II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 69

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26.1. Kongedie der Norte Zukius
G
O
1 Umgebung — dichterisches Leben gibt. Der gefeierte „Star“ mythologischen Erklärungen des Herrn Staufner. Dr. Guldo
Wernig fährt in entgegengesetzter Richtung ab, Herr und Frau
Konrad Herbot (Harry Walden) lebt im Hotel. Zum wieder¬
mödie der
Staufner bleiben wieder vereint noch einige Tage in Salzburg.
holten Male hat er seine brave Frau (Frau Medelsky) be¬
Ein Aerzte=, ein Schauspieler= und Schriftstellerstück, Kreise,
trogen, die seine verständigste Kameradin, sein klügster Berater
in denen sich Arthur Schnitzler viel umgesehen hat und Bescheid
und sein bester Regisseur ist, an seinen Erfolgen also ihren
tarbeiter unter dem
weiß. Diese wurmstichigen Ehepaare wollen uns, mit Aus¬
großen Anteil hat. Frau Sophie liebt ihn, Herbot sie auch, was
nahme der Frau Sophie des Schauspielers Herbot, alle nicht
ihn aber nicht hindert, sie mit der Braut eines braven, jungen
e ersten Neuheiten:
gefallen. Dem Leben am nächsten kommt „Die große Szene“.
„Komödie ders Mannes Edgar Gley (Herr Gerasch) zu betrügen. Das
Die Psyche des Schauspielers hat Schnitzler wunderbar erfaßt.
er Dichter betitelt wurde Frau Sophie zu bunt und sie ist auf und davon. Darüber
Der verwöhnte, von aller Welt verhätschelte Liebling des
nens“, „Großesist Herbot sehr unglücklich, er kehrte nach Berlin zurück, zog ins
Publikums, ist schließlich ein großes, mitunter ungezogenes
e sind nur lose mit= Hotel und schwor, seine schöne Wohnung nicht früher zu be¬
Kind, dem man, wenn es etwas anstellt, doch nicht für die
ide Band bildet die treten, als Arm in Arm mit seiner Frau. Der brave Theater¬
Dauer gram sein kann. Das Schauspieler=Stück wur der Er¬
der Menschen oft indirektor Dr. Falk (Herr Tiedtke), der die Menschen und
folg des Abends. Recht unwahrscheinlich sind die Vorgänge in
Erkennens“ ist ein Komödianten richtig zu werten weiß, hat Frau Sophie durch
e Szene“ schwankt bewegliche Briese veranlaßt, wieder zu ihrem Manne zurückzu= den beiden anderen Einaktern. Die männlichen Figuren, —
der eine Mann, der seine Frau mit der furchtbarsten Art der
auch hier eine sehr kehren. Die Ehe scheint sich wieder zu leimen. Da kommt
Verachtung straft und sie doch weiter im Hause behält, und der
rat bildet. „Das Dr. Gley, um Herbot inständig zu bitten, ihm die Wahrheit
andere, der sich mit ihr rasch wieder versöhnt, ehe sie ihm
zu sagen, was zwischen ihm und seiner Braut vorgegangen
Stiv, ist ein Lustspiel.
dauernd entrissen wird — das sind ebenso unsympathische Ge¬
sei. Nun setzt die „Komödie der Worte“ ein, Herbot spielt die
r Meister des geist¬
stalten wie die sündigen Frauen. Eine neue Nüance. Die
„große Szene“. Er erzählt dem armen Jungen einen Roman,
Männer poltern, schlagen und morden nicht mehr, wenn die
der die Schleier des
als wenn er um dessen Braul beinahe toll geworden wäre, und
enschen bloßlegt, der
Frauen sie betrogen haben, sie richten alles mit geistreichen
sie hätte ihn nicht erhört. Frau Sophie hat aus dem Neben¬
Auseinandersetzungen. Komödie der Worte — man belügt sich.
estalter.
zimmer alles mit angehört, vor so viel Lüge erfaßt sie ein Ekel
de: „Die Stunde
die Worte werden zu Komödianten.
schen Arzt Dr. Karl ein Grauen, sie will wieder fort, doch dem Sophisten Dr. Falk
Harry Walden hat, der Vorschrift des Dichters ent¬
gelingt es, ihren Sinn zu wenden, zumal Herbot allen Ernstes
Frau Klara (Frau
sprechend, alle drei Helden gespielt, eine gewiß nicht leichte, aber
nicht auftreten will, wenn er seine Frau nicht in der Loge sieht.
