II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 182

25 Professer Bernhandi
Ausschnitt aus: WIENER CARICATUREN
1.M 1913

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Wenig Nutzen bringt Arthur
Schnitzler der so lärmend inszenierte
„Pröfessor Bernhardi“rummel.
Odeste Tendenzmeierei einer kraft¬
los auf dem Wiener Boden daliegenden!!
Freisinnsclique, die ihren ganzen Taten¬
drang auf den Theaterbrettern austoben
möchte.
In Preßburg sollte eine Aufführung
des schwachen Stückes stattfinden und es
war bereits ein starkes Aufgebot aus dem
I. und II. Bezirk von Wien marschbereit,
aber die Verwaltung der ungarischen
Krönungsstadt wollte diese nicht zum
Tummelplatz einer tendenziösen Demon¬
stration machen lassen. Was nun Wir
denken, alle diese begeisterten Franz
Josefs Kai-Leute sollen einfach das
Drama lesen und sich die Reisekosten nach
Preßburg ersparen.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Die Bompe, Wien
Ahschmitt aus

vom:
1913



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Professor Bernhardi.
Nun habensich so viele Wieneraufdie Aufführung
fles verbotenen „Professor Bernhardi“ gefreut
und da wird sie auch in Pressburg verboten.
Und in Pressburg wäre es so amüsant gewes
sen, da es dort noch andere verbotene Dinge gibt
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box 30/2
At.
Ausschnitt aus: Humorisüsche Blätter, Wien
N4) 1913
vom:
B
Theatet.
Nun wich „Mädfessot Vernharbi“ auch in
Preßburg nicht aufgeführt und so haben einige
übereifrige Agenten dem Freisinn eine neue Schlappe
verschafft.
Müssen denn die Taten des Liberalismus
grade in der schwülen Theateratmosphäre vollbracht
werden, ist alles Männliche bereits im Theatralischen
ersoffen.
Arthur Schnitzler hätte auch einen besseren
Einfall haben können, als die Gründung der Poli¬
klinik zu einem Markstein des Freisinns zu gestalten.
Er weiß es ja aus erster Quelle, daß es sich
damals nicht um politische Probleme gehandelt hat,
sondern um die Mittel, einigen strebsamen Arzten
den Weg zu Namen und Praxis zu bahnen.
Warum das so tragisch auffassen?

Im Johann Straußtheater, wo sonst
Girardi echt wienerische Heiterkeit entfesselt, geht
es jetzt berlinerisch zu.
Das Berliner „Kleine Theater“ ist hier zu
Gast und bringt ernst zu nehmende Novitäten.
Das letzte Mal kam Norwegen das Land
des Leberthrans und der Problemdramatik
zu Wort.
Björnson ist, gegen Ibsen gehalten, recht
schwach, aber er hat immerhin etwas zu sagen.
„Paul Lange und Tora Parsberg“ ist
eine ziemlich verwickelte Geschichte, die teils psy¬
chologisch, teils effektdramatisch gehalten ist.
Das Drama wurde von den Berlinern mit
ihrer charakteristischen Intelligenz und unterstreichenden
Sorgsamkeit gespielt. Sehr gut ist Herr Steinrück,
vortrefflich die Herren Abel und Klein=Rhoden.
Die Lossen bot als halbe Titelheldin eine
wohl abgerundete Leistung.
Unangenehme Szenen spielten sich jüngst im
Hofoperntheater ab, als Frau Mildenburg die
Isolde sang. Man kann eine Künstlerin sehr hoch
schätzen und es doch unstatthaft finden, wenn sie mit
den letzten Stimmresten anderen aufstrebenden
Talenten den Weg verlegt.
In Kunstsachen gibt es kein Erbarmen und
keine Pietät und Hermann Bahr, der Gatte der
Frau Mildenburg, hat oft genug gegen Abgelebtes
mit dem kritischen Schwert gewütet.
Die Volksbühne hat eine sehr interessante
Novität an „Alles um Geld“ von Herbert
Enlenberg gewonnen.
Es ist ein flammender Protest gegen die Macht
des Geldes und dürfte dem Dichter viel klingenden
Lohn bringen.
Was doch diese Leute gegen das Geld haben?
Wir finden, es wird sehr verleumdet, denn kaum
ein zweites Ding gewinnt so bei näherer Bekannt¬
schaft wie das Geld.
Es ist übrigens eine große Torheit, dem Geld
die Schuld
törichte Menschen damit