ess
box 30/1
25. Proior Lernhardi
Großoestg
währt. Folgerichtig wird sie im entgegengesetzten; aber ist sie allein aus inneren und außeren Grundene
kommt, der die neue Melodie hat, die Komödien Bern¬
G. A. Crüwell: „Schönwiesen“.
hardis und Acostas zurückzuverwandeln vermag und
eine neue Jugend uns lehrt, daß. der Relativismus un¬
Schauspiel in fünf Aufzügen.
möglich der Weisheit letzter Schluß sein kann.
Uraufführung am Wiener Burgtheater.
Die feine und sorgfältige Darstellung voller Gourmet¬
reize holte alle Delikatessen der klugen und lebens¬
Das Burgtheater steht in dieser Saison mehr als sonst
frischen Schnitzlerschen Milieukunst in der Schilderung
im Zeichen der einheimischen, der autochthonen Dramatik.
der Wiener Arztewelt heraus, und die reiche Fülle
Nach Thaddäus Rittner und Stefan Zweig wurde jetzt auch
von Typen arischen und semitischen Blutes, Idealisten
Gottfried August Crüwell aus der Taufe gehoben. Und
und Realisten, der verschiedenfachsten Temperamente,
diesen hatte man sich für die dritte Stelle aufgehoben, weil
vom Poeten mit gutem Humor und aller Sauberkeit
man besonders große Stücke von ihm erwartete. Die Fach¬
entworfen, fand lauter ihm gleichwertige Schauspieler:
männer des Burgtheaters haben sich jedoch getäuscht:
in Klein=Rhoden, Herzfeld und Salfner, Platen usw.,
Crüwell hat ziemlich empfindlich versagt. Das anfangs recht
in Gottowt, der einen armen, unglücklichen Provin¬
wohlwollende Publikum wandte sich zum Schluß deutlich
zialarzt lustig=betrübsam spielte, Max Landa vor allem,
von ihm ab.
aber auch Adalbert brachten die Weisheit einer Re¬
Was zunächst gewinnt und erwärmt, ist der gut getroffene
gierung, von Ministern und Hofräten, die genau so
Ton des alten Wien um 1774: dieses mit freieren Mitteln
denken wie Artur Schnitzler und von seiner Lebenskunst
auch schon von Hofmannsthal verwendete Kauderwelsch aus
am meisten mitbekommen haben, mit überzeugendstem
behäbigem, mundartlichem Deutsch und drollig aufgeflicktem
Humor und Ironie zum Ausdruck, und Abel als höchst
Französisch und Italienisch. Dazu dann die steifen Rokoko¬
kluger und einsichtiger Vertreter christlicher Glaubens¬
gewänder, die gezierten Bewegungen und die modisch ge¬
welt brachte vielleicht seine Überlegenheit über Pro¬
fürbte Aufklärung und Sentimentalität. Derlei von der
fessor Bernhardi sogar etwas zu stark zur Geltung.
Warte einer sich reifer dünkenden Zeit lächelnd zu betrachten,
In der Rolle dieses Titularhelden hätte der sonst sehr
heimelt immer an. Kommt dazu ein gut gefeilter, epigram¬
überzeugende Gast aus Leipzig, Bruno Decarli, schon
matisch zugeschliffener, öfters witzreicher Dialog, der von Fall
im Anfang die Kritik und die Satiren, die ihm Schnitz¬
zu Fall die Laune kitzelnd auffrischt — und gibt's gar so
ler angedeihen läßt, etwas durchsichtiger zeigen können.
etwas wie sensationelle Spannung dazwischen, mit Familien¬
Er verlockte zuerst auf eine falsche Fährte, daß man
bankrott, bedrohter Mädchenunschuld, aristokratisch=dämo¬
im Zweifel sein konnte, ob vielleicht Schnitzler der
nischem Schwindler, geheimnisreicher Goldmischung — so
Törichte wäre, der den Konflikt ernst nimmt, und es
läßt das Publikum sich gern und dankbar fesseln. Freilich
gäbe in allem Ernst noch heute solche Fanatiker des
erwartet es dann auch, daß der im Rüstzeug seiner Gelehr¬
Glaubens, denen der Himmel wichtiger erscheint als die
samkeit und noblen Geisteskultur so sicher auftretende Ver¬
Erde. Nein, Lessingsche Ringe braucht man heute nicht“
fasser im weiteren Verlauf seine zerstreuten Einfälle und
mehr zu predigen.
