II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 249



eSS
25.—Bernhandi
box 30/3
ee Muncener Taavian. 77 J3
Nr. 42. Dienstag, den 11. Februar 1913.
ahlung ver¬
voller Erfolg zueil wurde. Die weiche und da¬
genug, diese Tendenz nicht allzudick aufzutragen.
bei doch träftig schöne Baßstimme hat eine Höhe,
Er läßt ja auch in der großen Szene des vorletzten
Aenderung.
die dem Sänger erlaubt, Partien mit ausge¬
Aktes den Pfarrherrn von St. Florian sehr sym¬
sprochen baritonalem Charakter zu singen. Muß
pathisch erscheinen. Eine Szeue, die dem, Herrn
er auch in der Höhe mit einer gewissen Reserve
Schnitzler gesinnungsverwandten Premierenpubli¬
vorgehen, so hilft das außerordentliche technische
kum deshalb auch gar nicht gefiel und nach der
sten.
Können über die Schwierigkeiten hinweg. Die
der Applaus merklich abflaute.
Intelligenz und reife Künstlerschaft Benders kam
igt die Stadt¬
Aber trotz aller Versuche, objektiv zu erscheinen,
dem Vortrag bestens zu statten. Das Bedenken,
Rözese Regens¬
kann der Autor doch nicht aus seiner kirchenfeind¬
daß das heitliche Organ des Künstlers durch Ueber¬
ssionsm. Rein¬
lichen Haut heraus. Immer und überall steht er
igten an Sonn¬
nahme solcher Partien Schaden leiden könnte, ist
auf Seite seines sogenannten Helden. Dieser jüdische
Aushilfe im
wohl nicht unbegründet, denn jede Stimmlage
Krankenhausdirektor hat bei Herrn Schnitzler im¬
ch den Bestim¬
hat ihren eigenen Charakter, ihre besondere Grenze,
mer recht, er ist ein Tugendbold und Musterknabe
ür die bei der
das Darüberhinausgehen könnte Folgen haben.
reichenden Ge¬
während die Gegner von der „klerikalen“ Partei
Hoffentlich bleibt dem beliebten Sänger sein glän¬
genw. Nummer
eine Bande von Lügnern, Hetzern und Strebern
zendes Material! Was den „Sachs“ besonders
sind. Was zu beweisen war. Wir haben Herrn
ympathisch machte, war der breite, anheimelnde
ger Eigenschaft
Schnitzler bis jetzt für einen Mann von Geist ge¬
ster A.* Peter¬
Humor, der im Vortrag wie im Spiel der dominie¬
halten und hätten ihm solche billige Mätzchen
znßiger Eigen¬
renden Gestalt zum Vorteil gereichte. Das Publi¬
eigentlich nicht zugetraut. Aber man täuscht sich
etr.=Werkst. zur
kum erkannte die Vorzüge des Venderschen Sachs
eben manchmal. Leider! Jedenfalls ist es kein
er von der Ab¬
dankbar an und jubelnd wurden dem Künstler
hmitt von der
Zeichen von besonderer künstlerischer Begabung,
nach den Aktschlüssen zahlreiche Hervorrufe ge¬
ctain von Harx¬
wenn ein Autor den politischen Tagesstreit auf die
währt. Die „Eva“ war von Frau Kuhn¬
Grobholz von
Bühne zerrt, wenn er nicht mehr mit den Mitteln
Brunner gegeben; die Partie sollte nicht mit
* Müller von
der reinen Kunst, sondern mit den unsauberen Knif¬
J.* Tauer von
einer Soubrette besetzt werden und sei sie auch
fen und Pfiffen der politischen Tendenz auf ein
lberg Höh., D.
von einer stimmlichen Begabung und der Sanges¬
gewisses Publikum zu wirken sucht. Es ist das
IV Nürnberg,
kunst der Frau Kuhn. Die „Eva“ wird nur dann
fast immer ein Beweis, daß ihm sonst — nichts
r.) nach Karl¬
vollständig charakterisiert, wenn sie als unerfahre¬
nchen=Ost, M.
