II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 191

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26.1. Konoedie der Norte—zklus
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„Tannenberg“
„Herz-Ecke“ Friedrich-Straße 70 Keine Filialen

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mit dem, den sie liebte, sondern mit einem anderen, einem Zu= ist nichts als ein einziges tönendets Wort. Und als sie das be¬
fälligen, den sie längst schon aus dem Herzen getilgt hat, so wie greift, erfaß, sie der Ekel, denn es ist immer von Unheil, wenn
ion.
auch ihre Schuld, über die zehnjährige eheliche Freundschaft ge¬ Frauen ihre Männer erkennen. Esie will gehen, jedoch sie bleibt.
Stürmt er doch im Hamletskostüm von der Bühne in ihr Hotel¬
wuchert ist. Aber dem Doktor Karl Eckold, der den Ingrimm
eines wissenden Hahnrei zehn Jahre unterdrückte, beliebt es, mit
Lessing-Thealer.
zimmer und trägt sie, ehe die Vorstellung beginnt, auf eigenen
einem Male abzurechnen. Solange die Tochter im Hause war,
Armen in das Theater, weil er nicht auftreten „kann“, ehe sie in
— Drei Einakter.
sollte der Skandal vermieden werden, jetzt, wo sie geheiratet hat,
der Loge sitzt. Solchen Argumenten gegenüber vermag sie natür¬
hnitzler schrieb die Geschichte
dünkt ihm längeres Zusammenleben unmoralisch. Und der Gatte
lich nicht standzuhalten.
jungen Mannes, des Lebens¬
enthüllt sich. Er macht reinen Tisch, spricht frei von der Leber,
Dem Schriftsteller Felix Staufner soll die Frau genommen
nzwischen sind die Jahre sei¬
was er all die Jahre bei sich getragen hat, demütigt die Frau,
werden. Von einem jungen Schnössel, den er geistig mit Leichtig¬
8Dichters, gestiegen, aber die
bekennt sich brutal zu seinem Ich: Nicht, daß du mich hinter¬
keit in die Tasche steckt. Und er steckt ihn auch. Die beiden Lie¬
atols geblieben, Leute, die des gangen, vermag ich nicht zu verzeihen, sondern, daß du mich ge¬
benden erwarten den Ehemann auß dem Bahnhof einer kleinen
as zu bannen verstehen, mit rade mit ihm betrogen hast, mit dem Professor Ormin, meinem
Tiroler Gebirgsstation, sie wollen bekennen und sich mit ihm
sabgründe bauen und niemals Nebenbuhler. der es „weiter im Leben brachte“, den ich beneidete.
einigen. Er kommt und weiß schon alles, er läßt seine Ueber¬
erlieren. Arthur Schnitzler hat! Dort ist die Türe! Es gibt Gattenrechte, die sich nicht verjähren.
legenheit spielen und gewinnt die Schlacht. Vor seinem soeben
jegliche Leidenschaft biegt für
vollendeten Drama „Das Bacchusfesst“ kann der Liebhaber nicht
— Sie aber lehnt sich auf gegen diesen Ueberfall, revoltiert gegen
kreicht, in den Weg der Ironie,
seine lange Schweigsamkeit, revoltiert, daß er sie insgeheim in der
bestehen, er wird abgefertigt und entlassen. Den Sprung im Ehe¬
theit ein, er kennt nur wohl¬
glück verkleistert ein milder Kitt.
Hand gehatten und mit ihr sein Spiel getrieben hat. Man sagt
en mit einwandfreien Bügel¬
einander ungetünchte Wahrheiten, wühlt den Schlamm einer alten
Kein Zweifel, daß Arthur Schnitzler ein geistreicher Drama¬
n verbieten, ungestüm zu wer¬
Ehe auf. Er triumphiert, scheinbar als der Stärkere. Doch nicht
tiker ist; man hat dies schon zu Anatals Zeiten anerkennen müssen.
als daß sie mit überlauter
bis zum Schluß, denn sein Verdacht war falsch, vom wirklichen
Seine Dialoge sind witzig oder spöttüsch, sie packen oder sie rühren,
Dieb seiner Gattenehre ahnt er nichts, und die Hörner bleiben ihm,
rten. Ihr Blut kennt keine
je nachdem. Man kann von ihnen haben, was man nur immer

