II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 80

SS
25. Profe.Bernha1—
Ausschnitt aus Wolksstimme, Magdeburg
1 197.
vom:
Im „Kleinen Theater“ hat Schnitzlers neue Kochödi¬
Professor Bernhardi ziemch entrauscht Der Wiene
Dichter kommt diesmal ganz als Arzt. Zwölf Medizinprofessoren
ine Krankenschwester! Ein von der österreichischen Zensur ge
hetztes Tendenzstück, wenn anders man rassenlose Reinmenschlich
keit und Loslösung von pfäffischer Intoleranz Tendenz nenner
kann, aber dichterisch und künstlerisch einer der schwächsten Schnitz
ler. Das Verbrechen Professor Bernhardis, eines aufrechter
Juden und Arztes, bestand darin, daß er einem mit Sterbe
sakramenten ausgerüsteten Priester den Eintritt in das Kranken
zimmer versagte, wo eine Sterbende in Delirien lag. Ent
rüstungsrummel der streberischen loyalen Professorenelique gegen
Bernhardi und seine Gefolgschaft der geistig Freien. Famos
Typen zeigt Schnitzler in der stürmischen Sitzung des Professoren
kollegiums auf: einen dröhnenden Alldeutschen in Vollbart un
Jägerwäsche, einen widerlichen getauften Juden, der mit seinen
frischgebackenen Nationalismus protzt, einen gänzlich amorali
schen eleganten Wiener Hofrat. Wegen Verunglimpfung de
katholischen Regilion zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt
kommt Bernhardi als ein kampfmüder Mann in seine Arbeits
stube zurück. Es lohnt sich ja nicht. Gesindel bleibt Gesinde
Ob in Lumpen, ob in Glacéhandschuhen. Sittlicher Skeptizismus
ist stets die Folge moralischen Demagogentums. Und wenn man
erst so weit ist, regt man sich nicht mahl auf um sogenanntes
Rechthaben oder Unrechtleiden.
Wenn man den einenardhon OO
box 30/1
eapolie
Paris, Kom, San Francisco, Stockholm, St. P
(Quelienangabe chne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Bremer Tag
7- UMN 1072
2.#
vom:
SRTIEN
61
Bremer Sezseidie= Mis.
Arafessor Bernharbi.
gA
Sanspiel vong
Scheitler einem birgerlichen werr nach Ar#
Kommt und diesmal mit dramatisch bewegten Bil¬
der aus seiner engeren Berufssphäre, mit psycho¬
legisch seiselnden Schilderungen, deren ungesuchter
Natürlichkeit und lebendigee Frische man es ohne
weiteres anmerkt, dab ein ungewöhnlich feinsimniger¬
Besbachter dem Leben unmittelbar und ohne Re¬
touche nochgezeichnet hat.
Professor Vernhardl, der Direktor eines Kranken¬
hauses hat es für seine ärztliche Pflicht gehalten,
einem latholischen Pfarrer den Zutritt zu einer
Sterbenden zu verweigern um diese die in dem
Wahne befangen ist, daß sie der Genesung entgegen¬
schreite, für ihre letzte Stunde vor ##lälender Un¬
ruhe zu bewahren. Dieser Schritt für den Pro¬
schor schidere Fölurng H#rchnsinnige Uebern
treibungen, die ja bei solchen Gelegenheiten nie
mals ausoletben, wird der Fall derartig aufge=#
bauscht, daß sich seger das Parlament mit ihm der#
schäftigt. Der' Antisemitismus spielt in die Saches
binein denn Prosessor Bernhardi ist Jude. Man
beschuldigt ihn, deß er sich in seinem Vorgehen als
Jude lediglich von seinem daß gegen das Christen¬
tum und dessen offizielle Vertreter habe seiten und
schweren sogar tätlichen Beleidigugen habe
zu
hinreißen fassen. Auch das Kollegium der Kranken¬
Es kommt schließlich
haus=Professoren spaltrt sich.
so heit daß Bernhardi sich vor Gericht verantwor¬
ten meuß und auf Grund eines falschen Zeugnisses
für zwei Monaie ina Gefängnis geschickt wird. Am
Schiusse des Dramas erkennen wir zwar daß Pro¬
sestor Bernhardi dnrch die Strafe nicht geknickt wer¬
den ist, und auch an seinem Ansehen schließlich trotzf
olledem kaum etwas eingebüßt hat, aber gerade die
ser Schluß ist unklar die schwächste Stelle des Wer¬
kes, denn die Geschichte verläuft so ziemlich im
Gande.
Digshöchste Anerkennung verdient dagegen die
kein ausgearbeitete und mit plastischer
pröghiige,
Ze#tlichkeit hervortreiende Charakteristik der einzel¬
nen Personen uud der lehendige, flotte, oft scharff
pointierte Dialog.
Die Aufführung war mit einem Wort eine künst##
lerische Tat, sie wurde der Royität in jeder Be####
giehung gerecht. Den Hauptanteil an dem vortreff¬
M
lichen Kelingen der Vorstellr g hatte offenbar die
verständnisvolle und umsichtige Regleführung bon
Gusiav M. Hartung, der für ein fein abgetön¬
tes und fest in einander greifendes Zusammenspiel
gesorgi hatte und dodurch einen wohl abgerundeten.
harmmnischen Gesamteindruck erzielte: besonders der #.2
chendige dritte Akt war ein Musterstück seiner Regie¬
Die Gelehrteniypen wurden den Paui
rum
[Breitfeld in der Titelrolle, ferner von 7##
ius Donat, Carl Jönsson, Norbeiis
[Laske Alfons Pape,
Franz Gtein¬
Martin Lindemann und Wilhelmi
[Dohms mit ausgezeichneter Charakierisierungs¬
kunst verkörpert. Jede einzelne Figur wor eine
lebenswahre Individualität von Fleisch und Blül#
Sogar in den sorgfältig gewählten Masken hatte
man schon äußterlich überzeugend wirkende Kontrafte
zu schaffen gemußt. Die realistisch gehaltene Aus¬
#atiune sseß wieder nichts zu wünschen übrig.
nat wurde mit sehhaftem Inferesse hüs¬

i#ommen.