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26. 1. Kondie der WorteZyklus
Wiener
Dienstag, 18. Juni
ine Hellung
in dieser Figur menschliche Hintergründe
Zumal Herr Balser den Mann spielt,
Hier liegen die Ewigkeitswerte Schnitzlers
der ein wenig zu plakatmäßig Wunderlich
und hier vermag Bassermann sie zur gran¬
und noch dazu Tobias heißt. Er spielt dies¬
diosen Gestalt zu vereinen.)
mal freilich auch mehr sich selbst als seinen
Das Hausensemble des Volkstheaters
Dichter. Zeigt mehr die Inbrunst des Schau¬
erweist bei Schnitzler seine schauspielerische
spielers, als der auf Büttenpapier der Seele
Qualität. Erika Wagner spielt Frauen mit
geschriebenen Figur. Aber er hat für hinge¬
einem Schicksal ungemein nobel. Sie besitzt
rissene und hinreißende Einfalt einen Ton,
die menschliche Größe, ein Schicksal zu tra¬
der stark und sanft grollt. Einen Volks¬
gen, und die schlichte Geste, sich mit ihm ab¬
liedton voll gesundester Melancholie. Der
zufinden. Aida Stuckering ist dieGattin eines
ganze Kerl wirkt wie eine Elegie in Hemd¬
berühmten Mannes in Idealausgabe. In
ärmeln.
der Erscheinung wie ein Bild aus der Vogue,
Die Heilige der Frau Mayen, ein süß
im Spel von hohem Lustspielniveau. Auch
umflortes Bild, gewinnt durch ihre dunkle
ihr Pirtner Hans Olden spielt seine Rolle
bt
Silberstimme.
ausgezeichnet. Er wächst immer mehr zu
Ganz und gar von dieser Welt ist
einen Charmeur von starker komischer Suv¬
Maierhofers Bürgermeister, dampfend von
stanz heran. Ihn zu sehen, bereitet wirk¬
Simplizissimus=Witz, ein ungeschlachtesStück
licks Vergnügen. In den übrigen, kleineren
verschmitzten Stumpfsinns, strotzend von
Rülen bieten Schmöle ein scharfes Profil,
geruhsamer Größe der Gemeinheit.
Onno einen diskreten Umriß, Forest eine er¬
Die Regie Hofrat Herterichs spinnt
götzliche Charge.
etgefälliges Halbdunkel. Mit schüchternen
Walther Schneider
Ausflügen ins Witzblatt.
Erinnert ihr euch noch des Königs¬
Er
Die
sohnes, von dem Peter Altenberg sang? Eine
gütige Fee, die sein Leben rein und keusch er¬
on
hielt, erlaubte ihm eine Ausnahmsnacht.
an
Theater und Kunst.
Und in dieser besaß er ein Mädchen, das abends
rie
über alle Laster, aber auch über alle Reize die Le
(Deutsches Volkstheater.) Albert Basser¬
von
Da
mann, der in Wien so gefeierte und beliebte
ihres Geschlechtes verfügte. Die Fee, sicher,
ihlt
Künstler, hat sich seiner großen Gemeinde in
Mittr
der Prinz werde die Schalheit solch eklen
der
drei neuen Rollen vorgestellt, in denen er wo¬
der ev
Genusses erkannt haben, fragte ihn streng
möglich noch stärker bejubelt wurde, als in seinen
theerga
am nächsten Morgen: „Nun?“ Und zer¬
bisherigen. Aber alle Begeisterung für den
1 in
großen Könner und Künstler Bassermann kann
knirscht erwiderte er: „No, gar net schlecht!“
die
thea
nicht darüver hinwegtäuschen, daß die
So ungefähr klingt es, wenn Ortner
die
nehme
Schnitzlerschen Figuren in der „Komödie der
ein Jazz=Grammophon als Fanfare der
mitt
Worte“ seinem spröden, deutschen Wesen nicht
irten
Verkommenheit abschnurren läßt.
recht liegen. Diese Komödie der Worte wird
haben
Vielleicht ist's also nur ein Possenspiel
von Bassermann gespielt zu einem Drama
sprom
der Worte; der leichte, zierlich dahinschwebende
der Sehnsucht? Gleichwohl rauscht es durch
den d
nfall,
Unterhaltungston, den Schnitzler seine Figuren
seine oft unbeholfenen Worte m#': Märchen¬
sprechen läßt, wandelt sich in kaum verhaltene
inte.