mehr einfällt. Eine Bankerotterklärung! Politisch
nes Mädchen ihr Herz entdeckt und den ent¬
Lied —
München=Ost
ein garstig Lied! Besonders auf der Bühne.
sprechenden Ernst zeigt. Ein Manko des Stim¬
fen nach Mün¬
Auch abgesehen von der Tendenz, ist das Stück
mungsvollen wird bald vermißt. Daß Frau Kuhn
hnst. Salzburg,
schlecht gemacht. Fünf Akte lang wird hier hin= und
mit der ihr eigenen Sauberkeit die Partie aus¬
eilassing, Mar
hergeredet über Judentum und Antisemiten und
stattete, ist lobend hervorzuheben. Den „Walther
ED. München
sonst noch alle möglichen Dinge, langatmige Zei¬
nach Altenstadt,
von Stolzing“ sang Herr Knote und brachte mit
der ED. Angs¬
tungsartikel werden verlesen und mächtige Reden
seinem glänzenden Tenor und seiner meisterhaften
von Triesdörf
gehalten. In einer Wählerversammlung mag sich
Vortragsweise das Werbelied wie das Preislied
von Karlstadt
das ganz gut machen, auf der Bühne wirkt es
zu einer hohen Bedeutung. Das zahlreich im
tzt ab l. Febr.
allmählich ermüdend und langweilig. Und trotz
Theater anwesende Publikum war von dem Gesamt¬
Augsburg für
aller Rederei und Schreierei kommt nichts bei der
eindruck der Aufführung unter der Leitung des
Jahr. — Im
Sache heraus. Keines der Probleme, die ange¬
ihnsekretär Th.
igl Hofkapellmeisters Röhr sehr befriedigt und
ßl für immer
schnitten werden, wird gelöst. Man hört lauter
spendete enthusiastischen Applaus.
ahnselretär K.
Fragen, keine Antworten. Viel Geschrei und wenig
rangesteklt.
„Professor Bernhardi.“
Wolle! Und dieser famose Professor Bernhardi,
Ruhestand be¬
Komödie in fünf Akten von Arthur Schnitzler.
der sich zuerst so stramm ins Zeug legt und dann,
gshafen a. Rh.
Erstaufführung am Münchner Schauspiel¬
als die Sache schief geht, „sei' Ruah“ haben will,
hause.
er wirkt am Schlusse sogar ein bißchen komisch.
Komische Helden sind aber immer eine faule Sache
In einem Wiener Spital liegt ein junges

beim Theaetr.
Mädel im Sterben. Die Krankenschwester schickt nach
Für die Aufführung war natürlich unter
dem Geistlichen, der auch sofort erscheint, um der
=Klub (Sitz
Stollbergs Leitung alles Mögliche geschehen.
Sterbenden die letzte Oelung zu spenden. Da tritt
ad=, Motor¬
In dem Stücke laufen nicht weniger als vierzehn
ihm der Direktor des Krankenhauses, Professor
Flugzeug¬
ärztliche Spezialisten herum. Und die Art, wie die
ernhardi, entgegen. Er verweigert dem Geistlichen
en hat, ver¬
Darsteller des Schauspielhauses all' diese Medizin¬
n Zutritt zum Sterbebette, denn die Kranke soll
abends 8½
männer verkörperten, zeigte von guter Beobach¬
nicht erfahren, daß ihr letztes Stündlein gekommen
etpold (Auf¬
tung. Aus dem Professor Bernhardi machte Herr
ist. Der wackere Pfarrer von St. Florian protestiert
Vortrag des
gegen diesen Eingriff in seine Rechte, aber es hilft
Jessen, was eben daraus zu machen war. Vor
esden über:
allem ging er der naheliegenden Versuchung, all¬
nichts; er muß der Gewalt weichen. Und das arme
deutung
Mädel stirbt ohne die Tröstungen der Religion.
zustark aufzutragen, geschickt aus dem Wege. Ebenso
(mit Licht¬
Die Sache geht schlimm aus für den Herrn
geschickt vermied es Herr Eßlair, aus dem Pro¬
lich bei
Professor Bernhärdi, der — nebenbei bemerkt —
fessor Ebenwald, dem Hauptgegner Bernhardis, den
ät des The¬
Jude ist. Der Fall erregt Aufsehen, es gibt eine
üblichen Brunnenvergifter zu machen. Einen un¬
denfalls zu.
