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26.1. Konoedie der Norte zykius
Ausschhitt aus:
Hannoverscher Courier
vom:
—
19•5
nene eenenen
flächlichkeiten herauszuholen suchte, was herauszuholen war.
Deutsches Theater.
Seine Partnerin war im ersten Bilde Helene Normann,
die aus einem gänzlich verzeichneten Frauencharakter doch so
I Zum ersten Male: „Komödic der Worte“, drei Einakter
etwas wie ein fühlendes, leidendes Weib zu gestalten wußte,
von Arthur Schnitzler.
im zweiten Bilde Marta Schneider die wiederum wie bei
Es ist gut, daß wir hier in Hannover die üble Ein¬
ihrem ersten Auftreten viele schätzenswerte Vorzüge ihres
ichtung der sogenannten Nachikritik nicht kennen. Denn
Talents erkennen ließ, und im dritten Bilde Toni Rup¬
sorst hätte der Schreiber dieses Berichts am Ende doch im
precht, die im Verein mit Willy Clodius — der auch den
ersten Aerger über diesen unangenehmen Abend mit Kanonen
Theaterdirektor recht gut verkörpert hatte — dem fast allein
nach Spatzen geschossen und sich ein ernstes Wort vom Herzen
redenden Schriftsteller Staufer verständnisvoll die Stichworte
heruntergeredet über die Gefahr, die solche Stücke für die
brachte. Das Publikum begegnete dem ersten Stücke mit
geistige Volksgesundheit bedeuten. Solche Stücke an sich, ihre
Achtung, dem zweiten mit Beifall, dem dritten mit Schweigen.
Aufführung und der Gefallen, den sie immerhin bei gewissen
Martin Frehsee.
Kreisen im Volke finden. Auch wäre vielleicht ein ernstes
Wort gesprochen worden über die innere Unaufrichtigkeit des
Begriffes „Literarischer Abend“, der eigentlich nichts ist als
eine Ausrede, daß die Direktion dem Publikum doch bietet,
was das Publikum eigentlich gar nicht haben will; wenigstens
das Publikum nicht, das dem Theaterdirektor letzten Endes
das Brot ins Haus trägt. Denn allein von den seltenen
Logengästen solcher Abende kann der Direktor nicht loben;
Der Humerist, Wien
Ausschnitt aus:
Sperrsitz und Parkett und zweiter Rang bringen mehr ein.
Aber, wie gesagt, das hieße mit Kanonen nach Spatzen
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schießen. Dieser Schnitzler, der ein so ganz anderer ist als
vom:
der Schnitzler der „Liebelei“ oder der Schnitzler des
uer serit un un eiten See
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„Anatolcyklus“, ist ein Spatz, für den ein ganz leises Klatschen
Einakterzyklus „Komödie der Worte“ vermochte das Publikum nur
in die Hände genügt. Dann fliegt er weg, und die Direktion wird
hoffentlich durch das Ausbleiben des Puhlikums an den
keilweise zu interessieren. Die Darstellung war ausgezeichnel, vor¬
nächsten Wiederholungen belehrt, daß das Reinlichkeitsgefühl
nehmlich Herr Gradnitzer, welcher als Arzt, Schauspieler und
der Hannoveraner doch allen Ueberredungskünsten der Wiener
zuletzt als Schriftsteller Vorzügliches leistete. Seine Gegenspielerin;
und der Berliner Kritik zu trotzen vermag.
Frl. Trebitsch verdient ebenfalls besonders belobt zu werden.
Denn eine unreinliche Sache ist dieser Einaiterzyklus.