sang. Und bisweilen ist es, als schimmerten
Tragik, das überlegene Lächeln über die Tiefen
klich¬
die unendlichen Sterne darüber hin.
und Untiefen des Lebens erstarrt. Alles wird
zu schwer und zu ernst genommen. Dennoch
Ludwig Ullmann
ngen
stellt Bassermann in den drei Stücken
der
interessante Vollmenschen auf die Bühne, bloß
ines
daß es keine Schnitzlerschen Menschen mehr sind.
Bassermann
In der „Stunde des Erkennens“ hat Basser¬
ein
aß
mann in Erika Wagner und Otto Schmöle
in „ Kondlie der Vorte
ausgezeichnete Partner zur Seite. In der
Deutsches Volkstheater
ener
„Großen Szene“ assistieren Onno, Forest
nten.
und Else Bassermann mit bestem Erfolg.
Drei Einakter und eine Weltanschauung.
Im „Bacchusfest“, gibt Hans Olden einen
ingn
Bu
Diese Anschauung mitsamt ihrer Welt,
Wiener Sportmenschen in der drolligsten Art, die
vo
die sie zum Ausdruck brachte, ist versunken.
schöne Ida Stuckering spielt die Gattin, die
di¬
den
nach einem kleinen sommerliche: Flirt mit dem
ine= Die Welt ist seit gestern weiter geworden.
ür
anderen gerne zum eigenen Mann zurückfindet.
Der Klassenkampf hatte auch eine gute
Der Beifall war überaus herzlich.
dem
Seite: er hat die Grenzen der Klassen ge¬
(Der Zustand Rudolf Tyrolts sehr ernst.)
ben¬
öffnet. Es gibt wieder Probleme, die alle F
Aus Gutenstein wird gemeldet: Das Befinden
hien
Klassen betreffen.
Dr. Rudolf Tyrolts hat sich in den letzten!
hrer
Das Problem in Schnitzlers Einakter¬
be¬
Zyklus ging nur das Bürgertum an. Essd
war das Zentralproblem der bürgerlichen
Der
a-3
Gesellschaft, das des Eigentums, angewendet
f.
auf Gefühl, Liebe und Ehe. Liebe zieht hier
in den drei Einaktern — den Besitz, das
den
Monopol auf den Menschen, nach sich. Heute
in¬
bewerten wir menschliche Beziehungen nach
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26. 1. Kondie der WorteZyklus
Wiener
Dienstag, 18. Juni
ine Hellung
in dieser Figur menschliche Hintergründe
Zumal Herr Balser den Mann spielt,
Hier liegen die Ewigkeitswerte Schnitzlers
der ein wenig zu plakatmäßig Wunderlich
und hier vermag Bassermann sie zur gran¬
und noch dazu Tobias heißt. Er spielt dies¬
diosen Gestalt zu vereinen.)
mal freilich auch mehr sich selbst als seinen
Das Hausensemble des Volkstheaters
Dichter. Zeigt mehr die Inbrunst des Schau¬
erweist bei Schnitzler seine schauspielerische
spielers, als der auf Büttenpapier der Seele
Qualität. Erika Wagner spielt Frauen mit
geschriebenen Figur. Aber er hat für hinge¬
einem Schicksal ungemein nobel. Sie besitzt
rissene und hinreißende Einfalt einen Ton,
die menschliche Größe, ein Schicksal zu tra¬
der stark und sanft grollt. Einen Volks¬
gen, und die schlichte Geste, sich mit ihm ab¬
liedton voll gesundester Melancholie. Der
zufinden. Aida Stuckering ist dieGattin eines
ganze Kerl wirkt wie eine Elegie in Hemd¬
berühmten Mannes in Idealausgabe. In
ärmeln.
der Erscheinung wie ein Bild aus der Vogue,
Die Heilige der Frau Mayen, ein süß
im Spel von hohem Lustspielniveau. Auch
umflortes Bild, gewinnt durch ihre dunkle
ihr Pirtner Hans Olden spielt seine Rolle
bt
Silberstimme.
ausgezeichnet. Er wächst immer mehr zu
Ganz und gar von dieser Welt ist
einen Charmeur von starker komischer Suv¬
Maierhofers Bürgermeister, dampfend von
stanz heran. Ihn zu sehen, bereitet wirk¬
Simplizissimus=Witz, ein ungeschlachtesStück
licks Vergnügen. In den übrigen, kleineren
verschmitzten Stumpfsinns, strotzend von
Rülen bieten Schmöle ein scharfes Profil,
geruhsamer Größe der Gemeinheit.
