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26.1. Konoedieer Norte—Zykius
verscher Courier
——
lischen fast entfremdeten Gestalten das ahnungslos verworfene
Kindgemüt des Schauspielers, dem Wirklichkeit und Spiel in
Theaterbrief.
eins geflossen sind, jene unverwüstlich berückende Erscheinung,
(Nachdruck verboten.)
schnell erkannt — doch ihren unsagbaren Reiz durch
die
iuen drei Einaktern „Komödie der
das Gift des gleißnerischen Wortes erkauft, die vom Wort,
unverkennbar; was er in der Tat
Spiel. Traum und Schatten lebt. Niemals ist Bassermann
als ein nur dürftig zusammen¬
so ganz von milder Glut entflammt, wie wenn er solche Käuze
ukett. Der es band, bewies nicht
mit den sprühenden Bewegungen erborgter Scheingröße
wie hätte er sonst drei in ihrer
zeichnet. Lina Lossen, Traute Carlsen und Else Bassermann
Exemplare wie diese zusammen¬
halfen ihm mehr oder minder geschickt, Forest gab einen aus¬
Stunde des Erkennens", „Große
gekochten Theatermann in der stillen, seinen, vornehmen Art,
st“ nennt. Zum Teil duften diese
die seiner Kunst eigentümlich ist.
Ein Arzt, der nach mehr als
Schnitzler wollte keine Szene „mit großen Worten“
nehr als zehn Jahre zurückliegen¬
schreiben, und doch ist sie des dramatischen Dichters letztes
ahndet, wobei er über die Person
Ziel. Das bewies wiederum Reinhardts Aufführung der
in völligem Irrtum befangen ist,
„Maria Stuart“ im Deutschan Theater, die das un¬
Bräutigam des von ihm verführten
gestrichene Werk und damit den Beweis brachte, daß diese
jüffend gespielten Szene von der
dramatische Historie, vielleicht abgesehen von der Mortimer¬
serzeugt und am Ende, vom Zauber
episode, noch heute vorbildlich groß für alles dramatische
fast sich selbst beschwatzt hat, ein
Schaffen ist. Zwar bringt Reinhardt dieses Werk zu spät,
süchterne Untreue seiner Frau im
nachdem Bassermann, Moissi, die Durieux fort sind, und
Erzählung des griechischen Bachus¬
darum nicht so, wie es hätte werden können, aber er weiß
Freiheit, Rausch und Frucht der
auch jetzt noch mit zweit= und teilweise drittklassigen Kräften
das sind die stofflichen Ein¬
zwei Akte lang den Eindruck jener früheren Schöpfungen her¬
l-schwermütige Erkenntnis, die der
vorzurufen, die zum Besten gehörten, was das Theater jemals
Kkeit zu bunten Farben mischend
geboten hat, und in den übrigen Augenblicke von bezwingender
der in seinen Werken ausgesprochen
Wirkung zu bringen. Denn sein Ensemöle ist bunt geworden
“, daß es eine Komödie um alles
in diesen letzten Jahren, von überall her hat er sich, bis ins künst¬
teinander ist, und die dichterische
levisch Fragwürdige hinabgreifend, seine Leute zusammen¬
konie sein kann, die mit zierlichen
geholt, nicht immer ist sein Blick scharf genug gewesen. Das
schmerzliche Wahrheit mit heiteren
gilt nicht von Maria Fein, die ein großes Talent zu sein
he Gedanken, die gerade jetzt einen
scheint, bei allen Fehlgriffen im Einzelnen, die sie immer
t bekommen haben, ohne daß es
wieder tut. Ihre Maria Stuart beweist wieder, daß sie sich
, aus diesem Stahl den strahlenden
in heroischen Gestalten wie Elektra, Antigone, Mariamne, Lady
slagen, die, über die kleinen Frauen¬
Macbeth austoben muß, aber daß man dieses fürstlich=stolze
k der wirklichen Welt mit ätzender
Blut auch bändigen müsse, damit es sich nicht in maßlosem
flmehr sitzt er mit verspieltem Eifer
Taumel verliert. Diese Maria, noch etwas jung und unge¬
en und zeichnet luftige Wolken,
bärdig, war von verführender Süßigkeit, adlig im Schwung
immer wieder Episoden.
