II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 278

26.1. Kongedie der Norte zyklus
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Anfren hanndbrrschen Truppen
6o Weihnachten im geide
gilt unsere jetzige Sammlung von Liebesgaben, die wir in Gemeinschaft mit den Annahmestellen I und II
für freiwillige Liebesgaben jetzt wieder eröffneten. Es ist das zweite Weihnachtsfest, das unsere Feld¬
grauen draußen erleben, in stetem Kampf für das Vaterland. Wieder senken sich die Schatten der
Winterzeit auf die weiten Kampffelder im Westen und Östen, zu denen jetzt auch noch die unwirtlichen
Kampfgebiete Serbiens getreten sind. Millionen unserer deutschen Männer stehen in steter Bereitschaft.
nicht nür die Grenzen unsres Vaterlandes zu verteidigen, sondern unter heldenmütiger Einsetzung
ihres Lebens den Sieg zu erzwingen, den wir nach all den Opfern zur Sicherung einer gedeiblichen
Weiterentwicklung unsrer Existenz erringen müssen und werden. Groß ist unsre Verpflichtung diesen
Kämpfern gegenüber.
Unsre Sammlung gilt vor allem aber den zahlreichen Kriegern unsrer Hannoverschen Truppen.
die obne nähere Angehörige sind, die infolgedessen das Weihnachtsfest heranrücken sehen, ohne Aussicht
auf eine beglückende Weihnachtsgabe aus der Heimat. Sollen diese Tapfern zu Weihnachten beiseite
Sollen diese
stehen, menn andere Gaben aus der Heimat von ihren Angehörigen empfangen:
vielen Kämpfer empfinden, daß sie, die auch ihr Leben für das Vaterland aufs Spiel setzen.
vergessen werden?
Für diese erbitten wir in erster Linie Gaben!
Ein jeder von uns Daheimgebliebenen wird gewiß für diese Helden seine Gaben bringen, um
ihnen zu beweisen, daß auch sie bei dem schönsten aller Feste, zu Weihnachten, nicht allein stehen und
daß wir auch ihrer in Liebe gedenken.
Am willkommensten werden unsern Feldgrauen auch jetzt, zu Weihnachten, wieder
Weihnachts=Pakete
sein, aus denen sie ersehen, daß sie von sorgender Hand für sie bereitet sind. Als Inhalt dieser Pakete.
deren Wert man auf ca. 5 Mk. bemessen möge. ist besonders zu empfehlen: Strümpfe. Hosenträger.
Taschentücher, von jedem vielleicht ein Paar, Zigarren, Zigaretten, Tabak. Tabakspfeifen, Schokolade.
Zucker, Kerzen, Büchsensachen (Fische, Wurst, Fett), Nähzeng. Lichte, Taschenlaternen, Batterien. Lunten¬
feuerzeuge, Seife, Mittel gegen Ungeziefer. Garu, Nadeln.
Dem Pakete lege man seine Adresse bei.
Wem aber die Zeit und Gelegenbeit fehlt, selbst ein derartiges Puket zu fertigen, der gebe
eine Geldspende von 5 Mark
oder mehr, damit wir dafür Einzel=Pakete obigen Inhalts anfertigen können. Auch in diesem Falle
bitten wir um Beifügung einer Karte, die den betreffenden Paketen beigepackt werden kann. damit
der Empfänger siebt, von wem die Gabe kommt. Außer diesen Einzel=Paket= und Geldspenden sind
selbstverständlich auch
andere Liebesgaben in beliebigen Posten
und Auswahl willkommen und zwar sind dafür besonders zu empfehlen: Unterhosen. Strümpfe.
Taschentücher, Hosenträger, Konserven, Keks. Schokolade, Honigkuchen, Zigarren, Tabak, Pfeifen, Post¬
karten. Rum, gute Weine, Kaffee. Tee usw. Alles soll und muß beste Ware sein, die den
Transport übersteht und die dem Körper bekömmlich ist. Die Beifügung der Adresse des Svenders
Mit diesen Gaben werden wir, soweit es angebracht ist, auch
auch zu diefen Sachen ist erwünscht.
Einzelpakete fertigen oder aber den Truppenteilen zuführen, damit diese selbst durch ihre Führer die
Gaben so verteilen, wie es zweckmäßig erscheint.
Vor allem erbitten wir alle Gaben, Einzelpakete und Geld¬
spenden so schnelt wie mögisch.
denn die Weihnachtspakete müssen zum Teil noch vor Ende November bekördert werden, um auf
rechtzeitig zum Weihnachtsfeste einzutressen.
sicherm Wege auf den entfernteren Kriegsschauplätzen
erfolgt durch uns und die Annabmestellen
Die Zuführung der Gaben an unsre Truppen
I und II hierselbst.
Wir erbitten Einlieferung aller Svenden an die
Geschäftsstelle des Hannoverschen Anzeigers, Hannover, Schillerstraße 11
oder an die
Annahmestellen I und II Künstlerhaus, Hannover, Sophienstraße 5.
Ueber alle Gaben wird im Hannoverschen Anzeiger in der üblichen Weise quittiert.
Verlag des Hannoverschen Fnzeigers, Hannover.
te Treue, die ihnen Selbstverständlichkeit ist, auf holen, die dech, so unerquicklich sie größtenteils wir¬
ken, nirgends den schweren Ernst verkennen lassen,
Bühne in sentimentaler Verbramung bengalisch
mit dem der grüblerische Dichter mit dem ihn wieder
seuchtet werde. Aber sie dürfen verlangen, daß von
und wieder beschäftigenden Problem des Weibes ge¬
sen die Welt vortäuschenden Brettern wenigstens
rungen hat. so muß es sie vollends abstoßen, zu sehen,
t nicht das gerade Gegenteil ihres Verhaltens als
wie dem Wiener Schnitzler ähnliche Toemen eben
rm, „ja als Selbstverständlichkeit hingestellt wird.

