27
F
ode
bus
box 33/3
EinkundTesch
Zeitung:
Berliner Jageblatt.
Morgenausgabe.
Adresse:
710
(4
Datum:
der Geschicklichkeit, mit der er sich veränderten Lagen anpaßt, für
daß nur eine einzige F##
Schnitzlers Journalistenstück.
im übrigen brillant gese
ein journalistisches Genie gehalten, und die Konkurrenz will ihn ein¬
Stamme jener Mettern
ander aus den Händen reißen. Das ist ein amüsante Szene. Der
„Fink und Fliederbusch.“ Romödie in 3 Akten. Auffährung
Betrieb haben. Sonst
ganze Kerl ist amüsant. Aber ein Gesetz, nach dem er wandelt und
—
Freytag, mit seiner alte
handelt, ist nicht erkennbar. Erst am Schluß will er so etwas wie
im Lessing-Theater. Sptelleitung: Diktor Barnowsky.
warum er von einer Ad
den Richter derer spielen, die ihn moralisch richten und doch selbst im
auf das trockene politische
Punkt der Gesinnung nicht besser sind als er.
Schnitzlers Journalistenstück hat gestern nachden ersten zwei
Das Stück ging in ei
Damit und schon vorher greift „Fink und Fliederbusch“ die
Akten einen Erfolg von mittlerer Windstärke gehabt. Am Schluß
stark hervorholte. In A#
geistige Linie der „Journalisten“ auf. Nein, es greift sie an.
gab es Sturm, ohne daß man recht wußte, Warum es stürme.
So wild geschrien und g#
Freytag schreibt ein Lustspiel voll von unterstrichener Ueberzeu¬
Welch' ein Beifallsgebrause, das zuerst etwas erzwungen schien,
redaktion nicht; das Lebe
gung. Erste Mannespflicht, edelste Mannessitte: Ueberzeugung.
dann aber ganz elementare Formen annahm und immer heftiger
entfloh in eine überpurzel
Man lebt, man duldet, man verzichtet auf Freunde für dieses
toste, je mehr sich ein paar liebliche Pfeistöne einmischten. Wozu
unter den Tisch. Den Do#
Ding Ueberzeugung. Arthur Schnitzler, wie in seinem „Professor
nur dieser Aufwand bei einem Dichter, den man lieben darf und
mann als Dummkapf p
Bernhardi“ nicht ganz imstande, politischer Dramatiker zu sein,
soll, dessen Stärkstes aber noch immer zart genug ist, um eher
Jungen, beinahe idiotisch.
sagt oder läßt das Gegenteil sagen. Es ist da ein Graf, der aus
in stiller Freude genossen, als mit vollem Orchester beklatscht zu
in Verlegenheit, wenn der
dem Sportdasein ins politische Leben übertritt und durch den
werden? Und sein Stärkstes sahen wir gestern nicht. Wir sahen
zu sagen hat. Ilka Grü
scharfen Ausdruck einer extremfeudalen „Ueberzeugung“ die Ge¬
nur Spuren seiner samtenen Grazie, und
seine Florett¬
müter erregt. Aber dieser Mann, der Schnitzlers gepflegte Skepsis Holzweibel von vor acht 2
kunst mühte sich, so dankbar der Stoff war, nicht durchweg mit
wie einen gutsitzenden Rock am Leibe trägt, denkt gar nicht daran, Leben und Lebenlassen. D#
Glück.
ein Ueberzeugter und Unentwegter zu sein. Er gibt in einem um¬ linke und rechte, alle mit e
Die Komödie hat eine zufällige Aehnlichkeit mit Tristan Bernards
darstellerisch fein herausge
fangreichen, für die Bühne allzu umfangreichen Gespräch mit Fink¬
„Deux canards“, ist aber viel gründlicher gedacht — gar zu gründ¬
von den Herren Wall
Fliederbusch eine Selbstanalyse, die ihn als einen milden Ver¬
lich, bei allem Trieb, scherzhaft aufzuleuchten. Eine innere Be¬
Landa, Schroth usw.
steher und kühllächelnden Philosophen der Objektivität erscheinen
ziehung, und wohl eine bewußte, läßt sich viel eher mit unserem
Menschenzeichner von groß
läßt. So zerreißt Schnitzler den von Freytag hochgehaltenen, gleich
alten deutschen, immer noch nicht ausgespielten Zeitungsstück her¬
Reporter, Bühnenautor un
einer Fahne wallenden Begriff der politischen Mannestugend.
stellen. Gibt es in Freytags „Journalisten“ nicht einen zerknitterten
zeugung ist Ferdinan
Versucht ihn zu zerreißen. Wäre sein Zahn nur bissiger! Wir
Jüngling des Namens Schmock, der von sich sagen darf, er könne
will, ohne einen Strich zu
ließen es uns gefallen, sei es auch nur, um widersprechen zu können.
