II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 68

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26. 1. Konoedie der NorteZyklus
Ausschnitt aus:
Der 4.O AUUR
vom: 70

Umgebung — dichterisches Leben gibt. Der gefeierte „Star“mythologischen
Arthur Schnitzler's „Komödie der
Konrad Herbot (Harry Walden) lebt im Hotel. Zum wieder=] Wernig fährt in
holten Male hat er seine brave Frau (Frau Medelsky) be= Staufner bleibe
Worte“.
trogen, die seine verständigste Kameradin, sein klügster Berater
Ein Aerzte¬
und sein bester Regisseur ist, an seinen Erfolgen also ihren
in denen sich Arn
Aus Wien schreibt unser L. K.=Mitarbeiter unter dem
12. d. Mts.:
weiß. Diese
großen Anteil hat. Frau Sophie liebt ihn, Herbot sie auch, was
Das Burgtheater brachte heute die ersten Neuheiten: ihn aber nicht hindert, sie mit der Braut eines braven, jungen nahme der Fra
Die Uraufführung des Einakter=Zyklus: „Komödie ders Mannes Edgar Gley (Herr Gerasch) zu betrügen. Das gefallen. Dem
Worte“ von ArthurSchultz Der Dichter betitelt wurde Frau Sophie zu bunt und sie ist auf und davon. Darüber Die Psyche des
die Einakter: „Stunde des Erkennens", „Großesist Herbot sehr unglücklich, er kehrte nach Berlin zurück, zog ins Der verwöhnte
Szene" und „Das Bacchusfest“. Sie sind nur lose mit= Hotel und schwor, seine schöne Wohnung nicht früher zu be= Publikums, is
einander verbunden. Das sie umschließende Band bildet die treten, als Arm in Arm mit seiner Frau. Der brave Theater=Kind, dem mal
Komödie der Worte, die große Lüge, in der Menschen oft in direktor Dr. Falk (Herr Tiedtke), der die Menschen und Dauer gram sei
engster Gemeinschaft leben. „Stunde des Erkennens“ ist ein Komödianten richtig zu werten weiß, hat Frau Sophie durchfolg des Abend
ernstes, efgründiges Schauspiel, „Große Szene“ schwankt bewegliche Briefe veranlaßt, wieder zu ihrem Manne zurückzu= den beiden and
zwischen Lustspiel und Burleske, wiewohl auch hier eine sehr kehren. Die Ehe scheint sich wieder zu leimen. Da kommt der eine Mann
ernste „große Szene“ das eigentliche Rückgrat bildet. „Das Dr. Gley, um Herbot inständig zu bitten, ihm die Wahrheit Verachtung straß
Bacchusfest“, mit dem alten Cyprienne=Motiv, ist ein Lustspiel. zu sagen, was zwischen ihm und seiner Braut vorgegangen andere, der sich
dauernd entrisseh
sei. Nun setzt die „Komödie der Worte“ ein, Herbot spielt die
Schnitzler erweist sich neuerbings als der Meister des geist¬
stalten wie die
„große Szene“. Er erzählt dem armen Jungen einen Roman,
vollen Dialogs, der feine Seelenmaler, der die Schleier des
Männer polter
als wenn er um dessen Braut beinahe toll geworden wäre, und
Innenlebens abhebt und die Psyche der Menschen bloßlegt, der
Frauen sie bet
sie hätte ihn nicht erhört. Frau Sophie hat aus dem Neben¬
scharfsinnige Beobachter und künstlerische Gestalter.
zimmer alles mit angehört, vor so viel Lüge erfaßt sie ein Ekel, Auseinandersetz
Der Inhalt der 3 Stücke ist der folgende: „Die Stunde
die Worte werd
ein Grauen, sie will wieder fort, doch dem Sophisten Dr. Falk
des Erkennens“ kommt für den praktischen Arzt Dr. Karl
Harry Wal
gelingt es, ihren Sinn zu wenden, zumal Herbot allen Ernstes
Eckold (Harry Walden) und dessen Frau Klara (Frau
nicht auftreten will, wenn er seine Frau nicht in der Loge sieht. [sprechend, alle di
Bleibtreu), da der langjährige Freund des Hauses und
Trecht dankbare
Studiengenosse Eckolds, Professor Dr. Rudolf Ormin (Herr
Der dritte Einakter, „Das Bacchusfest“, führt uns in die
Devrient) Abschied nimmt, um mit einer Sanitätskolonne
Salzburger Bahnhofshalle. Dort erwartet Frau Agnesknneren Zusan
des Roten Kreuzes sich nach Japan einzuschiffen und von dort
Staufner (Frl. Wohlgemuth) ihren mit dem Zuge aus Aehnlichkeit de
Innsbruck eintreffenden Gatten, den Schriftsteller Felix bringen. An di
auf den Kriegsschauplatz abzugehen. Klara war vor zehn
Staufner (Harry Walden). Sie ist von Herrn Dr. Guidotheaters Spre
Jahren Ormin viel, noch mehr aber dem dritten Jugendfreunde
Wernig (Herr Romberg) begleitet. Vor sechs Wochen hatMeisterschaft, fl
Földling, der gleichzeitig mit Ormin als Kriegskorrespondent
einem Gewande
abreist. Bei diesem Abschiede kommt es, während Dr. Eckold sie an derselben Stelle von ihrem Manne Abschied genommen.