recht sind, mehr oder minder geistvoll „jenseits von
enn schon mancher sich daran stößt, daß unsere The¬
Gut und Böse“ damit zu spielen.
r ringsum im Reich jetzt des Schweden Strind¬
Der erste Einakter „Stunde des Erkennens“ hat!
g zersetzende Einakter besonders häufig hervor¬
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12. November 1915

immerhin bedeutende litexarische Qualitäten, die in
der Technik an den tieferen Strindberg und den
geistvolleren Shaw erinnern. In fesselndem Aufbau
der Szenen wird bruchstückweise die Tragodie einer
Ehe enthüllt, die vor zehn Jahren innerlich zerbrach,
aber äußerlich weiter zusammenhielt. Sie entwickelt
in ihrer Schlußszene die grausame Rache des Man¬
nes, der seine Frau für ihre Untreue „strafte“, in¬
dem er sie, die sich ihm wieder innerlich verbunden
glaubte, ein Jahrzehnt lang in kaltem Haß nur als
Maitresse ansah, und die Gegenrache dieser Frau, die
aus dem Leben scheidet, ohne ihm zu sagen, daß ihr
einstiger Treubruch keineswegs mit jenem vom Schick¬
sal verwöhnten Jugendfreund ihres Gatten geschah,
woraus dieser das bitterste Gift seiner Enttäuschung
gesogen hatte. — Der zweite Einakter „Große Szene“
fällt bereits technisch gegen seinen Vorgänger ab, wenn
auch die die Entwicklung hemmenden Breiten infolge
ihrer reichlichen Durchsetzung mit guten und schwäche¬
ren Witzworten nicht als unmittelbar störend empfun¬
den werden. Er gibt sich als Tragikomödie, erzielt
aber keineswegs die befreiende Wirkung der echten
Kunstwerke dieser Cattung, weil der Verfasser nicht
über seinem Stoff steht, sondern behaglich mitten
drin steckt und deshalb auch jede noch so leise Anden¬
tung des „Gerichtstaghaltens“ vermissen läßt, womit
Ibsen das Wesen echten Dichtens umschreibt. So
bleibt gerade von diesem Einakter trotz vieler
glänzenden Szenen ein peinlicher Gesamtein¬
druck zurück, weil dem gewissenlosen Spiel des
„großen“ Mimen mit Menschenschicksalen wie mit
hloßen Rollen jegliches sittliche Gegengewicht fehlt. —
Der dritte Einakter schließlich, die Burleske „Das
Bacchusfest“ ist eine zu unleidlicher Eintönigkeit in
die Länge gezerrte Dramatisierung des feuilletonisti¬
schen Einfalls eine „Eheirrung, ein Versuch, die recht
„freie" Umdichtung der antiken Bacchusfestbräuche
wieder einzurenken.
hri
Die Aufführung im Deutschen Theater mühte sich
redlich mit den nicht leichten darstellerischen Aufgaben
der drei Einakter. Am besten gelang der zweite, wo
[Robert Taube als Schauspieler Konrad Herbot
seine „große Szene", mit der er den betrogenen
Bräutigam seiner vorübergehenden Geliebten hinter¬
geht, eindrucksvoll absolvierte, Marta Schneider
sals seine Frau Sophie den standigen Wechsel zwischen
emporter Auflehnung und willenloser Hingabe an
den Mimen der Bretter und des Lebens mit bemer¬
kenswerter Darstellungskraft in Haltung, Mienensviel
und Stimmfärbung herausbrachte und Willy Clo¬
[dius einen witzig=schlagfertigen Theaterdirektor Dr.
Falk gab. Die Zuhörerschaft nahm die beiden ersten
Einakter beifallsfreudig auf, blieb aber beim dritten
ziemlich kühl.
Schönherrs „Weibsteufel“ im Bezirk des 7. Armer¬
korps verboten. Der kommandierende General des
7. Armeekorps in Münster hat die Weiterauffüh¬
rung des Stückes „Der Weibsteufel“ von Schönherr
im Bezirke des ganzen Armeckorpsbereichs verboten.
Der „Weibstaufel“ sollte in Frankfurt a. M. ur¬
sprünglich am Totensonntag zum ersten Male aufge¬
führt werden. Infolge Einspruches eines Teiles der#
evangelischen Geistlichkeit von Frankfurt und einer
Anzahl Bürger ist die Erstaufführung jedoch auf An¬
fang Dezember verschoben word n.
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