en“
—
der seelischen Sinne, beseelt und geistvoll in Wort und Ge¬
fen einer so mustergültigen Dar¬
bärde, von jener eigentümlich geistreichen Art, die schöpferische
owskys Lussing=Theater zu
Kraft unzweideutig verrät. Ihr Abschied von den Mädchen
siener mochten sich an Harry Walden
war von einer schwermütigen Grazie, wie jener Tanz der
nann. Er spielt den Arzt, der zehn
Pawlowa, den sie den „sterbenden Schwan“ nannte. Hermine
Sühne entgegenlebt, gleichsam Flut¬
Körner, um derentwillen Reinhardt aus dem Bühnenverein
ssen in den eisigen Vergeltungs¬
Ferdinand Bonns
ausgetreten ist, spielte die Elisabeth.
ller gibt er einen mephistophelisch
zwischen diese beiden dem Mensch= I Leicester ist eine von den bekannten gut angelegten, aber völlig !
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willkürlich und seelenlos durchgeführten Leistungen dieses be¬
gabten, aber undisziplinierten Schauspielers. Auch Decarli
(Burleigh), ein kühler, ironischer Staatsmann, zielbewußt,
gebassen, verbindlich=vornehm, fing außerordentlich gut an,
verlor sich aber dann im üblichen Sarkasmus der großen
Theaterbösewichte. Winterstein hat seine Sammlung pracht¬
voller Biedermänner durch einen Talbot bereichert, Paul Bildt
Mortimer), sonst ein begabter, eigenartiger Charakterspieler,
führte sich aus unbegreiflichen Gründen als ein Moissi ohn¬
Moissis Mittel ein.
Nun ist auch endlich wieder der viel zu selten gespielte
Kleist zu Worte gekommen, dessen Stimme noch genau so
machtvoll wie vor über 100 Jahren durch den rasselnden
Kriegslärm der aufgebrachten Zeit klingt. Das Theaterin
der Königgrätzerstraße hat unter Kayßlers Regie
sein tiefsinnigstes und durch die durchscheinenden persönlichen
Beziehungen unsäglich rührendes Lustspiel „Amphitryon“ in
fast völlig gleicher Besetzung gebracht wie damals, als es vor
einigen Jahren auf der Bühne des Deutschen Theaters unter
Julius Babs Leitung gespielt wurde. Allerdings halte ich es
für verfehlt, dies Werk, das an allen Abgründen der Tragödie
so unheimlich hart vorbeigleitet, ja in dem der Dichter den
Keim des tiefsten trägischen Verhängnisses — der Entpersön¬
lichung der Persönlichkeit — so schmerzlich wissend in seine
Gestalten hineingesenkt hat, daß sie vor sseinem Aufbrechen
fast verbluten, dies Werk so leicht zu schürzen, daß unter seinem
Lächeln der tragische Schmerzenszug fast verschwindet. Denn
Hartaus Amphitryon schuldete so ganz den letzten, furchtbar
ernsthaften Rest seines Wesens, und es ist merkwürdig, wie
dieser im Kleinen so vorzügliche Schauspieler so leicht ins
Poltern gerät, wenn es gilt, dem geistigen Umfang einer mit
bedeutenden seelischen Trieben begabten Persönlichkeit nach¬
gestaltend zu folgen. Und wenn auch Kayßlers Jupiter in
seiner umfassenden Güte einen christushaft milden Zug hatte,
so blieb doch das Grauen der Einsamkeit ungestaltet, aus dem
heraus der Gott nach den lieblichen Geschöpfen der geselligen
Menschen greift, das seinem Tun Leichtfertigkeit und Laune
nimmt und es zu einem sittlich tief verankerten Geschehen
deutet. (Man lese nur Molières frivole Hofkomödie gleichen
Titels nach.) Helene Fehdmer zeichnete mit kurzen, feinen,
nervösen Strichen Altmenens Gefühlsverwirrung; aber die
unbeirrbare Ruhe dieser geistigen Schwester Iphigeniens löste
sich auch ihr zu spielerischer Süßigkeit auf. Herzfelds Josias
ist eine prachtvolle, niederländisch sichere und strotzende
Zeichnung, die verdiente, in einer besonderen Mappe aufge¬
Dr. Fritz Schwiefert.
hoben zu werden.
