26.1. Kongedieder Norte—Zykius
che Zeitung
nis aus. Eine Gefahr droht dem Schauspieler im zweiten;
Stücke gerade dadurch, daß der Dichter ihm hier das
*Theater
Meiste selbst in die Hand gibt und ihm so nahe wie mög¬
lich entgegenkommt. Die Gefahr des sich Ueberspielens
Stadttheater
liegt hier vor, der Darsteller vermied sie. Mancher Zug,
der zwischen den Zeilen des Buches zu lesen ist, entging
mödie der Worte“
ihm zwar noch; so mußte er, eben weil sich alles, Wahrheit
II.
und Lüge, für ihn zu Theater wandelt, seiner Frau
tler fabt drei Einakter in seiner
auch das „Kind“ vorspielen, als sie ihn so nennt. Aber das
Infamen. Man handelt nicht auf
sind Nebensächlichkeiten. Albert Gros brachte den
erhandelt — dies wird zum Typischen
Theaterdirektor zur rechten Wirkung, der farbloseren Partie
andelt zu Zweien über etwas
der Schauspielersfrau verlieh Else Lüders einiges Le¬
an
nheit angehörendes. Lange und
ben. Die Vilma Flamm Hannah Josephs vertragt ganz
lichen großer Wortkunst. Diese ge¬
gut einige gerissene Nüancen mehr. In der „Stunde des
s mehr dem Dichter selbst als seinen
Erkennens“ gab Erika Kristen der Rolle innerliches
drei Fällen ist das Objekt des Ver¬
Leben, doch schien der Ausgang etwas matt; allerdings
Edäsche aus dem eigenen Hause.
halt ihn Schnitzler selbst verschwommen. Fritz Schmith
kennens“ überläßt sie der Mann seiner
eignete sich gut für den gemessen auftretenden Ormin. Frl.
hirgendwo neue; in der „Großen
Stuckering und Werner Heckmann fanden leicht
krem Menne und im „Bachusfeste“
den Ton, in dem Agnes und Dr. Wernig zu halten sind.
, sie ungewaschen beiderseitig weiter
Das etwas weniger als sonst besuchte Haus nahm das
mödie der Worte“ in unglaublich viel
erste und jetzte Stück kühl auf, der Beifall galt nur der
en auf den Höhepunkten der Szenen
guten schauspielerischen Leistung. Stärker wirkte die
i wie knisternde Entladungen zweier
M. H.
„Große Szene“.
das bläuliche Licht leuchtet und er¬
Endessen die Nerven des Zuhörers mit
Do sehr Schnitzler die Luft der Bühne
Wilhelmtheater
den hat — es kommt zu keinem Natur¬
kr. und blitzt nicht, auch bleibt der ver¬
„Das Jungfernstift“
#und der lachende Sonnenschein —
Im Vergleich zu seinen späteren Tanzpossen hat Gilbert
n die Entladungen des positiven und
zu der komikgewürzten Operette Ernst Ritterfelds — trotz des
es dem Autor gefällt, die Kurbel nicht
stellenweise heillos banalen Textes — bessere Musik geschrieben,
ie Komödie ist aus. In der Seele aber
als man ahnen könnte, wenn man nur seine Gassenhauer kennt.
auch beim technisch glänzendsten Stücke
Hier hat er noch gelegentlich Anwandlungen zum Spielopernhaf¬
nicht, als die Erinnerung an ein ge¬
ten freilich beherrscht er Form und Melodie noch nicht so soube¬
endes Theatererlebnis.
rän, wie in letzter Zeit, obwohl es scheint, daß auch er die Höhe
bereits überschritten hat. Mag dem nun sein, wie ihm wolle, das
u den Künstlern des Wortes und
Wiederauftreten des erfolgerprobten „Jungfernstifts“ belebt
iftsteller verstehen „aus Worten ein
den Spielplan derartig, daß ihm manche Wiederholungen be¬
wie er. Aber ein Entscheidendes fehlt
schieden sein werden. In erster Linie galten die Ehren des
in Worten dieser Stücke nimmt den
gestrigen Abends der stets bewährten, stets unverdrossenen und
des Zuhörers. Vermag ihn gar nicht
immer gebefrohen komischen Alten, Auguste Richter, die nun
einfachen Grunde nicht, weil es nicht
schon Jahre hindurch zu den festesten Säulen des Wilhelm¬
des Dichters gegangen war. Gewiß
theaters gehört. Wie sehr sie beim Publikum beliebt ist, be¬
Stücken, die es künstlerisch ehrlich
zeugte die Fülle der Geschenke und Blumen, die ihr unter reich¬
stem Beifall am Schlusse des 2. Aktes zuteil wurden. Im ganzen
Falität und Immoralität so gut wie
war der Verlauf befriedigend, wenn auch einiges zu beanstan¬
er mehr eine solche der Oberfläche als
den war. Bei einem so gut eingespielten Personal, wie es jetzt
taterbesucher gerabe unserer Zeit hun¬
vorhanden ist, dürfen derartige Spielpausen und Anleihen beim
matischen Erlebnis: Schnitzler bietet
Zuflüsterer wie im ersten Akt nicht mehr vorkommen. Abgesehen
dien geschliffene Glassteine anstatt
davon erfreuten namentlich zwei Leistungen, und zwar die
starkes Wor“.
