27
box 33/3
Finkund Fliederbusch
ste Nachrichten
Ausgabe)
UEZ 1917
Der inneren Unwahrheit der Komödie kommt die mehr
mit einer Anzahl von Trotteln, die als plappernde Statisten
als oberflächliche, ja teilweise geradezu ungeschickte Technik
„Fink und Fliederbusch“ flankieren, der in der Tageszeitung
und Fliederbusch“.
gleich.
„links“ und in der Wochenschrift „rechts“ schreibt. Wohl¬
gemerkt aber nicht aus Rücksicht auf das Zeilenhonorar oder
Soweit das Minus des gestrigen Abends! Andererseits
m Lessingihzazar¬
aus Gesinnungslosigkeit, sonder in beiden Fällen aus
hatte Barnowsky für das Stück getan, was er vermochte: er
uralte mathemstische Weisheit
innerster Ueberzeugung. Ja, er greift mit Mut und Todes¬
stellte einen prachtvollen Redaktionsakt auf die Bühne. Adolf
##denken geben sohen. Aber die
verachtung in dev „Gegenwart“ unter groben persönlichen
Edgar Lichoin einer großartig gespielten Cholerikerrolle, Carl
füber den Werken abgestempelter
Ausfällen gegen die Verfasser einen Artikel an, den er selbst
Wallauer Georg John, Emil Lind und Kurt Götz
ch Zähne und inlacht Kotan vor
für die „elegante Zeit“ geschrieben. Als Fink beleuchtet er die
hauchten Schnitzlers farblosen Gebilden warmes Leben ein.
en berühmten Vater haben.
Medaille, als Fliederbusch die Kehrseite. In der Schrift¬
Im zweiten und dritten Akt traten Max Landa und Heinrich
niemals der Mann den starken
leitung der „eleganten Zeit“ in der Klubsessel stehen und
Schroth (Hauptschriftleiter bzw. Mitarbeiter an der
er hat es bisher verstanden,
ein „klerikal=mondaines Lüftchen“ weht, macht man ihm klar,
„Eleganten Zeit“) als vollwertige Gegenspieler auf den Plan.
teils spitzfindig zu be handeln,
daß er den groben Klotz von der „Gegenwart“ fordern müsse.
Ferdinand Bonn fand Gelegenheit, einen politisicrenden,
tigkeit zu wirken, ein gerüttelt
Geschäftige Kollegen beeilen sich, den Ehrenhandel in die
zeitunggründenden Aristokraten mit vollendeter Meisterschaft
über MMenschen und Dinge aus¬
zu spielen, Ilka Grüning eine sehr echte Fürstin Priska
Wege zu leiten; auf der Gegenseite finden sich ebenso betrieb¬
dern. Seine Stücke im ganzen
Wendolin=Fatzeburg, solange ihnen der Dichter die Moglich¬
same Leutchen, und schließlich steht er als „Fink und Flieder¬
der Worte“, wie er die drei Ein¬
keit dazu ließ.
busch“ auf dem Duellplatz zwischen den beiderseitigen Zeugen
ffend nannte. Trotzdem fesseln
um sich mit sich selbst zu schlagen. Natürlich — die Welt
Die Titeldoppelrolle spielte Bassermann. Ich nehme
Eigenart und die durchaus per¬
macht er durch dieses qui pro quo
will betrogen werden —
an, daß Herr Barnowsky Wert auf diese Besetzung gelegt hat,
ebenserkenntnis des Verfassers.
eine glänzende Kariere.
die mich nach der Lektüre des Stückes aufs höchste überraschte.
Namen von Klang zu wahren!
Das Grundmotiv ist zweifellos das gegebene für eine
Wenn ich mich nicht irre, so muß ich weiter folgern, daß
auch im Jahre 1917 die Mit¬
einer unserer bekannteren Berliner Literaten
Komödie
Bassermann den mehr als zweifelhaften Erfolg erstreiten sollte.
en dramatischen Schöpfung be¬
behauptet übrigens, daß er längere Zeit in einer Stadt à la
Das hat er auch redlich getan! Denn vom zweiten Akt an
le Selbstkritik vergessen machen.
„Fink und Fliederbusch“ gewirkt habe —, aber Schnitzler hat
wäre das Stück ohne weiteres ausgepfiffen worden, und zwar
künstlerische Schlappe ersparen
aus dem ernst zu nehmenden Thema eine Burleske gemacht.
nicht nur mit zwei Stubenschlüsseln und einer Kindertrompete,
tte aus Hochachtung vor dem
Er stizjiert den inneren Vorwurf nur oberflächlich, hilft sich
wie es gestern versucht wurde — wenn Bassermanns große
durch eine Aufführung offenbar
im ersten Akt mit einer Milieuschilderung, „streckt“ den
Kunst nicht die Brücke über den gähnenden Abgrund der
gemeint hat. So kam es, daß
zweiten dramatisch ganz unmöglichen durch drei Monologe
Langeweile geschlagen häte. Er zwang trotz Monolog und
en Vorstellung das Minus des
Ferngespräch das Publikum immer wieder in den Bann seiner
und zwei Ferngespräche, bringt im dritten statt der völlig
nte.
