II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 161

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25. Professor dar
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Ausschnitt aus:
Wr. Allgemeine Zeitung, Wien
vom:
5. 1933
Wiener
Allgemeine Zeitung
Aus den Erinnerungen eines Dramaturgen:
Ein
Stütk Andrkäumte Sileratur
geschichte Bisterteiche
Von Professor Heinrich Glücksmann
Professor Heinrich Glücksmann, der
während seiner langjährigen Tätigkeit als
er sich in der Gestalt des Unterrichts= nehm enttäuscht, ja auf das höchste
Dramaturg am Deutschen Volkstheater eine
ministers Flindt porträtiert wähnte und
überrascht, las ich das Stück in einem
der populärsten und beliebtesten Erschei
der Versicherung, daß der Dichter nach
nungen in der Wiener Theater= und
Zuge zu Ende. Ich fand darin alle Ele¬
einem anderen Modell gearbeitet hatte,
Schriftstellerwelt wurde, feiert am 7. Juli
mente richtiger Dran#atik vereinigt: scharfe
seinen
absolut keinen Gleüden sehenkte. Erst der
siebzigsten Geburistag.
Profilierung der psychologisch erfaßten Ge¬
Umsturz rettete das prachtvolle Werk aus
Schon jetzt wird er von Gratulationen aus
stalten, rasche Bewegung der Handlung und
nah und fern überhäuft, die alle von der
der Versenkung und leitete am 21. De¬
herzlichen Anerkennung Zeugnis ablegen,
sogar philosophischen Humor und saftigen
zember 1918 eine lange Serie von Auf¬
die man ihm überall entgegenbringt.
Witz. Mein Bericht an Direktor Weisse hatte
führungen ein, die man nicht beendet sein
Wir veröffentlichen im Nachstehenden einen
zur Folge, daß ich Wildgansschon am
Artikel aus der Feder Glücksmanns, der in
lassen dürfte, trotz oder wegen der Ver¬
Einreichungstage die Annahmes
überaus anregender und fesselnder Weise
brennung des Dichters durch irregeleitete
Literaturgeschichte nicht nur gleichsam, son¬
deutsche Studenten.
melden konnte. Er kam und dankte be¬
dern, da sie von einem Dramaturgen dar¬
glückt. Etwas Voreiliges. Denn zur Auf¬
gestellt wird, wohl auch im buchstäblichen
führung sollte es nicht kommen. Wir fanden
Der bühnenfeindliche Schönherr
Sinne, hinter den Kulissen zeigt.
nichts Passendes zu dem nicht abendfüllen¬
Auch mit Karl Schönherr hatte ichden Dramulett. Der Dichter selbst mühte sich
Wie „Professor Vernhardi“ entstand
eigenartige Dramaturgen=Erlebnisse. Ihn
um den Zusatz, schrieb einen Einakter ums
mit meinem Theater in möglichst innige
Bald nach Antritt des Dramaturgen¬
den anderen, ich fand sie jedoch alle der
Verbindung zu bringen, das schien mir
amtes im Deutschen Volkstheater regte ich
prächtigen Justizkomödie und auch der
eine meiner ersten dramaturgischen Auf¬
bei meinem damaligen Direktor Adolf
dichterischen Persönlichkeit Wildgans' nicht
gaben. Aber ich stieß auf einen grollenden
Weisse die Aufführung von Arthur
würdig. So verging die Zeit.
Achilleus. Sein Märchen „Das König¬

Schnitzlers „Anatol“=Zyklus an, aus
reich“, das später in einer neuen Fassung
Es kam die Eröffnung der Volksbühne
dem man wohl schon vorher da und dort,
zu eindringlichster Wirkung kam, hatte bei
durch Dr. Stephan Großmann und
auch auf unserer Bühne, das eine oder das
der am 13. Februar 1909 stattgefundenen
Artur Rundt, für die Wildgans die Frei¬
andere Stückchen gespielt hatte, der aber in
Uraufführung versagt, der Dichter setzte
gabe seines Stückchens erbat und — ob aucht
seiner Gänze, in den Zusammenhängen der
dies auf Rechnung der Inszenierung und
mit Widerstreben — erhielt, gegen das Ver¬
einzelnen Einakter, darin sich schon der
Besetzung und wollte mit der Bühne, auf
sprechen, sein nächstes Bühnenwerk, an dem
junge Dichter als Meister dieser Gattung
der er nach seiner Meinung nicht liebevoll
er bereits arbeitete, unserem Theater zuerst#
bewährt hatte, noch niemals aufgerollt
genug behandelt worden war, nichts mehr
vorzulegen. Das war „Armut“ Er##
worden war. Weisse brachte dem Vorschlag
zu tun haben. Er sagte mir dies klipp und
brachte mir die Dichtung, die er für durch¬
Sympathie entgegen und beauftragte mich,
klar ins Gesicht, als ich ihn anging, uns
aus theaterfern, für dialogisierte Lyrik
mit dem Dichter in Verhandlung zu treten.
seine eben fertiggestellte Tragödie eines
hielt und mit Worten stärksten Mißtrauens
Ich trug diesem meine Absicht vor. Er hörte
Volkes, „Glaube und Heimat“, zu
in Wert und Wirkung in meine Hände
mich mit stillem Lächeln an, legte dann seine
überlassen, deren ersten Akt ich in einer
legte, von mir die Bestätigung dieser
Hand auf meine Schulter und sagte nur:
Zeitungsveröffentlichung mit mächtigem
Selbstbe= und Verurteilung erwartend. Es
„Lieber Freund, lassen Sie doch
Eindruck genossen hatte.
kam anders. Ich war begeistert, übertrug
die Toten ruhen!" Er glaubte nicht
Aber ich ließ mich nicht schrecken. Frau
meine Begeisterung auf Direktor Weisse
an die dramatische Schlagkraft dieser Klei¬
Johann Strauß, der ich mein Leid ge¬
und am 16. Jänner 1915 wurde der
nigkeiten, dieser Niederschläge aus der
klagt hatte, versprach mir ihren Beistand.
dramatische Dichter Anton Wildgans unter
Junggesellenzeit, wie er sie nannte, und ließ
Sie lud mich gemeinsam mit Schönherr
dem Enthusiasmus der Darsteller, des
sich auch in stundenlangem Gespräch von
zum Tee, und es gelang uns beiden, nach
Publikums und der Kritik geboren.
meiner Ueberzeugung nicht überzeugen,
langen Verhandlungen dem Dichter seine
Er hatte eine Erfolgmöglichkeit über¬
willigte aber doch in die Ausführung des
feste Absicht auszureden, das monumentale
haupt nicht ins Auge gefaßt, mit mir, der
Planes ein, freilich unter Bedingungen,
Werk der Exl=Truppe zur Urauffüh¬
fest an die Kraft des Werkes glaubte, sogar
die ihn fast fraglich machten, und deren ent¬
rung für Wien zu überlassen. Ich schätze
gewettet, daß er Recht behalten würde
scheidendste die Zuerkennung des Rechtes
die liebevolle Arbeit Ferdinand Erls und
und noch knapp vor Probenbeginn auf eine
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