II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 98

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25. Professor Bernhandi

sche Konsul in Durazzo
— W —
langen. Die Handelskammer agitiert in dieser Richtung, und
tsstellen in Verbindung
und Leiter geworden. Er wurde bei Streitfragen Wie eine lehzte
die Obrigkeit verhält sich vollständig untätig.
werden ignoriert. Auch
Instanz beirachtet. Sein Wort gab den Ausschlag. Aber nicht nur
ingigkeit Albaniens aner¬
bei seinen Kollegen — und wer von uns hätte es gewagt, sich als
S

denz — jeder mit besonderer Liebe, jeder aus seiner Anschauung
Geistlichen war ihr gekündet. „Muß ich denn sterben?“ — waren
ihre letzten Worte.
heraus zu verstehen. Niemals von irgend einem einseitig gesehenen
Musik.
Standpunkt. Auch der Geistliche, klug, rücksichtsvoll, sympathisch.
Auf diesem meisterhaft geführten ersten Akt, der eigentlich ein
Von jedem einzelnen könnte man nach wenigen Worten seine ganze
Vorspiel ist, — baut sich dann die weitere Handlung auf. Schlag¬
hardi.
Lebensgeschichte schreiben, vom kleinen jüdischen Landarzt, der
worie fliegen durch den Raum — Krankenhäuser — Gotteshäuser —.
nen Theater.
wegen eines Fehlers bei einer Operation zur Anklage gestellt und
Deutschnational — Christlichsozial — Philosemit — Antisemit —
freigesprochen wird, und nun um Vorsehung einkommen muß, wie
en Lippen flüsterte es im
und bei diesem Streit der Parteien, bei all den wissenschaftlich,
er keine Praxis mehr findet, vom neuen Unterrichtsminister, Hof¬
„Brahm ist gestorben“. —
politisch und sozial interessierenden Debatten, schleicht der Dichter
rat und Exzellenz, der einst ein Mitkämpfer des tapseren Bern¬
ir eine Darstellungs= und
ein wenig davon. Der Arzt, der Standesfragen erörtert, der ehr¬
hardi war und beim Aufstieg zu all den Würden so viel, ach so Hiel
wachsen ist und die seinen
liche Kämpfer, der Strebern und Heuchlern die Maske vom Gesicht
aus früherer Zeit vergessen muß, von Dr. Filitz, der ernsthaft eine
en Erfolg einträgt. —
reißen will, tritt hervor, — und so stark ist Schnitzler vom Streite
Genugtuung fordert, weil seine Frau von irgend einer Gräsin nicht
nd erscheint nach den Akt¬
der Parteien beseelt, daß er zuweilen sogar die sonst so glä#end
empfangen wurde, und von allen den anderen, glänzend gesehenen
im ersten Male in Berlin
geführte Technik außer Acht läßt und in einer Sprechzimmermanier
Menschen dieses männerreichen Stückes.
nmehr toten Freundes er¬
einen nach dem anderen kommen und sein Sprüchlein aufsagen läßt.
Erfolggekrönten liest man
So war der starke Erfolg des Werkes zu verstehen, und er
Man täte diesem Dichter Unrecht, wollte man die einfache
r. Schnitzler seit Monaten
wird ihm auch treu bleiben, über die Premieren hinaus und über
Handlung weiter erzählen, die durch gemeine Intriguen, durch hä߬
Berlin hinaus — wohl aber nur bis an die Grenze, wo die schwarz¬
liche Hetzerei, zu einer Gerichtsverhandlung mit wissentlich falschen
m, das unter Professor
gelben Pfähle stehen. Denn die Hoffnung, dieses Werk jemals in
Zeugenaussagen, durch eine Verurteilung zu Gefängnis, und durch
ein Menschenleben mit dem
Oesterreich von der Zensur gestattet zu bekommen, wird wohl der
Selbstanzeige einer Zeugin dann wieder zu einem besseren Ende
Dichter begraben müssen.
chnitzler, der als Jüngling
führt. Diese Handlung würde ein wenig nach Philippi schmecken,
en Liebestraum der jungen
— oder für ein Bauernstück in einen packenden Rahmen getan. —
Die Darstellung kam dem nicht leicht zu gebenden Stücke in
zählt uns heute als Fünf¬
jeder Beziehung zu Hilfe. Man muß immer wieder die Kunst
Aber Schnitzlers große Kunst zeigt sich gerade darin, daß er trotz
im Krankenzimmer, un¬
Barnowskys bewundern, der es versteht, sich immer neue Kräfte
dieser oft allzu starken Geschehnisse, unausgesetzt das Interesse des
bar deutlich spielt sich das
heranzuholen und sie an richtiger Stelle zu beschäftigen. Von
auch seinen Horchenden findet, daß eine Fülle bester Beobachtungen
cverbotene Eingriff ——.
seinem Regiekönnen hat er in der jüngsten Zeit ja wiederholt
kluger Einfälle, witzig geprägter Gedanken immer von neuem
glänzende Proben abgelegt, und diesen wohlverdienten Erfolgen
fesselt, selbst wenn die Handlung, wi. im zweiten und vierten Akte
n der Sterbenden die Hoff¬
gestern einen neuen und ehrlichen Sieg hinzugefügt. Sowohl die
gelegentlich aussetzt, — oder wenn sie, wie im dritten, zu einem
esung, der Wille zu neuem
so schwierigen langen Duoszenen wie die großen Ensembles hatten
großen Theatercoup ausholte. —
seinste Schattierungen, rythmischen Schwung und zeugten von star¬
Ein Stück nur von Männern dargestellt — eine einzige un¬
illa läuft nach dem Geist¬
kem Durchdringen. Herr Bruno Decarlü, Herr Herzfeld, Herr
bedeutende Frauenrolle verschwindet nach dem ersten Akte ganz —,
Trost spenden — aber er
Wurmser (in der Charge eines früheren Militärarztes ganz aus¬
ein Problem, das uns hier in Deutschland als Problem verhältnis¬
Hoffnungsträumen heraus¬
gezeichnet), Herr Wolff, Herr Platen, Herr Abel, Herr Gottorot
mäßig wenig interessiert, — und doch ein Miterleben, ein Mit¬
eistlichen den Eintritt ins
und Herr Adalbert vereinigten sich mit den übrigen zu einem aus¬
kämpfen, ein Mithassen!
eiß nichts vom Tod, — sie
gezeichneten Ensemble, — das wir am Tage der Trauer um Brahm
die Worte der Sterbenden
Und in dieser ganz einzigartigen Kunst des Charakterisierens
mit besonderer Herzlichkeit grüßen. —
ankenschwester: „Zu spät“.
liegt der große Wert dieses Stückes. Wie prachtvoll sind diese
Dr. Martin Zickel.
nde gewußt, das Nahen des
Menschen gezeichnet. Ohne jede hervortretende Neigung zur Ten¬
Ae