II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 232

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25. Prossor Bernhand
Aeigen und elganzensein Wunder, daß der Glällde an die öfftziellen Friedensversiche= #nis, daß er nicht
hat Rußland jetzt im Raume des Wi ner Armeebezirkes be¬ rungen immer mehr dahin schwindet? Es ist der beste Prüfstein seines Zustandes
Be
und dem Auditorium hergestellt und riß nicht mehr ab. bis der
Hintergrund des zeitgenössischen Oesterreich gemalt wird und daß Kollege und Freun
letzte Ton der mit unermüdeter Stimme ausgeführten Ansprache
dieser. Hintergrund bei der Erfüllung des dramatischen Schicksals
ängstlicher und sch
an Walther verklungen war. Das Eigne und Bezwingende des
mitsprechen wird. Auch darüber werden wir alsbald aufgeklärt,
oder aus Prinzipig
Benderischen Sachs liegt in der bis ins Kleinste durchdachten und
daß alle erdenklichen Konfliktsmöglichkeiten in dem Tharakter des
chen allzu „gerade
alle Mittel der reichen musikalischen Schattierungskunst benützen¬
Professors Bernhardi gegeben sind, der, ein ebenso wertvoller
können, fallen. D
den Ausführung, die Wort und Ton bis in ihre innerste Bedeutung
Mensch als hervorragender Gelehrter, von einiger Weldfremdheit
daß Bernhardi die
hinein versteht und in jedem Augenblicke sinngemäß färbt und be¬
ist, ganz und gar kein Diplomat, feind allen Kompromissen und
Abteilung niederl
tont. Aus den übrigen Meistern, die Gillmann als Pogner,
darin ein entsernter Verwandter von Ludwigs Erbförster —
gionsstörung und
Geis als Beckmesser unter sich hatten, sei mit besonderer Aner¬
ein eigensinniger Rechtsfanatiker, der nur ein Rechtsempfinden
strengt; er endetn
kennung der diskreten und naturwahren Durstellung der Kothner
aus seinem eigenen Gefühl heraus, nicht aus Konvention und
monatlichen Ges
Schreiners genannt, der erneutes Schütteln des Kopfes ob der
Rücksichtnahme kennt, und der über den so gearteten eigenen Cha¬
der
genschwur
rakter straucheln wird.
Verwunderlichkeit, daß man diesen Künstler wirklich leichten Her¬
triganten
Hoch
zens ziehen lasse, veranlaßte. Kuhns lieber David erfreute wie
erschüttert, ist von
Unter diesen Umständen kann der anstoßende dramatische Kon¬
immer, und Frau Kuhns Evchen erwarb sich durch den reinen
gebrochen. Er ve
flikt kommen woher nur immer, er wird andere nach sich ziehen;
und geschmackvollen Gesang herzliche Zustimmung, obgleich man
spruches. Er will
und in der Tat hat es sich Schnitzler nicht entgehen lassen, die
nicht verkennen konnte, daß sie von Haus aus nicht recht ins Ge¬
Prozeß ist er plötzli
ganze Skala von Konflikten, denen ein Charakter wie der Bern¬
wand dieser Rolle paßt. Frl. Höfers Magdalena zählt zu den
Persönlichkeit ger
hardis ausgesetzt ist, vor uns aufzubauen. Das Zeichen zum Be¬
angenehmeren Ammen die Evchen Pogner auf der deutschen Bühne
atheistischen Verein
ginn gibt also ein Zusammenstoß Bernhardis, mit dem hochwür¬
in solcher Fülle der Verschiedenheit besitzt.
