II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 72

box 3271
26.1. Kongedie der wortezuklus
Aerssuig, Poroiste.
(Quehenangabe Sahe Gewahr.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Glazer Tagespobl
Ausschnitt asimoristiche Biätter, Wien
Ausehmnit aust Gras, Rielaman
170KT 10 18
vom: 17011915
vom:
S
14 0
Uraufführung im Burgtheater. Aus Wien
schreibt man uns: Arthur Schnitzlers dreiTin¬
akter Komödie der Worte waren das erste große
Theater.
O
Ereignis des Burgtheaterwinters. Die äußere Hand¬
ung gruppiert sich, wie bei Schnitzler fast selbstverständ¬
PrzEmmter Einanienalim Komöbie
lich, um das Problem der Liebe und des Ehelebens: es
der Worte“ hat im Burgtheater einen starken
End Abrechnungen, Zusammenbrüche und jenes Dulden
Achtungserfolg gehabt, doch ist nicht zu leuznen,
und Weiterleben, das schließlich übrig bleibt — aber
daß der gefeierte Wiener Dramatiker sich in gar
über diese Wirren hinaus die vielleicht größere Tragik,
zu krause Gedankengänge einzuspinnen beginnt.
de in der Erkenntnis beschlossen ist, daß überall das
Wort, die Täuschung der Rede sich zwischen Mensch und
Erlebnis schiebt. Im ersten Stüsk Stunde des F#¬
Es ist viel Unnatur in den neuen Sachen,
kennens hat der Gatte zehn Jahre zur Untrei #
Frau Klara geschwiegen, um das Heim der Tochter
viel Überspekulation und Trieb nach falscher
nicht zu zerstören; als die Tochter als Gattin das
Originalität.
Elternhaus verläßt, hält er Abrechnung mit der Zer¬
Und dann ein bischen zu viel Ehebruch für
störerin seines Seelenfriedens — aber auch hier Täu¬
deutschen Geschmack, besonders in der jetzigen
schung, da er im berühmten Professor, der dem namen¬
Zeit, welche dem erotischen Getändel mehr ab¬
losen Arzt immer im Wege stand den Nebenbuhler ver¬
mutet, der in Wirklichkeit ein schillernder Literat ist,
hold ist. —
den er gar nie ernst genommen. Diese Komödie innerer#
Am stärksten wirkte Herr Walden, namentlich—
Irrungen steigt im zweiten Stück Große Szene“
als eitfer, verwöhnter, moralfreier Komödjt—
zu einem grotesken, aber doch im Innersten ergreifenden
Meisterwerk empor — es ist das Motiv von Wedekinds
„Kammersänger“, aber unendlich verfeinert - die große
Tänschung des Schauspielers von der Bühne weg in sein
eigenes Leben gerückt; dieser Konrad Herbot scherzt vor
Ausschnitt aus:
dem um Wahrheit flehenden, in seinem Glauben an
m „Wiener Bilder
die Reinheit seiner Braut erschuiterten Edgar Gley#
vom
die Beziehungen, die er zu dessen Beckut unterhalten,
mit Trug und Halbwahrheiten himch — aber die Frau,
die dieser „großen Szene“ ungefehen beigewohnr, erfaßt
Wiener Theaterbilder#““
mit allen Fasern ihres Lebens gekettet ist und dessen
Burgtheater. „Komödie der Worte“ drei
seltsame Mischung von Harmlosigkeit und Niedertracht
Einakter von Artur Schnitzler. Die Gesellschafts¬
sie an einer Stelle glänzend chatatterisiert. Wird hier
verhältnisse zwingen in am, Kömödie zu spielen.
der Mann gegenüber der sittlichen Größe der Frau
Das Wort wird da zum Werkzeng. Es deckt und ver¬
hinabgedrückt, so wächst er im dritten Stück Das
steckt Gedanken und Gefühle und schafft nur zu oft be¬
Bacchussest vom bloßen Täuscher und Virtuosen
trogene Betrüger. In seiner geistreichen, psychologisch
des Wortes zum Herrscher über Seele und Schicksall
vertiefenden Art zeigt uns Schnitzler dies an drei Bei¬
seines Weibes. Es ist eine meisterhafte Szene in der
spielen. Von den Einaktern übte „Große Szene“
Bahnrestauration zwischen zvei Zügen, in der der Schrift¬
die nachhaltigste Wirkung. Ein großer Komödiant spielt
auch im Leben Komödie, stellt einen Charakter dar, den
steller Felix Staafer sein Weib zurückerobert — freilicht
hat es der Dichter dem Kollegen im Stück etwas leicht
er bei seiner Kunst verloren. In der „Stunde des
Erkennens“ wird zwischen Mann und Frau eine
gemacht, da der Rivale denn doch eine zu große Null
zehn Jahre alte Schuld abgerechnet; während!
ist und dem Wortfeuerwerk nur die Würde der Verlegen¬
„Das Bacchussest“ — der schwächste der Einakter¬
heit entgegenstellen kann und schließlich fortgeschickt wird.
reihe — das Zurückfinden zum gesetzlichen Gatten dar¬
Das sind alles nur Andeutungen — wie bei jedem
stellt. In allen Stücken spielt Harry Walden die
großen Dichter gibt es eine Fülle von Nebenbezügeng
Titelrolle mit großer Meisterschaft. Jedesmal ein ande¬
von Lebenselementen, die über das Stoffliche binaus¬
rer, aber immer ein Künstler von überragender Charak¬
weisen in das weite Land der Menschenseele. Schade)
terisierungsgabe. Die drei weiblichen Partien wurden
daß der Dichter durch manche Länge uund durch burleske
von denz Damen Bleibtren, Medelsky und
Scherze den tiefen Ernst seiner Problei,##tik schädigt —
Wohlgsmuth mit starkem Hineinleben in ihre
er hätte diese Theaterelevin oder den Bahnportier wirk¬
Rollen dirgestellt. In den anderen Partien traten die
lich nicht nötig gehabt und braucht nicht nach der Ga¬
Herren Devrient, Tiedtke, Baumgartner,
lerie zu schielen. Die herzliche Aufnahme, die die dreit
Jomberg, dem künstlerischen Geist des Burgtheaters¬
Komödien im Burgtheater wie gleichzeitig im Darm¬
nen Ehren verhelsend, hervor. 904a—A.¬—
städter Hoftheater gefunden haben, läßt dem Werke ein
langes Theaterleben prophezeien, das freilich untrennbarl.“
mit dem Worte und der Kunst des Schauspielers ver¬
Dr. Mar Pirker.
knüpft ist.