II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 292

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26.1. Konoedie der Norte ZykIus
Llambuiger Fachichten
d. 1. 146.
Hamburg.
liches laut werden, jetzt klingt mit einem Male der Silberton] Völker zusamn
deutsches Schaufpielhaus.
der Ironie dazwischen. Die andern beiden scheinen er¬
Tag sogar üb
schrocken zu verstummen, aber wenn sie wieder anheben, lebt Anatoldichter
Arthur Schnitzler: „Komödie der Worte.“
der fremde Rhythmus auch in ihnen. In diesem Dreiklang der Zeit läuft
Alfred Freihe
eer hat einmal gesagt, im
fangen und haschen sich Wirklichkeit und Unwirklichkeit,
Dichter sich ga
Grunde handelten alle Theaterstücke und Novellen Schnitzlers
Geist und Seele tauschen die Plätze, und wo wir glaubten,
kleinsie Gefühl
samt und sonders nur von drei Dingen: vom Lieben, vom
die eine schluchzen zu hören, kichert plötzlich der andere. Im
schien, wie ein
Sterben und vom Komödiespielen. Das ist trefflich be¬
wechselseitigen Anziehen und Loslassen wird die Melodie
Reservat der
obachtet, aber nicht ganz endgültig formuliert. Diese
aber immer leichter und freier, kapriziöser und frivoler, das
Mangel an inn
Trinität, die so bezeichnend ist für das Schnitzlersche Schaffen,
Kunstwerk verliert nach und nach die Erdschwere und gewinnt
ungerecht, wen
besteht nicht in dem selbständigen Nebeneinander gleichartiger
dafür an Laune, so daß wir am Ende den rauhen Lärm des
Schnitzlers ent
und gleichberechtigter Elemente. Wirkliche Kunstinhalte sind
tätigen Lebens bereits als etwas Gegensätzliches empfinden
geworden sind.
auch für diesen Dichter nur die beiden ersten. In ihnen packt
und die Wirklichkeit durch das dünne Gewebe ihres Abbilds
worden! Und
er das, was wir so Leben zu nennen pflegen, gerade an seinen
hindurchschimmert. Die Schnitzlerschen Geschöpfe werden auf
Bewandnis.
entgegengesetzten Polen und gestaltet es in seiner stärksten,
diese Weise Zwitterwesen. Zwar der drückenden Enge der
ein Spiel sei,
ursprünglichsten Bejahung wie in seiner letzten, endgültigen
Wirklichkeit sind sie entronnen, aber sie bleiben zwischen
Anatolszenen
Verneinung. Die Komödie aber ist ja nicht Leben sondern
Himmel und Erde schweben. Ein Rest von der krausen Will¬
Loris, mit fol
vielmehr eine Auffassung vom Leben, ja letzten Endes die
kür, dem Widersinn des irdischen Daseins haftet ihnen auch
große Frage an das Leben selbst. Sie tritt also den beiden
in ihrem luftigeren Reiche an, und nichts ist ihnen wesens¬
andern stofflichen Faktoren in dem Schnitzlerschen Lebens¬
fremder als die eherne Notwendigkeit künstlerischer Gesetze.
werke als etwas Subjektives nicht zur Seite, sondern gegen¬
„Was ist nicht Spiel, das wir auf Erden treiben ... Wir
über. Ein vom eigenen Ich losgesprengter Wesensteil, eine
spielen immer, wer es weiß, ist klug!“ — sagt Schnitzler selber
Ahnfrau der Seele, begleitet sie schemengleich, aber immer
in seinem Paracelsus. Dies seltsame Gefühl von der Ir¬
Aus
mit einem fragenden Lächeln den Dichter durchs Leben, sie
dem
realität des Daseins, von dem Schnitzler nie ganz loszukom¬
fühls, ist
unm
folgt seinen Liebenden in die bräutliche Kammer und sitzt mit
men vermag, kann aber die verschiedensten Stimmungen aus¬
es
derselben Grimasse auch an ihrem letzten Lager.
