26.1. Konoedie der Norte - zyklus box 32/1
ben gar kein Verdacht fällt. Wie man sieht: die äußere Um=gibt. Der Schauspieler, der sich an seinen eigenen Worten
rißlinie der Handlung ist einfach, ihre inneren Ver= so berauscht, daß er manchmal selber glaubt, er sage die
on. Ju
knüpfungen sind kompliziert.
Wahrheit, der aber zugleich so entzückt von seiner Erfin¬
Nicht, was geschieht, ist wichtig. Die Menschen allein dungsgabe ist, daß er, hingerissen durch sein tiefstes Wesen,
der Lüge hinreißende Kraft einhaucht..“. Das greift an
sind von Belang. Und es gibt im weiten Umkreis des
7½0
Theaters nur ganz wenige Dramatiker, die solche Menschen die Wurzeln alles künstlerischen Schaffens. Es ist zwischen
er.
formen können. Sie sind so absolut lebendig, daß man zuerst Tragik und Humor fest und dichterisch verankert, wie die
Einalier („Stunde des Er¬
gar nicht recht merkt, was für eine tiefe und echte Natür= Frau sich in dieser Szene vor ihrem Mann entsetzt: der
„Das Bacchusfest") von
lichkeit sie haben. Sie existioren mit einer solchen Ruhe, sie Schauder, den eine bürgerliche Natur empfinden muß,
sler.
sind so wirklich vorhanden, wie Menschen die wir draußen wenn sie einmal einer Künstlernatur auf den Grund schauen
hr vielen Jahren einmal
im Alltag begegnen. Erst wenn das Stück zu Ende und der kann.
as verspätet, gleichsam
Vorhang gefallen ist, werden wir gewahr, daß diese Men¬
Im dritten Stück glaubt die Frau eines Schriftstellers,
kander geht.
schen unvergeßlich sind, daß wir alles an ihnen kennen,
daß sie einen anderen liebt und ihren Mann verlassen muß.
de gleichfalls gebrochen ihre Jugend, ihr innerstes Wesen und ihre Zukunft.
Sie will es ihm sagen. Auch der andere ist da und will ein
haltbar erweisen.
Im zweiten Stück ist ein großer Schauspieler von freimütiges Bekenntnis ablegen. Aber es kommt zu gar
also diese drei kleinen seiner Frau verlassen worden, weil er sie wieder einmal keiner Aussprache. Der Schriftsteller nimmt seine Frau
SStoff. Frauen, die ihre betrogen hat. Die Frau ist eine grundehrliche, bürgerliche einfach wieder an sich. Sie gehört ihm, sie ist gar nicht fähig,
betrügen ... das ist die Natur. Außerdem ist sie klug. Einige kleine Betrügereiens ohne ihn zu leben. Er weiß das besser. Erledigt. Die Frau
ie Alltäglichkeit auf dem hat sie früher stillschweigend verziehen. Diesmal aber hat wagt kein Wort dagegen. Der andere tut den Mund nicht
ne glücklichen Ehen gibt der große Schauspieler ein junges Mädchen aus gutem auf, sondern verschwindet auf den Wink. Die Szene spielt
chen und die schadhaften Hause verführt, eine Braut. Und er war mit dem Bräutigam auf einer Eisenbahnstation. Es waren sozusagen nur fünf
gen schon gesehen haben.] fast befreundet. Das konnte sie doch nicht ruhig mitansehen Minuten Aufenthalt.
che hoch über die Ge=und ging ihrer Wege. Aber sie kehrt zurück, weil der große
Schnitzler behandelt seine Hauptpersonen mit ab¬
Schauspieler ohne seine Frau nicht leben kann. Nun trifft steigender Schätzung. Die beiden Aerzte im ersten Stück am
au ihm untreu ist. Einesses sich, daß der betragene Bräntigam zu dem Schauspieler besten. Gleichsam: mit vorzüglicher Hochachtung. Den
gt. Er will seine Häus= kommt und ihn auf Ehre und Gewissen fragt, ob er der großen Schauspieler im zweiten Stück schon etwas ver¬
eine kleine Tochter undl Geliebte jenes jungen Mädchens gewesen sei. Die Frau, traulicher und mehr aus dem Handgelenk. Den Schrift¬
aucht Vater und Mutter. die eine begreifliche Angst vor dieser peinlichen Aussprache steller im letzten Stück aber nur leichthin und ohne nennens¬
is die Tochter herange=Ihat, sieht ein, daß ihr Mann jetzt lügen muß, daß er das werte Distinktion.