gerät schlimmstenfalls in
zugleich mit dem Fluch der Lächerlichkeit vor der eigenen Frau.
verlangen mag. Es sind Wendungem da, die funkeln, und Weis¬
kt, über den sonst kein Mann
Im Widerwillen vor seinem entlarvten Gesicht, geht sie. Nicht weil
heiten, die es verdienen, nach Hause getragen zu werden. Ein
sie müßte, beinahe wäre sie geblieben, fast hätte er verziehen. Die
s sind darüber mit mehr oder
Brillantfeuerwerk von Worten, Raketen in allen Farben, die mit
beggehüpft. Denn wäre es nicht Kluft zwischen den Zweien ist gar keine Kluft, nur ein erträglich
leichtem, diskretem Knall explodienen (ohne zu rauchen) und
ch, vor dieser Grenze haltzu= breiten Graben, über den man unschwer hinüber könnte. Jedoch
Flammenräder, die sich drehen, ja gane Leuchtembleme mit weithin
dem Gleichgewicht, und es er= der Dichter will es anders: Er nimmt einen Anlauf dazu, stark
sichtbaren Inschriften, die man sich merkt. Aber auch Gedanken
gar schmutzige Verwicklungen, zu sein. Er wird nur gewalttätig.
sind da, wirklich viele Gedanken! Und warum sollten diese Ge¬
Leib in Unordnung. Gule
danken nicht inhaltsvoll sein, wo sie doch bereits der dreißigjährige,
Die „Große Szene“, die Schauspieler Konrad Herbot seiner
Frau vorspielt, ist auch eine Stunde des Erkennens. Sie erkennt
verliert nicht den Alem, wenn
damals beklemmend frühreife Schnitzler gedacht und ausge¬
sprochen, also ein Menschenleben auf sie verwendet hat?
nan stürzt sich eben nicht vom
die Theaterseele dieses Kulissenreißers, erkennt, daß er ein
Die Darstellung: Es ist ein Basserman=Abend. Er
Komödiant ist auch vor ihr. Unbeschwert von Gewissensskrupeln,
kann es geschehen, daß ein
hat er sie betrogen, mit gleicher Leichtigkeit macht er ihr seine
dert lang in den Tiefen der
gibt den Arzt, den Schauspieler, dan Schriftsteller. Den ersten
nur abgerundete, zerbrechliche
Schuldgeständnisse, und ohne größere Beschwernis düpiert er den
mit allen Infamien eines tückischen Gelbstlings. Schon sein roter
Verlobten jenes jungen Mädchens, das ihm den Sommerurlaub
rt hai, Abkläricht und immer
Assyrerbart reizt. Den Zweiten as eleganten Schwadroneur,
uf Lackschuhen kommt man inversüßte. Künstlertum und Ehe, Liebe und Ehre, Wahrheit und
Hohlkopf und, in sich verliebten, Verführer. Den Dritten als den
Lüge — dies alles sieht er nur im Rampenlicht, jedes seiner
gereiften Lebenskünstler mit gebändigten Leidenschaften. Im
Worte trägt Schminke, und in dem großen Helden steckt nur ein
end sind Variationen über das¬
übrigen spielt er, wie alle Großen, trotz seiner Wandlung fähigkeit,
nnens. Frau Klara Eckold hat ganz gewöhnliches kleines Luder. Das Leben besteht für ihn sich selbst, und dies ist am besten so. Neben ihm stand, sehr echt
r Jahren, hintergangen. Nichtl aus Szenen mit guten Auftritten und vorteilhaften Abgängen. Er] und sehr lebendig, Theodor Loos iig der Episodenrolle eines be¬