II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 11

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26.1. Konoedie der NorteZykius
Ausschnitt aus:
# Mlags-Zeitung
1aokr 1915
vom:
lüuscht, eine große, effektvolle Komodie der Worte. Sie wendet¬
sich mit Ekel von diesem Schauspiel der Lüge ab. Aber wie er
dann hilflos in die Garderobe gedrängt wird und nicht mehr
Theater und Kunst.
auftreten will, solange die Frau nicht in der Loge ihrem Platz!
(Burgtheater.] „Lomödie der Worte“ von Arthur
[Schnitzler. Drei kleine, nette Ausschnitte aus dem chelichen
eingenommen hat, da wird auch die starke Frau schwach. Auch
AlKeine gewichtigen Probleme, nur ein paar leichte,
diese komödiantenhaften Komödiantenszenen sind mit einem be¬
wundernswerten Schmiß entworfen. Ein Brillantfeuerwerk von
ein wenig nachdenklich beschwerte, sorgfältig facettierte Stim¬
Pointen, Ironien und Sentenzen wird da abgebrannt und das
mungsbilder, abrupte, mehr auf dialogische Wirkung gestellte
Publikum staunt und lauscht entzückt und vielleicht sogar be¬
Szenen von jener halb lustigen, halb melancholischen Schnitzler¬
geistert.
schen Art, von jenem ungekünstelt künstlerischen Rhyihmus in
Der Schlußakt „Das Baichu's'f'est“ Ein Schrift¬
Wort und Handlung. Der erste Akt liegt noch ganz auf dew
steller hat sich einer Arbeit zuliebe in eine Einsamkeit ver¬
Grunde der Schwermut: „Stunde des Erkennens“. Ein
krochen und seine Gattin allein gelassen. Der Gelangweilten hat!
kleiner, von der Gedrücktheit seines Schicksals verbitterter Arzt,
sich ein Kurmacher angenommen, der mit der Frau eine lebens¬
der das Wissen von dem Fehltritt seiner Frau stumm durchs
längliche Hochzeitsreise antreten möchte. Da tritt der Ehemann
Leben geschleppt hat, löst an dem Tage, da die einzige Tochter ver¬
dazwischen. (Es geschieht originellerweise auf einer Bahnhofs.
heiratel ist und das freudlose Haus verlassen hat, das Siegel von
halle.) Der Gatte predigt von den Bacchusfesten der Griechen.
seinen Lippen, hält kalt und mit mathematischer Gründlichkeit Ab¬
An dem einen Abend des Jahres waren griechische Männer und
Frauen Herren uneingeschränkter Freiheit. Nach dem Feste hatte
rechnung. Ein düsteres Familienbild, durch das vielerlei Schatten
aber jeder Teilnehmer die Pflicht, alle Genüsse des Festes zu
von Mißverstehen huschen. Das knappe Bild einer Fehlheirat.“
vergessen. Diese Belehrung des nachsichtsvollen Gatten genügt.
Zwei Menschen, die Jahre lang aneinander vorbeigelebt haben: 7
Die Frau geht natürlich wieder mit dem Gatten, wahrschein¬
ihr gemeinsames Band war längst zu Eis erstarrt, und wir hören“,
.Dieses unvergängliche
lich bis zum nächsten Bacchusfest.
es knacken und bersten. Der Abschied eines Jugendfreundes, in dem
Motiv putzt Schnitzler in seiner geistreichen Art auf und behängt
der Gatte fälschlich seinen Rivalen vermutet, fördert die große
das durchsichtige Spiel mit einer Menge glitzernder Worte.
Beichte. Harry Walden gibt diesem mit sich und der Welt zer¬
Herr Walden spielt (nach Vorschrift des Dichters) die
fallenen Dr. Eckhold das elegische Dunkel, das beinahe wie Cha¬
brei Männerrollen. Er ist immer unheimlich geschickt und sicher.
rakterstärke aussieht. Frau Bleibtneu hält sich taktsicher im
Der verbitterte Dr. Eckold gelingt ihm aber doch nicht. Sein
Sturm zwiespältiger Empfindungen. Devrient führt als ihr
Huß und seine Sehnsucht nach Erniedrigung der Frau hat zu
Partner seine Klinge gut. „Große Szene“ heißt der zweite
wenig Kraft. Vortrefflich Herr Devrient, immer noch bestes
Einakter. Hier ist der eheliche Katzenjammer ins Komödiantische
Burgtheater. Frau Bleibiren nimmt die Frau ein wenig
gewendet. Ein großer Mime, der das Abenteuern nicht lassen kann,
zu schwer. Man fühlt, diese erniedrigte Frau schließt mit dem
und doch sein kleines Frauchen abgöttisch liebt, muß, zwischen.
Leben ab. Am besten ist Herr Walden als der große Komö,
häuslichem Versöhnungsakt und Hamlet=Vorstellung, eine große
diant, der die interessante „große Szene“ mit dem Liebhaber
Szene spielen, um das Ungewitter abzuwenden, das in Gestalt des
seiner Geliebten zu führen hat. Das ist der Schauspieler, der
jedes Publikums sicher sein darf. Fra: Medelsky ist zu
Verlobten eines seiner jüngsten Opfer hereinbricht. In diesem Ein¬
weinerlich und zu sentimental. Sehr lustig, wenn auch ein
akter ist alles nur Momentphotographie, ein hastiger Wurf volkdra¬
wenig zu breit Herr Tiedtke. Herr Gerasch versagte.
matischen Explosionen, ein Sprudel von Sentiments und
Im Schlußakt versucht Fräulein Wohlgemuth ein Bild der
Ironismen, wie ein atemloser Kulissenscherz prasselt das ganze
schönen Frau, an die sich unbedingt der Schriftsteller hängt, zu
Feuerwerk ab und man spürt: es ist doch nur ein Zwischenakt
geben. Es gelingt ihr fast ebenso gut, wie Herrn Rhomberg
zwischen zwei Abenteuern. Wird auch mit bravourösem Tempo ge¬
der komische Liebhaber. Herr Walden ist wieder geschickt und
spielt. Walden, als Konrad Herbot, der Mime, behaglich ganz
sicher in der dritten Verkleidung ...
in seinem Element schwimmend. Frau Medelsky ein rührend
Die Inszenierung nahm auf die Akustik des Hauset
guter Hausgeist. Tiedike als Theaterdirektor eine in flüchtige.
wenig Rücksicht und verurteilte die Darsteller meist zur Ton¬
Strichen humorvoll gezeichnete Prachtfigur. Tilly Kutschera in
losigkeit. Das erste und das dritte Stück errangen bloß einen
einer kleinen Episode von köstlichster Beweglichkeit. „Das
Höflichkeitserfolg. Nur das Mittelstück, die wirklich große
Eine groteske Bahnhofszene: frappantes
Bacchusfest.“
Theaterszene, hatte eine stärker „durchgreifende Wirkung.
Finale einer kleinen Eheverrenkung. Die Ausreißerin
Arthur Schnitzler erschien oft vor der Ramne
schüttelt den Liebhaber ab, der heimkehrende Gatte triumphiert.
Walden ist wieder vortrefflich, aus jedem Wort, jedem Blick
leuchtet, wuchtet, flammt die weltmännisch kluge Ueberlegenheit, die
den armseligen Seladon (Romberg) zu Staub versengt. Fräu¬
lein Wohlgemu#has rothaarige Sünderin trägt ihr Persckt
2.
mit Grafte.“