II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 250

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26.1. Kongedie der Norte zukius
—.
Pentesische Zeilung, Bresiat
vom: 240K1
Tobe- hrnter.
Zum ersten Male:
„Komödie der Worte.“
Von den unter dem Titel „Komödie der Worte“ zu¬
sammengefaßten neuen drei Einaktern Artbur Schnitlers
nahm das vollbesetzte Haus heute abend den erden „Skünde des
Erkennens“ recht freundlich auf, bein zweiten „Große
Szene“ geriet das Publikum immer mehr in Stimmung, was
sich in stürmischem Beifall äußerte, der jedoch nach dem letzten
„Das Bacchusfest“ nur mehr sehr matt klang, so daß man
eigentlich bloß von einem Teilerfolg sprechen kann.
Drei Ehebruchsstücke sind's, was Schnitzler uns (in heutiger
Zeit!) zu geben hat. Ihr Inhalt wurde anläßlich der Urauf¬
führung in Frankfurt am Main hier erzählt. (Vergl. Nr. 724
der Schles. Ztg.) Keinerlei starke Tragik, keine Schicksalsfanst
spürt man in irgend einem der drei Werkchen, lediglich Konfliktchen“
spielen sich vor uns ab. „Also sprach zu mir ein Weib: Wohl brach
ich die Ehe, aber zuerst brach die Ehe mich,“ sagt einmel Nietzsches
Zarathustra. Aber zu solchem Wort hätte weder die Frau Doktor
Eckold in der „Stunde des Erkennens“ ein Recht, noch die Schrift¬
stellersgattin Agnes Staufer im „Bacchusfest“ noch gar (ins
Männliche gewandelt) der von Frau zu Frau flatternde Schau¬
spieler Konrad Herbot in dei „Großen Szene“. Bei Schnitzler
ist der Ehebruch im Grunde eine Sache der Langeweile. Seit dem
„Anatol“ hat der Wiener Dichter, von der „Liebelei“ abgesehen,
immer eine Vorliebe für das Innenleben von behaglichen Nichts¬
tuern oder wenigstens von Leuten in sehr gehobener und gesicherter
Lebensstellung gehabt, von Leuten, die sich den Luxus leisten
können, ihre psychologisch mehr oder weniger komplizierten Ge¬
dankensünden auch in die Tat umzusetzen. „Unser Liebesleben ist
getrübt“ — meint Felix Staufer im Schlußstück —, ja, vergiftet
von Lüge und Selbstbetrug, von Eifersucht und Angst, von Frech¬
heit und Reue“ — und mit diesem „unser“ meinen er und mit
ihm Schnitzler selber doch wohl kaum unser deutsches Volk schlechtweg,
sondern nur etwa die Herrschaften aus dem Wiener Cottageviertel
oder ähnlichen Gegenden, wo die Schnitzlerschen Helden und
Heldinnen zu Hause sind. Einzelfälle lediglich werden uns hier
vor Augen gestellt, nichts allgemein Gültiges oder auch nur
Wichtiges. Und dabei ist nicht einmal die Mache, wie früher, be¬
sonders geistreich. Man hört eben nur Worte, ganz witzige mitunter,
zu irgendeiner Handlung kommt es kaum, soll es nach des Verfassers
Willen ja auch nicht kommen, wie schon der Titel verkündet.
Nach dem Vorbild von Wien, wo Harry Walden die männliche
Hauptrolle in allen drei Stücken spielte, hat man auch hier Herrn
Rotmund die Rollen des Arztes Dr. Eckhoff, des Schauspielere
Herbot und des Schriftstellers Staufner übertragen. Er war in
den ersten beiden Aufgaben schlechtweg glänzend, und wenn er a#¬
dem fragwürdigen Staufner nicht viel machenv so lag das
am Dichter. Aber sein Schauspieler Herbot allein schon ist es
wert, daß man sich die Komödie ansieht. Er erniedrigte ihn, wozu
die Versuchung groß wäre, nicht zur Karikatur eines Durchschnitts¬
mimen, sondern er gibt den sich und die Welt ewig beschwindelnden,
ewig schauspielernden Kerl sozusagen ganz natürlich, und man ver¬
stehi es durchaus, daß seine stets betrogene Frau es schließlich doch
nicht übers Herz bringt, dem „großen Kind“, wie sie ihren Mann
nennt, davonzulaufen. Diese Frau war in der Wieder¬
durch Fräulein Wall ein recht junges und
gabe
während Schnitzler
im Grunde unbedeutendes Persönchen,
hier wohl an eine etwas reifere, lebensklügere Frau ge¬
dacht hat. Ganz und gar einverstanden dagegen wäre der Verfasser
wohl mit der Auffassung gewesen, die Frl. Holm im ersten Stück
für die Frau Klara Eckold mitbrachte. Das war ein Schnitzlerscher
Frauencharakter, echt bis in die Fingerspitzen, und im wundervoll
abgestimmten Spiel des Fräuleins Holm mit dem Dr. Eckold des
Herrn Rotmund lag der darstellerische Höhepunkt des Abends.?
Die anderen wichtigeren Rollen fanden keine gleichmäßige Besetzung.
Frau Käthe Habel=Reimers wirkte als Frau Agnes
Staufner zu süß und puppenhaft, Herr Gorter hatte ihren Lieb¬
haber Dr. Wernig in einen allzu aufgeregten Herrn ohne alle
Seladon=Eigenschaften verwandelt, der Theaterdirektor Dr. Falk des
Herrn Knaack war gemütlicher als nötig, Herr von Wolzogen
(Gley) hätte sich etwas freier geben müssen, und dem Professor
Ormin des Herrn Reinicke endlich fehlte (bei sonstigen guten
Zügen) die männliche überlegenheit.
Der Spielleitung des Herrn Gorter sind zwei sehr ge¬
schmackvoll eingerichtete Räume in den beiden ersten Einaltern
zu verdanken; in der Salzburger Balnhofshalle, dem Schauplatz
des Schlußstücks, schienen aber nur taubstumme Reisende zu ver¬
kehren; das lautlose Auf und Ab der Passagiere machte einen
ganz gespenstischen Eindruck. Auch sonst hätte das ganze Bihn¬
; aber dies läßt
hofstreiben etwas kräftiger betont werden
sich nachholen und wenn auch noch das“. der Aufführung auf
eine weniger späte Stunde gerückt würde, als es heute der Fall war.
A. D.
dürfte man dem Werk gute Häuser voraussagen.
ungin Pa
p e hiei # e me as