II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 168

B
25. Professer enhandi

(Geglienangab. „hne Gewähz).
Ausschnitt aus: Pressburger Zeitung
30 k. 1913
Zom:
Zur Verhinderung der Aufführung von
Schnitzlers „Professor Bernhardi“. Ueber den dies¬
bezüglichen Beschluß des städtischen Theaterkomitees
haben wir schon im Abendblatte berichtet. Wir pub¬
lizieren nunmehr die dort erwähnten zwei Tele¬
gramme. Das Telegramm der Wiener freien
literarischen Gruppe lautet:
„Ein letzter Stunde ausgesprochenes Verbot schä¬
digt schwer ideelle und materielle Interessen hunder¬
ter Wiener Kunstfreunde und Preßburger Bürger.
Die Verbotsvoraussetzung ist irrig. Auch Preßbur¬
ger Bürgern waren Karten im Vorverkauf in Wien
zugänglich, wovon zahlreich Gebrauch gemacht wurde.
Außerdem sind für Preßburg reservierte Karten am
Vorstellungstage an der Preßburger Theaterkasse er¬
hältlich. Als Sühne für den direktorialen Formfeh¬
ler spendet die Wiener Freie Literarische Gruppe
zweihundert Kronen für Preßburger Arme und er¬
wartet von der magyarischen Ritterlichkeit und Gast¬
freundschaft die Freigabe des Theaters für die Wie¬
ner Gäste und ein Asyl für ein zu Unrecht verfolgtes
Werk des großen Wiener Dichters. Universitätspro¬
fessor Halban, Bronistav Hubermann, Her¬
mann Bahr, Hofrat Steiner, Verlagsbuch¬
händler Heller k. u. k. Hauptmann Rober:.
Michael Freiherr v. Levetzow.
Das im gestrigen Abendblatte erwähnte und zur
Theaterkomitee=Sitzung verspätete Telegramm des
Direktors Paul Blasel hat folgenden Wortlaut:
„Okernotär Mitterhauser, Pozsony, Magistrat.
Bitte dringend den Verbotbeschluß aufzuheben. Die
Rechte des Theaterkomitees werden von mir respel¬
tiert. Wenn mir ein Formfehler unterlaufen ist, so
bitte ich um Entschuldigung. Die Aufrechter¬
hultung des Verbots wäre für mich
ein schwerer materieller Schaden. Die
Vorstellung mit einem gleichen ausgezeichneten En¬
semble von europäischem Ruf wird demnächst für
Pozsony Abends öffentlich wiederholt.“
Da
nun die Aufführung von Schnitzlers „Professor
Vernhardi“ diesmal aus formellen Grün¬
den verhindert wurde, bleibt — wie uns mitgeteilt
wird — nichts anderes übrig, als unter Genüge¬
leistung aller formellen Anforderun¬
gen diese von den politischen Greislern Oesterreichs
so angefochtene Komödie Schnitzlers noch im Ver¬
laufe dieser Saison einige Male aufzuführen, und
zwar ohne Ausschluß eines Wiener Massenbesuches.
Es ist dies schon deshalb nötig, auf daß unanzwei¬
felbar dokumentiert werde, daß der jetzigen Verhin¬
derung keine reaktionären Motive zugrunde lagen,
sondern nur ein schaver geahndeter
Formfehler)
box 30/2

(guellenangabe eime Gow####.
Assschaltt ansP#ster Lloyd. Budapest
von: 79 k 191, Abendblatt
(Prösessor Bernhardr in Pozsony.) Aus
[Wien wird uns berichtet: Wie das „Illustrierte Wiener Extra¬
blatt“ erfährt, hat der Vertreter der Freien Literarischen Gruppe
in Wien, Buchhändler Hugo Heller, sich nach Pozsony begeben,
um dort die Reassumierung des Verbots der Aufführung von
Schuitzle=Professor Bernhardi“ zu erwirken. Es gelang, den
Bürgermeister zu bestimmen, für heute nachmittog eine Sitzung
des Theaterkomitees einzuberusen. In Wien wird das Auf.
führungsverbot vielsach auf klerikale Agitationen in Pozsony
zurückgeführt und es als Kuriosum bezeichnet, daß man ein und
dasselbe Werk in Budapest aufführen läßt, in Pozsony aber ver¬
bietet. Interesiant ist, daß die für gestern in Leitmeritz an¬
gesetzte Voriesung von „Professor Bernhardi“ von der Bezirks¬
hauptmannschaft verboten wurde. Auffällig ist, daß die Be¬
gründung dieses Verbots gleichlautend ist mit der Verwer¬
sung des Rekurses durch das Ministerium des Innern, woraus
heivorgeht, daß das Ministerium des Innern jedenfalls den
verschiedenen Bezirkshaupimannschaften einen Erlaß über¬
mittelt hat, mit welcher Begründung die Aufführung, oder
Vorlesung von Schnitzlers „Professor Bernhardt“ abzu¬
lehnen sei.
Ausschnitt audleutsches Volksb’att, Wien
29 APR. 1913
vom:
Wesee eeshendhaltmet der Pinter 9e
esder Snden anes in dein tulten enng
usschusse angemeldet, daß die Mitalieder des Berliner Kleinen
heaters am 1. Mai im Preßburger städtischen Theater das in
pesterreich von der Zensur verbotene Stück Schnitzlers „Pro¬
kssor Bernardi“ zur Aufführung bringen wollen, aus welchem
Inlasse zahlreiche Gäste aus Wien nach Preßburg kommen
perden. Der Ausschuß nahm die Anmeldung nicht zur Kenninis
hit der Begründung, daß das Preßburger städtische Theater in
rster Reihe die Ansprüche des Preßburger Publikums zu be¬
jedigen habe und es daher unzulässig sei, daß für einé
tesee Geschsek den Vortehnen veanseln wrce.

FEICHSPOST, WIEN
Ausschnitt aus:
29. APRL 1913
vom:
Telegranstte.
Schnitzler in Preßbuig abgelehnt.
Presburg, 28. April. Des Direktor des hiesigen
deutschen Theaters h##em städtischen Theaterausschusse
angemeldet, daß die Mitglieder des Berliner Kleinen
Theaters am 1. Mai im Preßburger städtischen Theater
das in Oesterreich von der Zensur verbotene Stück
Schnitzlers „Professor Bernhardi“ zur
Aufführung bringen wollen, aus welchem Anlasse zahl¬
reiche Gäste aus Wien nach Preßburg kommen werden.
Der Ausschuß nahm die Anmeldung nicht zur Kennt¬
nis mit der Begründung, daß das Preßburger städtische
Theater in erster Reihe die Ansprüche des Pre߬
burger Publikums zu befriedigen habe und es
daher unzuläs
, daß für eine
geschlossene Gesellschaft dort Vor¬
stellungen veranstaltet werden.