Kart he
26.1. Konoedieer Norte—Zykius
verscher Courier
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lischen fast entfremdeten Gestalten das ahnungslos verworfene
Kindgemüt des Schauspielers, dem Wirklichkeit und Spiel in
Theaterbrief.
eins geflossen sind, jene unverwüstlich berückende Erscheinung,
(Nachdruck verboten.)
schnell erkannt — doch ihren unsagbaren Reiz durch
die
iuen drei Einaktern „Komödie der
das Gift des gleißnerischen Wortes erkauft, die vom Wort,
unverkennbar; was er in der Tat
Spiel. Traum und Schatten lebt. Niemals ist Bassermann
als ein nur dürftig zusammen¬
so ganz von milder Glut entflammt, wie wenn er solche Käuze
ukett. Der es band, bewies nicht
mit den sprühenden Bewegungen erborgter Scheingröße
wie hätte er sonst drei in ihrer
zeichnet. Lina Lossen, Traute Carlsen und Else Bassermann
Exemplare wie diese zusammen¬
halfen ihm mehr oder minder geschickt, Forest gab einen aus¬
Stunde des Erkennens", „Große
gekochten Theatermann in der stillen, seinen, vornehmen Art,
st“ nennt. Zum Teil duften diese
die seiner Kunst eigentümlich ist.
Ein Arzt, der nach mehr als
Schnitzler wollte keine Szene „mit großen Worten“
nehr als zehn Jahre zurückliegen¬
schreiben, und doch ist sie des dramatischen Dichters letztes
ahndet, wobei er über die Person
Ziel. Das bewies wiederum Reinhardts Aufführung der
in völligem Irrtum befangen ist,
„Maria Stuart“ im Deutschan Theater, die das un¬
Bräutigam des von ihm verführten
gestrichene Werk und damit den Beweis brachte, daß diese
jüffend gespielten Szene von der
dramatische Historie, vielleicht abgesehen von der Mortimer¬
serzeugt und am Ende, vom Zauber
episode, noch heute vorbildlich groß für alles dramatische
fast sich selbst beschwatzt hat, ein
Schaffen ist. Zwar bringt Reinhardt dieses Werk zu spät,
süchterne Untreue seiner Frau im
nachdem Bassermann, Moissi, die Durieux fort sind, und
Erzählung des griechischen Bachus¬
darum nicht so, wie es hätte werden können, aber er weiß
Freiheit, Rausch und Frucht der
auch jetzt noch mit zweit= und teilweise drittklassigen Kräften
das sind die stofflichen Ein¬
zwei Akte lang den Eindruck jener früheren Schöpfungen her¬
l-schwermütige Erkenntnis, die der
vorzurufen, die zum Besten gehörten, was das Theater jemals
Kkeit zu bunten Farben mischend
geboten hat, und in den übrigen Augenblicke von bezwingender
der in seinen Werken ausgesprochen
Wirkung zu bringen. Denn sein Ensemöle ist bunt geworden
“, daß es eine Komödie um alles
in diesen letzten Jahren, von überall her hat er sich, bis ins künst¬
teinander ist, und die dichterische
levisch Fragwürdige hinabgreifend, seine Leute zusammen¬
konie sein kann, die mit zierlichen
geholt, nicht immer ist sein Blick scharf genug gewesen. Das
schmerzliche Wahrheit mit heiteren
gilt nicht von Maria Fein, die ein großes Talent zu sein
he Gedanken, die gerade jetzt einen
scheint, bei allen Fehlgriffen im Einzelnen, die sie immer
t bekommen haben, ohne daß es
wieder tut. Ihre Maria Stuart beweist wieder, daß sie sich
, aus diesem Stahl den strahlenden
in heroischen Gestalten wie Elektra, Antigone, Mariamne, Lady
slagen, die, über die kleinen Frauen¬
Macbeth austoben muß, aber daß man dieses fürstlich=stolze
k der wirklichen Welt mit ätzender
Blut auch bändigen müsse, damit es sich nicht in maßlosem
flmehr sitzt er mit verspieltem Eifer
Taumel verliert. Diese Maria, noch etwas jung und unge¬
en und zeichnet luftige Wolken,
bärdig, war von verführender Süßigkeit, adlig im Schwung
immer wieder Episoden.
