II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 157

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27. Einkund Friederbugen


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Ne¬
lassen eine Parodie zu. Wer keinen Sinn für Humor hat, schleiche
Do
sich aus diesem Kreise! — Namen wir Höfer, Stettner, Jakobi,
Theater und Kunst.
Nadler, Trautsch, Janssen, Schwanneke, Lützenkirchen, Alten, Wal¬
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das=Und Gura machten herrliche Journalisten glaubhaft, Grau¬
Residenztheater. „Fink und Fliederbusch“ Kömödie in drei
an
#ngen und von Hagen schufen Vollblutaristokratie und der Vater
Akten von Aktur Schnitzler. Mit gemischten Gefühlen erinnerte
O
des Gedankens heißt Arthur Schnitzler. Was Wunder, daß sich
ich mich an jene Zeit, als ich jedes Jahr in den Ferien, so ein
lot
das Publikum köstlich unterhielt und der Komödie Fink und
paar hundert Stücke zum Lesen vor mir liegen hatte. Wenn ich
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Fliederbusch eine glänzende Aufnahme bereitete. —Ich fuhr in gehoben¬
auch das erleichternde Recht besaß, an die einschlägigen Fachregisseure
der
ster Stimmung nach Schwabing nach Hause, mußte mich der Zeit ent¬
einen Teil dieser Arbeit abzuladen, so blieb doch immerhin noch
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sprechend in ganz unwürdiger Form mit einem 96% Schwarzbrot mit
eine erkleckliche Anzahl für mich übrig, und zwar so viel, daß
ben
einem Stückchen entfetteten „Linaburger“ und einer Maß, nahezu al¬
ich selbst bei genauester Zeiteinteilung keinen Tag müssig sein

koholfreiem Bier, begnügen, aber ich besitze noch einige Exemplare
durfte. Kollegial handelte ich insoferne, als ich das Los ent¬
uni
echter Virginier. Eine solche steckte ich mir in den Mund, und
scheiden ließ und wahllos bekannte und unbekannte Dichter zum
fühlte mich glücklich, einen so genußreichen Abend, der mir das
Studium und Annahme resp. Besetzung mit ganz gleicher Liebe

