II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 110

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27 Fink und Fliederbusch
Die Bombe, Wien
Theäter.
Was ist doch diesem Artur Schnitzler
eingefallen, als er die Journalisten satirisch
aufs Korn nahm? Erstens ist das nicht sehr rück¬
sichtsvoll von ihm, da die Zeitungen stets viel
für ihn getan haben, zweitens macht das bei uns
der „Fackel"-Kraus viel schöner und wirksamer.
An dieser Stelle sei den Dramatikern ein¬
für allemal gesagt, daß der Journalist kein dank¬
bares Objekt für ein Stück ist.
Im Drama muß man immer mit Gestalten
arbeiten, die dem Volk vertraut sind — Arzt,
Advokat, Soldat, Mönch usw. — der Journalist,
ist kein Mensch, der mit dem Volk in unmittel¬
bare Berührung kommt, denn die Zeitung ist wohl
tägliches Brot der Menschen, aber jene, die sie
verfertigen, und ihr intimes Treiben, die sind
ihnen fremd.
Karl Kraus verhöhnt deshalb die Zeitungs¬
artikel selbst — die sind es, die dem Publikum
vor Augen kommen und daher ein gutes Objekt
bilden, und so erzielt Karlchen Wirkungen, die
dem Artur versagt sind.
Ubrigens gehört auch viel Mut eines Theater¬
direktors dazu, eine Persifflage der Journalisten
aufzuführen, aber Direktor Wallner hat schon
mehrfach gezeigt, daß er gelegentliche Sträuße mit¬
der Presse nicht fürchtet.
Im Ganzen war aber „Fink und Flieder¬
busch“ eine verfehlte Sache, die bei allen Be¬
teiligten Mißbehagen ausgelöst hat.
Es wäre schade, wenn Schnitzler wirklicht
schon am Rande der Schaffenskraft ständg.