schreiben links und könne schreiben rechts? In besserer Haltung,
Und hat an diesem Abend
Es bleiben Einzelgestalten und Einzelwirkungen übrig, darunter
mit größerem Ansehen gibt Schnitzler den Schmock von 1900. Der
drüben gearbeitet. Auch er
Nachfahr des Schlemihls von vor 60 Jahren schreibt als Flieder¬
ausgezeichnete. Sie heften sich mit satirischen Pfeilen an das
Zeitungsmetier. Der Wetteifer und Uebereifer der Journalistik
busch in einem linken Blatt, als Fink in einem rechten. Er greift
sich selber an, bespritzt sich mit ehrenrührigen Tintenflecken und
wird gezeigt, die innere Kälte der Temperamente, die Geneigtheit,
kommt durch Lustspielhilfsmittel, deren Kommentmäßigkeit
Opfer des Intellekts zu bringen, um nicht aus einem behaglichen
ein bewährter Korpsstudent nachprüfen möge, zu einem Duell
Nest zu fallen. Dies alles wird bespöttelt und bestichelt. Wir blicken
mit sich selbst. Daß Fink und Fliederbusch die nämliche
in den Spiegel und sagen, wie sehr er auch mancherlei verzerrt:
Person ist, erfahren wir bereits früh, schon deshalb weil ja ein
vieles ist wahr. Achtung vor dem Dichter und vor dem Theater,
und derselbe Schauspieler die Doppelrolle spielt. So ist die Spannung
wenn sie eine Schicht darstellen, von der die Leute der Bühne immer
gegen das Ende hin nur gering. Man sitzt da und tut ein wenig
fürchten, sie könne ihnen „schaden“ und laure nur darauf, es zu
überrascht, ist es aber im Grunde gar nicht. Uund auch die geistige
tun. Aber auch hier muß es heißen: hätte Schnitzler nur eine stärker
Struktur des Selberdoppelgängers hat nicht stark berührt. Ist dieser
packende Kraft gehabt.
Fliederbusch, der sich in einen Fink umschaltet, ein kleiner Dumm¬
Der Saft seiner Ironie, soweit sie sich auf das Ganze des Stoffes!
kopf oder ein großer Schlaukopf? Ist er einfach eine lustige Figur
bezieht, träufelt schwer und langsam. Er erreicht nicht einmal eine
ader hat er innere Bedeutung"? Auf der Bühne wird er wegen geschlossene und gesteigerte Bühnenwirkung. Es kommt noch hinzu,
S
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ode
bus
box 33/3
EinkundTesch
Zeitung:
Berliner Jageblatt.
Morgenausgabe.
Adresse:
710
(4
Datum:
der Geschicklichkeit, mit der er sich veränderten Lagen anpaßt, für
daß nur eine einzige F##
Schnitzlers Journalistenstück.
im übrigen brillant gese
ein journalistisches Genie gehalten, und die Konkurrenz will ihn ein¬
Stamme jener Mettern
ander aus den Händen reißen. Das ist ein amüsante Szene. Der
„Fink und Fliederbusch.“ Romödie in 3 Akten. Auffährung
Betrieb haben. Sonst
ganze Kerl ist amüsant. Aber ein Gesetz, nach dem er wandelt und
—
Freytag, mit seiner alte
handelt, ist nicht erkennbar. Erst am Schluß will er so etwas wie
im Lessing-Theater. Sptelleitung: Diktor Barnowsky.
warum er von einer Ad
den Richter derer spielen, die ihn moralisch richten und doch selbst im
auf das trockene politische
Punkt der Gesinnung nicht besser sind als er.
Schnitzlers Journalistenstück hat gestern nachden ersten zwei
Das Stück ging in ei
Damit und schon vorher greift „Fink und Fliederbusch“ die
Akten einen Erfolg von mittlerer Windstärke gehabt. Am Schluß
stark hervorholte. In A#
geistige Linie der „Journalisten“ auf. Nein, es greift sie an.
gab es Sturm, ohne daß man recht wußte, Warum es stürme.
So wild geschrien und g#
Freytag schreibt ein Lustspiel voll von unterstrichener Ueberzeu¬
Welch' ein Beifallsgebrause, das zuerst etwas erzwungen schien,
redaktion nicht; das Lebe
gung. Erste Mannespflicht, edelste Mannessitte: Ueberzeugung.
dann aber ganz elementare Formen annahm und immer heftiger
entfloh in eine überpurzel
Man lebt, man duldet, man verzichtet auf Freunde für dieses
toste, je mehr sich ein paar liebliche Pfeistöne einmischten. Wozu
unter den Tisch. Den Do#
Ding Ueberzeugung. Arthur Schnitzler, wie in seinem „Professor
nur dieser Aufwand bei einem Dichter, den man lieben darf und
mann als Dummkapf p
Bernhardi“ nicht ganz imstande, politischer Dramatiker zu sein,
soll, dessen Stärkstes aber noch immer zart genug ist, um eher
Jungen, beinahe idiotisch.