Interpellation im Parlamente, der Minister sagt
entwegten alldeutschen Sprüchemacher vom rein¬
gende, Herr
eine Untersuchung der Affäre zu, Bernhardi wird
sten Wasser stellte Herr Peppler auf die Bühne.
uf dem Ge¬
genötigt, von seinem Posten zurückzutreten und
Sehr fein und diskret spielte Herr Kalser als
Flugzeug¬
schließlich erhält er noch zwei Monate Gefängnis
Pfarrer die große Szene des vierten Aktes. Eine
wegen Religionsstörung. Die Freisinnigen und Un¬
interessante darstellerische Leistung war auch der
finden, wie
entwegten machen natürlich einen Mordsspektakel,
kluge, weltmännische Exzellenzherr des Herrn Gün¬
5. und 16.
sie posaunen — wie das so üblich ist — Bernhardi
ther. Und Herr Randolf als k. k. Hofrat trug
Senioren¬
als „Märtyrer“ seiner Ueberzeugung aus, und for¬
mit seiner humorvollen Gemütlichkeit viel zur Ret¬
die Markt¬
dern ihn auf, Berufung einzulegen. Bernhardi aber
tung des ziemlich matten letzten Aktes bei. Eine
Meldungen
erklärt, daß er das nicht tun werde, daß er über¬
größere Damenrolle enthält das Stück nicht.
n Ski=Klub
haupt von nun an seine k. k. österreichische Ruhe
Der Applaus war nach den ersten Akten sehr
it der Ver¬
haben wolle. Und kehrt resigniert zu seinen Kran¬
stark, gegen den Schluß zu wurde er — wie bereits
den zurück.—
Der anwesende
1.
erwähnt — merklich schwächer.
Man sieht: mit rauher Hand wird hier an
Autor dankte wiederholt für den Beifall seiner
J. D.
heilige Dinge gerührt. Und man frägt sich mit
Gesinnungsgenossen.
zert.
Recht: welchen Zweck soll es denn eigentlich haben,

der „Mei¬
die Einrichtung des heiligen Sterbsakramentes auf
Schauspielhaus. Die bisherigen 10 Auffüh¬
ar für die
die Bühne zu zerren und dort einen widerlichen
rungen von „Marys großes Herz“ fanden
es „Sachs“
Streit darüber zu entfesseln? Nun, der Zweck liegt
vor total ausverkauften Häusern statt und auch für
tlichem In¬
auf der Hand: es handelt sich um ein Tendenz¬
die weiteren Wiederholungen des Lustspiels liegen
n Vorjahre
stück, es geht wieder einmal gegen die Kirche und
so viele Vormerkungen vor, daß es ratsam ist, sich
Versuch ge¬
die bei gewissen Leuten so sehr unbeliebten „Kleri¬
beizeiten mit Billetts zu versehen. Am 22. F
kalen“.
übernehmen.
bruar kommt Strindbergs „Rausch“ mit Frl.
halb hat er
Denn der Autor mag sich drehen und wenden,
konstatieren
Rosar als Henriette zur Aufführung.
wie er will, seine Komödie ist und bleibt ein anti¬
Deutsches Theater. Josef Meth ist mit seinem
diesmal einchristliches Tendenzstück. Er ist natürlich schlauf
großen bayerischen Bauerntheater zu einem län¬
geren Gastspiel im Deutschen Theater eingezogen.
Der Eröffnungsabend vom Samstag zeigte nicht
Aus der Jeder des Arztes
gerade starken Besuch auf, doch wird sich das än¬
wre