26.1. Konoedie der Norte— zyklus bos 32/3
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt auss
vom:
2401
zosen die Institution nur deshalb zu zerrütten, weil sich soviel gute regiert alle drei Stunde
Schefen, Aendhie der Gene
und parfümierte Witze darüber machen lassen. Ein Untergrund von Arzt, Schauspieler,
und Vollsten. Manchme
Ernst bleibt immer, auch wenn er die Dinge lustig nimmt. Wenn er
Aufführung im Lessing=Theater. Spielleitung vietor
scherzt, ist es nie ein faunisches Meckern; es ist stets ein Lächeln derwäre, was so überstark
Barnowsky.
Erfahrung oder ein Lachen, das verzeiht. Gerade dann blüht alles
der natürlichen Kraft,
Drei Einakter von Arthur Schnitzler, die er unter dem Titel
Menschliche rein und reich aus ihm hervor. Dann steht seine Sprach¬ Welch' ein Irrtum!
„Komödie der Worte“ zusammenfaßt, als ob er den Stachel der Ironie
zimgl, dreimal,
kunst unmittelbar im Dienste der Wirklichkeit, und er entwickelt
leise gegen sich selbst kehren wollte; als ob er sagte: ich weiß, daß ich ein
dramatische Gestalten von einer Festigkeit in allen Zügen, daß wir sind Lina Lof
Dialektiker ersten Ranges bin, der, wenn es darauf ankame, alles be¬
durchaus vergessen, nur eine „Komödie der Worte“ vor uns zul auch das mehr menschli
weisen kann. Es ist etspas Wahres daran. und wenn gestern abend ein
haben.
ihr nie eine Cheirrung
starker Erfolg ihn mehrfach hervorrief, so war es doch eine Wirkung
das bürgerlich=täubche
Beweis: Die Wirkung, die von den beiden Einaktern „Großo
in Abstufungen, und der erste Einakter „Stunde des Erkennens“
Szene" und „Das Bacchusfest“ kam. Hier empfanden wir
war es nicht, der am eindringlichsten sprach. Eben weil hier etwas
ZUmSS SoDeN
alle die Berührung mit dem Leben, und der Beifall für alle, der
viel Worte gemacht werden, und weil die Hebungen und Senkungen
Sybille Binder
man sie verdankte, für den Dichter und seine Darsteller, war besonders
und besonders der Schluß der Handlung, die fast nur ein rückwärts
Ton.
nach der „Großen Szene“ überaus lebhaft. Wir sahen hier in
gewandtes Gespräch ist, mehr auf der Lust des Autors am Analysieren
der heitersten Form, wie eine Ehe wieder gekittet wird, um zu halten,
##beruht, als auf den innersten Notwendigkeiten seiner Gestalten. Eine
Zu Beginndes¬
niemand weiß wie lange. Die Hauptgestalt ist der große Schau¬
Frau verläßt den Mann nach zwanzigjähriger Ehe, nach langer Ge¬
spieler, der die Frau durch seine Kunst im Heucheln von sich stößt, brechung. Es wurden #
wöhnung, die äußerlich nie die Form der Lieblosigkeit angenommen
um sie durch den Reichtum seiner Persönlichkeit von neuem an sich zu
oder niederfallende Wass
hatte. Sie verläßt ihn, weil er stärker, als sie es selbst gewollt, und
fesseln. Schnitzler kennt den Schauspieler, und wir kennen ihn durch] Nach einigen Augenblick
härter, als sie erwartete hatte, an ihr eigenes Abirren vor zehn Schnitzler auch schon aus dem einen Stück der „Letzten Masken“.
daß sich an der Dampfh
Jahren erinnert. Daß er dabei noch auf falscher Fährte ist und sie
Gestern sahen wir ihn in noch reicherer Ausführung als ein Kind.
wurde das Spiel wieder
mit einem anderen Manne in Verdacht hat, als dem, den sie wirklich
das gefährlich werden kann, als einen unbekümmerten Egoisten, dem
allgemeinen ruhig auf de
geliebt hat. durchklingt dieses heroische Finale einer gutbürgerlichen
zu dienen und zu verzeihen dennoch Freude bereitet, als den Menschen,
Ehe mit einem komischen Ton, der bei einer minder vorsichtigen Dar¬
der auch in jeder Handlung seiner bürgerlichen Existenz eine Rolle
stellung hättte gefährlich werden können.
sieht und glücklich ist, wenn er sich selber Beifall klatschen kann. In
Konrad Herbot, dem Helden der „Großen Szene“, hat Schnitzler
Am Ende dieses Stückes, das im Gegensatz zu den beiden, die ihm
dem Typus ein Denkmal gebaut. Mit einer Seitengestalt, dem
folgten, sehr ernst genommen sein will, steht nicht das Muß eines echten
Theaterdirektor Dr. Falk, tut er in glänzender Schlagfertigkeit ein
dramatischen Geschehens. Noch eine Biegung des Dialogs, noch ein
Gleiches am Typus des Bühnenleiters, in der Abart des Mannes,
paar Worte mehr, und Klara und Karl könnten zusammen bleiben,
vielleicht ganz vergnügt, je nachdem die Worte gewählt würden, oder der Bildung hat, der gewiß einmal mit hohen Idealen zum Theater #
mit der Resignation reifer Menschen, die zugleich eine echt Schnitzlersche ging und allmählich zum Geschäftsmann wurde. Es gibt mehr als ein
Modell dafür.
