II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 249

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26.1. Konoedie der orte„VKIIS

er sich eben eine Lösung des Augenblicks? Was werden für Frau Sophie
kliert sie noch die langen Lebensakte bringen, die der großen Szene“ folger?
die er Denn Herbot wird vermutlich auch fernerhin ein großes Kind
diese bleiben und neue Liebesromane anspinne# Und es fragt sich, ob
ortlosen.
immer wieder der Kronprinz drüben im Heater sitzen und auf die
he Ver eheliche Geduld von Frau Sophie einen allerhöchst gebieterischen
icht auf Einfluß ausüben wird. Freilich, ein Einakter ist am Ende kein
ahr abe sganz geeignetes Instrument für endgültige Schicksalslösungen,
kommen und dieser ist jedenfalls ein sehr geeignetes Instrument für die Er¬
pird als
heiterung des Publikums. Aeben der „sonnigen" Persönlichkeit
Trotz des großen Helden=Spielers ist noch anzumerken die sauft ironisch
hnik, in getönte Gestalt eines um die Privat=Angelegenheiten seiner Mit¬
Wären alle Theater¬
soltsame glieder rührend besorgten Theaterdir
ne kühle direktoren wie dieser Herr Dr. Falk,##reine Lust, Schauspieler
swirk-zu sein.
Dem Mimenstück folgt ein Literatenstück: „Das Bacchus¬
ckelt sichffest“. Eine umgekehrte Situation (die ungetreue Ehehälfte ist
Eine ldiesmal die Frau, die mit einem „anderen“ durchbrennen will), und
sdurch doch im Grunde wieder die gleiche Angelegenheit. Die Ehe des
banntes Paares Staufner ist gebrochen, aber sie wird im letzten Augenblick
erühmte doch wieder geleimt, vermutlich, weil man sich doch gar zu sehr an
nd ein einander gewöhnt hat. Die ziemlich „naive“ Frau Agnes möchte
die auch wenigstens die Muse ihres berühmten Felix bleiben, auch wenn sie
meistens ihren viel weniger berühmten Guido geheiratet haben wird. Davon
nFrau getreuen Gattin in einer längeren Komödic der Worte (zwischen
kläßt sie zwei Schnellzügen!) den Inhalt seines neuen Stückes „Das Bacchus¬
zurück, ifest“ symbolisch=anzüglich dahin auseinander, daß es wohl für eine
sthaften
Festnacht erotischer Extra=Freuden schon im alten Griechenland Ver¬
seinem
zeihung gab, für eine Alltags=Fortsetzung solcher Nächte aber nicht
Für einen eifersüchtigen Ehemann übrigens eine erstaunlich milde
unver=Auslegung des Sprichwortes „Einmal ist keinmal"! Jedenfalls
futigam bewirkt die Inhalts=Erzählung des Stückes, daß Frau Agnes ihren
Guido allein abreisen läßt und reuig in die Arme ihres weitherzigen
Pahrheit
aber Felix zurückkehrt. Auch hier scheint allerdings die Zufalls¬
aß nicht Schlichtung des Konfliktchens keine rechte Dauerhaftigkeit zu ver¬
seiner Vanes¬
heißen. Zum Schlusse sagt nämlich unser Felir zu
t. Der
„Ich hasse Dich“ und sie zu ihm: „Und ich Dich noch taulendmal
Schau
mehr — mein Geliebter!“. Das ist wohl eher eine fnitz geschliffene
on dem
Pointe. als ein sicherer Ausklang, und auch der Witz Schnitzlers
zwingt
Kostüm,
bütet sich vor Entgleisungen — kein Wunder in einem Bahnhofs¬
stellung.
Akt — nicht ganz so vornehm wie sonst (Herr Goido verwechselt
sogar einmal „Bacchusfest" und „Bachfest
. Aber die originelle
fia nicht
Wahl des Schauplatzes (Wartesaal im Bahnhof Salzburg) und das
ist doch
enblicks
lustige Drum und Dran an wohlgetroffener österreichischer Eisen?
och nur bahnemütlichkeit lassen auch diesen dritten Ehe=Bummelzug,
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Schnitzlers ohne allzu große Verspätung in die Kopfstation des Er¬
folges einlaufen.
Herr Rotmund spielt hier die drei Ehemänner: den ersten
mit der tiefen Verbissenheit des lang genährten Hasses, den zweiten!
sehr fidel als das übermütige, verwöhnte Schoßkind des Publikums
und der Frauen. Wie er den dritten spielte, vermag ich nicht zu
sagen. Denn die Direktion des Lobetheaters hält an der sonder¬
baren Ansicht fest, daß auch ihre Lustspiel=Aufführungen nicht vor
Mitternacht beendet sein dürfen. So sah ich von Herrn Rotmunds
drittem Ehemann nur noch die — Maske. Frl. Holm ist eine
kluge, überlegene Schauspielerin und darum für die Frau Eckhold so
lange geeignet, wie diese klug und überlegen bleibt. Bei der großen
Abrechnung mit dem Gatten schien mir bei Frl. Holm die Sprache!
ihrer Hände ein wenig zu beredt, die ihrer Seele ein wenig zu matt.
Frl. Holm wäre übrigens auch für die Frau Sophie des zweiten
Einakters am Platze gewesen, besser als Frl. Wall, deren liebe,
nette Jung nädchenart zu der erfahrenen, vielgeprüften Gattin des
allzu großen Mimen nicht recht stimmen wollte. An dem lebhaften
Erfolge dieses Stückes, das naturgemäß im Terzett den stärksten
Beifall auslöste, waren neben Herrn Rotmund noch Herr von
Wolzogen als ernster, stiller Wahrheitssucher und Herr Knaack
als famoser Darsteller des famosen Theaterdirektors sehr wirk¬
sam beteiligt. Daß ich die Wiedergabe des „Bacchus¬
festes“ nicht bis zu Ende genießen konnte, habe ich schon
g meldet. Es hatte aber den Anschein, als ob sie hinter der von
Nummer eins und zwei nicht unbeträchtlich im Rückstand bleiben
würde. Herr Gorter, der Spielleiter des Abends, hatto sich eine
Rolle aufgebürdet (die des Sportsmanns und Liebhabers Guido),
die ihm persönlich wenig lag und die er überdies nur oberflächlich
zu kennen schien, und Frau Habel=Reimers führte gar die
neueste Sprach=Unart des Tages in die vornehm gepflegte Prosa
Schnitzlers ein. Davor sollte aber doch wohl ein Dichter seines
Ranges behütet werden. „Nich“?
Erich Freund.
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