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27. Finkund Friederbuscn
714 fneoiinmnsimmmmmmmmanm Friedrich Düsel: Dras
dert, ###d geworden. Freytags =Journalisten¬
können ruhig schlasen: mit der behenden Schnell¬
kraft des Witzes und dem zeilgerechten Leben,
das sie aus den fünfziger Jahren, einer freilich
ungleich behaglicheren und harmloseren Zeil, in
das Netz ihres Ernstes und Scherzes eingesan¬
gen haben, vermag sich diese auf Drahl gezogene,
mit Wehmut und sanster Oronie umslorte Wie¬
ner Feuillekondramatik nicht zu vergleichen.
Auch nicht, wenn ein Albert Bassermann, wie er
es im Lessingtheater tat, der feudal=liberalen
Doppelrolle all die sedernde Beweglichkeit seines
Charakterhumors leiht und fast ein Janusgesicht
von Brutus und Corsolan zustande bringt.
Der Name Eugen Kilian ist den auf¬
merksamen Lesern dieser Zeitschrift mehr als
ein bloßer Klang aus der Theaterwelt. Sie,
kennen (und schätzen, darf ich wohl hinzusügenz“
den früheren Karlsruher, späteren Münchnei
Dramaturgen als Verfasser theatergeschichtlicher
Aufsätze von Gründlichkeit, Ernst und edlem
Idealismus und werden namentlich noch im
Gedächtnis haben, mit welch schöner, freimüliger
Gerechtigkeit der aus einem andern ästhetischen
Lager kommende Bühnengelehrtes sich mit der
Regie= und Inszenierungskunst Reinhardts aus¬
einandersetzte (Band 100, S. 323 fs.). Kürzlich
nun hat dieser Fünsundfünszigjährige sein 25.
jähriges Bühnenjubiläum gefeiert, oder viel¬
mehr: seine Freunde und Verehrer baven es für
ihn gefeiert, indem sie ihm in einer Sammlung
von Vekenntnissen und Abhandlungen eine gei¬
stige Huldigung darbrachten (E. K. als künst¬
lerische Persönlichkeit, Regisseur, Schriftsteller
und Dramaturg=; München, Georg Müller).
Sie tun das nicht in lobtriefenden Hochgesängen,
wie sie sonst wohl beim Theater im Schwange
sind, sondern in ernsten, zuweilen sogar tief¬
dringenden Würdigungen, denen die Sache mehr?
gilt als die Person, die über den festlichen
Anlaß hinaus zu allgemeinen, dauernden und¬
grundlegenden Erkenntnissen streben. Es ist ein?
vielstimmiger Chor, der sich da hören läßt, die:
Tonlage ist bald hoch, bald niedrig, das Organ;
bald laut, bald leise, aber fast überall klingt das
eine durch: dieser kluge Kopf, dieser kenntnis¬
reiche Geist von umfassender Bildung ist kein?
einseitiger Theoretiker, kein papierseliger Bücher
gelehrter, kein Slateinischer Regisseur=, der das?
Leben der Bühne in doktrinäre Fesseln zu schla¬
gen sich anmaßt, sondern ein Mann, in dem sich
Menschliches und Künstlerisches, Gesühlswärme
und wissenschaftliche Kühle, Iierarisch=ästhetischer
Geschmack und technisch=praktisches Können zu
einem vornehm zusammengestimmten Charakter=
bilde vereinigen. Manches gehaltvolle und ge¬
wichtige Wort wird auf diesen anderthalbhun¬
dert Seiten gesprochen, das weit über Tag und
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27. Finkund Friederbuscn
714 fneoiinmnsimmmmmmmmanm Friedrich Düsel: Dras
dert, ###d geworden. Freytags =Journalisten¬
können ruhig schlasen: mit der behenden Schnell¬
kraft des Witzes und dem zeilgerechten Leben,
das sie aus den fünfziger Jahren, einer freilich
ungleich behaglicheren und harmloseren Zeil, in
das Netz ihres Ernstes und Scherzes eingesan¬
gen haben, vermag sich diese auf Drahl gezogene,
mit Wehmut und sanster Oronie umslorte Wie¬
ner Feuillekondramatik nicht zu vergleichen.
Auch nicht, wenn ein Albert Bassermann, wie er
es im Lessingtheater tat, der feudal=liberalen
Doppelrolle all die sedernde Beweglichkeit seines
Charakterhumors leiht und fast ein Janusgesicht
von Brutus und Corsolan zustande bringt.
Der Name Eugen Kilian ist den auf¬
merksamen Lesern dieser Zeitschrift mehr als
ein bloßer Klang aus der Theaterwelt. Sie,
kennen (und schätzen, darf ich wohl hinzusügenz“
den früheren Karlsruher, späteren Münchnei
Dramaturgen als Verfasser theatergeschichtlicher
Aufsätze von Gründlichkeit, Ernst und edlem
Idealismus und werden namentlich noch im
Gedächtnis haben, mit welch schöner, freimüliger
Gerechtigkeit der aus einem andern ästhetischen
Lager kommende Bühnengelehrtes sich mit der
Regie= und Inszenierungskunst Reinhardts aus¬
einandersetzte (Band 100, S. 323 fs.). Kürzlich
nun hat dieser Fünsundfünszigjährige sein 25.
jähriges Bühnenjubiläum gefeiert, oder viel¬
mehr: seine Freunde und Verehrer baven es für
ihn gefeiert, indem sie ihm in einer Sammlung
von Vekenntnissen und Abhandlungen eine gei¬
stige Huldigung darbrachten (E. K. als künst¬
lerische Persönlichkeit, Regisseur, Schriftsteller
und Dramaturg=; München, Georg Müller).
Sie tun das nicht in lobtriefenden Hochgesängen,
wie sie sonst wohl beim Theater im Schwange
sind, sondern in ernsten, zuweilen sogar tief¬
dringenden Würdigungen, denen die Sache mehr?
gilt als die Person, die über den festlichen
Anlaß hinaus zu allgemeinen, dauernden und¬
grundlegenden Erkenntnissen streben. Es ist ein?
vielstimmiger Chor, der sich da hören läßt, die:
Tonlage ist bald hoch, bald niedrig, das Organ;
bald laut, bald leise, aber fast überall klingt das
eine durch: dieser kluge Kopf, dieser kenntnis¬
reiche Geist von umfassender Bildung ist kein?
einseitiger Theoretiker, kein papierseliger Bücher
gelehrter, kein Slateinischer Regisseur=, der das?
Leben der Bühne in doktrinäre Fesseln zu schla¬
gen sich anmaßt, sondern ein Mann, in dem sich
Menschliches und Künstlerisches, Gesühlswärme
und wissenschaftliche Kühle, Iierarisch=ästhetischer
Geschmack und technisch=praktisches Können zu
einem vornehm zusammengestimmten Charakter=
bilde vereinigen. Manches gehaltvolle und ge¬
wichtige Wort wird auf diesen anderthalbhun¬
dert Seiten gesprochen, das weit über Tag und
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