Auch die Damen Wilson und Michel seien mit Anerkennung
Unreinlich in der Wahl des Stoffes, der in allen drei Stücken
bedacht, ebenso die Herren Kraus, Olden=Brandl und
die beiderseitige eheliche Untreue in brutalster Form ist; un¬
reinlich auch in der logischen und psychologischen Gestaltung,
Serhupt. — Das neuengagierte Opernpersonale stellte sich in:
die sich in den seltsamsten Windungen und Verdrehungen ge¬
Rchard Wagners Oper „Lohengrin' dem Publikum vor.
fällt; unreinlich schließlich auch in der Führung des Dialogs,
rl. Wertheim, eine Anfängerin (aus der renommierten Gesangs¬
der alle sonst bei Schmitzler gewohnte Sauberkeit und Feinheit
vermissen läßt. Ausgenommen vielleicht im mittleren Stücke,
ver Rene Minen de Mrehe dt wadch bo
Sernol
in dem Schnitzler nech am meisten er sellst ist, während er
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im ersten sich etwas als Strindberg, im dritten so ungefähr
als Shaw verkleidet. Beide Kostüme aber stehen ihm nicht
alles, was einer jugendlich=dramatischen Sängerin eigen sein soll:
und sitzen ihm nicht.
eine schöne, kräftige, gutgeschulte Stimme, Intelligenz, Talent und
Also Schwamm drüber! Bleibt festzustellen, daß der
eine hübsche Bühnenerscheinung. Es war der Sängerin nicht
undankbaren Aufgabe der Darstellung sich unter der sichtlich
das Beste erstrebenden Regie des Direktors Stein die
schwer, gleich bei ihrem ersten Auftreten das Publikum für sich zu
tüchtigsten Mitglieder des Deutschen Theaters mit Einsetzung
gewinnen und ist dieser Kunstjüngerin eine ehrenvolle künstlerische
ihrer besten Kräste unterzegen. Allen voran Robert Taube,
Laufbahn sicher. Herr Füllenbaum verfügt über einen hellen,
der dreimal in Maske, Sprache und Haltung ein völlig anderer
schmiegsamen Tenor, den er mit Verständnis verwertet; im Spiel
war, und mit liebevoller Vertiefung aus den seichten Ober¬
erkannte man den gewandten Darsteller. Der Telramund des
Herrn Schwarz war, obgleich mitunter kräftigere Akzente an¬
zuschlagen gewesen wären, von guter Wirkung. Frl. v. Lohnbach
ffand für die Ortrud den richtigen Ausdruck in Gesang und Spiel.
Der Bassist Herr Schorr bedeutet einen großen Gewinn für
unsere Bühne. Ein Sänger von Noblesse und feiner Empfindung,
mit einer Stimme von Wohlklang und bedeutendem Umfang, zählt
zu den Seltenheiten. Wir freuen uns, im „Waffenschmied', „Frei¬
schütz' und „Martha“ diesen ausgezeichneten Sänger bald wieder
zu hören. Herr Schnepf vermochte als Heerrufer nicht zu ge¬
nügen, weil seine Stimme nicht kräftig genug ist. Der Chor hielt
sich tapfer und sang korrekt. Das Orchester stand unter der Leitung
des Herrn Hager=Haydu, welcher sich als ein tüchtiger und
umsichtiger Kapellmeister zeigte. Die Spielleitung besorgte Direktor
Richter und ist es nur selbstverständlich, daß alles klappte. Das
volle Haus spendete den Mitwirkenden vielen und wohlverdienten
Beifall. — Die Operette „Auf Befehl der Herzogin“, von Bruno
Granichstädten, wird sich hier nicht zu einem Schlager heraus¬
wachsen. Die schwache Handlung vermag die Zuschauer nicht zu
interessieren. Der Komponist hat eine feine, gefällige Musik ge¬
schrieben, einige flotte Walzer, ein schneidiges Terzett, ein prächtiges
Antrittslied und einige Märsche, die vielen Anklang gefunden haben.
Die Darstellung konnte nur teilweise gerechten Anforderungen ent¬
sprechen. Frl. Birk gab mit Würde und Eleganz die Herzogin.
Frl. Sild (Lintschi) war das echte, süße wiener Mädel; voll
Schneid und wohltuender Herzensgüte. Herr Steilauxentledigte
sich mit Gelingen seiner Aufgabe. Auch die Damen Jolan und
Jelly sind zu erwähnen. Die Herren Schnepj (Weißhappel)
und Teumann (Toni) taten des Guten zu viel und beeinträchtigten
dadurch die Wirkung. Der Spielleitung des Herrn' Golda und dem
Mulikleiter Herrn Fürstbauer gebührt Anexkennung.“ S. K.