Helens Basils und Trudel Ulrichs. Fri. Basil gleicht sich
die drei Einakter ganz vortrefflich.
von Abend zu Abend immer mehr aus, wobei ihre treffliche
Stimmschulung dem stets zurückhaltenden Spiel zugute kommt.
würdigen Rahmen waren sie gestellt,
Trudel Ulrich, die über viel natürlichen Humor verfügt, hat sich
lstück nicht so einfach war. Hans
bereits soven Spielgewandheit angeeignet, daß
nunmehr
Regie. Die Hauptlast des Abends
auch der Stimmstärke ihre Aufmerksamkeit zuwenden kann.
zu tragen, der als Arzt, Tragöde und
Sonst seien noch Hella Norden, Arthur Schurz und Mathias
Drei Berufe, die weit auseinander
Meyers (in der zwar wortarmen, aber köstlichen Tartüffe¬
Darsteller sie nicht nur scharf ausein¬
karrikatur) sowie Kotellmeister Hoefert genannt. Der Bei¬
in jeder Rolle Charakteristisches bot,
fall des wiederum ausverkauften Hauses war, wie stets, von
brauchbarkeit ein vortreffliches Zeug¬] Herzen gespendet.
K. F.
AI Sichard
—
box 32/5
Vortragsabend Hans Mühlhofer
In dankbarer Erinnerung an manchen genußreichen Abend
haben die Magdeburger Theaterfreunde dem einstigen Helden
unserer Bühne ihre Anhänglichkeit bewahrt. Das bewies der
gute Besuck des Vortragsabends, den Hans Mühlhofer am
Montag abend veranstaltet hatte. Da fehlte wohl keiner der
früheren Verehrer seiner Kunst, und keiner zauderte, ihm den
Zoll seiner Anerkennung zu entrichten. Allerdings nicht nur
aus Erinnerung und Anhänglichkeit, sondern aus Ueberzeugung
in Würdigung seiner diesmaligen Leistung. Und sie war zu
würdigen. Man darf freilich nicht vergessen, daß Hans Mühl¬
hofer Schauspieler ist, in dessen Adern Theaterblut rollt, das
nach Darstellung ringt und sich mit dem bloßen Vortrag in
künstlerischer Gestaltung nicht begnügt. Bei so schlichten Ge¬
dichten wie das zum Volkslied gewordene „Der gute Kamerad“.
von Uhland tritt die Tatsache am deutlichsten in Erscheinung
und weckt am lautesten den Widerspruch. In anderen Fällen
nimmt man sie aber gern mit in Kauf nicht weil es sich um
Mühlhofer handelt, sondern weil die Gedichte, namentlich die
kriegerischen, den Versuch darstellerische Gestaltung vertragen.
Willkürliche Aenderungen aber wie in Heims „Deutschland“
sollten doch besser vermieden werden. Wie in dem Wildenbruch¬
schen Liee handelt es sich hier um ein Vorempfinden, das ein¬
getroffen ist. Es liegt also gar kein Grund zu Kürzungen vor.
Das Programm bestand aus einem ernsten und einem heite¬
ren Teil. Bei aller Achtung vor der Vermittlung des ersten,
gelang der zweite Teil beinahe besser. Es kann aber auch an
den Stoffen gelegen haben und daran, daß man in dieser Zeit
sich lieber einmal von den heiteren Momenten des Krieges er¬
zählen läßt, als von dem Großen, Gewaltigen und Erschüttern¬
den. Jedenfalls wuchs die Stimmung, und das ist das beste
Zeichen eines verdienten Erfolges. Die eigenen Dichtungen
Mühlhofers reihten sich prächtig in das Ganze ein.