Journalistenleben von der heiteren Seite zeigte, erlebt zu haben.
— pardon — hineinfraß. — Drama, Schauspiel, Kömödie, Lust¬
Heinrich Gottinger. Jos
spiel, Volksstück, Posse. Schwank, Operetten= und Opernlibretti,
so Montag, Dienstag, Mittwoch u. s. w. bis inel. Sonntag. Kein
Mit
Gärtnertheater. „Niobe,“ Operette von Oskar Blumenthal,
Tag war unbesetzt. — Früh morgens, wenn die Hähne krähn,
gung
Musik von Oskar Strauß. — Die grichische Mythologie erzählt,
so fingen auch die Herren Poeten bei mir zu krähen an — und
lerne
daß Niobe, die Tochter des Tantalos, die Gattin des thebanischen
habe ich vorher von gemischten Gefühlen gesprochen — ich nehme
mein
Königs Amphion war, dem sie sechs Söhne gebar. Im Übermut
alles zurück — es war mitunter eine köstliche Zeit. Namentlich
aufg
versündigte sie sich an der Göttin, der Gemahlin des Zeus, stellte
aber strich ich solche Tage rot an, und kennzeichnete sie als Feier¬
die L
sich derselben gleich, und darüber. Sie gebar 12 Kinder, während
tage, an welchen ich das Glück hatte, „einem guten Stück“ zu
Den
die Göttin Latona nur 2 Kindern, dem Apollon und der Artemis,
begegnen. Ich hatte nicht gar zu oft Gelegenheit zur Abnützung
wirk,
das Leben schenkte und ob solchen Frevels erwachte der Zorn der
meines Rotstiftes und gab mich anderseits leider oft und oft Täusch¬
rahm
Leto (Latona) und ihrer Kinder. Apollon erschoß die 6 Söhne
ungen hin, namentlich dann, wenn ich durch zu viele ganz mi¬
dessen
und Artemis die 6 Töchter der Niobe. I. den Methamorphosen
serable Komödien schon so mürbe wurde, daß mir eine nur halb¬
atmel
des Ovid lesen wir eine phantasiereiche Trauergeschichte von dem
wegs anständige Mache schon „Gefallen“ auslöste. Spielte mir
sembl
Untergange des thebanischen Königshauses. Der Gemahl der
das Schicksal aber einen Anzengruber, Bahr, Schnitzler, Blumen¬
tber
Niobe, König Amphion tötete sich selbst, Niobe ward durch den
thal, Fulda, Halbe, Hartleben, Hauptmann, Ibsen, Lindau,
Miz
Schmerz erstarrt, und von den Göttern auf dem Berge Sipylos
Philippi, Ernst, Schöntan. Skowronek, Sudermann, Voß, Karl¬
und
in Stein verwandelt. Auch der Stein hörte nicht auf, Tränen
weis, Wilbrandt, Wildenbruch u. a. m zur Durchsicht oder sofor¬
Erm
zu vergießen. Meister der dramatischen, wie der Bildhauerkunst
tigen Besetzung in die Hände, dann strich solchen „Festtag“ nicht
St
haben sich dieser Sage bemächtigt. — Oskar Blumenthal bildete
blos dick rot an, sondern feierte ihn noch extra mit einer guten
aus der so tragischen Geschichte ein Lustspiel und geschickt, wie Erfe
Pulle vom Rhein oder der Mosel unter Umständen mit einem
dieser witzige Kopf ist, oder besser gesagt war, formte er ein sehr
echten Tropfen aus der Champagne, spendete mir nobel dazu
bühnenwirksames Schwänklein, welches seinerzeit über alle Bühnen
ein ganz besonders leckeres Frühstück und eine echte Henry Clay.
des In= und Auslandes ging und starken Erfolg hatte. — Ein] Bucl
So eine Geber= und Genießerlaune (es ist dies derzeit schon
Zens
reicher Amerikaner, Namen Pierpont Tomkins erwirbt sich d
in Gedanken eine Art von Verbrechen wider den heiligen Geist)
kostbare Statue der Niobe und stellt selbe im Hause des Ver¬ston
zu einem Festessen mit dem Kontrapunkte einer Tasse Mokka
voll
sicherungsdirektors Peter Dunn unter Dach. Dieses kostbare
und veritablen Bock wandelte mich an, als ich in unserem gar
dies
steinerne Ding macht Peter Dunn namenlos aufgeregt und die
wundervollen Schmuckkasten, dem Residenztheater, bei Schnigler
und
Angst, daß dem Schatze Schaden zustoßen könnte, läßt ihn nicht
geladen in Fink und Fliederbusch saß. — Da spürte ich gesunden
(ein
mehr sein Haus verlassen. Eines Tages begibt sich seine Familie
Humor, fühlte ich prächtige Laune und wahrhaftige Lustigkeit.
licht
in's Theater. Peter Dunn bleibt als Wache der steinernen Niobe
Meister Steinrück der Regisseur kredenzte echten Champagner und
teris
allein zu Hause. Müde wirft er sich auf ein Ruhelager und
dieses Lustspielensemble, das ihm zu Diensten stand, sucht seines¬
herr
schläft ein. Er träumt! Niobe wird lebendig, und hier setzt der
gleichen in deutschen Landen. Das war kein Komödienspiel, das
Wall
lustige Blumenthal ein. Es entspinnt sich ein wahrhaft possen¬
war stupende Natürlichkeit, vergoldet durch ausgesuchte Zurück¬
cher.
haftes Treiben, welches zu erzählen ich mir im Interesse der
haltung jeglicher Abertreibung, kristallisierte Noblesse. Ein Schuß
Aber
Theaterbesucher schenke, um denselben den Genuß nicht vorweg¬
in's Volle von Arthur Schnitzler und ein Volltreffer der Dar¬
Scei
zunehmen. Der drollige Traum und das Scheindasein von der
stellung! — Fink und Fliederbusch: Ein Parlamentsberichter¬
Schr
steinernen Gastin Niobe endet mit der Nachhausekunft der Fa¬
statter der Tageszeitung „Die Gegenwart“ schreibt für diese Zeit¬
milie Peter Dunns, welche denselben aus seinem Schlafe weckt
ung „pro“ um in dem Wochenblatte „Die elegante Welt“ mit
und von den beängstigenden Traumerscheinungen befreit. Dieses
einem „contra“ aufzuwarten. Wir haben in allerneuester Zeit bei
P irrt
Possentraumspiel hat Oskar Blumenthal selbst noch, kurz vor
uns einen ganz ähnlichen Fall erlebt und warum auch nicht, denn
schl
seinem Ableben, in zierliche Reime gebracht, zu einer Operette
erstens verdirht die Politik den Charakter, zweitens meinte Rabbi
ton
umgemodelt und damit ein prächtiges Buch geschaffen, welches
ben Akiba: es sei alles schon einmal dagewesen und drittens haben
Juti
turmhoch über die landläusigen Operettenbücher hinausragt und
selbst die größten Staatsmänne aller Zeiten ebenfalls ihre An¬
Ost
eigentlich besser zu einer komischen Oper taugen würde. — Os¬
sichten gewechselt, wie die Hemdkragen. Warum sollte dies nicht
ein
Der
kar Strauß schrieb hiezu und drumherum die Musik.
auch einem Journalisten genehm sein. Mögen unsere jetzigen
füh
Komponist von „Die lustigen Nibelungen“ kann sehr viel und
Feinde noch so grimmig uns bedrohen; es kann der Tag und die
der
weil er eben so viel Können hat, darum konnte ihm diesmal die
Stunde kommen, wo sie uns vielleicht gerne in Freundschaft die
gel
Geschichte nicht voll und ganz gelingen. Strauß schuf ein Zwitter¬
Hände reichen und wir frohgemut einschlagen. Wer höb den ersten
ding. Er ward vom Stoffe hingerissen und liedäugelte mit der
Also
Stein wohl auf und spräche von Gesinnungslumperei!
Oper, erinnerte sich dann wieder, daß er eigentlich eine Operette
zur Sache: Fliederbusch und Fink sind ein und dieselbe Person
as
komponieren solle und machte Konzessionen an den Operettenge¬
und Schnigler bringt selbst Adam Riese um den Verstand, daß
Zei
schmack von neunzehnhundertundheute! — Er schrieb für Opern¬
1 und 12, sondern erläutert, daß 1 und 1=1 ist. Er schleppt
ver
sänger, also direkt gesangliche Aufgaben und vergaß, daß unsere
seinen Doppelhelden durch alle Fährnisse hindurch bis zum Pi¬
Vol
modernen Operettensänger und Sängerinnen die wirksamen Stimm¬
stolenduell und da sich Niemand mit sich selbst schießen kann,
dan
Die Niobe dürstet nach einer
händer in den Füßen haben. —
ohne an Selbstmordpsychose zu leiden, so löst sich alles in Wohl¬
gefallen und Scherz auf. Daß die Presse dabei schlecht weg i Perard, die Hetty nach einer Ivogün, Peter Dunn verlangt nach
kommt, kann ich nicht finden, denn nur wirklich gute Dinge! Geiß und doch auch wieder nicht, denn dem Tanz sind zu viel lan,
K
n