25 Brofessor Bernhandi
Ausschnitt aus
Kikeriki, Wien
vom: 1E.ina1 18
Eine Première in Preßzburg.
Die einmalige Aufführung von Schnitzlers in Österreich
verbotenem glaubensfeindlichen Tendenzstuck „Professor
Bernhardi“ die die Wiener Freisinnigen in Preßburg ver¬
anstalten wollten, ist ins Wasser gefallen, da die Stadt
Preßburg ihr Theater zu diesem Zweck nicht hergab. Doch
ist es dem Hock gelungen, seinen Gesinnungsgenossen ein
noch pikanteres Preßburger Schauspiel zu bieten:
PRESSBURGER SCHLOSSBERG
Heute und täglich:
SCHNITZLERS REIGEN
Szenische Aufführung.
Karten zu 20, 15 und 10 Kronen, inklusive Hin¬
fahrt und Nachtquartier auf dem Schloßberg. Mit¬
glieder der Freien Schule genießen Preisermäßigung.
Hock, Impressarid
Ausschnitt aus: WIENER CARICATUREN
vom:
—
Holz und Schnitzler.
Für beide Dichter wird gesammelt;
für Holz, um ihn vor äußerster Hot zu
bewahren, für Schnitzler geht es um Unter¬
schriften, weil ihm die Zensur einen
Preßburger Ilagenbeugel versetzt hat.
Artur schrieb „Sterben“ und versteht
seither zu leben. Hrno schrieb die „Freß-,
Sauf- und Venuslieder“ und hat nichts, sich¬
satt zu essen.
Holz hat einen Schnitzer begangen, als
er der Mode nicht nachgeben wollte, Schnitzler
befindet sich nicht auf diesem Holz-Wege.
box 30/2
Ausschnitt aus: Wiener Leben
II
B
fierr Reller — zu Rilfe!
(Preßburg kontra Schnitzler.)
Preßburg war mir schon vorher durch
seine wirklich delikaten Mohn= und Rußbeugel
außerordentlich sympathisch.
Seit gestern aber, da sich die Stadt gegen
den Kultureinbruch des geschäftskundigen
Buchhändlers Heller wehrte und infolge einer
kommunalen Entscheidung das Geld für die
bereits gelösten Karten zu „Professor Bern¬
hardi“ zurückgegeben werden muß, seit ge¬
stern verehre ich direkt diese Stadt, die so
deutlich sich gegen die Hellers und Bar¬
nowskis, gegen diese unter der Maske einer
freien literarischen Gruppe mit Literatur spe¬
kulierenden Firma erklärt hat.
Herr Heller ist so ziemlich die charakteristi¬
scheste Erscheinung in unserer gewiß an un¬
möglichen Gestalten und Fratzenphysiogno¬
mien nicht armen Wiener Stadt.
Lieber sitze ich den ganzen Abend in einem
Theater, dessen Parterre aus lauter jungöster¬
reichischen und Jungwiener Literaten und
Schriftstellern besteht, lieber höre ich vier Akte
„Siegfried Geyer“ verschärft durch die Lektüre
einer feuilletonistischen Würdigung in der
„Wiener Zeitung“, alles zöge ich freudiger
dem Vorschlage vor, dem Buchhändler Heller
meine Bekanntschaft mit irgend einem ver¬
botenem Stück zu verdanken.
Verbotene Stücke sind die Spezialität die¬
ses Herrn. Mit verbotenen Ansichtskarten
zu hausieren, das wäre sicherlich nicht stan¬
desgemäß, so wählt man die Veranstaltung
verbotener Stücke, und was heute Wedekind
heißt, kann morgen Schnitzler sein, die Haupt¬
sache bleibt, daß der Mann ein Stück ge¬
schrieben hat, das verboten wurde. Nun hat
die Repräsentanz der Stadt Preßburg mit
rauher Hand in ein Geschäft eingegriffen, das
sich allem Anscheine nach fast ebenso glän¬
zend rentiert hätte, wie die Aufführung der
Wedekindschen „Büchse der Panktora“ Sie
hat in der richtigen Erkenntnis, daß das
Stadttheater in Preßburg in erster Linie für
die Preßburger und nicht für Herrn Heller
erbaut wurde, die geplante einmalige Auf¬
führung des „Professor Bernhardi“
verboten und da hat man mit einem Male
etwas von einer „freien literarischen Gruppe“
gehört, von der man erst etwas wußte, bis
Herr Heller, nach der Meldung der „Neuen
Freien Presse“ nach Preßburg eilte und es
durchsetzte, daß die Bürgerschaft mit 7 gegen
5 Stimmen endgiltig die Aufführung des
Schnitzlerschen „Professor Bernhardi“
untersagte. Ich kenne diese freie literarische
Gruppe nicht und weiß auch nicht, aus wem
sie mit Ausnahme des Herrn Heller besteht,
aber ich habe sie im dringenden Verdacht, daß
sie die nichtprotokollierte Agentur der Buch¬
handlung Heller darstelit, die um die Literatur
Ausschnitt aus
Kikeriki, Wien
vom: 1E.ina1 18
Eine Première in Preßzburg.