en“
—
der seelischen Sinne, beseelt und geistvoll in Wort und Ge¬
fen einer so mustergültigen Dar¬
bärde, von jener eigentümlich geistreichen Art, die schöpferische
owskys Lussing=Theater zu
Kraft unzweideutig verrät. Ihr Abschied von den Mädchen
siener mochten sich an Harry Walden
war von einer schwermütigen Grazie, wie jener Tanz der
nann. Er spielt den Arzt, der zehn
Pawlowa, den sie den „sterbenden Schwan“ nannte. Hermine
Sühne entgegenlebt, gleichsam Flut¬
Körner, um derentwillen Reinhardt aus dem Bühnenverein
ssen in den eisigen Vergeltungs¬
Ferdinand Bonns
ausgetreten ist, spielte die Elisabeth.
ller gibt er einen mephistophelisch
zwischen diese beiden dem Mensch= I Leicester ist eine von den bekannten gut angelegten, aber völlig !
box 32/3
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——
willkürlich und seelenlos durchgeführten Leistungen dieses be¬
gabten, aber undisziplinierten Schauspielers. Auch Decarli
(Burleigh), ein kühler, ironischer Staatsmann, zielbewußt,
gebassen, verbindlich=vornehm, fing außerordentlich gut an,
verlor sich aber dann im üblichen Sarkasmus der großen
Theaterbösewichte. Winterstein hat seine Sammlung pracht¬
voller Biedermänner durch einen Talbot bereichert, Paul Bildt
Mortimer), sonst ein begabter, eigenartiger Charakterspieler,
führte sich aus unbegreiflichen Gründen als ein Moissi ohn¬
Moissis Mittel ein.
Nun ist auch endlich wieder der viel zu selten gespielte
Kleist zu Worte gekommen, dessen Stimme noch genau so
machtvoll wie vor über 100 Jahren durch den rasselnden
Kriegslärm der aufgebrachten Zeit klingt. Das Theaterin
der Königgrätzerstraße hat unter Kayßlers Regie
sein tiefsinnigstes und durch die durchscheinenden persönlichen
Beziehungen unsäglich rührendes Lustspiel „Amphitryon“ in
fast völlig gleicher Besetzung gebracht wie damals, als es vor
einigen Jahren auf der Bühne des Deutschen Theaters unter
Julius Babs Leitung gespielt wurde. Allerdings halte ich es
für verfehlt, dies Werk, das an allen Abgründen der Tragödie
so unheimlich hart vorbeigleitet, ja in dem der Dichter den
Keim des tiefsten trägischen Verhängnisses — der Entpersön¬
lichung der Persönlichkeit — so schmerzlich wissend in seine
Gestalten hineingesenkt hat, daß sie vor sseinem Aufbrechen
fast verbluten, dies Werk so leicht zu schürzen, daß unter seinem
Lächeln der tragische Schmerzenszug fast verschwindet. Denn
Hartaus Amphitryon schuldete so ganz den letzten, furchtbar
ernsthaften Rest seines Wesens, und es ist merkwürdig, wie
dieser im Kleinen so vorzügliche Schauspieler so leicht ins
Poltern gerät, wenn es gilt, dem geistigen Umfang einer mit
bedeutenden seelischen Trieben begabten Persönlichkeit nach¬
gestaltend zu folgen. Und wenn auch Kayßlers Jupiter in
seiner umfassenden Güte einen christushaft milden Zug hatte,
so blieb doch das Grauen der Einsamkeit ungestaltet, aus dem
heraus der Gott nach den lieblichen Geschöpfen der geselligen
Menschen greift, das seinem Tun Leichtfertigkeit und Laune
nimmt und es zu einem sittlich tief verankerten Geschehen
deutet. (Man lese nur Molières frivole Hofkomödie gleichen
Titels nach.) Helene Fehdmer zeichnete mit kurzen, feinen,
nervösen Strichen Altmenens Gefühlsverwirrung; aber die
unbeirrbare Ruhe dieser geistigen Schwester Iphigeniens löste
sich auch ihr zu spielerischer Süßigkeit auf. Herzfelds Josias
ist eine prachtvolle, niederländisch sichere und strotzende
Zeichnung, die verdiente, in einer besonderen Mappe aufge¬
Dr. Fritz Schwiefert.
hoben zu werden.
Kart he