lösen. Der eine ist vielleicht selig in dem Gedanken, daß,
Tit
Die Eigenart der Schnitzlerschen Kunst liegt zunächst in
wenn nun einmal die Welt ein Punventheater ist, wenigstens
der Beschränkung seiner Motive. Er hat nicht nur wenige;
die Drähte in der Hand eines großen Meisters zusammen¬
la

sie bleiben sich auch immer selbst gleich. Der Tod freilich ist
laufen, während der andere zum schwärzesten Pessimisten
un
an sich eindeutig. Aber Schnitzler nimmt ihn überhaupt
wird, weil sein Ich nichts weiter als ein Schattenriß ist, der,
mehr als ein isoliertes Phänomen, dichterisch interessiert ihn
rson
aus Weltenfernen auf die nackte Fläche des Lebens geworfen,
pfl
ein e
das Sterben als ein Verebben der Lebensgeister, ein letzter
sogleich verschwindet, wenn ein Unbekannter das Licht aus¬
von
rnent
Flackertanz der Phantasie. Alles hat jedoch ein rückwärts
bläst. Schnitzler ist kein Weltanschauungspoet — eher haftet
heit, und doch
gewandtes Gesicht. Der Tod ist immer nur ein Aufhören,
ihm etwas von der sich selbst beschränkenden Resignation des
Schnitzler um de
modernen Wissenschaftlers an ¬
niemals ein Anfang, und am allerwenigsten zugleich auch der
und aus dem großen Kom¬
um Lieben und
letzte, höchste Einsatz des Menschen innerhalb der sittlichen
plex dieser Gefühle und Vorstellungen hat er nur einen Zug
Dichter ist. Frei
Welt. Die Liebe freilich hat er unendlich oft variiert. Sehen
seiner Kunst nutzbar gemacht, aber so, daß er auch zugleich
je weiter wir leh
wir aber genauer zu, so ist auch hier der Wechsel mehr eine
zum beherrschenden Prinzip geworden ist. Das ist die iro¬
am Ende auch d
Kostümfrage, und unter Spitzen und Seide bleibt als eigent¬
nische Melancholie über die Irrealität der scheinbar tiefsten,
wenigstens als K
lich künstlerisches Motiv einzig und allein die im doppelten
heiligsten Empfindungen. Sein gesamtes Schaffen ist weiter
ein Motiv das an
Sinne nackte Tatsache. Das große Gebiet zwischen diesen
nichts als eine einzige große Tragikomödie unseres eigenen
Gefühls.
zieht sich wieder
beiden Lebenspolen scheint für Schnitzler kaum zu existieren.
je näher er ihm z
Gelegentlich streift er wohl soziale oder politische Fragen.
Jahre kommen und gehen! Wenn Schnitzler heute im
lauscht nur in de
Zu einer eigentlichen Ethik hat er sich niemals aufgeschwun¬
grauen Haar, aber noch immer die gleiche dreibesaitete Leier
schon an der Sch
gen. Ja selbst die Natur ist ihm gerade gut genug zum
im Arm am Schattenhange einherschlendert und sein altes
die Jugend lädt
Blumenstrauß für die Geliebte und die weite Welt nichts
Lied in der gleichen Weise aufs Neue anhebt, dann horcht
der Tür, dann tut
weiter als ein einziger großer Rendezvousplatz. Aber wenn
man zunächst wohl etwas erstaunt und befremdet auf. Gerade
ergeht es jetzt Sch
auch die eine Saite auf seinem dichterischen Instrumente nur
das, was für Schnitzler nie mehr als etwas Schwankendes,
beiden Hauptmot
vom Liebesglück, die andere nur vom Todesleid summt, die
Rätselvolles, im letzten Grunde Unwirkliches gewesen ist, hat
entwendet, und ih
echte Schnitzlersche Melodie entsteht doch erst, wenn, als wäre
seine Realität wie in einem vulkanischen Ausbruche uns allen!
Surrogaten zu
es unbewußt und ganz von selber, die dritte mitzuschwingen
zum Erstaunen offenbart. Das Gefühl hat das Individuum
Und die Frage i
beginnt. Mag dort Menschliches, vielleicht auch Allzumensch= aus dem Sattel gehoben, hat die Parteien enttbront, bat ihrem Rechte we
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