II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 231

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1e APR 1319 Abenublatt
Theater und Kunst.
Fink und Fliederbusch.
Kdmde in 4 Akten von Arts=Schnj
ßler.
G. — Mit viel Behagen und wenig Wif haf Schüt¬
ter in nigen schwachen Stunden diese 4 Akte hingeschleudert.
Eine ähnlich grobschlächtige und technisch hilflose Arbeit weist
das bisherige Lebenswerk des feinfühligsten und stilvollsten
österreichischen Dichters nicht auf. Der knifflichste deutsche Se¬
mmnarist wäre außerstande, das Stück, falls es ihm ohne Ver¬
fassernamen vorläge, Schnitzler zuzuweisen. Diese Journalisten¬
komödie, die nach links und nach rechts aushaut, dorthin stärker
als hierher, hat einen burlesken Einsall, die Gestalt des
Jüngelchens
Flieberbusch, Mitarbeiters der demokratischen
„Gegenwart“, der in diesem Blatte gegen seine eigenen Arrikel
in der aristokratischen „Eleganten Welt“ wo er als arischer
Draufgänger tätig ist, losgeht und schließlich in die groteske
Zwickmühle getrieben wird, sich selbst zum Zweikampf zu for¬
fyrn. Das gäbe, mit fest zupackender Schwankgewandtheit ge¬
Thrieben, gewiß einge lustige Szenen. Doch Schnitzler glaubte
½ seinem literarischen Rang schuldig zu sein, die Figur rund
verum motivieren, sie auf breiter satirischer Grundlage auf¬
bauen zu müssen, und brach ihr damit das lustige, bewegliche
Genick. Die kleinen Bosheiten gegen Zeitungsart und =Unart,
die stets irksamen Theaterfiguren von Jargoniournalisten, die
namentlich den ersten Akt beleben, sind für die Dauer eines

langen Theaterabends nicht tragfähig genug. Auch macht es sich
der Dichter mit der Lösung des pgradoxen Schicksals des Doppel¬
menschen Fink=Fliederbusch gar zu leicht. — Wenn die Komödie,
deren Annahme noch unter der früheren Leitung erfolgte, im
großen und ganzen beifällige Aufnahme ffand, so verdankt sie
diese der von Herrn Lenoir“ trefflich geleiteten Aufführung,
in deren fröhlichem Mittelpunkt der Fliederbusch des Herrn
Göß wirbelte. Er stattete ihn mit einer Fülle scharfgeätzter
und gut beobachteter Züge aus und brachte die geschickte An¬
passungsfähigkeit des Schmöckchens sehr drollig zur Geltung.
Die am feinsten ausgeprägte Figur dder Komödie, den Grafen
Niederhof, spielte Herr Recke mit eleganter, entzückender Lie¬
benswürdigkeit. Köstliche Journalistenköpfe trugen die Herren
Zeisel, Eisner und Teller. Einer farblosen Fürstin lieh,
Fräulein Garden kokette Anmut. Im zweiten Treffen, aber
voll gerüstet, standen die Herren Stolfa, Hartberg,Pipk,
Strguß, Walther und Maluschinsky.
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APR. 7379
Gränner Morgenpost
Theater, Kunst und Literatur.
* (Kleines Schauspielhaus.) Die vierabtige Ko¬
mödie Schnitzlers „Fink und Fliederbusch“
kam gestern auch nach Brünn. Wir können nicht
sagen, daß wir von diesem Besuche sehr erbaut wa¬
ren, die Aufnahme war ziemlich lau und der Vor¬
hang senkte sich am Schlusse unter tiefem Schweigen
des Hauses. Und dabei läßt sich eigentlich gar nicht
sagen, daß der gewählte Stoff einer Wirkung nicht¬
fähig wäre. Schnitzler ist diesmal viel matter als
sonst, in manchen Szenen ist die Milieuschilderung
zu breit und geht fast nicht vonstatten. Auch der
Charakteristik fehlt die Vertiefung. Die Darstellung
bemühte sich, die Mängel des Stückes zu verdecken,
und bis zu einem gewissen Punkte gelang ihr dies
auch. Das meiste Interesse muß natürlich „Flieder¬
busch“, der in sich den erdichteten Fink“ birgt, er¬
wecken. Herr Götz gab diese Doppelrolle mit vielem
Behagen und stattete dieselbe mit einer Reihe klei¬
ner, bezeichnender Züge aus: Herr Zeisel gab
dem „Füllmann“ einen köstlichen, karikierenden An¬
strich, erheiternd wirkte der „Kajetan“, des Herrn
Eisner, vornehm und gemessen gehalten war der
„Graf Niederhof“ des Herrn Recke, und Fräulein
Garden, die in dankenswerter Weise für das er¬
krankte Fräulein Hardt eingesprungen war, führte
ihre Rolle (Fürstin Priska) in graziöser Weise
durch. Der Kreis der Journalisten umfaßte außer
den Herren Göt und Reisel noch die Herren
Hartberg (Leuchter), Pirk (Frühbeck), Malu¬
schinsky (Obendorfer), Teller (Abendstern),
Lenoir (Satan), Walther (Egon), Stolfa
(Styr) und Strauß (Wöbl), die alle ihre volle
Kraft einsetzten, um dem Stücke Erfolg zu verschaf¬
fen. Sonst waren noch die Herren Böhm (Doktor
Kunz) und Karsten (Dienerbeschäftigt. Herr
Lenoir, der die Regie führte, stellte ansprechende
Szenenbilder, namentlich die Parkstimmung war
sehr sein getroffen.)
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