II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 311

1
26.1. Konbedieder MerteZyklus
So zerichmeitert das Gespenst die Frau. Aber nicht ganz.
An der irrtümlichen Annahme des Mannes, daß Ormin der
Schuldige sei, richtet sie sich wieder empor. Ormin, der
nfolgreicheie Arzt, der dem Emporsteigen ihres Mannes
Stadttl
immer im Wege war. Ja er wais ... So soll ers glauben.
Vol
Sie aber packt ihre Sachen und geht ...
abel
Große Szene
Diesmal betrügt der Mann die Frau. Fnrtgeletzt. Sie
ahn
Eve
veiß das und liebt ihn trotzdem, denn ei ist ein ... Komödiant.
abe
Ein Mime, der seinem Direltor volle Häuser schafft und den
(5.
Theaterausgang nach dem Schlusse des Stückes von semininem
Fr
Fleische verstopft vorfindet. Wie der Pianist in desselben Autors
ab
ne
„Konzert“ Jetzt trieb eis am schlimmsten: die Braut eines
A
ungen Industriellen siel ihm zum Opfer. Da verließ ihn seine
K
Frau und wartet nun irgendwo auf reinliche Scheldung. Aber
Will
der Theaterdirektor flehte sie zurück, denn ohne „geordnete
Häuslichkeit“ wurde der Mime zum unordentlichen Spieler.
Sie erscheint, wird von ihrem Manne begrüßt, als wäre nichts
vorgefallen, und als Lauschermn Zeuge einer Szene, in
der sich ihr Mann mit dem betrogenen Bräutigam „aus¬
einandersetzte. Der Mime wird ganz zum Schauspieler und
tragiert mit gesälschten Dokumenten, mit Rührung und Tränen
eine Szeue, die auch einem gewiegten Parterre die Ueber¬
zeugung eingeflößt hätte, es habe sich im Grunde um eine
Sta
ganz unschuldige Liebelei gehandelt. So geht der Brämigam
im Glück zum Tranaltar und die Schauspielerssrau bleibt
doppelt unglücklich zurück. Vergißt aber ihren Kummer, als
ihr Mann sich mittlerweile in das Hamletkostüm geworsen hat
und erklärt, unter keinen Umständen spielen zu wollen, wenn
sie nicht in der Loge fäße. Und die Vorstellung beginnt
bereits. Da läßt sie mit sich reden und begleltet ihn ins
Theater
Das Bacchusfest
Köl
Der Mann ist wieder der Leidtragende. Vielleicht aber
auch nicht, denn es mag sein, daß er sich entschädigte, als er
in der Sommerfrische an einem Bühnenwerke schrieb. Seine

junge Frau und der Dritte eiwarten ihn im Wartesaale des
Bahnhofs. In Salzburg. Man will die Sache ins Reine
bringen und dann auch eine Reise antreten, die Unbedeutende
D
mit dem Unbedentenden. Aber Tücken des Fahrplans durch¬
kreuzen den Plan, der Mann stehi plötzlich den Beiden gegen¬
L#
über, durchschaut die Sachlage, behandelt das Liebespaar mit
überlegener Ironie und führt ihnen das Törichte ihres Planes“
an einem Gleichnis aus seinem neuen Drama zu Gemüte.
Komplimentiert schließlich den Dritten zum Wartesaal hinaus,
in den Zug hinein, der ihn allein sortträgt. Das Gleichnis
aber handelt vom Bacchusfeste seiner antiken Komödie,
einer griechischen Nacht, in der aller Liebes= und Lebensgenuß
gestattet war — vorausgesetzt, daß niemand bei Todesstrase
am Tage nachher an die Stätte zurückkehrte oder gar planderte.
So befristet er gleichsam den Bruch der Ehe und gewinnt sich
durch seine Worte und sein Künstlertum die Frau zurück ...1
Herztlicher Sonn- u. Felertagsdienst
Konl
Jeder Arzt besucht auch Sonntags Kranke.
Wenn aber der zuerst gewünschte Arzt oder sein
in der Zei
Vertreter nicht zu erreichen ist, stehen heute
am besten
von 12 Uhr mittags bis 12 Uhr nachts folgende
erstreckt
Aerzte zur Verfügung:
instramen
Am 6. Februar.
liche Musi
Dr. Steiner, Johannisberg 1. Tel. 3520.
Pro
S.-R. Dr. Werner Olvensiedterstr. 13. Tel. 3836.
S.-H. Dr. Hilger, Halberstädterstr. 102. Tel. 4854.
Le
Geöffnete Apotheken
1 . 0
am 6. Februar.
Engel-Apotheke, Jakobstr. 18.