Resignation wäre. Auch in diesem nicht gerundeten Stück ist ja sonst
Das „Bacchusfest“ ist ein sehr liebenswürdiges Scherzo. Auch?
so viel, was wir an Schnitzler lieben. Wie fein verwebt er auch hier
kleine Lebenszüge ineinander! Wie vortrefflich entwickelt er neben dem
hier wird eine Ehe noch in zwölfter Stunde gerettet. Wieder ist
Hauptthema, der sexuellen Eifersucht, das Nebenthema der Berufseifer¬
es der Ehemann, der gewinnt, da er der Ueberlegene ist. Er fühlt
sich geistig Herr über den Nebenbuhler, der eben im Begriff ist, ihm
sucht, die wir Männer gegeneinander empfinden, auch wenn wir die
besten Freunde sind! Und hier wie immer ist seine Hand von der
die Frau zu nehmen, und weil er der Klügere ist, so gibt er nicht
gepflegtesten Zartheit, wenn sie von dem peinlichen Ding schreibt, das
nach. Die Szenen sind beillant geführt, der Dumme wird aufs
man Ehebruch nennt. Das nun einmal Häßliche wird von dieser Hand
Köstlichste als dumm abgestempelt, und so vermehrt Schnitzler die
zu einer Höhe geführt, in der sich das Fleischliche beinahe auflöst und
ars amandi um ein lehrreiches, lachendes und sinnvolles Kapitel,
das Geistige in sein Recht tritt.
aus dem am Schluß auch eine stärkere Leidenschaft hervorblitzt.
In der Darstellung kam es darauf an, die „Stunde des Er¬
Auch von dieser Seite aus konnte man Schnitzler immer als einen
kennens“ mit verhaltenem Pathos, die „Große Szene“ im wesent.
Dichter von ausgesprochen deutschem Charakter beirachten. Er ist
gewiß keine „Ordnungsstütze“, die die Ehe an sich als ein Heiligtum! lichen lustig, und „Das Bacchusfest“ ironisch zu nehmen. Barnowskys
empfindet, über es wäre ihm unmöglich, nach dem Vorbild vieler Fran=1 Leute spielten das alles vortrefflich. Albert Bassermann
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt auss
vom:
2401
zosen die Institution nur deshalb zu zerrütten, weil sich soviel gute regiert alle drei Stunde
Schefen, Aendhie der Gene
und parfümierte Witze darüber machen lassen. Ein Untergrund von Arzt, Schauspieler,
und Vollsten. Manchme
Ernst bleibt immer, auch wenn er die Dinge lustig nimmt. Wenn er
Aufführung im Lessing=Theater. Spielleitung vietor
scherzt, ist es nie ein faunisches Meckern; es ist stets ein Lächeln derwäre, was so überstark
Barnowsky.
Erfahrung oder ein Lachen, das verzeiht. Gerade dann blüht alles
der natürlichen Kraft,
Drei Einakter von Arthur Schnitzler, die er unter dem Titel
Menschliche rein und reich aus ihm hervor. Dann steht seine Sprach¬ Welch' ein Irrtum!
„Komödie der Worte“ zusammenfaßt, als ob er den Stachel der Ironie
zimgl, dreimal,
kunst unmittelbar im Dienste der Wirklichkeit, und er entwickelt
leise gegen sich selbst kehren wollte; als ob er sagte: ich weiß, daß ich ein
dramatische Gestalten von einer Festigkeit in allen Zügen, daß wir sind Lina Lof
Dialektiker ersten Ranges bin, der, wenn es darauf ankame, alles be¬
durchaus vergessen, nur eine „Komödie der Worte“ vor uns zul auch das mehr menschli
weisen kann. Es ist etspas Wahres daran. und wenn gestern abend ein
haben.
ihr nie eine Cheirrung
starker Erfolg ihn mehrfach hervorrief, so war es doch eine Wirkung
das bürgerlich=täubche
Beweis: Die Wirkung, die von den beiden Einaktern „Großo
in Abstufungen, und der erste Einakter „Stunde des Erkennens“
Szene" und „Das Bacchusfest“ kam. Hier empfanden wir
war es nicht, der am eindringlichsten sprach. Eben weil hier etwas
ZUmSS SoDeN
alle die Berührung mit dem Leben, und der Beifall für alle, der
viel Worte gemacht werden, und weil die Hebungen und Senkungen
Sybille Binder
man sie verdankte, für den Dichter und seine Darsteller, war besonders
und besonders der Schluß der Handlung, die fast nur ein rückwärts
Ton.