26.1. Konoedie der Norte zykius
Ausschhitt aus:
Hannoverscher Courier
vom:
—
19•5
nene eenenen
flächlichkeiten herauszuholen suchte, was herauszuholen war.
Deutsches Theater.
Seine Partnerin war im ersten Bilde Helene Normann,
die aus einem gänzlich verzeichneten Frauencharakter doch so
I Zum ersten Male: „Komödic der Worte“, drei Einakter
etwas wie ein fühlendes, leidendes Weib zu gestalten wußte,
von Arthur Schnitzler.
im zweiten Bilde Marta Schneider die wiederum wie bei
Es ist gut, daß wir hier in Hannover die üble Ein¬
ihrem ersten Auftreten viele schätzenswerte Vorzüge ihres
ichtung der sogenannten Nachikritik nicht kennen. Denn
Talents erkennen ließ, und im dritten Bilde Toni Rup¬
sorst hätte der Schreiber dieses Berichts am Ende doch im
precht, die im Verein mit Willy Clodius — der auch den
ersten Aerger über diesen unangenehmen Abend mit Kanonen
Theaterdirektor recht gut verkörpert hatte — dem fast allein
nach Spatzen geschossen und sich ein ernstes Wort vom Herzen
redenden Schriftsteller Staufer verständnisvoll die Stichworte
heruntergeredet über die Gefahr, die solche Stücke für die
brachte. Das Publikum begegnete dem ersten Stücke mit
geistige Volksgesundheit bedeuten. Solche Stücke an sich, ihre
Achtung, dem zweiten mit Beifall, dem dritten mit Schweigen.
Aufführung und der Gefallen, den sie immerhin bei gewissen
Martin Frehsee.
Kreisen im Volke finden. Auch wäre vielleicht ein ernstes
Wort gesprochen worden über die innere Unaufrichtigkeit des
Begriffes „Literarischer Abend“, der eigentlich nichts ist als
eine Ausrede, daß die Direktion dem Publikum doch bietet,
was das Publikum eigentlich gar nicht haben will; wenigstens
das Publikum nicht, das dem Theaterdirektor letzten Endes
das Brot ins Haus trägt. Denn allein von den seltenen
Logengästen solcher Abende kann der Direktor nicht loben;
Der Humerist, Wien
Ausschnitt aus:
Sperrsitz und Parkett und zweiter Rang bringen mehr ein.
Aber, wie gesagt, das hieße mit Kanonen nach Spatzen
10.100 19 15
schießen. Dieser Schnitzler, der ein so ganz anderer ist als
vom:
der Schnitzler der „Liebelei“ oder der Schnitzler des
uer serit un un eiten See
L een e ee
„Anatolcyklus“, ist ein Spatz, für den ein ganz leises Klatschen
Einakterzyklus „Komödie der Worte“ vermochte das Publikum nur
in die Hände genügt. Dann fliegt er weg, und die Direktion wird
hoffentlich durch das Ausbleiben des Puhlikums an den
keilweise zu interessieren. Die Darstellung war ausgezeichnel, vor¬
nächsten Wiederholungen belehrt, daß das Reinlichkeitsgefühl
nehmlich Herr Gradnitzer, welcher als Arzt, Schauspieler und
der Hannoveraner doch allen Ueberredungskünsten der Wiener
zuletzt als Schriftsteller Vorzügliches leistete. Seine Gegenspielerin;
und der Berliner Kritik zu trotzen vermag.
Frl. Trebitsch verdient ebenfalls besonders belobt zu werden.
Denn eine unreinliche Sache ist dieser Einaiterzyklus.
