II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 160

7. 11.
Wie g Professor Bernnardis beinahe
INIHVIV
der Zensur verfallen ware
Von Hofrat Dr. Karl Glossz“
ropa
Das Problemdrama war durch je ein Werk: Werk gegenüber eine besonders strenge Auf¬
von Schnitzler und Schönherr vertreten. Schnitz- fassung Platz zu greifen habe. Daher wurde am
lers „Professor Bernhardi“ kam nach ein¬
*
10. April 1918 das Ansuchen der „Neuen
wöchentlicher Lichtsperre am 21. Dezember! Wiener Bühne“ zurückgewiesen. Im November
1918 zur ersten Darstellung. Schon 1912 suchte 1913 schritt Direktor Weisse abermals um
die Direktion um behördliche Zulassung dieses
die Bewilligung ein; er wies auf die Darstellun¬
Stückes an. Die Polizei bemerkte damals,
gen in Deutschland und auf fast allen Hof¬
daß die Handlung tief in den Wider¬
bühnen daselbst hin. In seinen Ausführungen
[stand der kirchlich-politischen
bemerkte er, daß in den letzten zwei Jahren
Anschauungen der Gegenwart ein¬
die allerwenigsten Stücke vom Publikum
greife, daher die Vermutung nicht unbegrün¬
tr. 9
freundschaftlich aufgenommen worden seien,
det sei, daß die öffentliche Aufführung auch
die geistige Produktion wohl quantitativ groß,
im Zuschauerraume Gegensätze auslösen
qualitativ aber miderwertig sei. Der Zensor
würde, die mit der öffentlichen Ordnung viel¬
verhielt sich jedoch abermals ablehnend.
###leicht nicht vereinbar wären. In der vorliegen¬
„Das Stück selbst ist“, schrieb er, „nach
den Fassung dürfte das Stück zur Aufführung
wie vor als ein pamphletisches Werk von
nicht gecignet sein. Mit Ausnahme eines Mit¬
gliedes des Zensurbeirates, sprachen sich die
hen
geringem literarischen Wert zu betrachten
beiden anderen gegen die Aufführung aus,
und vom Standpunkte des patriotischen
worauf am 25. Oktober 1912 das Verbot er¬
Empfindens und der Wahrung der Autori¬
folgte. Auf das Ersuchen des Polizeipräsiden¬
tät aller hierländischen öffentlichen Fak¬
ten zu Berlin um Mitteilung der Stellung¬
erschei¬
nahme zu diesem Stücke, antwortete der Statt¬
toren zu verurteilen.
loanalyse
halter: „Für das Verbot war nicht so sehr die
Das Stück wird kaum mehr als zehn volle
Storfer
in der Komödie diskutierte religiöse Frage
Häuser machen; aber es ist nun einmal eine
lytischen
entscheidend, als vielmehr die tenden¬
inzleinen
Art „Ehrensache“ des kartellierten Wiener
ge von
ziöse und entstellende Schil- Journalisten- und Literatentums geworden, das
, Andre
derung hierländischer, öffent-Stück frei zu bekommen.“ Wieder legte der
Schüler
licher Verhältnissse.“ Schnitzler hatte
Statthalter dem Ministerium als der kompe¬
schichte
sich noch vor dem Verbot bereit erklärt, eine
tenten Behörde die Angelegenheit vor, wieder
en (Das
wesentliche Kürzung des Textes selbst vorzu¬
lehnte das Ministerium eine unmittelbare Ent¬
matik),
nehmen und dabei allfällige Wünsche der Zen¬
scheidung ab und überließ es dem Statthalter,
le Ge¬
sur zu berücksichtigen; zu einer weitgehenden
Reich
instanzmäßig zu entscheiden. Darauf aber¬
Umarbeitung oder gar tiefgreifenden Anderung
Ernest
maliges Verbot des Statthalters.
im Texte wollte er sich nicht bereit finden. In
lkeit),
Endlich im November 1918 schritt Direktor
aske)
der Erledigung des Rekurses gegen die Ent¬
Bernau im Hinblick auf die geänderten poli¬
von scheidung des Statthalters bemerkte der Mini¬
tischen Verhältnisse ein. Die Polizei wies auf
weib, Ister des Innern am 25. Jänner 1913: „Wenn
die Neuordnung des innerstaatlichen Lebens
inge-auch die Bedenken, die gegen die Aufführung
hier
hin und meinte zum Schluß, ob sich nicht in
des Werkes vom Standpunkte der Wahrung re¬
udie
Würdigung der außerordentlichen Verhältnisse
ligiöser Gefühle der Bevölkerung vorliegen,
r.
