Osterreichische Casino A. G.
Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
„OBSERVER“
österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien I, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Kleine VolKszeiltarg
0KT. 005
Jheater und Aunst
„Komödie der Worte.
Akademietheater.
Man kann heute den Dichter Artur
Schnitzler mit größerer Objektivität
würdigen, als dies vor Jahren der Fall war.
In der Vorkriegszeit der Modernsten einer,
und darum heiß umstritten, heute ein ab¬
geschiedener Geist, und doch mehr als dies,
da seine Stimme noch immer laut genug in“
unsre Gegenwart dringt. Diese Fulle der
Figuren, die Freude am Glitzern des Wortes,
an psychologischer Vertiefung, und nicht
zuletzt die theatralischen Einfälle, immer neu
und immer amüsant — wer kann das heute
noch in gleicher Weise der Bühne schenken?
Jedenfalls vermag auch heute noch die
Schnitzlersche „Komödie der Worte“ mehr als
bloße Worte zu geben. Vor allem der Ein¬
akter „Die große Szene“ buntestes
Theater, ewiges Theater. Der Komödiant,
Herr der Bühne und der Frauen, von seiner
eigenen Leistung so berauscht, daß er Schein
und Wirklichkeit miteinander vermengt und
das Wahre nicht vom Falschen zu unter¬
scheiden vermag. Und neben ihm die stille
kluge Gattin, die ihn durchschaut und doch
nicht loskommen kann und will, weil sie ihm
als Ergänzung seines Wesens nötig ist. Und
dann die tiefe „Stunde des Er¬
Ein wenig von Ibsenschem
kennens“
Geist berührt, da sich eine zehn Jahre alte
Lebenslüge mit einem Male offenbart und
nach endgültiger Lösung verlangt. Etwas zu
problematisch für unsern heutigen Geschmack,
wohl auch zu redselig, und anderseits nicht
schwerwiegend genug, um in ihrer ganzen
Tragik empfunden zu werden. Die brausende
Gegenwart hat andre Sorgen als die Analyse
der Vergangenheit; und doch bleibt die kleine
Komödie irgendwie seelisch interessant, mit
einem Blick auf die weite Landschaft des
Gefühles.
Sehr flott und noch immer lebendiges
Theater das „Bacchusfest“ jene drollige
Szene in einem Eisenbahnrestaurant, wo
zwischen kommenden und abfahrenden Zügen
die Entscheidung über ein Frauenschicksal
fällt. Von solch ingrimmigen Blitzlichtern der
Satire erhellt, daß der dunkle Hintergrund
kaum mehr sichtbar wird.
Die Schauspieler bejahten jedenfalls das
Werk Artur Schnitzlers. Vor allem Balser,
dessen Palette ungemein vielfarbig ist. In der
„Stunde des Erkennens“ der kleine mi߬
günstige Nörgler, in der „Großen Szene“ der
schillernden
Komödiant in seiner ganzen
Dialektik und im „Bacchusfest“ der kluge,
zielbewußte Mensch. Jede Rolle in ihrer Art
eine Meisterleistung. Prachtvoll auch Auguste,
Pünkösdy in ihrer eindringlichen und
einfachen Linienführung. Markant Franz
Höbling als Professor Ornim, von vor¬
nehmster weiblicher Anmut und Ueberlegen¬
heit Maria Mayen (Sophie), ganz aus¬
gezeichnet Wilhelm Schmidt (Theater¬
direktor Falk), köstlich Edeltraut Arnoscht
als theaterbesessenes Vorkriegsmädel. Von
entzückender Anmut Hilde Wagener, sehr
lustig pointiert Ullrich Bettac in der Rolle
des Dr. Wernig.
—
Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
„OBSERVER“
österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien I, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Kleine VolKszeiltarg
0KT. 005
Jheater und Aunst
„Komödie der Worte.
Akademietheater.
Man kann heute den Dichter Artur
Schnitzler mit größerer Objektivität
würdigen, als dies vor Jahren der Fall war.
In der Vorkriegszeit der Modernsten einer,
und darum heiß umstritten, heute ein ab¬
geschiedener Geist, und doch mehr als dies,
da seine Stimme noch immer laut genug in“
unsre Gegenwart dringt. Diese Fulle der
Figuren, die Freude am Glitzern des Wortes,
an psychologischer Vertiefung, und nicht
zuletzt die theatralischen Einfälle, immer neu
und immer amüsant — wer kann das heute
noch in gleicher Weise der Bühne schenken?
Jedenfalls vermag auch heute noch die
Schnitzlersche „Komödie der Worte“ mehr als
bloße Worte zu geben. Vor allem der Ein¬
akter „Die große Szene“ buntestes
Theater, ewiges Theater. Der Komödiant,
Herr der Bühne und der Frauen, von seiner
eigenen Leistung so berauscht, daß er Schein
und Wirklichkeit miteinander vermengt und
das Wahre nicht vom Falschen zu unter¬
scheiden vermag. Und neben ihm die stille
kluge Gattin, die ihn durchschaut und doch
nicht loskommen kann und will, weil sie ihm
als Ergänzung seines Wesens nötig ist. Und
dann die tiefe „Stunde des Er¬
Ein wenig von Ibsenschem
kennens“
Geist berührt, da sich eine zehn Jahre alte
Lebenslüge mit einem Male offenbart und
nach endgültiger Lösung verlangt. Etwas zu
problematisch für unsern heutigen Geschmack,
wohl auch zu redselig, und anderseits nicht
schwerwiegend genug, um in ihrer ganzen
Tragik empfunden zu werden. Die brausende
Gegenwart hat andre Sorgen als die Analyse
der Vergangenheit; und doch bleibt die kleine
Komödie irgendwie seelisch interessant, mit
einem Blick auf die weite Landschaft des
Gefühles.
Sehr flott und noch immer lebendiges
Theater das „Bacchusfest“ jene drollige
Szene in einem Eisenbahnrestaurant, wo
zwischen kommenden und abfahrenden Zügen
die Entscheidung über ein Frauenschicksal
fällt. Von solch ingrimmigen Blitzlichtern der
Satire erhellt, daß der dunkle Hintergrund
kaum mehr sichtbar wird.
Die Schauspieler bejahten jedenfalls das
Werk Artur Schnitzlers. Vor allem Balser,
dessen Palette ungemein vielfarbig ist. In der
„Stunde des Erkennens“ der kleine mi߬
günstige Nörgler, in der „Großen Szene“ der
schillernden
Komödiant in seiner ganzen
Dialektik und im „Bacchusfest“ der kluge,
zielbewußte Mensch. Jede Rolle in ihrer Art
eine Meisterleistung. Prachtvoll auch Auguste,
Pünkösdy in ihrer eindringlichen und
einfachen Linienführung. Markant Franz
Höbling als Professor Ornim, von vor¬
nehmster weiblicher Anmut und Ueberlegen¬
heit Maria Mayen (Sophie), ganz aus¬
gezeichnet Wilhelm Schmidt (Theater¬
direktor Falk), köstlich Edeltraut Arnoscht
als theaterbesessenes Vorkriegsmädel. Von
entzückender Anmut Hilde Wagener, sehr
lustig pointiert Ullrich Bettac in der Rolle
des Dr. Wernig.
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