seiner Zeit die interessantesten
stellung, daß die drei Akte eine künstlerische Ent¬
irrte, dessen Schwänke vor Material bersten,
Seiten und Gestalten abzugewinnen weiß, hat
täuschung sind. weil das eigentliche Wesen der
ein entschlossener Desperado, der Fink=Flieder=
die Umwelt der Journalistik, die für das große
Satire verpufft und weil die geistreiche Paral¬
busch durchschaut und Kapital aus ihm schlägt.
Publikum beinabe so interessant ist wie das
lele zwischen journalistischer und parlamentari¬
Schnitzler hat in seiner Komödie das klassi¬
Theater, zum geistigen Fluidum einer Komödie
scher Ueberzeugungslosigkeit nach schärferen Mit¬
sche Vorbild Freytags in keiner Weise erreicht;
gemacht. „Fink und Fliederbusch“ sind in Per¬
teln verlangt, als sie der liebenswürdige Schnitz¬
indem er nur die minderwertigen Abarten der
sonalunion Schmock redivivus; nur hat Schnitz¬
ler anzuwenden für gut fand. Fink=Flieder¬
Spezies schilderte, seine Satire auf halbem
ler, als er glaubte. aus einem guten Witz eine
busch mag hingehen der Kerl wirkt komisch, weil
Wege aber bremste und lediglich die Komik sei¬
gute Komödie machen zu können, sich in den
er für seine doppelte Moral und zwiefältige
ner Grundidee wirken ließ bereitete er eine be¬
Voraussetzungen getäuscht, er hat neben das
Ueberzeugung eine pathologische Begabung vom
dauerliche Enttäuschung. Die Rückwirkung auf
Wesen der Leute getroffen, die angeblich ihren
Autor mitberommen hat, ohne die ja auch die
das Publikum blieb nicht aus, der schätzenswerte
Beruf verfehlt haben und trotzdem am sausen¬
Duellgeschickte selbst als Farce undenkbar wäre;
Name Schnitler allein rettete den Abend eini¬
den Webstuhl der Zeit an der Gottheit leben¬
aber der fendale Graf Niederhof, der seine bru¬
germaßen. Das übrige tat die Darstellung, die
digem Kleid wirken, denn er hat dem Publi¬
tale Parlamentsrede über die Opfer eines mili¬
unter Direktor Hellmers Leitung bei vielen
kum nur die Negative seiner Aufnahmen ge¬
tärisch niedergeworfenen Ausstandes nicht mit
glücklichen Einzelzügen einen vorteilhaften Ge¬
zeigt und die Bilder von einer falschen Platte
der Verantwortung seiner Ueberzeugung decken
samteindruck auszulösen vermochte. Als Fink¬
abgezogen. Wenn der Parlamentsberichterstat¬
kann, ist eine verfehlte Schöpfung des Dichters.
Fliederbusch wußte Graet den Schmockcharak¬
ter Fliederbusch in der Redaktion der „Gegen¬
Dagegen berührt es wie ein getstreicher Witz.
ter aus der Ueberzeugungstreue des Unbewu߬
wart“ plötzlich sein journalistisches Talent in
wenn das journalistische Chamäleon Fink=Flie¬
ten abzuleiten, und da er sich auch sonst großer
einer Philippika gegen Herrn Fink in der
derbusch derart in seiner Doppekrolle aufacht,
daß er —
Natürlichkeit und kluger Bescheidenheit beflei¬
Eleganten Welt“ offenbart und wenn Kollege
— für seine Ueberzeugung sterben will.
ßiate, vermochte er starke Sympathien für sei¬
Fink dann gegen Kollege Flieberbusch loslegt
In die mit lauem Sarkasmus geschilderte,
nen minderwertigen Helden zu werben. Einen
und dabei doch ein und dieselbe Person ist, die
aber mit einigen auten Typen von Zeitungs¬
anschaulichen Charakter wußte Kner in dem
zuguterletzt sich selbst zum Duell fordern läßt,
keuten besetzte Journalistenkomödie ist eine
aufbrausenden, ehrlichen Leitartikler Füllmann
so ist das ein Einfall, der seiner humoristischen
Frau hineingezogen, eine Wiener Aristokratin, die zu zeichnen, die beiden Chefredakteure der feind¬
Wirkung auf der Bühne sicher ist. aber damitI sich für Fink=Fliederbusch zu interessieren be=1 lichen Organe fanden in Großmann undl#
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