II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 453

26.1. Konoedie der Norte zuklus box 32/8
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Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
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I. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien I, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus: Die Stunde, Wien
90T. 935
vom:
Schnitzler im Akademietheater
Zur Wiederaufführung der „Ko-ist als eine körperliche Laune, sie spielt hier¬
mödie der Worte“ von Arthurl das ganze Abenteuer dieser Frau, das man
Schnitzler, Regie Franz Her-Inur an einer einzigen kleinen Station sehen
terich.
kann. Die Wagener spricht das so, daß die
Zeit- und Weltstimmung der Schnitzler-ganze Vergangenheit dieser Beziehung sicht¬
Menschen gibt sich in „Komödie der Worte“! bar wird. Dafür ist Ulrich Bettac auch ein!
kund, überall Worte, schöne, strahlende,guter Partner. Mit Backenbart über den
hinreißende, ihres Wesens Tiefe öffnet sichGrübchen gibt er, der sonst frauenbetörend
auf gut gemeinte Stichworte, Worte dienenauftritt, mit Krawattenzauber, einen
ihnen zu empfindsamer gesellschaftlicher Er¬
richtigen Blödian. Richard Eybner zeigt
bauung, mit blendenden Worten feiern sie
sich wieder als einer der witzig-
die Erinnerung herzlicher Liebesstunden,
sten Episodisten, die das Burgtheater jetzt;
sie schlingen glitzende Worte um Körper] hat, Wilhelm Schmidt als Doktor Falk (der
schöner Frauen, und mit schimmernden
selige Otto Brahm war gemeint) spielt einen!
Worten reden sie sich Leid, Enttäuschung,
Geheimrat als Theaterdirektor, Fräulein Ar¬
Bitterkeit jeder Art von den Herzen, sie
noscht als Vilma Flamm kann nicht ernsthaft
lügen sich virtuos mit Worten über alle
gemeint sein. Maria Mayen hat die Ruhe,
Dinge hinweg und in Worten feiern sie ihre
den Gleichmut und die Bereitschaft der
stete Wiederkehr zu neuen Ufern neuer
Frau, die alles verzeiht und hinnimmt, weil
Abenteuer.
alles nur Spiel und Laune ihres großen
Diese Schnitzler-Menschen klug geführter,
Mannes. Spaßige Visage, die Philipp Zeska
nett gedachter und tief empfundener Worte
als Edgar Gley bietet, Franz Höbling als
sind wienerisch in Gefühlsanmut, in heiterer
Professor und schöner Mann des ersten
Bedächtigkeit, in melancholischem Ernst
Aktes repräsentiert die Figur mit wiene¬
und auch in der Schlamperei ihres Tuns und
rischem Hintergrund und Frau Pünkösdy
Lassens, sie lieben und liebeln, eie gewäh¬
spielt die Auseinandersetzung einer richtigen
ren und fordern, sie gehen, Masken auf und
Schnitzler-Gattin, deren Leben für eine
ab. durch Leben und überall bleiben leben¬
ganze Reihe von Stunden des Erkennens
reicht.
dige Stunden, damit man sich später ihrer
Siegfried Geyer.
spielerisch schmerzlich erinnern kann.
Das alles wirkt heute noch nach zwanzig
Jahren, da die jungen Schnitzler-Männer
und -Frauen, die dem Dichter geistig Modell
gestanden sind, ältere Herren geworden, die
verschiedentlichen Klaras, Annies und So¬
phies weißgraue Haare tragen.
Das alles wirkt heute noch durch den
auber und die Kraft der Schnitzlerischen
Dialektik, die sich in kleinen einaktigen!
Stücken mit dem Dasein von zwei, drei oder
am liebsten vier Menschen beschäftigt, die
Verwirrungen löst oder Seelen noch mehr
durcheinandertreibt, was vor Jahren geschah
oder beinahe geschehen wäre, im holden
Licht eines guten Gedächtnisses verklärt,
Maschen der Lügennetze lockert, um sie
dann dichter zu schließen, Wahrheit mit
liebenswürdigem Trug schier unentwirrbar
verknüpft, Arzte, Schauspieler, Schriftstel¬
ler aus ihrer bourgoisen Ruhe aufstöbert,
zum Thema Liebe aufruft, sie auf gleich
bringt oder auch endgültig entzweit.
Das stärkste Thema trägt in diesem
Zyklus wortreicher, aber auch wortwirken¬
der Kamö