nach der „Großen Szene“ überaus lebhaft. Wir sahen hier in
gewandtes Gespräch ist, mehr auf der Lust des Autors am Analysieren
der heitersten Form, wie eine Ehe wieder gekittet wird, um zu halten,
##beruht, als auf den innersten Notwendigkeiten seiner Gestalten. Eine
Zu Beginndes¬
niemand weiß wie lange. Die Hauptgestalt ist der große Schau¬
Frau verläßt den Mann nach zwanzigjähriger Ehe, nach langer Ge¬
spieler, der die Frau durch seine Kunst im Heucheln von sich stößt, brechung. Es wurden #
wöhnung, die äußerlich nie die Form der Lieblosigkeit angenommen
um sie durch den Reichtum seiner Persönlichkeit von neuem an sich zu
oder niederfallende Wass
hatte. Sie verläßt ihn, weil er stärker, als sie es selbst gewollt, und
fesseln. Schnitzler kennt den Schauspieler, und wir kennen ihn durch] Nach einigen Augenblick
härter, als sie erwartete hatte, an ihr eigenes Abirren vor zehn Schnitzler auch schon aus dem einen Stück der „Letzten Masken“.
daß sich an der Dampfh
Jahren erinnert. Daß er dabei noch auf falscher Fährte ist und sie
Gestern sahen wir ihn in noch reicherer Ausführung als ein Kind.
wurde das Spiel wieder
mit einem anderen Manne in Verdacht hat, als dem, den sie wirklich
das gefährlich werden kann, als einen unbekümmerten Egoisten, dem
allgemeinen ruhig auf de
geliebt hat. durchklingt dieses heroische Finale einer gutbürgerlichen
zu dienen und zu verzeihen dennoch Freude bereitet, als den Menschen,
Ehe mit einem komischen Ton, der bei einer minder vorsichtigen Dar¬
der auch in jeder Handlung seiner bürgerlichen Existenz eine Rolle
stellung hättte gefährlich werden können.
sieht und glücklich ist, wenn er sich selber Beifall klatschen kann. In
Konrad Herbot, dem Helden der „Großen Szene“, hat Schnitzler
Am Ende dieses Stückes, das im Gegensatz zu den beiden, die ihm
dem Typus ein Denkmal gebaut. Mit einer Seitengestalt, dem
folgten, sehr ernst genommen sein will, steht nicht das Muß eines echten
Theaterdirektor Dr. Falk, tut er in glänzender Schlagfertigkeit ein
dramatischen Geschehens. Noch eine Biegung des Dialogs, noch ein
Gleiches am Typus des Bühnenleiters, in der Abart des Mannes,
paar Worte mehr, und Klara und Karl könnten zusammen bleiben,
vielleicht ganz vergnügt, je nachdem die Worte gewählt würden, oder der Bildung hat, der gewiß einmal mit hohen Idealen zum Theater #
mit der Resignation reifer Menschen, die zugleich eine echt Schnitzlersche ging und allmählich zum Geschäftsmann wurde. Es gibt mehr als ein
Modell dafür.
Resignation wäre. Auch in diesem nicht gerundeten Stück ist ja sonst
Das „Bacchusfest“ ist ein sehr liebenswürdiges Scherzo. Auch?
so viel, was wir an Schnitzler lieben. Wie fein verwebt er auch hier
kleine Lebenszüge ineinander! Wie vortrefflich entwickelt er neben dem
hier wird eine Ehe noch in zwölfter Stunde gerettet. Wieder ist
Hauptthema, der sexuellen Eifersucht, das Nebenthema der Berufseifer¬
es der Ehemann, der gewinnt, da er der Ueberlegene ist. Er fühlt
sich geistig Herr über den Nebenbuhler, der eben im Begriff ist, ihm
sucht, die wir Männer gegeneinander empfinden, auch wenn wir die
besten Freunde sind! Und hier wie immer ist seine Hand von der
die Frau zu nehmen, und weil er der Klügere ist, so gibt er nicht
gepflegtesten Zartheit, wenn sie von dem peinlichen Ding schreibt, das
nach. Die Szenen sind beillant geführt, der Dumme wird aufs
man Ehebruch nennt. Das nun einmal Häßliche wird von dieser Hand
Köstlichste als dumm abgestempelt, und so vermehrt Schnitzler die
zu einer Höhe geführt, in der sich das Fleischliche beinahe auflöst und
ars amandi um ein lehrreiches, lachendes und sinnvolles Kapitel,
das Geistige in sein Recht tritt.
aus dem am Schluß auch eine stärkere Leidenschaft hervorblitzt.
In der Darstellung kam es darauf an, die „Stunde des Er¬
Auch von dieser Seite aus konnte man Schnitzler immer als einen
kennens“ mit verhaltenem Pathos, die „Große Szene“ im wesent.
Dichter von ausgesprochen deutschem Charakter beirachten. Er ist
gewiß keine „Ordnungsstütze“, die die Ehe an sich als ein Heiligtum! lichen lustig, und „Das Bacchusfest“ ironisch zu nehmen. Barnowskys
empfindet, über es wäre ihm unmöglich, nach dem Vorbild vieler Fran=1 Leute spielten das alles vortrefflich. Albert Bassermann