II, Theaterstücke 27, Fink und Fliederbusch. Komödie in drei Akten (Journalisten, Der Unsichtbare und die zwei Schatten), Seite 240

27. Einkund Fliederbusch
Dresdner Nachrichter
24.JA 1 7
* Die Presse im Drama. Wieder einmal ist der Kmis¬
Auf der Stoffe zu beobachten. Nicht weniger als vier
Journalistenkomödien sind neuerdings geschrieben
worden. Die eine stammt von Rudolph Lothar und har
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vor turzem in Prag unter dem Titel „Das Morgenblatt
ihre erfolgreiche Uraufführung gehabt. Das zweite ist von
einem ungenannten Verfasser und im Jofesstädter Theaten
in Wien eingereicht. Das dritte rührt von Artur Schnitz¬
TI
ler her. Das vierte Stück dieser Gattunghät F
Salten stizziert; er ließ nur noch drei neue Einatter
seiner Journalistentomödie vorangehen. Schnitzler hat sein.
Lustspiel bereits vor über drei Jahren fertiggestellt. Burg¬
theaterdirektor Thimig hatte es gelesen und war besonders
von der echten Milienschilderung und dem seinen Komödien¬
ton befriedigt. Damals kam jedoch ein Journalistenstüch non
Tristan Bernard im Josefstädter Theater heraus — übri¬
gens eins seiner mattesten — und man verschob die Auf¬
führung. Später kam der Krieg. Und Artur Schnitzler ven¬
schob wieder; seine „Komödie der Worte“ schien ihm für diess.
Zeit possender. Und so wartet seine Jonznalistenkomböre.
wie so manches andere auf den Frieden. Interessant ist,
daß das Wert dem Burgtheater seinerzeit ohne Titel ein¬
gerlicht war. Der Dichter konnte keinen charakteristischen
Lustspieltitel finden. Es ist noch nicht lange her, daß ihm zu
dem fertigen Stück ein Titel eingefallen ist. Er Mutetz
„Die Ente“.
fins rämliche Tatenstätte wurde in Bari allsachckt.
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eligerneiner Tiroler Auseiner
Innshmnel
D Jeristent Pöchter von L. Hatbs.
Die Journalisten. Lustspiel von Gustav Frey¬
tag. Anfangs November wurde in Wien eine Jour¬
nalistenkomödie „Fink und Fliederbusch“ von Artur
Schnitzler uraufgeführt; hier gab man dafür gestern
das fünfündsechzig Jahre alte Lustspiel von Freytag
aus demselben Stande und der traurige Tiefstand un¬
seres lieben deutschen Lustspiels bringt es mit sich,
das man die Rückständigkeit unserer Theaterleitung
bedanken muß. Denn das neue Journalistenstück soll
so kläglich dürftig sein, daß es genug ist, uns „die
Kritik waffenlos und mitleidig zu machen“. Dieser
Umstand läßt wohl auch noch besonders freundlich mit
dem alten Ding umgehen, wenn man deshalb auch noch 12
lange nicht die erhebliche Uebertreibung zu teilen
braucht, die das Stück das beste deutsche Lustspiel des
19 Jahrhunderts nannte und es neben „Minna von
Barnhelm“ und den „Zerbrochenen Krug“ stellte. Da¬
zu ist es denn doch zu sehr technisch als lustig, hat auch
19. Jahrhunderts nannte und es neben „Minna von
seyr der treibende Keim, wie auch der zeitgeschichtliche
Hintergrund und die Schilderung der Redaktionsstube
sich z. B. mit der des Soldatenstandes in Lessings
Drama nicht von fern vergleichen kann. Man freut sich
des Epikers Freytag, möchte diesem im Drama aber
doch nicht gar so häufig begegnen. Im übrigen wirkt
auch das Alter heute schädigend genug auf den schon
für die Entsichungszeit aus alten Lustspielquellen flie¬
ßenden Humor, wie auch die kleinen und kleinlichen
Wahlkämpfchen uns Großschlachtzeitgenossen wenig
meyr ansprechen. Aber die Ehrfurcht wird man dem
guten alten Ding nicht versagen das auf jeden Fall
Schule gemacht hat und heute noch imstande ist, beden¬
kenlos sich freuen zu lassen an diesem Völkchen der
Zeitungsmacher, das allerdings auch inzwischen ein
starkes Volk geworden ist, aber damit auch an seiner
Poesie und Laune verloren hat. — Diese Ehrfurcht
brachte auch die gestrige Aufführung (Spielleiter
Felda) dem Werke entgegen, und wenn die Handlung
schleppend sich abwickelte, war das die Schuld unserer
technischen Schwierigkeiten, die immer neu das Alter
unserer Bühne bestätigen. Vor allem war bei der
Aufführung die selbstverständliche (und doch so oft:
nicht) Forderung nach Kostümtreue möglichst erfüllt,
was allerdings störende Schwierigkeiten mit den Kri¬
nolinen und Differenzen mit den Kulissen gab. Von
den Darstellern, die alle brav bei der Sache waren, ist
an erster Stelle Feldas Schmock zu nennen, der diese
Figur mit rührender Größe und Feinheit zu geben
wußte, wofür er auch bei offener Szene Beifall fand.
Dann: der Redakteur Bolz Seders, der im Bonvi¬
vantischen schwelgte, mit dem „Taschenherz“ aber we¬
niger Glück hurte Auch Fersil (Oldenburg), Fabri
(Runeck) und Gaugl (Oberst Berg) boten sehr gute
Leistungen. Einen eigenen Satz verdient Jankos stroh¬
blonder, naiver und lyrischer Bellmaus. Wegen der
„Aufmerksamkeit“ mit dem Kalenderdatum muß für
den letzten Akt um mehr Aufmerksamkeit ersucht wer¬
den. Das ausverkaufte Haus war guter Dinge, trotz
Költe und Pausen, die bei uns fast jedes angekündigte
„Ende“ um eine halbe Stunde später eintreten machen.
—rer. „