Julus Hart.
Anmerkungen kräftig zusammenschichten und menschlich tiefer
fundamentieren, und daß er so fi
keit die dichterische Rechtfertigun
war jedoch der Punkt, wo Crüw#
weiter er uns führte, desto hastend
verlegener wurden seine Auskünf
fallener erwiesen sich seine Gestalt
bannende dichterische Vision. G#
Da ist ein junges Mädchen, das
(und das Familiengut Schönwie
Grauen, halb auch unter Entzüch
casanova=artigen Schwindler hin
dieser Tat willen wie eine Heili
alles unklar. Die Motive sind
nicht ineinander organisch verwoh
leuchtung zittert hin und her. Iss
verse, kleine Kröte, oder ist es
des achtzehnten Jahrhunderts, o#
Heldin wie Dostojewskis Sonja,
Monna Vanna? Etwas von alle
nichts ganz. Die Schauspielerin I
für die Empfindsame und schuf so
hafte Momente — aber um so
ganze Figur wie ein zerblasener
so ist's überall in diesem Stück.
eine Zeitlang gutwillig mitgegang
lich vor einem unübersteiglichen
sprüche bleiben ungelöst, auch gan
plötzlich auf, verschieben die Si
Frühere über den Haufen. Auch
geschwollener und gekünstelter.
geschichtliche Pikanterie wirkte, en
fähigkeit zu einfachem Herzensaus
hin, und nur die Farbe bleibt. G
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25. Proior Lernhardi
Großoestg
währt. Folgerichtig wird sie im entgegengesetzten; aber ist sie allein aus inneren und außeren Grundene
kommt, der die neue Melodie hat, die Komödien Bern¬
G. A. Crüwell: „Schönwiesen“.
hardis und Acostas zurückzuverwandeln vermag und
eine neue Jugend uns lehrt, daß. der Relativismus un¬
Schauspiel in fünf Aufzügen.
möglich der Weisheit letzter Schluß sein kann.
Uraufführung am Wiener Burgtheater.
Die feine und sorgfältige Darstellung voller Gourmet¬
reize holte alle Delikatessen der klugen und lebens¬
Das Burgtheater steht in dieser Saison mehr als sonst
frischen Schnitzlerschen Milieukunst in der Schilderung
im Zeichen der einheimischen, der autochthonen Dramatik.
der Wiener Arztewelt heraus, und die reiche Fülle
Nach Thaddäus Rittner und Stefan Zweig wurde jetzt auch
von Typen arischen und semitischen Blutes, Idealisten
Gottfried August Crüwell aus der Taufe gehoben. Und
und Realisten, der verschiedenfachsten Temperamente,
diesen hatte man sich für die dritte Stelle aufgehoben, weil
vom Poeten mit gutem Humor und aller Sauberkeit
man besonders große Stücke von ihm erwartete. Die Fach¬
entworfen, fand lauter ihm gleichwertige Schauspieler:
männer des Burgtheaters haben sich jedoch getäuscht:
in Klein=Rhoden, Herzfeld und Salfner, Platen usw.,
Crüwell hat ziemlich empfindlich versagt. Das anfangs recht
in Gottowt, der einen armen, unglücklichen Provin¬
wohlwollende Publikum wandte sich zum Schluß deutlich
zialarzt lustig=betrübsam spielte, Max Landa vor allem,
von ihm ab.
