N
26.1. Konoedie der orte Zyklus
LAiINOs IN OSTERREIeH
Sammering
„OBSERVER“
I. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien I, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Deterr. Abendat- Wien
vom:
12 0T. 1605
Ronst Aiso Mosi
Schnitzler-Abend im Akademietheater
Neueinstudierung von Arthur Schnitz=lger leidenschaftlichem Temperament zu erfül¬
lers „Komödie der Worte“ Regie Franzlen wußte. Ewald Balser greift mit feste¬
Herterich, Bühnenbilder Willi Bahner.
ren Händen zu. Kaum nennbare Schwingun¬
Man hat Schnitzlers „Komödie der Worte“
gen der Seele setzt er in Worte, in Gesten,
in früheren Jahren anders gespielt, anders
in virtuoses Schauspielertum um. Ob er uns
aufgefaßt, als man es am gestrigen Abend dadurch die drei grandios gezeichneten Män¬
vom Burgtheaterensemble erleben konnte.
nergestalten — den mißgünstigen Arzt in der
Einstmals waren diese drei Einakter beherrscht
„Stunde des Erkennens“, den deklamierenden
von der Tragik lastender Ehekonflikte, über¬
und an seiner eigenen Sprache sich berauschen¬
schattet von lebenerfüllenden Problemen. See¬
den Schauspieler in „Große Szene“ und den
lische Erschütterungen waren in ein Mäntel¬
überlegenen, Herzen durchschauenden Schrift¬
chen zarter Ironie gekleidet, ungeweinte Trä¬
steller im „Bacchusfest“ —
menschlich näher
nen hinter lächelnder Großsprecherei verbor¬
bringt, ist reine Gefühlssache. Menschen, die
gen. Bei der gestrigen Aufführung wurde all dem Tempo und der Gefühlsaufgeschlossenheit
das in plastischer Realistik herausgearbeitet,
der Gegenwart huldigen, werden von Bal¬
unterstrichen und laut betont, so laut, daß
sers hinreißendem Können zweifellos begei¬
die aus dem Herzen kommenden Töne, seeli¬
stert sein. Menschen aber, deren Innenleben
sche Qual, innere Zerrissenheit, Leidenschaft
in scheuer Keuschheit allzu grelles Licht mei¬
und Liebe fast erstickt wurden von der Über¬
det, fühlten sich gestern wohl eiwas rauh an¬
fülle der Worte, die Arthur Schnitzler seinen
gepackt.
Gestalten zu zarterem Gebrauch zur Verfügung
Die drei Partnerinnen Balsers sind
gestellt hat. Man mußte sich erst langsam um¬
Auguste Pünkösdy, Maria Mayen
stellen auf diese Art der Auffassung, die den
und Hilde Wagener, die jede auf ihre
Psychologen Schnitzler in den Hintergrund
Art die schnitzlerschen Frauengestalten mit
stellte, um dem gewiegten Wortemacher Schnitz¬
feinstem Empfinden und ergreifender
ler Raum zu geben.
Wahrheit zu gestalten vermochten. In
Vor zwei Jahrzehnten war es der sensible,
kurzer Szene auffallend durch originelle
unendlich feinnervige Künstler Harry
Darstellung und fvische, unverbrauchte Le¬
[Walden, der die Hauptrolle der drei Ein= bendigkeit Edeltraut Arnoscht als nied¬
akter mit zartestem, aber deshalb nicht weni=liches Mädelchen, das sich zur Schauspielerin
box 32/8
berufen fühlt — und es auch wirklich ist.
Franz Höbling wirkt als Professor sym¬
pathisch und vornehm, Philipp Zeska als
ein von Eifersucht geplagter Bräntigam
diskret komisch, Ulrich Bettac sehr lustig
als Anbeter der schönen Schriftstellers¬
gattin, die ihm aber im letzten Augenblick
entschlüpft und ihn mit enttäuschtem Gesicht
abziehen läßt, Wilhelm Schmidt ganz
ausgezeichnet und fein nuanciert als Thea¬
terdirektor und Richard Eybner wie
immer recht köstlich als gemütlicher Bahn¬
hofsportier.
Schnitzlers drei Einakter haben dem Pu¬
blikum auch diesmal viel Freude und inter¬
essiertes Mitgehen bereitet.
Elfriede Lumerding.