das Elternhaus verläßt. verführte Mädchen nicht preisaeben darf, und sie selbst redet
Ein wenig, ein ganz klein wenig von der Melodie,
ihrem Manne zu, er solle jetzt lügen. Wie sie aber dann mit= die wir aus dem Zwischenspiel“ kennen, klingt in dieses
n hält einen andern für anhört mit welcher Bravour ihr Mann lügt, ist sie so ent= dritte Stück herein. Und im ersten, wenn der erfolggewohnte
Recht und Unrecht. Der setzt, daß sie wieder — und nun für immer — auf und Professor Ormin, den Tod im früh verkalkten Herzen, Ab¬
ng, ein Erfolgsmensch davon will. Erst im letzten Moment, schon im Kostüm,
schied nimmt, erinnern wir uns des vornehmen Herrn v.,
gewesen, hat ihm überall maskiert und geschminkt, muß der große Schauspieler sich
Sala, der im „Einsamen Weg“ an uns vorüberzog. Schnitz¬
eist von der Frau denn seine Frau erkämpfen.
ler ist mit diesen drei Einaktern in seiner Welt geblieben.
es nie erfahren, hört es
Auch hier eine Handlung, die äußerlich einfach und So ganz in seiner Welt, daß er (im zweiten Stück) der
mmt, um in die Ferne zu dagewesen erscheint. Nur daß die Lügenszene ungefähr zu edlen Gestalt Otto Brahms eine feingestrichelte Porträt¬
au einem Menschen, auf den feinsten Dingen gehört, die es in der modernen Komödiel skizze als Denkzeichen widmen konnte.
ben gar kein Verdacht fällt. Wie man sieht: die äußere Um=gibt. Der Schauspieler, der sich an seinen eigenen Worten
rißlinie der Handlung ist einfach, ihre inneren Ver= so berauscht, daß er manchmal selber glaubt, er sage die
on. Ju
knüpfungen sind kompliziert.
Wahrheit, der aber zugleich so entzückt von seiner Erfin¬
Nicht, was geschieht, ist wichtig. Die Menschen allein dungsgabe ist, daß er, hingerissen durch sein tiefstes Wesen,
der Lüge hinreißende Kraft einhaucht..“. Das greift an
sind von Belang. Und es gibt im weiten Umkreis des
7½0
Theaters nur ganz wenige Dramatiker, die solche Menschen die Wurzeln alles künstlerischen Schaffens. Es ist zwischen
er.
formen können. Sie sind so absolut lebendig, daß man zuerst Tragik und Humor fest und dichterisch verankert, wie die
Einalier („Stunde des Er¬
gar nicht recht merkt, was für eine tiefe und echte Natür= Frau sich in dieser Szene vor ihrem Mann entsetzt: der
„Das Bacchusfest") von
lichkeit sie haben. Sie existioren mit einer solchen Ruhe, sie Schauder, den eine bürgerliche Natur empfinden muß,
sler.
sind so wirklich vorhanden, wie Menschen die wir draußen wenn sie einmal einer Künstlernatur auf den Grund schauen
hr vielen Jahren einmal
im Alltag begegnen. Erst wenn das Stück zu Ende und der kann.
as verspätet, gleichsam
Vorhang gefallen ist, werden wir gewahr, daß diese Men¬
Im dritten Stück glaubt die Frau eines Schriftstellers,
kander geht.
schen unvergeßlich sind, daß wir alles an ihnen kennen,
daß sie einen anderen liebt und ihren Mann verlassen muß.
de gleichfalls gebrochen ihre Jugend, ihr innerstes Wesen und ihre Zukunft.
