II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 106

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26.1. Kondedie der Norte ZykIus

S
s mittelmäßige Neue. So
Zwilling gegeben und vom zweiten zurückgefordert wird bei dem man, wie gesagt, immer das kleinere Uebel gegen
in die Depositen des
ist unversehrt noch in „Was ihr wollt“ wiederzufinden, ein größeres umtauscht. Sollen wir eine Schauspielerin
nes Kleinod hervorgeholt,
ein zweitausendjähriger Spaß. An solchen Späßen aber bald für die Schwester, bald für den Bruder, jetzt für ein
hatte das Publikum früherer Tage seine helle Freude, die
ihr wollt“, vielleicht
als Mann verkleidetes, Mädchen und dann für einen wirk¬
es sich durch keinerlei überkluge Bedenken verbittern ließ.
große Brite geschrieben,
lichen Mann halten, so wird unserer Gutgläubigkeit weit
Vor der Rampe, war sie noch so spärlich beleuchtet, ver¬
s seiner letzten Lustspiele,
mehr zugemutet, als wenn man bloß von uns verlangt,
gaß der Zuschauer die Wirklichkeit und ihre unerbittliche
ner oft stürmisch bewegten,
angesichts zweier Personen, die einander völlig ähnlich
Logik, ließ ohne Widerspruch das Konventionelle gelten,
ichen, sonnigen Jugendzeit.
sehen sollen, mit unserer Einbildungskraft ein wenig nach¬
achtete diese berühmte, berüchtigte Konvention zwischen
zuhelfen. Ohne ein Opfer an den alltäglichen Wirklichkeits¬
#ut sich Shakespeare die
Bühne und Publikum, den stillen Vertrag, nach welchem
sinn kann es im Phantasielustspiel nicht abgehen, und
nscht, eine mit Liebes¬
alles Unwahrscheinliche in seinen kühnsten, tollsten Wen¬
schließlich bringt jeder dieses Opfer, vorausgesetzt, daß es
n den Rand gefüllte
dungen gutgläubig dahingenommen werden mußte, wenn
von einem echten Dichter verlangt wird.
wenn schon wenig wahr¬
es nur innerlich wahr blieb, nämlich in der vom Dichter
„Was ihr wollt“ in seiner neuen Gestalt ist für das
Märchenhaftes, diese Lust¬
fabulierten Welt denkbar und möglich. Wir sind heute
Auge eine Prachtausgabe dieses Lustspiels. Die Vor¬
sprochene Wort in ihnen,
weniger naiv, werden viel leichter zu Störenfrieden unserer
stellung wurde mit großer Sorgfalt vorbereitet, doch er¬
z durchhaucht von jenem
eigenen Schaulust. Eine so vollkommene Zwillingsähnlich¬
streckte sich diese Sorgfalt offenbar vorwiegend auf die derb¬
ärchen so nahe verwandt:
keit, daß eine Frau den eigenen Mann nicht mehr erkennt,
komischen Teile, die von den Junkern Tobias und
galische. Shakespeare muß,
die Braut den Bräutigam verwechselt, glaubhaft zu finden,
Bleichenwang beherrschten Szenen. Da häufen sich nun
arr gewesen sein, er hat
sind wir kaum noch imstande, ersetzen lieber eine Unwahr¬
die Clownspäße, Zirkusscherze, Schnaken und Faxen,
geschrieben, und seine
scheinlichkeit durch die andere, indem wir für beide Rollen
Narrenspossen aller Art und immer der dörperhaftesten
Musik. Rein technisch
denselben Darsteller fordern. In „Was ihr wollt“ hat
Art in erstaunlicher Weise. Herr Marr, der Junker
ein harmonisches Kunst¬
Tobias, hat wenig natürlichen Humor, kennt aber alle
schon Deinhardstein aus Viola=Sebastian eine Doppelrolle
n Strengen, Gefühl mit
Kniffe und Pfiffe burlesker Schauspielkunst, scheint auch
gemacht. Zu Shakespeares Zeiten war die Aehnlichkeit
aftes mit Groteskem im
eine nicht gewöhnliche Körperkraft zu besitzen, denn er
leichter auschaulich zu machen, weil auch Frauenzimmer
findet, bleibt einzig in
saßt seinen Saufbruder, den Junker v. Bleichenwang,
von Männern dargestellt wurden. Noch leichter waren im
Paarung der schroffsten
den uns Herr Moser aufs drolligste veranschaulicht, jeden
Altertum die Masken in Uebereinstimmung zu bringen.
Dichter kaum in einem
Augenblick beim Latz und schwingt ihn wie eine dünne
Da lief nun aber der Zuschauer Gefahr, daß er selber die
sich nüchterne Zwillings¬
Latte durch die Luft oder zieht ihn an einem Kranen
Menächmen verwechselte, wodurch der ganze Situations¬
echseln von zwei gleich¬
empor und läßt ihn in der Höhe strampeln. Bei der Horch¬
witz unverständlich wurde. Irgendein Unterscheidungs¬
ine Sphäre gehoben, wo
szene setzen sich Fabio und die beiden Junker rittlings
zeichen werden die Zwillingsfiguren wohl gehabt haben.
ihlvolle, das Mechanische
auseinander und bilden ein dreiköpfiges Monstrum. Der
Im „Amphitruo“ wo Jupiter die Gestalt dieses Titel¬
kint. Shakespeare, selbst
Ulk wächst, schwillt bis zum Ungeheuerlichen. Man kann
helden, Merkur die des Dieners Sosia annimmt, trugen
te das Motiv bekanntlich
sich totlachen an diesen Ausgelassenheiten muß jedoch zu¬
die göttlichen Verwandlungskünstler ein solches Zeichen
Komödie der Irrungen")
geben, daß sie in ihrem Uebermaß das Gleichgewicht des
am Hut, Merkur eine Feder, Jupiter eine goldene Borte,
renzwillingen dort sogar
Werkes stören, das eigentliche Stück — die Herzens¬
und der Prolog machte das Publikum eigens darauf auf¬
so daß sich das Qui¬
merksam.
geschichten des Herzogs, Violas und Olivias — in den
gte, gar kein Ende finden
Hintergrund verschieben. Und was noch schlimmer, das
für alle diese Zwillings¬
Viola=Sebastian wurde noch unter Laube als Doppel¬
tolle Gebaren färbt auf die anderen Darsteller ab und
enächmen“ des Plautus,
rolle gegeben, irren wir nicht, sogar noch unter Dingel¬
verleitet sie zu der irrigen Meinung, in diesem Lustspiel
z des uralten Stückes,
stedt. Diesmal, bei der neuesten Wiederholung, enthieli
sei überhaupt nichts ernst zu nehmen, auch nicht Gefühl
l Geld, der dem ersten man sich dieses Unfugs, der ja gar keinen Gewinn bringt, und Empfindung, nicht Liebe und Liebesweh. Der einzige