26.1. Konoedie der orte Zyklus
LAiINOs IN OSTERREIeH
Sammering
„OBSERVER“
I. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien I, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Deterr. Abendat- Wien
vom:
12 0T. 1605
Ronst Aiso Mosi
Schnitzler-Abend im Akademietheater
Neueinstudierung von Arthur Schnitz=lger leidenschaftlichem Temperament zu erfül¬
lers „Komödie der Worte“ Regie Franzlen wußte. Ewald Balser greift mit feste¬
Herterich, Bühnenbilder Willi Bahner.
ren Händen zu. Kaum nennbare Schwingun¬
Man hat Schnitzlers „Komödie der Worte“
gen der Seele setzt er in Worte, in Gesten,
in früheren Jahren anders gespielt, anders
in virtuoses Schauspielertum um. Ob er uns
aufgefaßt, als man es am gestrigen Abend dadurch die drei grandios gezeichneten Män¬
vom Burgtheaterensemble erleben konnte.
nergestalten — den mißgünstigen Arzt in der
Einstmals waren diese drei Einakter beherrscht
„Stunde des Erkennens“, den deklamierenden
von der Tragik lastender Ehekonflikte, über¬
und an seiner eigenen Sprache sich berauschen¬
schattet von lebenerfüllenden Problemen. See¬
den Schauspieler in „Große Szene“ und den
lische Erschütterungen waren in ein Mäntel¬
überlegenen, Herzen durchschauenden Schrift¬
chen zarter Ironie gekleidet, ungeweinte Trä¬
steller im „Bacchusfest“ —
menschlich näher
nen hinter lächelnder Großsprecherei verbor¬
bringt, ist reine Gefühlssache. Menschen, die
gen. Bei der gestrigen Aufführung wurde all dem Tempo und der Gefühlsaufgeschlossenheit
das in plastischer Realistik herausgearbeitet,
der Gegenwart huldigen, werden von Bal¬
unterstrichen und laut betont, so laut, daß
sers hinreißendem Können zweifellos begei¬
die aus dem Herzen kommenden Töne, seeli¬
stert sein. Menschen aber, deren Innenleben
sche Qual, innere Zerrissenheit, Leidenschaft
in scheuer Keuschheit allzu grelles Licht mei¬
und Liebe fast erstickt wurden von der Über¬
det, fühlten sich gestern wohl eiwas rauh an¬
fülle der Worte, die Arthur Schnitzler seinen
gepackt.
Gestalten zu zarterem Gebrauch zur Verfügung
Die drei Partnerinnen Balsers sind
gestellt hat. Man mußte sich erst langsam um¬
Auguste Pünkösdy, Maria Mayen
stellen auf diese Art der Auffassung, die den
und Hilde Wagener, die jede auf ihre
Psychologen Schnitzler in den Hintergrund
Art die schnitzlerschen Frauengestalten mit
stellte, um dem gewiegten Wortemacher Schnitz¬
feinstem Empfinden und ergreifender
ler Raum zu geben.
Wahrheit zu gestalten vermochten. In
Vor zwei Jahrzehnten war es der sensible,
kurzer Szene auffallend durch originelle
unendlich feinnervige Künstler Harry
Darstellung und fvische, unverbrauchte Le¬
[Walden, der die Hauptrolle der drei Ein= bendigkeit Edeltraut Arnoscht als nied¬
akter mit zartestem, aber deshalb nicht weni=liches Mädelchen, das sich zur Schauspielerin
box 32/8
berufen fühlt — und es auch wirklich ist.
Franz Höbling wirkt als Professor sym¬
pathisch und vornehm, Philipp Zeska als
ein von Eifersucht geplagter Bräntigam
diskret komisch, Ulrich Bettac sehr lustig
als Anbeter der schönen Schriftstellers¬
gattin, die ihm aber im letzten Augenblick
entschlüpft und ihn mit enttäuschtem Gesicht
abziehen läßt, Wilhelm Schmidt ganz
ausgezeichnet und fein nuanciert als Thea¬
terdirektor und Richard Eybner wie
immer recht köstlich als gemütlicher Bahn¬
hofsportier.
Schnitzlers drei Einakter haben dem Pu¬
blikum auch diesmal viel Freude und inter¬
essiertes Mitgehen bereitet.
Elfriede Lumerding.