Sie will es ihm sagen. Auch der andere ist da und will ein
haltbar erweisen.
Im zweiten Stück ist ein großer Schauspieler von freimütiges Bekenntnis ablegen. Aber es kommt zu gar
also diese drei kleinen seiner Frau verlassen worden, weil er sie wieder einmal keiner Aussprache. Der Schriftsteller nimmt seine Frau
SStoff. Frauen, die ihre betrogen hat. Die Frau ist eine grundehrliche, bürgerliche einfach wieder an sich. Sie gehört ihm, sie ist gar nicht fähig,
betrügen ... das ist die Natur. Außerdem ist sie klug. Einige kleine Betrügereiens ohne ihn zu leben. Er weiß das besser. Erledigt. Die Frau
ie Alltäglichkeit auf dem hat sie früher stillschweigend verziehen. Diesmal aber hat wagt kein Wort dagegen. Der andere tut den Mund nicht
ne glücklichen Ehen gibt der große Schauspieler ein junges Mädchen aus gutem auf, sondern verschwindet auf den Wink. Die Szene spielt
chen und die schadhaften Hause verführt, eine Braut. Und er war mit dem Bräutigam auf einer Eisenbahnstation. Es waren sozusagen nur fünf
gen schon gesehen haben.] fast befreundet. Das konnte sie doch nicht ruhig mitansehen Minuten Aufenthalt.
che hoch über die Ge=und ging ihrer Wege. Aber sie kehrt zurück, weil der große
Schnitzler behandelt seine Hauptpersonen mit ab¬
Schauspieler ohne seine Frau nicht leben kann. Nun trifft steigender Schätzung. Die beiden Aerzte im ersten Stück am
au ihm untreu ist. Einesses sich, daß der betragene Bräntigam zu dem Schauspieler besten. Gleichsam: mit vorzüglicher Hochachtung. Den
gt. Er will seine Häus= kommt und ihn auf Ehre und Gewissen fragt, ob er der großen Schauspieler im zweiten Stück schon etwas ver¬
eine kleine Tochter undl Geliebte jenes jungen Mädchens gewesen sei. Die Frau, traulicher und mehr aus dem Handgelenk. Den Schrift¬
aucht Vater und Mutter. die eine begreifliche Angst vor dieser peinlichen Aussprache steller im letzten Stück aber nur leichthin und ohne nennens¬
is die Tochter herange=Ihat, sieht ein, daß ihr Mann jetzt lügen muß, daß er das werte Distinktion.
das Elternhaus verläßt. verführte Mädchen nicht preisaeben darf, und sie selbst redet
Ein wenig, ein ganz klein wenig von der Melodie,
ihrem Manne zu, er solle jetzt lügen. Wie sie aber dann mit= die wir aus dem Zwischenspiel“ kennen, klingt in dieses
n hält einen andern für anhört mit welcher Bravour ihr Mann lügt, ist sie so ent= dritte Stück herein. Und im ersten, wenn der erfolggewohnte
Recht und Unrecht. Der setzt, daß sie wieder — und nun für immer — auf und Professor Ormin, den Tod im früh verkalkten Herzen, Ab¬
ng, ein Erfolgsmensch davon will. Erst im letzten Moment, schon im Kostüm,
schied nimmt, erinnern wir uns des vornehmen Herrn v.,
gewesen, hat ihm überall maskiert und geschminkt, muß der große Schauspieler sich
Sala, der im „Einsamen Weg“ an uns vorüberzog. Schnitz¬
eist von der Frau denn seine Frau erkämpfen.
ler ist mit diesen drei Einaktern in seiner Welt geblieben.
es nie erfahren, hört es
Auch hier eine Handlung, die äußerlich einfach und So ganz in seiner Welt, daß er (im zweiten Stück) der
mmt, um in die Ferne zu dagewesen erscheint. Nur daß die Lügenszene ungefähr zu edlen Gestalt Otto Brahms eine feingestrichelte Porträt¬
au einem Menschen, auf den feinsten Dingen gehört, die es in der modernen Komödiel skizze als Denkzeichen widmen konnte.