II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 225

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26.1. Konoedie der -orte zykIus
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Neus E
hnitt aus:
26
5 fl. 1815.

fihr vielleicht zum letztenmale die Hand drückt,
Feuilleton.
II.
berichtet sie (ohne rechte innere Nötigung) ihre Er¬
„Große Szene". Ein gefeierter Komödiant, dem
„Komödie der Worte.“*)
lebnisse. Auch für ihren Mann ist jetzt, nachdem sich die Weiber schockweise zufliegen, hat sich nach einem
die einzige Tochter eben verheiratet hat, der Mo¬
Drei Einakter von Artur Schnitzler.
jüngsten Fehltritt wieder mit seiner Frau versöhnt.
Uneut des Sprechens gekommen. Zehn Jahre, so¬
Zur Aufführung im Berriner-haer.)
Sein letztes Abenteuer mit einer jungen Braut hatte
lange das Kind noch im Hause war, hat er geschwie¬
Wie soll man den Titel auffassen? Er läßt zwei
sie aus dem Hause getrieben. Seine gut gespielte
gen. Und war all die Zeit ein Wissender. Aber er
Deutungen zu. Der Schöpfer rückt ein wenig von
Zerknirschung renkt die Sache wieder ein. Er ver¬
hatte sie mit dem Falschen in Verdacht. Daß sie ihn
seinen Geschöpfen ab und gibt zu verstehen, daß sie
spricht, fortan wahr zu sein. Da kommt der Bräuti¬
just mit dem vom Glück verwöhnten, heimlich von
an einen geringfügigen Gegenstand viel Worte und
gam jener Dame und fordert Aufklärung. In einer
ihm beneideten Kollegen hintergangen hat, das ist
große Worte verschwenden. Kinder, scheint er mit
bravourös geführten Szene, in der Wahrheit und
der Punkt, über den er nicht hinwegkommt. Es hat
midem Lächeln, mit der Einsicht des Weisen zu
Lüge zu einem unlösbaren Knäuel verschlungen
fast den Anschein, daß ihm die Sache weniger nahe
sagen, macht doch nicht solchen Aufwand von einem
werden, berauscht sich der Mime an seinen eigenen!
ginge als die bevorzugte Person. Für diese teuf¬
alltäglichen Vorgang; ihr bauscht und plauscht ihn
Worten und redet dem Genarrten sein Argwohn
lische Art der Rache, die sich auf den Tag der Abrech¬
auf. Oder aber die Einsicht bezieht sich auf ihn selbst,
aus. Die Frau, die gegen die Verabredung im
nung zehn Jahre vorbereitet hat (wer's glaubt!),
und der Weise spricht zum Dichter: Artur, du hast
Nebenzimmer alles mit angehört, fühlt sich von so
übt die Frau Vergeltung, indem sie ihn in dem
dein Steckenpferd, die Eheirrung, wieder einmal nach
raffinierter Flunkerei angewidert und droht, dies¬
Wahne läßt, der von ihm Gehaßte sei ihr Geliebter
Herzenskust getummelt und bist, des Gottes voll,
mal ein wirkliches Ende zu machen. Als aber der
gewesen. Und verläßt zur selbigen Stunde das Haus.
mehr ins Schwatzen geraten, als es sich jetzt mit
Abgott des Publikums vor ihr im Kostüm erscheint,
Es ist nicht ganz leicht, an die Voraussetzungen
deiner gereiften Lebensanschauung verträgt. Brich
ist es wieder um sie geschehen, und sie bringt erneut
zu glauben, sich vorzustellen, daß ein betrogener
den Variationen über dein Liebling thema die
das Opfer, bei dem „großen Kinde“ auszuharren.
Mann den Termin der großen Auseinandersetzung
Spitze ab und lasse durchblicken, daß du sie nicht so
Eine Paraderolle. Der eitle Komödiant, dem die
ein Dezennium hinauszuschieben vermag, daß eine
heiß gegessen haben willst, wie du sie gekocht hast.
Aufschneiderei zur zweiten Natur geworden, ist im
Frau, in der alle Gefühle erloschen sind, so ohe
Man hat also die Wahl zwischen Ironie und Selbst¬
Rahmen einer Skizze unübertrefflich gezeichnet.
Not ihr Geheimnis preisgibt. Es ist schwerer zu
ironie.
Mich stört nur, daß der virtuose Scherz einen
glauben, daß das Leben, mag es immerhin tausend¬
I.
Augenblick von einem tragischen Schatten überzo¬
mal phantastischer sein als das phantastischste Dichter¬
„Stunde des Erkennens". Sie schlägt nach zehn
gen wird. Wenn die Frau wirklich von dem Geba¬
hirn, so komplizierte Ehebrüche erfindet. Die künst¬
Jahren. Damals fand eine Entfremdung statt zwi¬
ren des Gecken angeekelt wird, dürfte sie sich für
lerische Wahrscheinlichkeit und die Wirklichkeit sind
schen dem Arzt und seiner Frau. Sie hat einen Kol¬
mein Gefühl nicht, so rasch herumkriegen lassen.
eben weltenweit voneinander getrennt. Schnitzler
legen von ihm geliebt und sich ihm versagt, weil er
Höchst amüsant sind hier allerlei boshafte Anspie¬
hat aber sein Thema in früheren Werken so gründ¬
ihr Schicksal hätte werden können, was mit Rück¬
lungen auf das Theatertreiben und aktuelle Kulis¬
lich und von allen Seiten beleuchtet, daß er zu
sicht auf ihr Kind zu vermeiden war. Sie hat einen
sengrößen.
einem besonders konstruierten, ausgetüftelten Fall
dichterisch veranlagten Menschen weniger geliebt und
III.
greifen muß. Er hat mit dreißig Jahren bereits so
ihm nichts versagt, weil er weniger verlangte. In
viel über diesen Gegenstand gesagt, daß ihm mit
„Das Bacchusfest“. Ein junges dummes Schrift¬
der Stunde des Abschieds, als der berühmte Chi¬
fünfzig zu sagen fast nichts mehr übrig bleibt. Aller¬
stellerfrauchen erwartet mit ihrem Galan in der
rurg, der auf den japanischen Kriegsschauplatz eilt,
dings enthält gerade diese Variation in der ge¬
Bahnhofshalle ihren berühmten Mann. Sie sind ent¬
suchtesten Tonart die besten und tiefsten Worte über
schlossen, ihm zu sagen, daß sie sich für einander be¬
* Buchausgabe: S. Fischer Verlag, Berlin.
menschliche Beziehungen.
stimmt glauben. Er läßt sie aber nicht zu Worte
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