Auch die Damen Wilson und Michel seien mit Anerkennung
Unreinlich in der Wahl des Stoffes, der in allen drei Stücken
bedacht, ebenso die Herren Kraus, Olden=Brandl und
die beiderseitige eheliche Untreue in brutalster Form ist; un¬
reinlich auch in der logischen und psychologischen Gestaltung,
Serhupt. — Das neuengagierte Opernpersonale stellte sich in:
die sich in den seltsamsten Windungen und Verdrehungen ge¬
Rchard Wagners Oper „Lohengrin' dem Publikum vor.
fällt; unreinlich schließlich auch in der Führung des Dialogs,
rl. Wertheim, eine Anfängerin (aus der renommierten Gesangs¬
der alle sonst bei Schmitzler gewohnte Sauberkeit und Feinheit
vermissen läßt. Ausgenommen vielleicht im mittleren Stücke,
ver Rene Minen de Mrehe dt wadch bo
Sernol
in dem Schnitzler nech am meisten er sellst ist, während er
4
im ersten sich etwas als Strindberg, im dritten so ungefähr
als Shaw verkleidet. Beide Kostüme aber stehen ihm nicht
alles, was einer jugendlich=dramatischen Sängerin eigen sein soll:
und sitzen ihm nicht.
eine schöne, kräftige, gutgeschulte Stimme, Intelligenz, Talent und
Also Schwamm drüber! Bleibt festzustellen, daß der
eine hübsche Bühnenerscheinung. Es war der Sängerin nicht
undankbaren Aufgabe der Darstellung sich unter der sichtlich
das Beste erstrebenden Regie des Direktors Stein die
schwer, gleich bei ihrem ersten Auftreten das Publikum für sich zu
tüchtigsten Mitglieder des Deutschen Theaters mit Einsetzung
gewinnen und ist dieser Kunstjüngerin eine ehrenvolle künstlerische
ihrer besten Kräste unterzegen. Allen voran Robert Taube,
Laufbahn sicher. Herr Füllenbaum verfügt über einen hellen,
der dreimal in Maske, Sprache und Haltung ein völlig anderer
schmiegsamen Tenor, den er mit Verständnis verwertet; im Spiel
war, und mit liebevoller Vertiefung aus den seichten Ober¬
erkannte man den gewandten Darsteller. Der Telramund des
Herrn Schwarz war, obgleich mitunter kräftigere Akzente an¬
zuschlagen gewesen wären, von guter Wirkung. Frl. v. Lohnbach
ffand für die Ortrud den richtigen Ausdruck in Gesang und Spiel.
Der Bassist Herr Schorr bedeutet einen großen Gewinn für
unsere Bühne. Ein Sänger von Noblesse und feiner Empfindung,
mit einer Stimme von Wohlklang und bedeutendem Umfang, zählt
zu den Seltenheiten. Wir freuen uns, im „Waffenschmied', „Frei¬
schütz' und „Martha“ diesen ausgezeichneten Sänger bald wieder
zu hören. Herr Schnepf vermochte als Heerrufer nicht zu ge¬
nügen, weil seine Stimme nicht kräftig genug ist. Der Chor hielt
sich tapfer und sang korrekt. Das Orchester stand unter der Leitung
des Herrn Hager=Haydu, welcher sich als ein tüchtiger und
umsichtiger Kapellmeister zeigte. Die Spielleitung besorgte Direktor
Richter und ist es nur selbstverständlich, daß alles klappte. Das
volle Haus spendete den Mitwirkenden vielen und wohlverdienten
Beifall. — Die Operette „Auf Befehl der Herzogin“, von Bruno
Granichstädten, wird sich hier nicht zu einem Schlager heraus¬
wachsen. Die schwache Handlung vermag die Zuschauer nicht zu
interessieren. Der Komponist hat eine feine, gefällige Musik ge¬
schrieben, einige flotte Walzer, ein schneidiges Terzett, ein prächtiges
Antrittslied und einige Märsche, die vielen Anklang gefunden haben.
Die Darstellung konnte nur teilweise gerechten Anforderungen ent¬
sprechen. Frl. Birk gab mit Würde und Eleganz die Herzogin.
Frl. Sild (Lintschi) war das echte, süße wiener Mädel; voll
Schneid und wohltuender Herzensgüte. Herr Steilauxentledigte
sich mit Gelingen seiner Aufgabe. Auch die Damen Jolan und
Jelly sind zu erwähnen. Die Herren Schnepj (Weißhappel)
und Teumann (Toni) taten des Guten zu viel und beeinträchtigten
dadurch die Wirkung. Der Spielleitung des Herrn' Golda und dem
Mulikleiter Herrn Fürstbauer gebührt Anexkennung.“ S. K.