mangelnden Handlung einige allerdings treffliche Bemerkun¬
Darstellung. Er spielte einen jungen forschen Kerl in einheit¬
ger über Ueberzeugung und Ehre, und hilft sich schließlich
licher Auffassung lachend und sonnig. Vielleicht um einen
hat sich in „Fink und Rosen¬
nach einer Verwandlung durch die Hanswurstiade des Solbst¬
Schuß zu vornehm. Aber, der Dichter hat die Figur als solche
auf dem er nicht so zu Hasse
duells, die natürlich der Galerie einen hohen Kunstgenuß
zu oberflächlich charakterisiert, als daß man dem Künstler einen
beschränkter Herren und in den
bereitet. Das Publikum guckt gern einmal in die Werkstätten,
Vorwurf machen könnte.
r oder den Fehltritt bereuender
in denen die Leute so tun, als wenn sie am Rade der Welt¬
such, ein „Schlaglicht“ auf die
Am Schluß entwickelte sich eine Riesenschlacht zwischen
geschichte drehten, aber wenn es von den Schriftleitungen der
zu werfen“; aber er steht diesem
denen, die sich durch die Darstellung im Allgemeinen und
„Gegenwart“ und der „eleganten Zeit“ vielleicht Schlüsse
s daß er objektiv zu malen ver¬
Bassermanns Spiel im besonderen hatten davon überzeugen
ziehen sollte, so hat es sein Geld umsonst ausgegeben. Es
Komödie in Wien lebenswahrer
lassen, daß das Stück vortrefflich wäre, und den andern, die die
geschehen viele Dinge im Reich der Druckerschwärze, von denen
lufnahme im Burgtheater nur
rasenden Beifallsstürme durch vernehmliches Zischen und des #
sich die Schulweisheit der Zeitungsleser nichts träumen läßt;
MMan scheimt also auch am Ort
erwähnte Schlüsselkonzert einzudämmen versuchten.
aber so vestrottelte Zustände könne dann eben nur „in
geistert und überzaugt gewesen
Max Schievelkame.
Wien zu Beginn dieses Jahrhunderts“ goherricht haben, wie
Redaktionen der Tageszeitung
—
chenblattos „Die elegante Zeit der Theaterzetiel begütigend bemerkt.
S
box 33/3
Finkund Fliederbusch
ste Nachrichten
Ausgabe)
UEZ 1917
Der inneren Unwahrheit der Komödie kommt die mehr
mit einer Anzahl von Trotteln, die als plappernde Statisten
als oberflächliche, ja teilweise geradezu ungeschickte Technik
„Fink und Fliederbusch“ flankieren, der in der Tageszeitung
und Fliederbusch“.
gleich.
„links“ und in der Wochenschrift „rechts“ schreibt. Wohl¬
gemerkt aber nicht aus Rücksicht auf das Zeilenhonorar oder
Soweit das Minus des gestrigen Abends! Andererseits
m Lessingihzazar¬
aus Gesinnungslosigkeit, sonder in beiden Fällen aus
hatte Barnowsky für das Stück getan, was er vermochte: er
uralte mathemstische Weisheit
innerster Ueberzeugung. Ja, er greift mit Mut und Todes¬
stellte einen prachtvollen Redaktionsakt auf die Bühne. Adolf
##denken geben sohen. Aber die
verachtung in dev „Gegenwart“ unter groben persönlichen
Edgar Lichoin einer großartig gespielten Cholerikerrolle, Carl
füber den Werken abgestempelter
Ausfällen gegen die Verfasser einen Artikel an, den er selbst
Wallauer Georg John, Emil Lind und Kurt Götz
ch Zähne und inlacht Kotan vor
für die „elegante Zeit“ geschrieben. Als Fink beleuchtet er die
hauchten Schnitzlers farblosen Gebilden warmes Leben ein.
en berühmten Vater haben.
Medaille, als Fliederbusch die Kehrseite. In der Schrift¬
Im zweiten und dritten Akt traten Max Landa und Heinrich
niemals der Mann den starken
leitung der „eleganten Zeit“ in der Klubsessel stehen und
Schroth (Hauptschriftleiter bzw. Mitarbeiter an der
er hat es bisher verstanden,
ein „klerikal=mondaines Lüftchen“ weht, macht man ihm klar,
„Eleganten Zeit“) als vollwertige Gegenspieler auf den Plan.
teils spitzfindig zu be handeln,
daß er den groben Klotz von der „Gegenwart“ fordern müsse.
