II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 419

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gütige Fee, die sein Leben rein und keusch er¬
hielt, erlaubte ihm eine Ausnahmsnacht.
Und in dieser besaß er ein Mädchen, das
abends
über alle Laster, aber auch über alle Reize
die Le
ihres Geschlechtes verfügte. Die Fee, sicher,
Mitt)
der Prinz werde die Schalheit solch eklen
der eb
Genusses erkannt haben, fragte ihn streng
theerga
am nächsten Morgen: „Nun?“ Und zer¬
knirscht erwiderte er: „No, gar net schlecht!“
thea
So ungefähr klingt es, wenn Ortner
nehme
ein Jazz=Grammophon als Fanfare der
mitt
Verkommenheit abschnurren läßt.
haben
Vielleicht ist's also nur ein Possenspiel
sprom
der Sehnsucht? Gleichwohl rauscht es durch
den 1
seine oft unbeholfenen Worte wie Märchen¬
sang. Und bisweilen ist es, als schimmerten
die unendlichen Sterne darüber hin.
Ludwig Ullmann
Bassermann
faßt
in „Komödie der Worte
spi
Deutsches Volkstheater
Vo
Drei Einakter und eine Weltanschauung.
Bu
Diese Anschauung mitsamt ihrer Welt,
die sie zum Ausdruck brachte, ist versunken.
die
Die Welt ist seit gestern weiter geworden.
Der Klassenkampf hatte auch eine gute
Seite: er hat die Grenzen der Klassen ge¬
8
öffnet. Es gibt wieder Probleme, die alle
Klassen betreffen.
Das Problem in Schnitzlers Einakter¬
Zyklus ging nur das Bürgertum an. Es!)
war das Zentralproblem der bürgerlichen
Gesellschaft, das des Eigentums, angewendet
auf Gefühl, Liebe und Ehe. Liebe zieht hier
in den drei Einaktern — den Besitz, das
Monopol auf den Menschen, nach sich. Heute
bewerten wir menschliche Beziehungen nach
anderem Gesichtspunkt. Die Sexualität ist
kein juristisches Problem mehr.
Die Welt von gestern kokketierte gern mit
von
der Wahrheit. Das Eigentumsprinzip er¬
Rat
forderte so viel Verlogenheit der Gefühle
heut
gro
(weil Gefühle eben kein Eigentum des an¬
Mo
deren sind), daß schließlich auch die Wahr¬
Zu¬
heit getrübt und angezweifelt wurde.
Heute hat der ganze Schwindel mit der
Wahrheit seine Zugkraft verloren. Was gehen
uns die Sorgen des bürgerlichen Arztes
Eckold („Stunde des Erkennens“) an, der
zehn Jahre auf den Augenblick wartet, um
mit seiner Frau über einen verheimlichten
Ehebruch abzurechnen?
Eingebildete Sorgen einer Welt, die
M.
keine Sorgen hatte.
der
Was ist also übrig geblieben von diesen
#
drei Komödien der Worte? — Das handfeste
n0
Theater und der österreichische Charakter,
der in der meisterhaften Schilderung dieser
2
Menschen zum Vorschein kommt und der ein
paar Epochen überdauert.
de
Denn ein österreichischer Mensch ist die¬
ur
ser Doktor Eckold mit seiner Tücke, seinem
be
verborgenen Hinterhalt, seiner Mißgunst.
A.
20
(Bassermann gliedert wunderbar diesen
Charakter.) Oesterreichische Wesenszüge trägt
95
auch der Hofschauspieler Konrad Herbot in
der „Großen Szene“, der liebenswürdig
M
verspielt, leichtlebig und unernst im tiefsten
bi
kei
Gefühl ist. (Bassermann fehlt hier die ent¬
de
waffnende Naivität, er bietet statt dessen ein
Bravourstück schauspielerischenMetiers.) Und
na
schließlich im dritten Einakter, im „Bacchus¬
fest“ zeigt sich das österreichische Wesen im
Schriftsteller Staufner von der besten Seite:
Köl
der Grund, aus dem dieser Lebensunernst
geft
sprießt, ist Weisheit, Einsicht in die mensch¬
En
liche Natur, ist heitere, fröhliche, verständnis¬
volle Lebensbejahung. (Bassermann zeichnet ! S
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