Die einmalige Aufführung von Schnitzlers in Österreich
verbotenem glaubensfeindlichen Tendenzstuck „Professor
Bernhardi“ die die Wiener Freisinnigen in Preßburg ver¬
anstalten wollten, ist ins Wasser gefallen, da die Stadt
Preßburg ihr Theater zu diesem Zweck nicht hergab. Doch
ist es dem Hock gelungen, seinen Gesinnungsgenossen ein
noch pikanteres Preßburger Schauspiel zu bieten:
PRESSBURGER SCHLOSSBERG
Heute und täglich:
SCHNITZLERS REIGEN
Szenische Aufführung.
Karten zu 20, 15 und 10 Kronen, inklusive Hin¬
fahrt und Nachtquartier auf dem Schloßberg. Mit¬
glieder der Freien Schule genießen Preisermäßigung.
Hock, Impressarid
Ausschnitt aus: WIENER CARICATUREN
vom:
—
Holz und Schnitzler.
Für beide Dichter wird gesammelt;
für Holz, um ihn vor äußerster Hot zu
bewahren, für Schnitzler geht es um Unter¬
schriften, weil ihm die Zensur einen
Preßburger Ilagenbeugel versetzt hat.
Artur schrieb „Sterben“ und versteht
seither zu leben. Hrno schrieb die „Freß-,
Sauf- und Venuslieder“ und hat nichts, sich¬
satt zu essen.
Holz hat einen Schnitzer begangen, als
er der Mode nicht nachgeben wollte, Schnitzler
befindet sich nicht auf diesem Holz-Wege.
box 30/2
Ausschnitt aus: Wiener Leben
II
B
fierr Reller — zu Rilfe!
(Preßburg kontra Schnitzler.)
Preßburg war mir schon vorher durch
seine wirklich delikaten Mohn= und Rußbeugel
außerordentlich sympathisch.
Seit gestern aber, da sich die Stadt gegen
den Kultureinbruch des geschäftskundigen
Buchhändlers Heller wehrte und infolge einer
kommunalen Entscheidung das Geld für die
bereits gelösten Karten zu „Professor Bern¬
hardi“ zurückgegeben werden muß, seit ge¬
stern verehre ich direkt diese Stadt, die so
deutlich sich gegen die Hellers und Bar¬
nowskis, gegen diese unter der Maske einer
freien literarischen Gruppe mit Literatur spe¬
kulierenden Firma erklärt hat.
Herr Heller ist so ziemlich die charakteristi¬
scheste Erscheinung in unserer gewiß an un¬
möglichen Gestalten und Fratzenphysiogno¬
mien nicht armen Wiener Stadt.
Lieber sitze ich den ganzen Abend in einem
Theater, dessen Parterre aus lauter jungöster¬
reichischen und Jungwiener Literaten und
Schriftstellern besteht, lieber höre ich vier Akte
„Siegfried Geyer“ verschärft durch die Lektüre
einer feuilletonistischen Würdigung in der
„Wiener Zeitung“, alles zöge ich freudiger
dem Vorschlage vor, dem Buchhändler Heller
meine Bekanntschaft mit irgend einem ver¬
botenem Stück zu verdanken.
Verbotene Stücke sind die Spezialität die¬
ses Herrn. Mit verbotenen Ansichtskarten
zu hausieren, das wäre sicherlich nicht stan¬
desgemäß, so wählt man die Veranstaltung
verbotener Stücke, und was heute Wedekind
heißt, kann morgen Schnitzler sein, die Haupt¬
sache bleibt, daß der Mann ein Stück ge¬
schrieben hat, das verboten wurde. Nun hat
die Repräsentanz der Stadt Preßburg mit
rauher Hand in ein Geschäft eingegriffen, das
sich allem Anscheine nach fast ebenso glän¬
zend rentiert hätte, wie die Aufführung der
Wedekindschen „Büchse der Panktora“ Sie
hat in der richtigen Erkenntnis, daß das
Stadttheater in Preßburg in erster Linie für
die Preßburger und nicht für Herrn Heller
erbaut wurde, die geplante einmalige Auf¬
führung des „Professor Bernhardi“
verboten und da hat man mit einem Male
etwas von einer „freien literarischen Gruppe“
gehört, von der man erst etwas wußte, bis
Herr Heller, nach der Meldung der „Neuen
Freien Presse“ nach Preßburg eilte und es
durchsetzte, daß die Bürgerschaft mit 7 gegen
5 Stimmen endgiltig die Aufführung des
Schnitzlerschen „Professor Bernhardi“
untersagte. Ich kenne diese freie literarische
Gruppe nicht und weiß auch nicht, aus wem
sie mit Ausnahme des Herrn Heller besteht,
aber ich habe sie im dringenden Verdacht, daß
sie die nichtprotokollierte Agentur der Buch¬
handlung Heller darstelit, die um die Literatur