sagt oder läßt das Gegenteil sagen. Es ist da ein Graf, der aus
in stiller Freude genossen, als mit vollem Orchester beklatscht zu
in Verlegenheit, wenn der
dem Sportdasein ins politische Leben übertritt und durch den
werden? Und sein Stärkstes sahen wir gestern nicht. Wir sahen
zu sagen hat. Ilka Grü
scharfen Ausdruck einer extremfeudalen „Ueberzeugung“ die Ge¬
nur Spuren seiner samtenen Grazie, und
seine Florett¬
müter erregt. Aber dieser Mann, der Schnitzlers gepflegte Skepsis Holzweibel von vor acht 2
kunst mühte sich, so dankbar der Stoff war, nicht durchweg mit
wie einen gutsitzenden Rock am Leibe trägt, denkt gar nicht daran, Leben und Lebenlassen. D#
Glück.
ein Ueberzeugter und Unentwegter zu sein. Er gibt in einem um¬ linke und rechte, alle mit e
Die Komödie hat eine zufällige Aehnlichkeit mit Tristan Bernards
darstellerisch fein herausge
fangreichen, für die Bühne allzu umfangreichen Gespräch mit Fink¬
„Deux canards“, ist aber viel gründlicher gedacht — gar zu gründ¬
von den Herren Wall
Fliederbusch eine Selbstanalyse, die ihn als einen milden Ver¬
lich, bei allem Trieb, scherzhaft aufzuleuchten. Eine innere Be¬
Landa, Schroth usw.
steher und kühllächelnden Philosophen der Objektivität erscheinen
ziehung, und wohl eine bewußte, läßt sich viel eher mit unserem
Menschenzeichner von groß
läßt. So zerreißt Schnitzler den von Freytag hochgehaltenen, gleich
alten deutschen, immer noch nicht ausgespielten Zeitungsstück her¬
Reporter, Bühnenautor un
einer Fahne wallenden Begriff der politischen Mannestugend.
stellen. Gibt es in Freytags „Journalisten“ nicht einen zerknitterten
zeugung ist Ferdinan
Versucht ihn zu zerreißen. Wäre sein Zahn nur bissiger! Wir
Jüngling des Namens Schmock, der von sich sagen darf, er könne
will, ohne einen Strich zu
ließen es uns gefallen, sei es auch nur, um widersprechen zu können.
schreiben links und könne schreiben rechts? In besserer Haltung,
Und hat an diesem Abend
Es bleiben Einzelgestalten und Einzelwirkungen übrig, darunter
mit größerem Ansehen gibt Schnitzler den Schmock von 1900. Der
drüben gearbeitet. Auch er
Nachfahr des Schlemihls von vor 60 Jahren schreibt als Flieder¬
ausgezeichnete. Sie heften sich mit satirischen Pfeilen an das
Zeitungsmetier. Der Wetteifer und Uebereifer der Journalistik
busch in einem linken Blatt, als Fink in einem rechten. Er greift
sich selber an, bespritzt sich mit ehrenrührigen Tintenflecken und
wird gezeigt, die innere Kälte der Temperamente, die Geneigtheit,
kommt durch Lustspielhilfsmittel, deren Kommentmäßigkeit
Opfer des Intellekts zu bringen, um nicht aus einem behaglichen
ein bewährter Korpsstudent nachprüfen möge, zu einem Duell
Nest zu fallen. Dies alles wird bespöttelt und bestichelt. Wir blicken
mit sich selbst. Daß Fink und Fliederbusch die nämliche
in den Spiegel und sagen, wie sehr er auch mancherlei verzerrt:
Person ist, erfahren wir bereits früh, schon deshalb weil ja ein
vieles ist wahr. Achtung vor dem Dichter und vor dem Theater,
und derselbe Schauspieler die Doppelrolle spielt. So ist die Spannung
wenn sie eine Schicht darstellen, von der die Leute der Bühne immer
gegen das Ende hin nur gering. Man sitzt da und tut ein wenig
fürchten, sie könne ihnen „schaden“ und laure nur darauf, es zu
überrascht, ist es aber im Grunde gar nicht. Uund auch die geistige
tun. Aber auch hier muß es heißen: hätte Schnitzler nur eine stärker
Struktur des Selberdoppelgängers hat nicht stark berührt. Ist dieser
packende Kraft gehabt.
Fliederbusch, der sich in einen Fink umschaltet, ein kleiner Dumm¬
Der Saft seiner Ironie, soweit sie sich auf das Ganze des Stoffes!
kopf oder ein großer Schlaukopf? Ist er einfach eine lustige Figur
bezieht, träufelt schwer und langsam. Er erreicht nicht einmal eine
ader hat er innere Bedeutung"? Auf der Bühne wird er wegen geschlossene und gesteigerte Bühnenwirkung. Es kommt noch hinzu,
S