II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 200

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26.1. Konoedie der Norte—zyklus

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Die Dornenkrone.“
—trogenen kleinen Beamten und Herr Forest als Berliner
Am Vorabend des Geburtstages der Kaiserin fand im Stadt= er sich
Theaterdirektor, in dessen Geschäftszynismus der Unterton längst!
verlorener Idcale ganz von ferne mitschwingt. Die Uebrigen ver¬
theater zu Posen die Uraufführung der „Dichtung aus eines zum C
Volkes Schicksalsstunde“ statt. Der Verfasser Felix Neumann,s so wal
blaßten.
B—r. augenblicklich Hauptmann im Großen Generalstab, setzt jene einen
merksa
Dornenkrone einem edlen Herrscher aufs Haupt, der kraftvoll sein
lungen, Literatur=Studien
„Wenn zwei Hochzeit machen.“
Volk zum Gipfel des Ruhmes führt. Aber diese Höhe wird ihm
Zeit in Wien nieder, das
Rudolf Bernauer und Schanzer haben im Verein
von neidischen Feinden streitig gemacht, und nichts bleibt ihm
zigerjahre des vorigen I#
andres übrig als sein Schwert. Mit ziefgehender psychologischer
mit den Hausmusikern Kollo und Bretschneider alle Re¬
Blüte stand. Es folgten
Kenntnis zeichnet Neumann den schweren inneren Kampf des
gister aufgezogen, um mit ihrem neuen Scherzspiel mit Gesang
lichen Studien nach Paris
Königs; erschütternd wirkt des Monarchen Zuflucht zu dem All¬
„Wenn zwei Hochzeit machen“ das Publikum zu erfreuen. Um
ten. Der Mangel an Seßt
mächtigen im Gebet. Troyoem die Handlung offenbar im Sinne
eine sehr nette Idee, daß in der Hetz einer Kriegstrauung der
günstig. Inzwischen ließ
der Gegenwart spielt, ist dies Stück dennoch in die Zeit der Sage
junge Ehemann seiner Schwiegermutter angetraut wird, rankt
und vermittelte uns in sol
und des Mystizismus verlegt Ein schöner Gedanke des Verfassers,
sich ein üppiges Wirrwarr von allerhand lustigem und tollem
schaft mit neueren italieni
der uns damit unsere reinste Liebe, die Vaterlandsliebe, gewisser¬
Blödsinn, eine angenhme, den Berliner Lokalton treffende Musik
erstaunliche Formgewandt
maßen angeboren sein lassen will. Aber nicht nur die tiefsten
und sehr hübsche Tänze. Gespielt wird natürlich dieser Unsinn
geschliffenen Verse auszeich
Saiten der Seele läßt der Verfasser erklingen, er packt auch da,
ganz ausgezeichnet. Oscar Sabo und Lisa Weise werden
Als Kenner aller Lite
wo es nötig ist, derb zu. So weiß er aus den einfachen Volks¬
stets stürmisch bejubelt, Frau Dora spielt die liebesbedürftige
lei kritischen Versuchen bei
szenen durch plastische Darstellung der Personen ein realistisches
Schwiegermutter hinreichend komisch. Herr Beckersachs, der
ein Dichter zu sein, „der
Meisterstückchen zu machen. Das von Direktor Gottscheid gut
allzeit sehr Elegante, Herr Picha als Indienforscher, Fräulein
seinem Rufe als Dicht
einstudierte Werk fand bei dem zahlreichen Publikum großen
Kenter, eine sehr nette Erscheinung, und Herr Schünzel
Tagen hat sich eine Wand
Beifall.
sowie Herr Plaut, der eine gute Bassermannkarrikatur schafft,
bereits geneigt, dem Alter
tragen das Ihre dazu bei, Herren Meinhardt und Bernauer für
die man dem E haffen sch
S.
ein volles Haus zu verschaffen.
Der 70. Geburtstag von Alfred Friedmann.
Friedmanns an seinem si
Seinen siebzigsten Geburtstag begeht am 26. d. M. Dr. Alfred
Herrnfeld=Theater.
nung gedacht, die wohl n
L. L. Ein volles Haus, Heiterkeit, großer Beifall und Lorbeer=[Friedmann, ein Schriftsteller von seltener Fruchtbarkeit und
aber der ganzen Persönlich
kränze, das war die Wirkung von „Rosenblatts Geheim=erstaunlicher Vielseitigkeit. Vielleicht liegt es an dieser Vielseitig¬
keit, daß Alfred Friedmann nicht zu größerer Anerkennung gelangt
tip“ Mit dieser Festellung könnte eigentlich der Bericht über
ist, die er doch vor manchem anderen verdient hätte. Es ist so be¬
Im Königlichen Op
die Aufführung schon zu Ende sein — wenn nicht etwas Bemer¬
quem, in einem den erfolgreichen Dramatiker, den beliebten Er¬
phantastische Oper „Hoff
kenswertes noch zu erwähnen wäre: die Herrnfelds fast ganz zum
Giulietta: Frau Hafgren¬
zähler, den berühmten Lyriker, den angesehenen Literar¬
Hochdeutschen bekehrt. Dafür gebührt ihnen ein Extralob. Die
Frau Hansa, Niklaus: F#
historiker zu sehen und gelegentlich auch zu feiern. Aber
Freunde ihres Hauses werden sich dadurch gewiß vermehren. Das
Fräulein Escher, Hoffmann
Dramatiker und Erzähler, Reiseschriftsteller und Lyriker, Literar¬
Stück selbst, dessen Verfasser wie gewöhnlich Anton und Donat
Mirakel: Herr Bronsgeest,
historiker und Uebersetzer — das verwirrt, das ist unseren Bil¬
Herrnfeld sind, ist eine verzwickte Geschichte, die vom zweiten
Herr Funck, Hermann:
dungsprotzen zu verwickelt. Wo ihr Einschachtelungssystem ver¬
Akte an ziemlich „kribbelig“ wird, da Ameisen und Regenwürmer
Crespel: Herr Bachmann,
sagt, da versagen sie die Gefolgschaft. Und Alfred Friedmann hat
eine große Rolle spielen. Der von diesem Gelier gar schwer ge¬
Im Königlichen Scha
sich diesem Taylorsystem, das immer nur dieselbe Arbeit, dieselbe
plagte Schlächter Kratki wurde von Anton Herrnfeld ebenso wirk¬
steinerin“ in Szene. Als
Gattung, dasselbe Stück verlangt, nicht fügen wollen. Eigenwillig
vom Hoftheater in Weima##
sam dargestellt wie der Goldstücker, der Urheber dieses Uebels, von
bestand er darauf, jeweilig die Form zu wählen, die ihm seinem
werden dargestellt von den
seinem Bruder Donat. Leopold Gadiel, Ernst Groß, Erwin
Stoffe gerade am besten zu entsprechen schien, oder an dem Stoff
den Herren Kraußneck, P
Fichtner und Luise Gloeden konnten den Applaus auch
sich zu versuchen, der gerade seinen Schaffensbrang reizte. Frank= Herr Dr. Bruck.
mehr oder weniger auf sich beziehen.