Ferdinand Bonn fand Gelegenheit, einen politisicrenden,
tigkeit zu wirken, ein gerüttelt
Geschäftige Kollegen beeilen sich, den Ehrenhandel in die
zeitunggründenden Aristokraten mit vollendeter Meisterschaft
über MMenschen und Dinge aus¬
zu spielen, Ilka Grüning eine sehr echte Fürstin Priska
Wege zu leiten; auf der Gegenseite finden sich ebenso betrieb¬
dern. Seine Stücke im ganzen
Wendolin=Fatzeburg, solange ihnen der Dichter die Moglich¬
same Leutchen, und schließlich steht er als „Fink und Flieder¬
der Worte“, wie er die drei Ein¬
keit dazu ließ.
busch“ auf dem Duellplatz zwischen den beiderseitigen Zeugen
ffend nannte. Trotzdem fesseln
um sich mit sich selbst zu schlagen. Natürlich — die Welt
Die Titeldoppelrolle spielte Bassermann. Ich nehme
Eigenart und die durchaus per¬
macht er durch dieses qui pro quo
will betrogen werden —
an, daß Herr Barnowsky Wert auf diese Besetzung gelegt hat,
ebenserkenntnis des Verfassers.
eine glänzende Kariere.
die mich nach der Lektüre des Stückes aufs höchste überraschte.
Namen von Klang zu wahren!
Das Grundmotiv ist zweifellos das gegebene für eine
Wenn ich mich nicht irre, so muß ich weiter folgern, daß
auch im Jahre 1917 die Mit¬
einer unserer bekannteren Berliner Literaten
Komödie
Bassermann den mehr als zweifelhaften Erfolg erstreiten sollte.
en dramatischen Schöpfung be¬
behauptet übrigens, daß er längere Zeit in einer Stadt à la
Das hat er auch redlich getan! Denn vom zweiten Akt an
le Selbstkritik vergessen machen.
„Fink und Fliederbusch“ gewirkt habe —, aber Schnitzler hat
wäre das Stück ohne weiteres ausgepfiffen worden, und zwar
künstlerische Schlappe ersparen
aus dem ernst zu nehmenden Thema eine Burleske gemacht.
nicht nur mit zwei Stubenschlüsseln und einer Kindertrompete,
tte aus Hochachtung vor dem
Er stizjiert den inneren Vorwurf nur oberflächlich, hilft sich
wie es gestern versucht wurde — wenn Bassermanns große
durch eine Aufführung offenbar
im ersten Akt mit einer Milieuschilderung, „streckt“ den
Kunst nicht die Brücke über den gähnenden Abgrund der
gemeint hat. So kam es, daß
zweiten dramatisch ganz unmöglichen durch drei Monologe
Langeweile geschlagen häte. Er zwang trotz Monolog und
en Vorstellung das Minus des
Ferngespräch das Publikum immer wieder in den Bann seiner
und zwei Ferngespräche, bringt im dritten statt der völlig
nte.
mangelnden Handlung einige allerdings treffliche Bemerkun¬
Darstellung. Er spielte einen jungen forschen Kerl in einheit¬
ger über Ueberzeugung und Ehre, und hilft sich schließlich
licher Auffassung lachend und sonnig. Vielleicht um einen
hat sich in „Fink und Rosen¬
nach einer Verwandlung durch die Hanswurstiade des Solbst¬
Schuß zu vornehm. Aber, der Dichter hat die Figur als solche
auf dem er nicht so zu Hasse
duells, die natürlich der Galerie einen hohen Kunstgenuß
zu oberflächlich charakterisiert, als daß man dem Künstler einen
beschränkter Herren und in den
bereitet. Das Publikum guckt gern einmal in die Werkstätten,
Vorwurf machen könnte.
r oder den Fehltritt bereuender
in denen die Leute so tun, als wenn sie am Rade der Welt¬
such, ein „Schlaglicht“ auf die
Am Schluß entwickelte sich eine Riesenschlacht zwischen
geschichte drehten, aber wenn es von den Schriftleitungen der
zu werfen“; aber er steht diesem
denen, die sich durch die Darstellung im Allgemeinen und
„Gegenwart“ und der „eleganten Zeit“ vielleicht Schlüsse
s daß er objektiv zu malen ver¬
Bassermanns Spiel im besonderen hatten davon überzeugen
ziehen sollte, so hat es sein Geld umsonst ausgegeben. Es
Komödie in Wien lebenswahrer
lassen, daß das Stück vortrefflich wäre, und den andern, die die
geschehen viele Dinge im Reich der Druckerschwärze, von denen
lufnahme im Burgtheater nur
rasenden Beifallsstürme durch vernehmliches Zischen und des #
sich die Schulweisheit der Zeitungsleser nichts träumen läßt;
MMan scheimt also auch am Ort
erwähnte Schlüsselkonzert einzudämmen versuchten.
aber so vestrottelte Zustände könne dann eben nur „in
geistert und überzaugt gewesen
Max Schievelkame.
Wien zu Beginn dieses Jahrhunderts“ goherricht haben, wie
Redaktionen der Tageszeitung
—
chenblattos „Die elegante Zeit der Theaterzetiel begütigend bemerkt.
S