II, Theaterstücke 26, (Komödie der Worte, 1), Komödie der Worte, Seite 473

in die Ange tane die vollen Friedenszagen zu garanteren
da wurde Herr Rickelt dringend herbeitelegraphiert.
Der wohlbeleibte Herr erschien und intervenierte beim
Theaterverein Dieser war nobel und vor allem
so einsichtig das Interesse des Theaters höher zu stellen als alle
Separattendenzen Das Erscheinen des Präsidenten der Bühnen¬
genossenschaft war nicht ohne Absicht provoziert worden; die
offizielle deutsche Schau pielervertretung sollte einen fühlbaren
Druck auf die Entschließungen Direktor Weisses und des Vereines
ausüben. Das ist natürlich gelungen, ohne daß man gerade be¬
haupten kann, daß dieses „scharfe Vorgehen“ die Billigung des
gesamten Schauspielerpersonals gefunden hat. Aber es waren ein
paar Unzufriedene, Mißvergnügte darunter, die in den gemein¬
samen Beratungen die scharfe Tonart vertraten. In diesen
Sitzungen der Schauspieler sind die Gegensätze heftig aufeinander¬
geplatzt; es kam zu den erregtesten Debatten, man schrie sich
untereinander an, brachte die unglaublichsten Dinge aufs Tapet,
kurzum, es war das Bild eines Schauspielerkonvents. Und da sich
die Herrschaften mit Wort verpflichteten, über alles, was da
gesprochen wurde, strengstes Geheimnis zu bewahren — was
war natürlicher, als daß man schon am nächsten Tag genau
erfahren konnte, was, worüber und wie geredet wurde ... Es
haben sich da einige Herrschaften manches geleistet, sogar
solche, die von heute auf morgen ihre Meinungen änderten. Ja,
einer hatte sogar die Geistesgegenwart, gleich einen neuen Direktor
zu kandidieren, falls Herr Weisse nicht die vollen Gagen bezahlen wolle.
Alle diese häßlichen kritischen Stimmungen waren natürlich zu
Ende, als dann die Gagenfrage so überraschend geregelt wurde.
Herr Rickelt konnte beruhigt nach Berlin abreisen, aber nun ist
er wieder in Wien gewesen. Der allezeit getreuen Opposition
scheint doch vor ihrem Sieg ein wenig bange geworden zu sein
und man möchte sich wohl ein bißchen sichern Worüber man jetzt
so eifrig mit Herrn Rickelt verhandelt, ist im Grunde nur
Privatsache jedes einzelnen.
Er kennt aus Erfahrung
die Schauspielerwelt zu
genau, um nicht abwägen
zu können, was berechtigt und was unberechtigt ist.
Wenn es gegen die Direktoren geht, haben die Schauspieler
gewöhnlich ihre eigene Rechtsanschauung und eine Moral mit
doppeltem Boden; eine für sich und eine für andere. So wird
es wahrscheinlich auch hier sein. Herr Rickelt wird es wohl bald
merken, daß man in Wien die scharse Tonart nicht ganz so gut¬
willig hinnimmt, und es ist zu erwarten, daß der Friede im
Deutschen Volkstheater endgültig einkehrt, auch wenn nicht alle
Wünsche und Absichten zum Ertolg führen.
Heute hätte im Deutschen Volkstheater übrigens Premiere
sein sollen. Es war die deutsche Uraufführung des dänischen
guse onne Gewahr.)
Lustspiels „Meine rechte Hand“ geplant. Das Stück be¬
reitete große technische Schwierigkeiten, die besonders in der
Ausschnitt ausg: Wiener Journal, WT•
Kriegszeit durch den Mangel an geschulten Theaterarbeitern schon
manche Aufgabe erschwerten. Es ergaben sich fortwährend
vom: 100K11911
Stockungen im Umbau, unerträglich lange Pausen und andere
Hindernisse. Gestern fand die Generalprobe des Lustspiels
mnnn

(„Mbine rechte Hand“, das bereits von einem halben Dutzend
Bühren in Deutschland vorbereitet wird. statt, aber schon am
Theater und Kunst.
Abend berichtete eine Notiz aus der Direktionskanzlei, daß das
neue Stück auf unbestimmte Zeit verschoben sei Wer in
Theaterdingen Bescheid weiß, kann die Erkrankung einer Haupt¬
Hinter den Kulissen.
darstellerin auf die einsachste Weise deuten. Die „rechte Hand“
(Die gestrichene Jemahlin. — Der zensurierte Schnitz'er. — Der Helfer
scheint sich verstaucht zu haben ...
aus Berlin. — Schauspieler untereinander — Die Mirgtiene= und die
Die Heimlichen. — Rickelts Inter¬
Die allgemeine Teuerung wird nicht nur im kleinen Haus.
Freunde des Direktors Weisse. —
vention. — Hitzige Gemüter. — Die abgesagie Premiere. — Die teure
halt, sondern auch im großen Theaterbetrieb verspürt. Jüngst
Bühnenkost. — Autorenschmerzen.)
brachte eine hiesige Bühne die Reprise eines älieren Schwantes.
Es ist etwas Eigenes um die Hoftheaterzensur Sie über¬
dem Werke findet sich eine Frühstückszene, die man unmöglich
feinert noch jene andere, die mit dem robusten Blaustift arbeitet. Sie
s
chen kann, weil sie sozusagen von psychologischer Bedeutung
klügelt noch mehr, um aus Harmlonigkeiten Dinge zu schöpsen
ist.
#ei junge Gatten — mißverstehen sich in dieser Szene. Die
die eines Verbotes wert sind, und sie möchte am liebsten die Welt Fra## erhätschelt den Mann, sie wird ihm mit ihren Zärtlichkeiten
mit dem Stil eines Horze emonienmeisters versehen, der immer beinahe unangenehm, sie füttert den geliebten Mann fast
und zu jeder Zeit genau die Stellen im Kopf hat an denen man
zu Tode. Der Autor hat nun hier ein kompaktes Frühstück
nicht anstoßen darf. — In der „Komödie der Worte“ Schnitzlexs,ganz genau vorgeschrieben, da es nun einmal charaktertstisch
der gewiß mit vollendeter Technik das Verfänglichste zu ist. Schon bei den Proben meinte der Regisseur: „Man sollte
sagen versteht, gab es auch einige Stellen, bei denen die Szene streichen — bei dieser Teuerung können wir uns
der Hauszensor wohl nervös zusammenzuckte, als das nicht leisten.“ Der Autor bestand aber auf seinem Schein —
es mußten allabendlich echte Requisiten da sein. Nach der1#
zweiten Aufführung kam der Direktor:
„Das Stück ist für die gegenwärtige Zeit viel zu kost¬
spielig. Ich habe heute ausrechnen lassen, was mich jedesmal
Ihre üppige Frühstücksszene für Geld kostet.
„Wird nicht so arg sein!“ lächelte der Autor.“
„Bitte, hier ist der Zettel des Requisiteurs.“ Und er reichte
ihn dem ###tor:
Kilo Butter (Teschner) . . . — Kronen 1.—
Schinken (dick belegt)


Rostdeef (ebenso)
" 3•—
4 Eier (Teeier!