nd des Hause
recht dankbare Aufgabe. Er hat sich auch Mühe gegeben, den
Der dritte Einakter, „Das Bacchusfest“, führt uns in die
Rudolf Ormin (Derr
knneren Zusammenhang der drei Stücke, die beabsichtigte
Salzburger Bahnhofshalle. Dort erwartet Frau Agnes
Aehnlichkeit der verschiedenen Charaktere zur Geltung zu
ner Sanitätskolonne
Staufner (Frl. Wohlgemuth) ihren mit dem Zage aus
chiffen und von dort
bringen. An diesem Abende feierte seine, wie auch des Burg¬
Innsbruck eintreffenden Gatten, den Schriftsteller Felix
Klara war vor zehn
theaters Sprechkunst Triumphe, und Walden zeigte seine
Staufner (Harry Walden). Sie ist von Herrn DDr. Guido
Meisterschaft, flugs von einem Charakter in den andern, von
itten Jugendfreunde
Wernig (Herr Romberg) begleitet. Vor sechs Wochen hat
einem Gewande in das andere zu schlüpfen. Ernst, düster und
Kriegskorresponbent
sie an derselben Stelle von ihrem Manne Abschied genommen.
ruhig legte er den Arzt an, heiter, liebenswürdig und ohne all¬
während Dr. Eckold
Fünf Jahre war sie mit ihm verheiratet, nun will sie die Gattin
zugroße Pose mimte er den Komödianten, er spielte wirklich
n abhält, zwischen
des Doktors der Chemie Wernig werden, den sie inzwischen
Fache. „Es war schön
näher kennen gelernt hat. Sie wollen es Dr. Staufner gleich ein großes Kind, und mit philosophischer Ueberlegenheit, welche
er Stunde — endlich
sagen. Der hat sich in das Gebirge zurückgezogen, um sein die innere Erregung verbergen sollte, nahm er als Schrift¬
nin. Nachdem dieser
Stück „Das Bacchusfest“ zu vollenden. Das Bacchusfest be¬steller Staufner den Kampf um seine Frau mit dem Liebhaber
auf. Die Frauenrollen treten diesmal bescheiden in den Hinter¬
Frau den Vorschlag,
stand bei den Griechen darin, daß einmal in jedem Jahre, zur
grund. Frau Bleibtreu war als Arztgattir, namentlich in
edeln. Das scheinbar
Zeit der Weinlese, für eine Nacht alle Bande der Familie, alle
den Schlußszenen von bewegender Innerlichkeit, die vielgütige
Eheleute war in den
te genau vom Verrat Gebote der Sitte einfach aufgehoben waren. Bei Anbruch des
Gesponsin des Schauspielers, Frau Medelsky, rührte durch
kf unserer Existenz zu Tages war das Fest vorbei und jeder Teilnehmer war ver¬
Ton und resignierte Gebärde. Fräulein Wohlgemuth be¬
krung unserer Lebens=pflichtet, zu vergessen, mit wem er für seinen Teil im heiligen
lebte die kleine Rolle als Frau Staufner durch ausdrucksvolles,
hst unpraktisch, ja so= Hain das Fest gefeiert hatte. Einander wieder zu erkennen,
beredtes Mienenspiel. Den Professor Ormin gab Herr
unmoralisch wäre es, hätte als frevelhaft gegolten. Die Festteilnehmer sollen zu¬
Devrient mit vornehmer Würde. Im letzten Stücke, dessen
achdem Bettine nicht weilen etwas ermüdet, aber doch erfrischt, ja gewissermaßen
Schauplatz die Bahnhofshalle von Salzburg ist, erweckte die
geläutert nach Hause wiedergekehrt sein. Wenn zwei noch am
sehr gut gestellte äußere Szene lebhaftes Interesse durch all
gdes Ehegatten. Er
z von der seiner Fraunächsten Abend nacheinander Sehnsucht verspürten, so dürfte
die genau wiedergegebenen Einzelheiten des Bahnhofstreibens
, die nun endlich ge=niemand, auch nicht Ehegatten oder Eltern, die Verliebten
bei Ankunft und Abfahrt von Zügen, mit humoristischen Ein¬
das Haus. Die Er=zurückhalten. Aus dieser zweiten Nacht gab es keine Rückkehr.
schlägen der Verspätungen. Von den drei Einaktern dürfte sich
Das frühere Heim war beiden verschlossen, und sie blieben für
„Die große Szene“ dauernd im Spielplan der Bühne erhalten
den Tod.
uspielerstück und nach den weiteren Verlauf des Daseins aufeinander angewiesen.
Ludwig Klinenberger.
und die Schicksale zu Darum sollen so wenige Lust verspürt haben, am zweiten
seiner nicht zu fernen Abend, — außer Haus zu gehen. Das Liebespaar versteht die!