II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 201

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26 1. konoedie der Norte Zyklus
Warike Ue.49J.
Dr. Max Goldschmidt
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Bureau fr eane
fl. 4
Teleten Morden 3051.
BERLI v. — —
Ausschnitt aus:
er
LS. 10 Jk.
Theater und Musik
Schnitzlers „Komödie der Worte“.
im Lessingtheater.
Den guten Verlauf des gestrigen Schnitzler=Abends
durchbrach ein Zwischenfall. Ein paar Minuten
nach Beginn des zweiten Stückes storte das Spiel
ein geheimnisvolles Rauschen, wie wenn Wasser
gegen Wände gespritzt würde. Ein paar ängstliche
Zuschauer verließen die Sitze, andere wollten nach¬
eilen, aber besonnere Stimmen mahnten zur Ruhe.
Auch ein Feuerwehrmann winkte von der Bühne
beschwichtigend ab, und der Vorhang fiel. Wieder
kam der Feuerwehrmann und sprach etwas von der
Dampfheizung. Als die Symptome einer be¬
ginnenden Panik sich verflüchtigt hatten, wurde
weitergespielt. Da man aus der heiteren Stimmung
nicht ganz herausgekommen war, konnte fortgesetzt
werden, wo man aufgehört hatte. Es blieb bei einem
rasch verwundenen Unbehagen.
Gerade dieses zweite Stück, dem der Zufall, sei
es Dampfheizung oder etwas anderes, einen Streich
spielen wollte, hatte den großen entscheidenden
Erfolg. Es ist die „große Szene“, in welcher
ein Bühnenkünstler sich und den anderen so gründ¬
lich Theater vorspielt, daß seine unmittelbar bevor¬
stehende Hamlet=Darstellung gefährdet wird. Ko¬
mödiengeister entfachen zwischen Ernst und Scherz
einen Wirbel und die Heiterkeit schwoll. Das Ent¬
zücken der Zuschauer rief oft und oft den anwesenden
Auch
Dichter.
dus von Laune durchblüte
„Bacchusfest“ weckte viel Fröhlichkeit, mehr noch
durch seine, von der Regie sorgsam gespiegelte
Bahnhofszenerie als durch seinen Inhalt. Kein
Zwischenfall tat Abbruch, aber das Wohlgesallen
hielt sich in sanfteren Grenzen. Bleibt, da wir von
dem äußeren Gang der Dinge reden, noch festzu¬
stellen, daß auch der erste Einakter, der sich „Stunde
des Erkennens“ nennt, seine Wirkung tat. Hier
brachte das scharf zupackende Spiel der Darstellung
die zögernde Stimmung hoch. Trug sie über Be¬
denken hinweg, die nicht ganz wegzuscheuchen sind.
Der Wiener Dichter hat mit drei verwandten
Stücken, die wie oft vorher das Problem der ehelichen
Gemeinschaft bereden, die Unterlagen für einen an¬
geregten, menschlich getönten, geistig bunt gespren¬
kelten Abend geschaffen. Unterlagen ist nicht ein zu¬
fälliges Wort. Diese drei neuen Spiele des bewährten
Dialogkünstlers bergen nicht letzte Werte, die aus sich
seiost heraus befriedigen. Sie zielen nach dem
Theater, sind erdachte gesponnene Gebilde, die ohne
den Umwuchs der Darstellung bloß Gefechte mit
Worten und Gefühlen bleiben. Die Bühne wärmt
und belebt und steigert die anmutige Spielerei mit
ldem Ernste zur Wahrscheinlichkeit.
Dreimal tritt Schnitzler dem Problem Ehe als
eine Art Seelendoktor gegenuber. In der „Stunde
des Erkennens“ demonstriert er einen hoff¬
nungslosen Fall. Ein scheinbar glückliches Zusam¬
menleben fällt vor unseren Augen auseinander.
Nach der Hochzeit seiner einzigen Tochter macht
Dr. Eckold seiner ahnungslosen Frau die Mitteilung.
daß er um ihre zehn Jahre zurückliegende Untreue
wisse. Verlangt jetzt reinen Tisch und getrennten