Lohto Gannoldnacheichten
che Zeitung
nis aus. Eine Gefahr droht dem Schauspieler im zweiten;
Stücke gerade dadurch, daß der Dichter ihm hier das
*Theater
Meiste selbst in die Hand gibt und ihm so nahe wie mög¬
lich entgegenkommt. Die Gefahr des sich Ueberspielens
Stadttheater
liegt hier vor, der Darsteller vermied sie. Mancher Zug,
der zwischen den Zeilen des Buches zu lesen ist, entging
mödie der Worte“
ihm zwar noch; so mußte er, eben weil sich alles, Wahrheit
II.
und Lüge, für ihn zu Theater wandelt, seiner Frau
tler fabt drei Einakter in seiner
auch das „Kind“ vorspielen, als sie ihn so nennt. Aber das
Infamen. Man handelt nicht auf
sind Nebensächlichkeiten. Albert Gros brachte den
erhandelt — dies wird zum Typischen
Theaterdirektor zur rechten Wirkung, der farbloseren Partie
andelt zu Zweien über etwas
der Schauspielersfrau verlieh Else Lüders einiges Le¬
an
nheit angehörendes. Lange und
ben. Die Vilma Flamm Hannah Josephs vertragt ganz
lichen großer Wortkunst. Diese ge¬
gut einige gerissene Nüancen mehr. In der „Stunde des
s mehr dem Dichter selbst als seinen
Erkennens“ gab Erika Kristen der Rolle innerliches
drei Fällen ist das Objekt des Ver¬
Leben, doch schien der Ausgang etwas matt; allerdings
Edäsche aus dem eigenen Hause.
halt ihn Schnitzler selbst verschwommen. Fritz Schmith
kennens“ überläßt sie der Mann seiner
eignete sich gut für den gemessen auftretenden Ormin. Frl.
hirgendwo neue; in der „Großen
Stuckering und Werner Heckmann fanden leicht
krem Menne und im „Bachusfeste“
den Ton, in dem Agnes und Dr. Wernig zu halten sind.
, sie ungewaschen beiderseitig weiter
Das etwas weniger als sonst besuchte Haus nahm das
mödie der Worte“ in unglaublich viel
erste und jetzte Stück kühl auf, der Beifall galt nur der
en auf den Höhepunkten der Szenen
guten schauspielerischen Leistung. Stärker wirkte die
i wie knisternde Entladungen zweier
M. H.
„Große Szene“.
das bläuliche Licht leuchtet und er¬
Endessen die Nerven des Zuhörers mit
Do sehr Schnitzler die Luft der Bühne
Wilhelmtheater
den hat — es kommt zu keinem Natur¬
kr. und blitzt nicht, auch bleibt der ver¬
„Das Jungfernstift“
#und der lachende Sonnenschein —
Im Vergleich zu seinen späteren Tanzpossen hat Gilbert
n die Entladungen des positiven und
zu der komikgewürzten Operette Ernst Ritterfelds — trotz des
es dem Autor gefällt, die Kurbel nicht
stellenweise heillos banalen Textes — bessere Musik geschrieben,
ie Komödie ist aus. In der Seele aber
als man ahnen könnte, wenn man nur seine Gassenhauer kennt.
auch beim technisch glänzendsten Stücke
Hier hat er noch gelegentlich Anwandlungen zum Spielopernhaf¬
nicht, als die Erinnerung an ein ge¬
ten freilich beherrscht er Form und Melodie noch nicht so soube¬
endes Theatererlebnis.
rän, wie in letzter Zeit, obwohl es scheint, daß auch er die Höhe
bereits überschritten hat. Mag dem nun sein, wie ihm wolle, das
u den Künstlern des Wortes und
Wiederauftreten des erfolgerprobten „Jungfernstifts“ belebt
iftsteller verstehen „aus Worten ein
den Spielplan derartig, daß ihm manche Wiederholungen be¬
wie er. Aber ein Entscheidendes fehlt
schieden sein werden. In erster Linie galten die Ehren des
in Worten dieser Stücke nimmt den
gestrigen Abends der stets bewährten, stets unverdrossenen und
des Zuhörers. Vermag ihn gar nicht
immer gebefrohen komischen Alten, Auguste Richter, die nun
einfachen Grunde nicht, weil es nicht
schon Jahre hindurch zu den festesten Säulen des Wilhelm¬
des Dichters gegangen war. Gewiß
theaters gehört. Wie sehr sie beim Publikum beliebt ist, be¬
Stücken, die es künstlerisch ehrlich
zeugte die Fülle der Geschenke und Blumen, die ihr unter reich¬
stem Beifall am Schlusse des 2. Aktes zuteil wurden. Im ganzen
Falität und Immoralität so gut wie
war der Verlauf befriedigend, wenn auch einiges zu beanstan¬
er mehr eine solche der Oberfläche als
den war. Bei einem so gut eingespielten Personal, wie es jetzt
taterbesucher gerabe unserer Zeit hun¬
vorhanden ist, dürfen derartige Spielpausen und Anleihen beim
matischen Erlebnis: Schnitzler bietet
Zuflüsterer wie im ersten Akt nicht mehr vorkommen. Abgesehen
dien geschliffene Glassteine anstatt
davon erfreuten namentlich zwei Leistungen, und zwar die
starkes Wor“.