im Nebenzimmer die ärztliche Ordination abhält, zwischen! Fünf Jahre war sie mit ihm verheiratet, nun will sie die Gattin ruhig legte er de
seiner Frau Klara und Ormin zur Aussprache. „Es war schön des Doktors der Chemie Wernig werden, den sie inzwischen zugroße Pose n
und gut, daß Sie, daß wir beide in dieser Stunde — endlich näher kennen gelernt hat. Sie wollen es Dr. Staufner gleich ein großes Kind
die Wahrheit gesprochen haben,“ sagt Ormin. Nachdem dieser
sagen. Der hat sich in das Gebirge zurückgezogen, um sein die innere Erre
Stück „Das Bacchusfest“ zu vollenden. Das Bacchusfest be¬ steller Staufner
fort ist, macht Eckold seiner überraschten Frau den Vorschlag,
stand bei den Griechen darin, daß einmal in jedem Jahre, zur auf. Die Frauen
zur Tochter Bettine nach Berlin zu übersiedeln. Das scheinbar
grund. Frau B
sehr harmonische Zusammenleben der Eheleute war in den
Zeit der Weinlese, für eine Nacht alle Bande der Familie, alle
letzten zehn Jahren eine Lüge. Eckold wußte genau vom Verrat
Gebote der Sitte einfach aufgehoben waren. Bei Anbruch des den Schlußszene
Gesponsin des
Tages war das Fest vorbei und jeder Teilnehmer war ver¬
seiner Frau. „Den äußerlich ruhigen Lauf unserer Existenz zu
Ton und resign
unterbrechen, eine so tiefgehende Erschütterung unserer Lebens¬
pflichtet, zu vergessen, mit wem er für seinen Teil im heiligen
lebte die kleine
verhältnisse hervorzurusen, das wäre höchst unpraktisch, ja so¬
Hain das Fest gefeiert hatte. Einander wieder zu erkennen,
beredtes Mien
hätte als frevelhaft gegolten. Die Festteilnehmer sollen zu¬
gar unmoralisch gewesen. Und geradeso unmoralisch wäre es,
Devrient mi
wenn wir nun weiter zusamenlebten, nachdem Bettine nicht
weilen etwas ermüdet, aber doch erfrischt, ja gewissermaßen
Schauplatz die
mehr im Hause ist.“ Das ist die Erklärung des Ehegatten. Er
geläutert nach Hause wiedergekehrt sein. Wenn zwei noch am
sehr gut gestellt
hat in der Tiefe seiner Seele seine Existenz von der seiner Frau
nächsten Abend nacheinander Sehnsucht verspürten, so dürfte
die genau wiede
niemand, auch nicht Ehegatten oder Eltern, die Verliebten
getrennt und der Stunde entgegengelebt, die nun endlich ge¬
bei Ankunft und
kommen ist. Gebrochen verläßt Klara das Haus. Die Er¬
zurückhalten. Aus dieser zweiten Nacht gab es keine Rückkehr.
schlägen der Ver
niedrigung durch den Gatten treibt sie in den Tod.
Das frühere Heim war beiden verschlossen, und sie blieben für
„Die große Szei
Die „große Szene“ ist ein Schauspielerstück und nach
den weiteren Verlauf des Daseins aufeinander angewiesen.
Berlin verlegt. Man glaubt, die Figuren und die Schicksale zu Darum sollen so wenige Lust verspürt haben, am zweiten
kennen, denen Schnitzler — vielleicht aus seiner nicht zu fernen! Abend, — außer Haus zu gehen. Das Liebespaar versteht die!