aber auch Adalbert brachten die Weisheit einer Re¬
Was zunächst gewinnt und erwärmt, ist der gut getroffene
gierung, von Ministern und Hofräten, die genau so
Ton des alten Wien um 1774: dieses mit freieren Mitteln
denken wie Artur Schnitzler und von seiner Lebenskunst
auch schon von Hofmannsthal verwendete Kauderwelsch aus
am meisten mitbekommen haben, mit überzeugendstem
behäbigem, mundartlichem Deutsch und drollig aufgeflicktem
Humor und Ironie zum Ausdruck, und Abel als höchst
Französisch und Italienisch. Dazu dann die steifen Rokoko¬
kluger und einsichtiger Vertreter christlicher Glaubens¬
gewänder, die gezierten Bewegungen und die modisch ge¬
welt brachte vielleicht seine Überlegenheit über Pro¬
fürbte Aufklärung und Sentimentalität. Derlei von der
fessor Bernhardi sogar etwas zu stark zur Geltung.
Warte einer sich reifer dünkenden Zeit lächelnd zu betrachten,
In der Rolle dieses Titularhelden hätte der sonst sehr
heimelt immer an. Kommt dazu ein gut gefeilter, epigram¬
überzeugende Gast aus Leipzig, Bruno Decarli, schon
matisch zugeschliffener, öfters witzreicher Dialog, der von Fall
im Anfang die Kritik und die Satiren, die ihm Schnitz¬
zu Fall die Laune kitzelnd auffrischt — und gibt's gar so
ler angedeihen läßt, etwas durchsichtiger zeigen können.
etwas wie sensationelle Spannung dazwischen, mit Familien¬
Er verlockte zuerst auf eine falsche Fährte, daß man
bankrott, bedrohter Mädchenunschuld, aristokratisch=dämo¬
im Zweifel sein konnte, ob vielleicht Schnitzler der
nischem Schwindler, geheimnisreicher Goldmischung — so
Törichte wäre, der den Konflikt ernst nimmt, und es
läßt das Publikum sich gern und dankbar fesseln. Freilich
gäbe in allem Ernst noch heute solche Fanatiker des
erwartet es dann auch, daß der im Rüstzeug seiner Gelehr¬
Glaubens, denen der Himmel wichtiger erscheint als die
samkeit und noblen Geisteskultur so sicher auftretende Ver¬
Erde. Nein, Lessingsche Ringe braucht man heute nicht“
fasser im weiteren Verlauf seine zerstreuten Einfälle und
mehr zu predigen.
Julus Hart.
Anmerkungen kräftig zusammenschichten und menschlich tiefer
fundamentieren, und daß er so fi
keit die dichterische Rechtfertigun
war jedoch der Punkt, wo Crüw#
weiter er uns führte, desto hastend
verlegener wurden seine Auskünf
fallener erwiesen sich seine Gestalt
bannende dichterische Vision. G#
Da ist ein junges Mädchen, das
(und das Familiengut Schönwie
Grauen, halb auch unter Entzüch
casanova=artigen Schwindler hin
dieser Tat willen wie eine Heili
alles unklar. Die Motive sind
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verse, kleine Kröte, oder ist es
des achtzehnten Jahrhunderts, o#
Heldin wie Dostojewskis Sonja,
Monna Vanna? Etwas von alle
nichts ganz. Die Schauspielerin I
für die Empfindsame und schuf so
hafte Momente — aber um so
ganze Figur wie ein zerblasener
so ist's überall in diesem Stück.
eine Zeitlang gutwillig mitgegang
lich vor einem unübersteiglichen
sprüche bleiben ungelöst, auch gan
plötzlich auf, verschieben die Si
Frühere über den Haufen. Auch
geschwollener und gekünstelter.
geschichtliche Pikanterie wirkte, en
fähigkeit zu einfachem Herzensaus
hin, und nur die Farbe bleibt. G