II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 76

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25. PrefesBernhad
mitten in die medizinische Welt hinein, in der das Stück, Kraft. Ein Autor mit dramatischer Vollkraft würde wahr¬
Flecke hat; der
sich bewegt, und zieht den Vorhang fort vom Doktoren¬
scheinlich noch mancher Effekte sich bemächtigt haben, die
richtsministerium
zimmer einer Krankenanstalt, das ein für jeden, der nicht
in dem Stosse liegen. Es wird ferner in den folgenden
aber. nur, weil
zur Zunft gehört, gänzlich unbekannter Ort ist, in den
Akten allzuviel und allzu weitschweifig geredet, Immerhin
machen würde;
Einblick zu gewinnen daher besonders interessiert — erfreut man sich auch in Akten an der klugen und sicheren
Moment den an
zeigt die Aerzte in der Ausübung ihres Berufes, zeigt
sich auf die Seit
Technik, die sie gefügt hat. Die dramatische Wirkung bleibt
insbesondere, wie sie mit einer Gleichgiltigkeit, mit welcher
ebenfalls nicht aus, wenngleich diejenige des ersten Aktes
er nun einmal
der Laie sich niemals abfinden wird, ihre wissenschaftlichen
nicht mehr erreicht wird. Das Stück gelangt jedoch
felder, der alte
und persönlichen Interessen erörtern und betreiben, wie
Temperament, de
wieder zu einem Höhepunkt im fünften Akt, der allerdings
sie scherzen und lachen, während im anstoßenden Raume
von ganz anderer Art ist als der erste. Wird man im
feig sind, und der
ein junges Menschenleben mit dem Tode ringt. Die
ersten Akt durch die Ereignisse bewegt, so steht man im
verlangt, was ge
und meisterhaft
ist meisterhaft,
Milieuschilderung
fünften unter dem Einfluß des Humors und der Satire,
Pflugfelder, ein
auch ist sie mit dem Drama verwoben, während sonst die
die ihn erfüllen, so daß das Drama, das als ernstes
semit, jetzt auch
naturalistischen Bühnenwerke so oft nur die Milieu¬
Schauspiel begonnen, in überaus anmutiger Weise als
Menschen im all
schilderung geben und das Drama schuldig bleiben. Aus
Lustspiel endet
schaft sind, —
dem ärztlichen Kommen und Gehen, Tun und Treiben
Auch der
Der Dialog, der immer Artur Schnitzlers Stärke ge¬
entwickelt sich die dramatische Aktion, Leise und unmerklich
gegen den Profe
wesen, ist ihm diesmal besonders gelungen —
ist fast
setzt sie ein, auf die natürlichste Weise. Das kranke
zeichnet. Solch
durchwegs interessant, stellenweise glänzend. Manch geist¬
Mädchen nebenan wird gleich sterben. Die Kranken¬
mit dem gemüt
reiches Witzwort fällt, mancher bitteren Lebenserfahrung
schwester meint, man müsse doch den Pfarrer holen, weil
jeder schon beg
wird Ausdruck verliehen, manch schöner allgemeiner
das immer geschieht. Es hört sie niemand außer dem
mälde an Lebens
Gedanke leuchtet auf. Und namentlich in den lustspiel¬
kleinen Kandidaten der Medizin, der hier am wenigsten
Hauptperson konz
haften Szenen hat das Gespräch jene echt wienerische
zu sagen hat und der ihr halb gedankenlos zustimmt.
Grazie,
die eine der reizendsten Eigenschaften des
fällt.
Ge
Und auf einmal ist der Pfarrer da, feierlich, im vollen
Schnitzlerschen Talents ist.
Ornat, und Professor Bernhardi vertritt ihm den Weg,
A
r der
weil die Kranke nicht weiß, daß sie sterben muß, und der
In der Zeichnung der Charaktere bekundet sich gleich¬
rch de
T
Arzt ihr, da er sonst nichts mehr für sie tun kann,
falls eine sichere und reise Kunst. Das Stück enthält eine
rofess
ränk
wenigstens die Wohltat des ahnungslosen Hinüber¬
Fülle von Gestalten, und es ist dem Dichter gelungen,
klerika
sentan
schlummerns sichern will. So erreicht der Akt, der eigent¬
einer jeden ihre eigene Physiognomie zu geben. Das gilt
Anschein, als soll
lich ein kleines Drama für sich ist, am Schluß seinen
namentlich von den Figuren der Aerzte, deren das Drama
Höhepunkt in einer überaus bewegten, überaus spannenden
Intrigant hingest
eine ansehnliche Galerie vorführt. — Figuren, bei deren
Szene; und gleichzeitig wird mit einem Schlage der
im Gegensatz steh
Gestaltung der Autor aus den Eindrücken eines früheren
Konflikt aufgerollt, der den Gegenstand des Stückes bildet.
in diesem Werke
Lebensabschnittes schöpfen konnte, da er selbst in einem
der Klerikalismus
Im weiteren Verlaufe des Dramas vollziehen sich
Aerztezimmer von der Art dessen, in dem das Stück be¬
die Hauptbegebenheiten zum großen Teile hinter den
ber die Intrige n
ginnt, zu Hause war. Alle tragen sie das Gepräge der
Coulissen; auf der Bühne wird nur der Kommentar
darf doch selbst 8
Lebenswahrheit.: der Professor Cyprian, gefürchtet wegen
dazu geliefert. Das erscheint nach dem so ereignisreichen,
streiten, daß man
seines Hanges zum Anekdotenerzählen, der aber bei al
so starken ersten Akt wie ein Nachlassen der dramatischen! seiner Schwatzhaftigkeit doch das Herz auf dem rechten sein kann. Ueberh
—.