II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 459

26. 1. Kondedie der Norte—Zuklus
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den sie vor zehn Jahren begangen hat. Er hält
seinen angesehenen Kollegen, Professor Ornim,
den er beneidet und haßt, für den Ehebrecher,
Ausschnitt aus:
indes der Herr von vor zehn Jahren ein ganz
ei Morgen, Wien
anderer gewesen ist. Der Frau wäre freilich
der Professor lieber gewesen, dem Gatten aber
lügt sie ins Gesicht: „Ja, Ornim war mein
Geliebter. Der kalte Rachegenuß des Ehe¬
vom: 14.0KT.
mannes besteht in einer Komödie vieler harter
Worte, worauf die Frau das Haus verläßt.
(Freundlicher Beifall.)
Zweite Abteilung: „Große Szene“
Akademietheater:
Hier ist ausgestellt der Gewohnheitsehebruch
und als köstliche Sehensnichtswürdigkeit der
schon erwähnte Vorehebruch. Urheber ein
Dreimat Ewald. Batser
Heldenliebhaber, der ohne seine Frau nicht
leben kann, aber sie immer wieder betrügt,
Mauumitiikahimmimmummhmnmmmmnmmmmmmmmmmmmmmminmmins
zuletzt mit der Braut eines Beamten. Der Be¬
Von Julius Bauer
trogene erscheint und forbert Wahrheit und
Rechenschaft. Wie sich da der Tragöde knapp
*
vor seinem Auftreten als Hamlet genial her¬
ausschwindelt, wie er den Boden der Wirk¬
Arthur Schnitzlers im Burgtheater oft auf¬
lichkeit mit den Brettern des Theaters ver¬
geführte „Komodie der Worte“ ist eine
wechselt, wie er im Notfalle auch die Wahr¬
interessante Ausstellung von Ehebrüchen, die
heit lügt, das ist echter Schnitzler und gehort
jetzt im Akademietheater um alte und neue
zu seinen originellsten Gaben. (Nicht enden¬
Besucher wirbt. In drei Abteilungen sind zur
wollender Applaus.)
Schau gestellt: Einseitige, doppelseitige und in
Dritte Abteilung: „Das Bacchusfest“.
der Reparatur befindliche Ehebrüche, ferner ein
So heißt ein Theaterstück, geschrieben von
verjährter Ehebruch und als Clou der Aus¬
einem Dichter, der seine Frau betrügt und
stellung eine Art Vorehebruch, verübt an
von ihr betrogen wird. Der Geliebte, ein Dok¬
einer minniglichen Braut, kurz vor der Hoch¬
tor der Chemie, will den Ehemann um die
zeit.
Freigabe der Gattin ersuchen, aber der Dichter
Erste Abteilung: „Stunde des Er¬
erzählt ihm, wie beim Bacchusfest der alten
kennens“. Zu Beginn des Stückes sieht der
Griechen alle Gebote der Sitte und alle Bande
praktische Arzt Dr. Eckhold die Stunde gekom¬
der Familie für eine Nacht aufgehoben waren,
men, seiner Frau einen Ehebruch vorzuwerfen, und wie am Morgen darauf jeder Teilnehmer
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verpflichtet war, zu vergessen mit wem er das
göttliche Fest gefeiert hat. Gerührt stellt der
Chemiker dem Gatten die Gattin versehrt zu¬
rück und geht ab, um sie zu vergessen. Und der
doppelseitige Ehebruch ist bereits in der Re¬
paratur. (Viele Vorhänge.)
Alle drei Ehemänner charakterisierte Balser
prachtvoll.
Sehr fein Auguste Pünkösdy als die ein
wenig ange=ibsente Frau des Arztes. Liebens¬
würdig duldend Maria Mayen als die bessere
Hälfte des Schauspielers, und entzückend dis¬
kret Hilde Wagener als Dichtersfrau. Die
merkwürdige Einfalt der beiden jungen Lieb¬
haber, des betrogenen, wie des betrügenden,
wurde von Zeska und Bettac humorvoll aus¬
gedrückt. Höbling gab dem Professor Würde,
Schmid dem Theaterdirektor Frohlaune.