Onno einen diskreten Umriß, Forest eine er¬
Die Regie Hofrat Herterichs spinnt
götzliche Charge.
etgefälliges Halbdunkel. Mit schüchternen
Walther Schneider
Ausflügen ins Witzblatt.
Erinnert ihr euch noch des Königs¬
Er
Die
sohnes, von dem Peter Altenberg sang? Eine
gütige Fee, die sein Leben rein und keusch er¬
on
hielt, erlaubte ihm eine Ausnahmsnacht.
an
Theater und Kunst.
Und in dieser besaß er ein Mädchen, das abends
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über alle Laster, aber auch über alle Reize die Le
(Deutsches Volkstheater.) Albert Basser¬
von
Da
mann, der in Wien so gefeierte und beliebte
ihres Geschlechtes verfügte. Die Fee, sicher,
ihlt
Künstler, hat sich seiner großen Gemeinde in
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der Prinz werde die Schalheit solch eklen
der
drei neuen Rollen vorgestellt, in denen er wo¬
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Genusses erkannt haben, fragte ihn streng
möglich noch stärker bejubelt wurde, als in seinen
theerga
am nächsten Morgen: „Nun?“ Und zer¬
bisherigen. Aber alle Begeisterung für den
1 in
großen Könner und Künstler Bassermann kann
knirscht erwiderte er: „No, gar net schlecht!“
die
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nicht darüver hinwegtäuschen, daß die
So ungefähr klingt es, wenn Ortner
die
nehme
Schnitzlerschen Figuren in der „Komödie der
ein Jazz=Grammophon als Fanfare der
mitt
Worte“ seinem spröden, deutschen Wesen nicht
irten
Verkommenheit abschnurren läßt.
recht liegen. Diese Komödie der Worte wird
haben
Vielleicht ist's also nur ein Possenspiel
von Bassermann gespielt zu einem Drama
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der Worte; der leichte, zierlich dahinschwebende
der Sehnsucht? Gleichwohl rauscht es durch
den d
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Unterhaltungston, den Schnitzler seine Figuren
seine oft unbeholfenen Worte m#': Märchen¬
sprechen läßt, wandelt sich in kaum verhaltene
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Tragik, das überlegene Lächeln über die Tiefen
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die unendlichen Sterne darüber hin.
und Untiefen des Lebens erstarrt. Alles wird
zu schwer und zu ernst genommen. Dennoch
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stellt Bassermann in den drei Stücken
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interessante Vollmenschen auf die Bühne, bloß
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daß es keine Schnitzlerschen Menschen mehr sind.
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ausgezeichnete Partner zur Seite. In der
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„Großen Szene“ assistieren Onno, Forest
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und Else Bassermann mit bestem Erfolg.
Drei Einakter und eine Weltanschauung.
Im „Bacchusfest“, gibt Hans Olden einen
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die sie zum Ausdruck brachte, ist versunken.
schöne Ida Stuckering spielt die Gattin, die
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anderen gerne zum eigenen Mann zurückfindet.
Der Klassenkampf hatte auch eine gute
Der Beifall war überaus herzlich.
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Seite: er hat die Grenzen der Klassen ge¬
(Der Zustand Rudolf Tyrolts sehr ernst.)
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Aus Gutenstein wird gemeldet: Das Befinden
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Dr. Rudolf Tyrolts hat sich in den letzten!
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Zyklus ging nur das Bürgertum an. Essd
war das Zentralproblem der bürgerlichen
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auf Gefühl, Liebe und Ehe. Liebe zieht hier
in den drei Einaktern — den Besitz, das
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Monopol auf den Menschen, nach sich. Heute
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