Helens Basils und Trudel Ulrichs. Fri. Basil gleicht sich
die drei Einakter ganz vortrefflich.
von Abend zu Abend immer mehr aus, wobei ihre treffliche
Stimmschulung dem stets zurückhaltenden Spiel zugute kommt.
würdigen Rahmen waren sie gestellt,
Trudel Ulrich, die über viel natürlichen Humor verfügt, hat sich
lstück nicht so einfach war. Hans
bereits soven Spielgewandheit angeeignet, daß
nunmehr
Regie. Die Hauptlast des Abends
auch der Stimmstärke ihre Aufmerksamkeit zuwenden kann.
zu tragen, der als Arzt, Tragöde und
Sonst seien noch Hella Norden, Arthur Schurz und Mathias
Drei Berufe, die weit auseinander
Meyers (in der zwar wortarmen, aber köstlichen Tartüffe¬
Darsteller sie nicht nur scharf ausein¬
karrikatur) sowie Kotellmeister Hoefert genannt. Der Bei¬
in jeder Rolle Charakteristisches bot,
fall des wiederum ausverkauften Hauses war, wie stets, von
brauchbarkeit ein vortreffliches Zeug¬] Herzen gespendet.
K. F.
AI Sichard
—
box 32/5
Vortragsabend Hans Mühlhofer
In dankbarer Erinnerung an manchen genußreichen Abend
haben die Magdeburger Theaterfreunde dem einstigen Helden
unserer Bühne ihre Anhänglichkeit bewahrt. Das bewies der
gute Besuck des Vortragsabends, den Hans Mühlhofer am
Montag abend veranstaltet hatte. Da fehlte wohl keiner der
früheren Verehrer seiner Kunst, und keiner zauderte, ihm den
Zoll seiner Anerkennung zu entrichten. Allerdings nicht nur
aus Erinnerung und Anhänglichkeit, sondern aus Ueberzeugung
in Würdigung seiner diesmaligen Leistung. Und sie war zu
würdigen. Man darf freilich nicht vergessen, daß Hans Mühl¬
hofer Schauspieler ist, in dessen Adern Theaterblut rollt, das
nach Darstellung ringt und sich mit dem bloßen Vortrag in
künstlerischer Gestaltung nicht begnügt. Bei so schlichten Ge¬
dichten wie das zum Volkslied gewordene „Der gute Kamerad“.
von Uhland tritt die Tatsache am deutlichsten in Erscheinung
und weckt am lautesten den Widerspruch. In anderen Fällen
nimmt man sie aber gern mit in Kauf nicht weil es sich um
Mühlhofer handelt, sondern weil die Gedichte, namentlich die
kriegerischen, den Versuch darstellerische Gestaltung vertragen.
Willkürliche Aenderungen aber wie in Heims „Deutschland“
sollten doch besser vermieden werden. Wie in dem Wildenbruch¬
schen Liee handelt es sich hier um ein Vorempfinden, das ein¬
getroffen ist. Es liegt also gar kein Grund zu Kürzungen vor.
Das Programm bestand aus einem ernsten und einem heite¬
ren Teil. Bei aller Achtung vor der Vermittlung des ersten,
gelang der zweite Teil beinahe besser. Es kann aber auch an
den Stoffen gelegen haben und daran, daß man in dieser Zeit
sich lieber einmal von den heiteren Momenten des Krieges er¬
zählen läßt, als von dem Großen, Gewaltigen und Erschüttern¬
den. Jedenfalls wuchs die Stimmung, und das ist das beste
Zeichen eines verdienten Erfolges. Die eigenen Dichtungen
Mühlhofers reihten sich prächtig in das Ganze ein.
Lohto Gannoldnacheichten