nunmehr die Zulassung empfehlen würde. Der
durch Striche oder Anderung einiger Textstel¬
Zensurbeirat der literarischen Gruppe, der
dele len immerhin beseitigt werden könnten, so
schon 1912 auf den Koerberschen Erlaß des
nan stellt doch das Bühnenwerk schon in seinem
Jahres 1903 hinwies, nach welchem der Bühne
nur gesamten Aufbau, durch das Zusammenwirken
die Erörterung keines Konfliktes verschlossen
vol-der zur Beleuchtung unseres öffentlichen
bleiben solle, wenn nur die ethische Grundlage
die Lebens gebrachten Episoden, österreichische
des Problems erkennbar ist, erklärte, daß ein
nk-Istaatliche Einrichtungen unter vielfacher Ent¬
gänzliches Verbot nicht gerechtfertigt sei, in
üt- Istellung hierländischer Zustände in einer so
einer Zeit, in der völlige Preßfreiheit herrsche
ienherabsetzenden Weise dar, daß seine Auffüh¬
und das Publikum so manches freie Wort höre
Iürrung auf einer inländischen Bühne wegen der
und lese, das vorher weder ausgesprochen
ub(zu wahrenden öffentlichen Interessen nicht zu- noch geschrieben werden durfte. Ein anderer
ht gelassen werden kann.“ Einigermaßen in die Zensurbeirat rechtfertigte das bisherige Ver¬
dieOffentlichkeit gelangte das Stück durch eine
halten der Behörden durch das Hauptbedenken,
lenVorlesung Ferdinand Onnos im Saale des
sie
daß Schnitzler eine Gesellschaft schildere, die
Ingenieur- und Architektenvereines, am
zu
sich durch Gesinnungslosigkeit, Streberei, Heu¬
22. November 1912.
chelei und Idiotismus kennzeichne und deren
Der Plan, das Werk in Preßburg aufzufüh¬
Vertreter in ihrer modernen Skrupellosigkeit
ren, scheiterte, ebenso wurde eine Vorstellung
ten
vor keiner Korruption zurückschrecke. Auch
vor individuell geladenen Personen nicht ge¬
hts
habe der Autor markante Typen gezeichnet,
stattet. Der Referent der Statthalterei be¬
hinter deren Masken bekannte Persönlichkeiten
merkte, daß das Stück, trotz seiner großen
len,
unschwer erkannt werden konnten. Seither
Mängel und seiner Armut an höheren Gedan¬
tür¬
aber haben die geschilderten Vorgänge an Ak¬
ken in Berlin und München sehr bedeutende
tualität eingebüßt. Ohne irgend ein Bedenken
Erfolge erzielt habe. Wegen der einmaligen Auf¬
Frau
entschied die Landesregierung am 21. Dezem¬
ine führung berichtete der Statthalter dem Mini¬
ber 1918, daß „Professor Bernhardi“ vollinhalt¬
Frauster, er erachte sich mit Rücksicht auf das
lich zur Aufführung zugelassen werde. Daß für
es ja seitens der höheren Instanz erlassene Zensur¬
das ursprüngliche Verbot keineswegs die reli¬
wo verbot nicht für kompetent, die Bewilligung zu
giöse Frage entscheidend war, geht schon dar¬
durch erteilen. Der Minister aber wehrte mit dem Be¬
aus hervor, daß 1906 im Raimnd-Theater das
shickt merken ab, die Kompetenz zur unmittelbaren
Schauspiel „Der Dorfschulmeister“ von Sieg¬
0 Uhr Entscheidung sei nicht gegeben, da ein anderer
fried Knapitsch aufgeführt werden durfte,
vor sie Unternehmer unter wesentlich anderen Verhält¬
worin dem Priester der Zutritt zu einer Kran¬
zahl- nissen angesucht habe und es daher dem Statt¬
ken mit der Begründung verwehrt wird, daß
halter überlassen bleibe, über diese neuen An¬
Ing, sie
ihr die Aufregung schaden würde. Auch in der
suchen instanzmäßig zugentscheiden. In der Ab¬
dänner,
Tragödie „Ohne Gott“ wird das Problem be¬
sicht des Ministeriums lag es, daß Schnitzlers
nglück¬
handelt, ob es humaner sei, einem dem Tode
eit den
nahen Menschen ohne die Tröstungen der Reli¬
ständen
* Aus dem Werk „Vierzig Jahre Deutsches
gion bis zu seinem Ende die Hoffnung auf Ret¬
stentum
Volkstheater“, das anläßlich des 40jährigen
tung zu belassen, oder ob der Vorbereitung auf
in einen
Jubiläums des Deutschen Volkstheaters dieser
das Jenseits jede menschliche Rücksicht zu
Tage erscheint.
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