gebetene Jou
digen Herrn Franz Reder, Pfarrer der Kirche zum hl. Florian, im
Unreinheit der Holzbläser und Ueberwiegen des Blechs be¬
Elisabethinum. Pfarrer Reder ist von der eigenmächtigen Kran¬
leger herand
einträchtigten zuweilen das sonst des Schwunges nicht entratende
Sind Am
kenschwester Ludmilla ohne Wissen Bernhardis zu einer Patien¬
Spiel des Orchesters. Es verlautet, daß eine Generalsäuberung
tin gerufen worden, zu einem jungen, leichtfertigen Mädel, das
Volksbeljebth
und Aufbesserung der Wagnerischen Werke im Laufe des Jahres
ein Verbrechen wider das keimende Leben begangen hat und an
manches ande
erfolgen solle; so werden denn auch wohl die „Meistersinger“ des
den Folgen rettungslos darniederliegt. Dieses Mädel hat keine
innere Genugtuun
Segens dieser Arbeit teilhaftig werden. Diese Ankündigung hört
Ahnung, daß ihr Leben nur noch nach Stunden zählt, und Pro¬
Geistlichen, den er
man ebenso gern, wie den Plan, im Herbste einen Verdi=Zyklus
fessor Bernhardi in dessen Behandlung sie steht, will ihr den letz¬
in Bernhardis
zum Gedächtnisse des hundertsten Geburtstages des großen italie¬
ten schönen Wahn, der sie umgibt, diese Stunden der Euphorie,
Reder als einen
nischen Meisters — denn auch Verdi ist gleich Wagner im Jahre
nicht zerstören. Und so verweigerte er auch dem Priester den
Charaktet, den nich
1813 geboren = hier zu geben, eine Absicht, die sich mit dem vor
Zutritt zur Schwerkranken, um sie nicht ohne Not zu erschrecken.
Bernhardi drängte
kurzem an dieser Stelle kundgegebenen Wunsche aufs glücklichste
Ja, er hält ihn sogar mit seinen Händen zurück, schiebt ihn von sein Durchdrungen
trifft.
der Türe weg, als er seinem Verbot zum Trotz sich Zutritt zur
katholischen Kirche
Patientin verschaffen will: und über dem Wortwechsel von Arzt
kenden von seinen
und Priester stirbt das arme Mädel, es fährt dahin „in seinen
Professor Bernhardi
Treu steht die kl#
Sünden“, wie Bernhardis Gegner sagen.
bildete Freundess
Komödie in fünf Akten von Artur Schnitzler
Dieser Konflikt löst allsogleich andere aus, er ist Wasser auf
wieder enen We
(Erstaufführung im Münchner Schauspielhaus
schwacher wankend
die Mühlen von Bernhardis, des Juden, Widersachern, die seinem
am 8. Februar)
weanerischer Liebe
Charakter entsprechend sehr zahlreiche sein müssen. Mit Aus¬
Wir sind im Elisabethinum, einer von Professor Bernhardi,
böse sein.
nahme einiger ehrenfester Freunde, die indessen Bernhardi so sehr
Spezialist für innere Krankheiten, gegründeten und geleiteten Wie¬
ähnlich sind, daß ihnen eine wirksame Beeinflussung der öffent¬
Aber trotz all
ner Privaiklinik. Wir bekommen allerlei Mediziner= und Pro¬
lichen Meinung unmöglich ist, scheint sich alle Welt gegen Bern¬
Einspruch gegen sei
fessorentypen zu Gesicht, und erkennen alsbald, daß es hier zwei
hardi verschworen zu haben, angefangen vom hohen Parlament
angebotenen Straf
Parteien gibt: die eine gruppiert sich um den Direktor Professor
bis herab zum kleinen Streber Dr. Hochroitzpointner und der brauch. Sein Tro
Bernhardi, der ein Jude ist, die andere um den Vizedirektor Dr.
Krankenschwester Ludmilla. Die klerikale Partei bringt im
der Freiheit wiede
Ebenwald, der sehr nach der klerikalen Seite inkliniert. G
Reichsrat eine Interpellation wegen des Vorfalles ein, die ihre ihn sind, und aller
uns sofort klar, daß das Drama auf den politisch=konfessionellen Spitze gegen Bernhardi richtet. Der Unterrichtsminister, früher in die Welt. Sei
Auu-GON Al
10/21z
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