Hof-Apotheke, Breiteweg 138.
Kun
Stern-Apotheke, Tauentzienstr. 4.
Lessing-Apotheke, Arndtstr. 39.
Mnelil n
Flora-Apotheke, Lüneburgerstr. 1.
Storch-Anotheke, Neustadt, Brüderstr. 3.
Hohenzollern-Apothcke, Halberstädterstr. 122.
9 Berlin
Schwan-Apotheke. Schönebeckerstr. 26.
Kamt
Anker-Apotheke, Friedrichstadt, Brückstr. 1.
box 32/5
MIRN.
-SFER19G 1
Magdchurg
59 Zeitung
7
Stück
„(Theater
Meist
lich er
Stadttheater
liegt
der zu
„Komödie der Worte“
ihm z
II.
und
auch d
Arthur Schpitzler faßt drei Einakter in seiner
¼Komödie der-Worte—zufammen. Man handelt nicht auf
150
der Bühne, sondern verhandelt — dies wird zum Typischen
aller drei Stücke. Verhandelt zu Zweien über etwas
der
Drittes, der Vergangenheit angehörendes. Lange und
hen.
gründlich, mit allen Schlichen großer Wortkunst. Diese ge¬
gut ei
hört aber zweifellos mehr dem Dichter selbst als seinen
Erken
Personen. In allen drei Fällen ist das Objekt des Ver¬
Lel
handelns schmutzige Wäsche aus dem eigenen Hause. In
häl
der „Stunde des Erkennens“ überläßt sie der Mann seiner
eig
Frau und bestellt sich irgendwo neue; in der Großen
St
Szene“ die Frau ihrem Manne und im „Bachusfeste“
den T
kommt man überein, sie ungewaschen beiderseitig weiter
Das
zu tragen. Eine „Komödie der Worte“ in unglaublich viel
erste
Worten. Sie springen auf den Höhepunkten der Szenen
guten
herüber und hinüber wie knisternde Entladungen zweier
„Groß
Konduktoren. Aber das bläuliche Licht leuchtet und er¬
wärmt nicht, trifft indessen die Nerven des Zuhörers mit
kleinen Schlägen. So sehr Schnitzler die Luft der Bühne
mit Elektrizitat geladen hat — es kommt zu keinem Natur¬
schauspiele, es donnert und blitzt nicht, auch bleibt der ver¬
söhnende Regen aus und der lachende Sonnenschein —
immer nur hört man die Entladungen des positiven und
negaliven Pols, bis es dem Autor gefällt, die Kurbel nicht
stellent
mehr zu drehen — die Komödie ist aus. In der Seele aber
als ma
bleibt nichts zurück, auch beim technisch glänzendsten Stücke
Hier h
der „Großen Szene“ nicht, als die Erinnerung an ein ge¬
ten, fr
rän, wn
rade nicht sehr lohnendes Theatererlebuts.
bereits
Schnitzler gehört zu den Künstlern des Wortes und
wenige Theaterschriftsteller verstehen „aus Worten ein
de
Syftem zu bereiten“ wie er. Aber ein Entscheidendes fehlt
ihm. Keins von den Worten dieser Stücke nimmt den
9
Weg durch das Herz des Zuhörers. Vermag ihn gar nicht
zu nehmen, aus dem einfachen Grunde nicht, weil es nicht
vorher durchs Herz des Dichters gegangen war. Gewiß
1
eine Kunst in diesen Stücken, die es künstlerisch ehrlich
meint und mit Moralität und Immoralität so gut wie
nichts zu tun hat, aber mehr eine solche der Oberfläche als
den
der Tiefe. Der Theaterbesucher gerade unserer Zeit hun¬
vorh
gert nach einem dramatischen Erlebnis: Schnitzler bietet
Zu
ihm in diesen Komödien geschliffene Glassteine anstatt
Broi, Worte für ein starkes Wort.
He
von
Gespielt wurden die drei Einakter ganz vortrefflich.
Stimn
Auch in einen glaubwürdigen Rahmen waren sie gestellt,
Trudel
was beim Wartesaalstück nicht so einfach war. Hans
bereits
Beckow führte die Regie. Die Hauptlast des Abends
auch d
hatte Alfred Habel zu tragen, der als Arzt, Tragöde und
Sonst
Schriftsteller auftrat. Drei Berufe, die weit auseinander
Mey
liegen. Daß der Darsteller sie nicht nur scharf ausein¬
karrika
anderhielt, sondern in jeder Rolle Charakteristisches bot,
fall de
stellt seiner Bühnenbrauchbarkeit ein vortreffliches Zeug¬ Herzen